(© Argon Verlag) |
Mein Name ist Estela*
von Alia Trabucco Zerán
Gelesen von Heike Warmuth
Bewertung: ★★★☆☆
Fiction, AudiobookSpieldauer: 6 Stunden und 32 Minuten
Erscheinungsdatum: 19. Februar 2024
Verlag: Argon
*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den Argon Verlag.
Inhaltsangabe:
Szene um Szene offenbart sich ein schwindelerregendes Kammerspiel
unüberbrückbarer Klassenunterschiede. Sieben Jahre hat Estela im Haus
der fremden Familie gelebt, hat tagein, tagaus für sie gesorgt. Die
weiße Schürze ist zu einer zweiten Haut geworden, die dünnen Wände ihres
Zimmers rücken immer näher. Doch sie ist nicht die einzige Gefangene
des Hauses: Im leeren Blick des Mädchens sieht Estela ihre eigene
Einsamkeit gespiegelt. Jeder Versuch von Intimität zwischen Angestellter
und Kind zerschellt an der ehrgeizigen Mutter und dem autoritären
Vater, an der Brutalität der Verhältnisse. Auf engstem Raum ringen vier
Menschen ums Überleben und rasen doch unausweichlich auf eine
Katastrophe zu.
Meine Meinung:
Dieses Hörbuch habe ich für eine persönliche Lesechallenge ausgewählt, bei der ich möglichst viele Bücher internationaler Autorinnen lesen möchte - andernfalls wäre "Mein Name ist Estela" wohl nie auf meiner Lese- bzw. Hörliste gelandet, denn die Buchauswahl ist definitiv ausserhalb meiner üblichen Comfort Zone.Im Buch wird die Geschichte einer chilenischen Familie erzählt, die sich wohl am besten als Drama beschreiben lässt. Protagonistin ist dabei die titelgebende Estela, die aus einfachen Verhältnissen stammt und eines Tages das Kindermädchen einer gehoberen Familie wird, um sich um deren Tochter zu kümmern. Das Kind wird im Buch nie namentlich erwähnt, sondern immer bloss "das Mädchen" genannt.
Die Handlung wird die ganze Zeit über von Estela selbst in der Ich-Perspektive erzählt, und beginnt direkt mit einem schrecklichen Aufhänger: Wir erfahren, dass das besagte Mädchen stirbt. Und wie es dazu gekommen ist, will uns Estela nun in aller Ausführlichkeit erzählen.
Was folgt, ist eine eher leise, manchmal unscheinbare Erzählung, die weniger durch grosse Momente, als durch Botschaften zwischen den Zeilen zum Nachdenken anregen soll. Besonders deutlich will die Autorin dabei die Klassenunterschiede machen, die in Chile herrschen und was das für einzelne Personen wie Estela bedeuten kann, die mit vielen Nachteilen aufgrund ihrer Herkunft zu kämpfen hat. Immer wieder stösst sie mit den Eltern des Mädchens aneinander, verhält sich aber in einigen Situationen selbst so, dass es bei mir immer wieder Fragezeichen aufgeworfen hat.
Die Beschreibung des Buches als "Kammerspiel" in der Inhaltsangabe finde ich sehr zutreffend, denn genauso liest sich die Geschichte: Es spielen sich immer wieder einzelne Szenen zwischen den Familienmitgliedern und Estela ab, die an ein Theaterstück erinnern, und nicht immer direkt zusammenhängend aufeinander folgen.
Wie das Buch ausgeht, ist dabei nicht von Relevanz, denn das wissen wir ja bereits von Anfang an. Viel interessanter ist es, wie es dazu gekommen ist. Wobei ich nach Abschluss des Buches sagen muss, dass mich die Auflösung doch etwas enttäuscht hat, weil sie dann doch so anders war, als man es aufgrund der vorherigen Ereignisse vermuten würde - aber nicht auf eine gute Weise, sondern eher auf willkürliche Art. Aber vielleicht habe ich das Ende auch einfach nicht richtig verstanden.
Ich hatte grundsätzlich Mühe den tieferen Sinn des Buches zu verstehen, da die Inhaltsangabe doch interessanter klingt, als es das Buch letztendlich war. Es gab Szenen, die sind mir sehr nahe gegangen, andere wiederum haben sich eher nichtssagend angefühlt und am Ende hat mir dann doch ein wenig, das grosse Ganze gefehlt.
Vielleicht bin ich zu ungebildet, aber ich weiss nicht, was die Botschaft dieses Buches sein soll.
Dabei hat auch nicht unbedingt geholfen, dass die Erzählerin Estela immer wieder abschweift und dies auch selbst zugibt. Sie spricht im Buch direkt zu uns als Zuhörer und kommentiert ihre Abschweifungen sogar selbst, indem sie verspricht, dass alles am Ende einen Sinn ergeben wird und somit alles von Relevanz ist, das sie erzählt. Aber diesen Eindruck kann ich nach Abschluss des Buches nicht teilen.
Fazit:
"Mein Name ist Estela" hebt sich definitiv von den 0815 Werken vieler amerikanischen Autor:innen ab, und der Schreibstil der chilenischen Autorin ist ganz anders, als ich es gewohnt bin, was mir gut gefallen hat. Die aussergewöhnliche Erzählweise und die Idee des Familiendramas waren vielversprechend, aber letztendlich fehlte mir am Ende ein "Aha-"Erlebnis oder der tiefere Sinn dieses Buches, sodass es sicher nicht lange bei mir in Erinnerung bleiben wird. Aus diesem Grund gibt es von mir 3 durchschnittliche Sterne für dieses kurze Hörbuch.
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