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between the lines.

(© Der Hörverlag)

Reserve*
von Prinz Harry
Gelesen von Steffen Groth 

Bewertung: ★★☆☆☆

Autobiography, Audiobook 
Spieldauer: 19 Stunden und 55 Minuten
Erscheinungsdatum: 10. Januar 2023

Verlag: Der Hörverlag

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. (Weitere Informationen zum Abo sind am Ende der Rezension zu finden.)

Inhaltsangabe:
Für Harry ist der Moment gekommen, endlich seine Geschichte zu erzählen Es war eines der berührendsten Bilder des 20. Jahrhunderts: Zwei Jungen, zwei Prinzen, die hinter dem Sarg ihrer Mutter gehen, während die Welt voller Trauer und Entsetzen zusieht. Beim Begräbnis von Prinzessin Diana fragten sich Milliarden von Menschen, was die Prinzen in diesem Moment dachten und fühlten – und welchen Verlauf ihr Leben von diesem Augenblick an wohl nehmen würde.
Für Harry ist jetzt der Moment gekommen, endlich seine Geschichte zu erzählen.

Meine Meinung:

Ich glaube, kaum ein (Hör-)Buch hat in den letzten Monaten so viel Gerede ausgelöst, wie Prinz Harrys Autobiografie. Ich bin selbst überhaupt keine Anhängerin der englischen Königsfamilie (sondern vielmehr der Meinung, dass die Monarchie längst abgeschafft gehört), aber trotzdem habe ich seit Harrys Hochzeit mit der Schauspielerin Megan Markle so viel (unfreiwillig) über die beiden und dem daraus ausgelösten Konflikt im Königshaus mitbekommen, dass ich das Gefühl habe, dass man diesen ganzen Gerüchten gar nicht aus dem Weg gehen kann. Und da gefühlt alle auf jeglichen Social Media Kanälen über dieses Buch gesprochen hat, habe ich mich auch dazu durchgerungen, mir Prinz Harrys Geschichte anzuhören.

Das Buch beginnt einleitend mit einer Begegnung, die Harry mit seinem Bruder und seinem Vater in England hatte, bei dem es wieder einmal zu einer Auseinandersetzung gekommen ist. Streitpunkt war - wie wir im späteren Verlauf herausfinden, mal wieder - Harrys Rückzug aus der Öffentlichkeit, zum Schutze seiner Frau und seiner Kinder. Erschüttert muss Harry in diesem Gespräch jedoch feststellen, dass weder sein Bruder, noch sein Vater nachvollziehen können, was eigentlich dessen Gründe für diesen Entscheid war. Etwas, das bei Harry zu so viel Unverständnis geführt hat, dass er sich schliesslich dazu entschieden hat, seine Beweggründe und seine Geschichte als Buch niederzuschreiben. Scheinbar lag seine Motivation also darin, seiner Familie klarzumachen, wo er sich von ihnen unverstanden fühlt.

Soweit so gut. Bevor es aber zu den wirklich interessanten Themen aus der Gegenwart kommt, holt Prinz Harry sehr weit aus und beginnt mit seiner Erzählung in der Kindheit. Ich muss gestehen, dass mir bis auf den Tod von Diana, das natürlich auch eines der einschneidendsten Erlebnisse in seinem Leben gewesen war, relativ wenig hängen geblieben ist. Harry schildert zwar ein bisschen etwas zu seinen Beziehungen zu seinem Vater und seinem Bruder, aber dabei bleibt er doch überraschend oberflächlich. Einzig die Erwähnung, dass er als "Spare" (zu deutsch: der Ersatz) für William gilt, betont er immer wieder. Und zwar so oft, dass es mir irgendwann auf den Zeiger gegangen ist. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob ihm wirklich seine Familie ständig dieses Gefühl vermittelt hat, oder ob da nicht Prinz Harrys eigenes niedriges Selbstwertgefühl zum Tragen gekommen ist, dass er sich ständig so fühlt, als ob er im Schatten seines Bruders steht.
So oder so hat es seine Beziehung zu seinem Bruder William sehr geprägt, was etwas war, dass mich tatsächlich überrascht hat. Obwohl sich die beiden nahe stehen, lässt Harry seinen Bruder William in diesem Buch in keinem guten Licht dastehen, und das beginnt bereits bei Erzählungen in seiner Kindheit. So hat sich Harry zum Beispiel in einer dummen Aktion als Jugendlicher in seinem Internat die Haare abrasiert, dies bereut und ist anschliessend zu seinem Bruder gegangen, von dem er sich Trost erhalten hat. Dieser hat sich zwar verständnisvoll gezeigt, aber fand die Aktion auch irgendwie lustig, was Harry als persönlichen Angriff erlebt hat. Ich kann verstehen, dass diese Reaktion verletzend sein kann, aber William war damals selbst ein Jugendlicher und die beiden sind schliesslich Geschwister. Und da empfinde ich es absolut normal, dass man sich mal streitet oder sich übereinander lustig macht. Doch Harry hat dies immer wieder als Bestätigung dafür gesehen, dass William sich als direkter Thronfolger scheinbar für wichtiger und etwas Besseres hält und er eben immer nur der arme, kleine Spare bleibt. Und das lässt er auch im weiteren Verlauf des Buches immer wieder durchblicken. Jede geschilderte Begegnung mit William hatte für mich einen feindseligen Beigeschmack, bei ich immer das Gefühl hatte, dass die Eifersucht aus Harry spricht.

Die Erzählung folgt schliesslich chronologisch den weiteren Jahren, in denen vor allem Harrys Militärausbildung und seine Expeditionen, sowie auch seine Beziehungen im Vordergrund stehen, die jedes Mal gescheitert sind. Dies alles macht den Hauptteil des Buches aus und ich fand es stellenweise einfach nur furchtbar langweilig und nichtssagend. Harry bleibt in diesem Teil die meiste Zeit total oberflächlich und schwadroniert minutenlang über seinen halb erfrorenen Penis oder ähnlichen Banalitäten, die mich absolut nicht interessiert haben und der Geschichte keinerlei Substanz geben. Statt seine schwierige Beziehung zu seinem Vater und seinem Bruder zu beleuchten oder auf seine verletzten Gefühle einzugehen, erhält man eine Ode an seine Liebe zu Apache Helikoptern.
Das einzige, das in diesem Hauptteil emotionaler gefärbt ist, ist Harrys (berechtige) Wut und Hass auf die (hauptsächlich britische) Presse. Während der Rest seiner Familie sich mit diesem Umstand in ihrem Leben arrangiert zu haben und nach der Devise leben, die Berichte einfach zu ignorieren, scheint Harry sein Leben lang bereits damit Mühe zu haben, sich von diesen Artikeln emotional zu distanzieren. Jede (oftmals falsche) Story über ihn, hat ihn verletzt, verärgert und beschäftigt. Das tut mir auf der einen Seite leid und ist nachvollziehbar, auf der anderen Seite konnte ich das Gejammere über die Presse irgendwann nicht mehr ertragen. Ich hatte den Eindruck, dass Harry für viele seiner Probleme die Verantwortung abschiebt und ständig allen anderen die Schuld daran gibt, statt daran zu arbeiten, was er an sich und seinem Umgang mit diesen Situationen verändern oder verbessern könnte, damit sein Leidensdruck abnimmt.
Irgendwann ist mir diese Mischung aus bedeutungslosen Erzählungen über Armeehelikopter und dem Rumgejammere zu viel geworden, sodass ich kurzzeitig überlegt habe, das Hörbuch abzubrechen. Ausserdem haben für mich viele der Schilderungen auch nicht zum Beweggrund des Buches gepasst: Inwiefern soll es für sein Vater und sein Bruder (und die Welt) relevant sein etwas über Harrys halb erfrorenen Penis zu wissen, um zu verstehen, warum es aus England geflüchtet ist?

Zum Glück habe ich es aber nicht getan. Denn im letzten Drittel des Buches lernt Harry schliesslich Megan kennen. Und da beginnt das Buch endlich interessant zu werden, was vor allem daran lag, dass Harry endlich emotional spürbar geworden ist. Zu Beginn schildert er sehr bildhaft, wie er sich in sie verliebt hat und welche schönen Momente er mit ihr verbracht hat. Das war irgendwie zauberhaft, denn Harry kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus und seine Liebe zu seiner Frau war während des Zuhörens richtig spürbar. Was mich hierbei erstaunt hat, war der Umstand, dass die Königsfamilie zunächst sehr angetan zu sein schien von der neuen Frau an Harrys Seite. Und alles sehr friedlich und harmonisch verlaufen ist.
Doch diese Phase währte nicht ewig, wie wir alle wissen und nachdem die Presse Wind von der Beziehung bekommen hat, war das der Anfang vom Ende. Aus irgendeinem (für mich als Aussenstehende) nicht nachvollziehbaren Grund, hat sich die britische Presse auf Megan eingeschossen und sie durch zahlreiche Schlagzeilen und Artikel als eine zickige, unsympathische und böswillige Frau hingestellt. Und ich muss zugeben, dass ich bis zu diesem Hörbuch auch von diesem Bild, das die Presse von ihr gezeichnet hat, geprägt war. Harry bemüht sich im Buch wirklich sehr, viele diese Erlebnisse richtigzustellen und erzählt, wie die Situationen wirklich abgelaufen ist. Und das erzählt er mit so einer Ernsthaftigkeit, dass ich ihm das tatsächlich glaube.
Mit jeder weiteren Geschichte ist mein Mitgefühl für Harry, aber besonders auch für seine Frau grösser geworden. Egal was sie gemacht hat, es wurde in der Öffentlichkeit immer so hingestellt, als wäre sie ein Monster. Und dass sie beinahe daran zerbrochen ist, überrascht mich nicht. Mich hat es ehrlich gesagt vielmehr überrascht, dass sie diese Beziehung aufgrund des enormen Drucks nicht beendet hat.
Harry hat sich schliesslich aus Verzweiflung immer wieder an seine Familie, insbesondere an seinen Vater gewandt, damit diese doch etwas gegen diesen Rufmord unternehmen sollen. Doch der hat leider nur jedes Mal erwidert, dass Harry und Megan den Artikeln einfach keine Beachtung schenken sollen. Etwas, das schliesslich zu einem angespannten Verhältnis geführt hat.
Ausschlaggebend für den endgültigen (Vertrauens-)bruch waren letztendlich mehrere Erlebnisse, in denen private Dinge von Harry und seiner Frau an die Presse gelangt sind, die nur seine Familie (durch persönliche Briefe oder Gespräche) wissen konnten. Das war für ihn eine Bestätigung dafür, dass jemand aus der royalen Familie oder jemand, der oder die ihnen sehr nahe steht, Informationen an die Presse weitergibt und damit indirekt dafür sorgt, dass Megan in einem schlechten Licht dasteht.
Alle Gesprächsversuche zwischen Harry, William und seinem Vater sind in dieser Zeit zu keiner Lösung gekommen. Es war sogar vielmehr so, dass sich die Beziehung zwischen Harry und Megan und dem Rest der royalen Familie stetig verschlechtert hat - warum dem so war, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Fakt ist aber, dass Harry keine andere Möglichkeit mehr gesehen hat, als mit Megan nach Amerika zu flüchten, um sich und seine Familie zu schützen.
Dieser letzte Drittel ist mir wirklich sehr nahe gegangen und ich bin überrascht, dass ich Harry nun tatsächlich etwas besser verstehen kann. Und trotzdem ist dieser Konflikt innerhalb seiner Familie irgendwie so weltfremd und lächerlich, dass es für mich einmal mehr Bestätigung dafür ist, dass die Monarchie abgeschafft werden kann.

Was ich aber leider nach wie vor nicht verstehen kann ist Harrys Drang, ständig an die Öffentlichkeit zu gehen. Er jammert hier 20 Stunden lang darüber wie sehr er darunter leidet, ständig von der Presse verfolgt zu werden und in der Öffentlichkeit zu stehen. Und trotzdem dreht er eine Doku nach der anderen oder macht ein Enthüllungsinterview, was alles noch mehr Öl ins Feuer giesst im Sinne davon, dass der ganze Konflikt mit seiner Familie noch mehr in den Blick der Öffentlichkeit gerät und Spekulationen befeuert. Das widerspricht sich für mich sehr mit seinem Wunsch, dass er doch am liebsten einfach in Ruhe gelassen werden will.

Zuletzt noch ein Wort zum Sprecher: Ich muss leider sagen, dass mir Groth als Sprecher nicht sehr sympathisch war, aber das kann natürlich auch am Inhalt liegen. Da das englische Original von Prinz Harry persönlich vorgelesen wird, hätte ich mir wahrscheinlich im Deutschen auch eine Stimme gewünscht, die etwas besser zu Harry passt und etwas junger gewirkt hätte. Aber das ist natürlich absolut subjektiv und Geschmackssache, deshalb fliesst dieser Punkt natürlich nicht in die Bewertung mit ein.

Fazit:

Reserve ist sicher eine der meist erwarteten und umstrittensten Autobiografien, die es derzeit auf dem Markt gibt. Leider ist der Inhalt dann gar nicht so skandalös oder kontrovers, wie man vermuten würde. In den ersten beiden Dritteln des Buches bleibt Harry überraschend oberflächlich und sie bestehen hauptsächlich über Rumgejammere und Vorwürfen gegenüber der Presse und seiner Familie, sowie auch bedeutungslosen Schilderungen über Harrys halberfrorenen Penis oder seiner neu entfachten Liebe für Apache Helikoptern, die absolut nichts Nennenswertes zu der Erzählung beitragen. Im letzten Drittel wird das Hörbuch dann aber doch noch gut, nachdem Harry Megan kennengelernt hat und er beim Erzählen plötzlich emotional viel spürbarer wird und Einblicke darin gibt, was wir Leser:innen wirklich wissen wollen: Was zwischen ihm und seiner Familie wirklich vorgefallen ist.
Alles in allem kann ich trotzdem nur 2.5 Sterne vergeben. Wäre das Buch durchweg so gewesen, wie der letzte Drittel, hätte ich eine deutlich bessere Bewertung abgeben können. Aber man muss sich ziemlich lange Durchquälen, bis man zu den wirklich relevanten Dingen kommt.


Über Audioteka:

Bei Audioteka bieten wir Audioteka Club, ein Mix-Model aus Streaming und Download. In unserem Audioteka Club Abo können mehr als 30.000 Hörbücher gestreamt werden. Hier gelten keine Einschränkungen, es gibt weder Punkte- noch Stunden Limits. Kostenpunkt: 8,99 Euro im Monat, die ersten 2 Wochen gelten als kostenloses Probeabo. Allerdings sind nicht alle Titel aus unserem Katalog in dem Streaming Angebot, doch für sie gilt ein besonderer Rabatt-Preis: Hörbuch Downloads, die nicht gestreamt werden können, können unsere Audioteka Club Mitglieder zu einem festen Rabatt Preis von 9,99 Euro kaufen und für immer behalten.
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(© cbt)

Wie zwei Schneiden einer Klinge* (Sisters of the Sword #1)
von Tricia Levenseller

Bewertung: ★★★★☆

YA Fantasy, 416 Seiten
Erscheinungsdatum: 26. April 2022
Verlag: cbt


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den cbt Verlag.

Inhaltsangabe:
Die 18-jährige Ziva ist berühmt für ihre Kunst, Klingen und Waffen zu schmieden, denen eine ungeheure Magie innewohnt. Doch Ziva leidet unter Panikattacken, sodass sie den Verkauf ihrer 16-jährigen Schwester Temra überlässt. Als sie von einer Kriegsherrin den Auftrag erhalten, ihr das mächtigste Schwert von allen zu schmieden, gibt Ziva alles. Das Schwert ist ihr Meisterwerk. Als die Auftraggeberin es jedoch abholen will, erfährt die junge Schmiedin von dessen eigentlicher Macht: Es enthüllt ihr die tiefsten Geheimnisse des Gegenübers. Und Ziva erkennt, dass dieses magische Schwert dieser Machtbessenen nie in die Hände fallen darf. Bei Nacht und Nebel fliehen die beiden Schwestern mit der Waffe im Gepäck, begleitet von einem draufgängerischen Söldner und einem jungen Studenten der Magie. Auf dieser wilden Flucht fliegen alsbald die Funken zwischen den ungleichen Schicksalsgefährten.

Meine Meinung:

Dieses Buch lag aufgrund einer mehrmonatigen Leseflaute sehr lange ungelesen in meiner Nachttischschublade, bis ich es vor kurzem im Zuge eines Lesemarathons wiederentdeckt habe. Ich hatte mich damals spontan für ein Leseexemplar beworben, weil mich nicht nur das Genre, sondern das wunderschöne deutsche Cover angesprochen hat. (Dagegen sieht das englische Original absolut amateurhaft aus und es wäre wohl nie in meinem Bücherregal gelandet. :D)

Im Buch wird die Geschichte zweier Schwestern erzählt, die sich ein Business mit dem Schmieden von Schwertwaffen aufgebaut haben. Während Ziva über magische Fähigkeiten verfügt und sich um das Handwerk kümmert, übernimmt ihre jüngere Schwester Temra hauptsächlich die Verhandlungen mit den Kund:innen, sodass sich die beiden wunderbar ergänzen.
Eines Tages erhält Ziva einen besonderen Auftrag für eine mächtige Schwertkämpferin. Nichtsahnend nimmt sie ihn an, doch kurz bevor es zur Übergabe kommt, stellt Ziva fest, dass die Magie ihres neusten Schwertes darin liegt, Geheimnisse über diejenigen zu verraten, mit deren Blut es in Kontakt kommt. Und so erfährt Ziva, dass die Schwertkämpferin in Wahrheit das pure Böse ist und die mächtige Waffe dazu missbrauchen will, die Macht an sich zu reissen. Grund genug für Ziva in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gemeinsam mit ihrer Schwester und dem mächtigen Schwert zu verschwinden. Doch beide sind ziemlich wehrlos, wenn es hart auf hart kommt, sodass sie wohl oder übel den arroganten Söldner Kellyn aufgrund seiner kämpferischen Fähigkeiten und den belesenen Petrik aufgrund seines Wissens anheuern müssen, damit ihnen die Flucht gelingt.
Zu viert erleben sie auf ihrer Flucht allerhand brenzliger Situationen, bei denen vor allem Ziva ganz neue Seiten an Kellyn kennenlernt, die eine Menge Gefühle bei ihr auslösen...

Zugegeben, mit diesem Plot hat die Autorin das Rad im YA Fantasy Genre keineswegs neu erfunden, aber Levenseller legt einen so flüssigen, angenehmen und vor allem temporeichen Erzählstil an den Tag, dass ich beim Lesen regelrecht durch die Seiten geflogen bin. Sie verschwendet keine Zeit zur Erläuterung des Worldbuildings oder sonstigen ausführlichen Beschreibungen, sondern schildert eine actionreiche Szene nach der anderen. Das bedeutet zum einen zwar, dass die Story nicht wirklich eine Tiefe erhält, aber genau das war auf der anderen Seite mal herrlich erfrischend, weil ich meinen Kopf beim Lesen ausschalten konnte und mich einfach von den einzelnen Erlebnissen berieseln lassen konnte, ohne dass es meine volle Konzentrationsfähigkeit abverlangt.

Ziva war mir als Protagonistin sympathisch, denn sie hat jede Menge Ecken und Kanten und hat besonders mit sozialen Ängsten zu kämpfen, die dazu führen, dass sie gegenüber Fremden kaum ein Wort herausbringt. Ihre Schwester Temra ist das pure Gegenteil: Selbstbewusst, ein Männerfang und nicht auf den Mund gefallen.
Die beiden männlichen Hauptcharaktere bleiben daneben etwas blass. Während man von Kellyn zu Beginn aufgrund einer Vision von Ziva zumindest noch etwas zu seinem äusseren Erscheinungsbild erfährt, blieb Petrik bis zuletzt eher gesichtslos für mich.
Obwohl ich das rasche Erzähltempo mochte, fand ich es etwas schade, dass man so wenig über die einzelnen Charaktere erfährt und ich hätte mir wenigstens eine äusserliche Beschreibung gewünscht, damit ich mir die Vier etwas besser vor meinem geistigen Auge hätte vorstellen können. Aber bei einem Jugendbuch kann ich ausnahmsweise darüber hinwegsehen.
Die obligatorische Liebesgeschichte war natürlich - ganz genretypisch - vorhersehbar und auch etwas konstruiert, aber die Szenen zwischen den beiden waren dann stellenweise doch herzallerliebst.
Ich war jedoch erstaunt, jetzt im Nachhinein in der Inhaltsangabe zu lesen, dass Ziva bereits 18 Jahre alt sein soll, denn im Buch wird sie ziemlich kindlich beschrieben und ich hätte sie aufgrund ihrer Naivität und ihr Verhalten eher als 15 Jahre alt eingeschätzt. Aber das ist nur ein Detail im Rande.

Die Handlung in diesem ersten Band endet in einem spannenden Showdown, der dann doch noch einige Überraschungen bereithält, die ich so nicht habe kommen sehen. Am Ende gibt es einen kleinen Cliffhanger, der Lust auf den zweiten Band dieser Dilogie macht.

Fazit:

Der Reihenauftakt der Sister of the Sword Dilogie konnte mich aufgrund seines temporeichen Erzählstils und den actionreichen Szenen überzeugen, die mich beim Lesen nur so durch die Seiten haben fliegen lassen. Der rasante Schreibstil geht jedoch auf Kosten einer ausführlichen Charakterisierung der vier Protagonist:innen und des Worldbuildings - doch das konnte ich aufgrund des Genres verschmerzen. Wer eine kurzweilige, YA Fantasy-Dilogie sucht, die man kaum aus der Hand legen kann, weil sich die Ereignisse nur so überschlagen, ist hier definitiv richtig. Von mir gibt es 4 Sterne.
2 Kommentare
(© Piper)

Auf 25 Wegen um die Welt* von Christine Thürmer

Bewertung: ★★☆☆☆

Nonfiction, 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Februar 2023
Verlag: Piper


*Digitales Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den Verlag.

Inhaltsangabe:
Die Lieblingstouren der meistgewanderten Frau der Welt

»Welchen Weg können Sie mir denn empfehlen?« Diese Frage wird Wanderexpertin und Bestsellerautorin Christine Thürmer nach über 60.000 Kilometern zu Fuß wirklich immer und überall gestellt. Eine allgemeingültige Antwort zu finden ist schwer, denn Menschen sind verschieden. Doch zum Glück ist auch jeder Trail anders!

Der richtige Weg für jedermann und -frau

Suchen Sie Einsamkeit? Abenteuer? Sinn? Kultur? Haben Sie ein kleines oder großes Budget? Wandern Sie allein, mit Ihrer Familie, Ihrem Hund, Ihrem Esel? Wollen Sie wissen, wo Sie das beste Bier trinken und wo die hungrigsten Insekten auf Sie warten? Was Sie tun müssen, wenn ein Alligator den Weg versperrt oder Sie in eine Militärübung geraten? Und wie auch Sie den richtigen Trail finden?

25 Trailtipps – vom Familienpfad bis zur Abenteuerroute

Amüsant und aufschlussreich erzählt die meistgewanderte Frau der Welt von Wildnisabenteuern und Pilgerwegen, von Geschichtstrips, Gourmettouren und Literaturpfaden aus ihrer Outdoorlaufbahn von Wachau bis Patagonien. Denn kein Weg passt für alle, aber einer passt ganz bestimmt zu Ihnen.

Meine Meinung:

Ich muss vorwegschicken, dass ich von Christine Thürmer vor diesem Buch noch nie etwas gehört habe. Ich habe mich ohne jegliches Vorwissen für das Buch entschieden, weil mich der Titel und die vielen schönen Fotos auf dem Buch angesprochen haben und ich selbst gern wandere.
Aber vielleicht war das ein Fehler, denn dadurch bin ich wohl mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen. Ich bin nämlich aufgrund des Covers davon ausgegangen, dass ich einen schönen, bebilderten Wanderführer enthalte, der die vielen tollen Wanderungen der Autorin auch optisch näherbringt.
Doch die Ernüchterung hat sich relativ rasch eingestellt, als ich bemerkt habe, dass das Buch (bis auf eine einzige Karte in der Einleitung des Buches, die im ebook Reader noch dazu nicht mal ersichtlich war, weil sie komplett schwarz angezeigt wird) ausschliesslich auf textbasierten Schilderungen der Wanderungen besteht.
Ich wollte mich davon aber natürlich nicht direkt entmutigen lassen und bin trotzdem sehr neugierig in die Schilderungen eingestiegen, in der Hoffnung vielleicht eine Inspiration zu finden für eine Wanderung, die ich davon selbst gern mal durchführen würde.

Thürmer schildert in den nachfolgenden Kapiteln ihre Erfahrungen, die sie mit längeren Wanderungen in unterschiedlichen Ländern auf der Welt gemacht hat, wobei die Mehrheit der geschilderten Wanderungen in Europa zu finden sind. Dabei geht sie jedoch nicht mal so sehr auf die Wanderungen im Detail ein, stattdessen hat sie einzelne Anekdoten von ihren Wanderungen herausgepickt, in denen sie zum Beispiel interessante Begegnungen mit anderen Menschen hatte und mischt diese Anekdoten mit (historischen) Fakten zu einzelnen ausgewählten Orten, die ihr auf der Wanderung begegnet sind. Dabei kann sie natürlich nur auf einige wenige ausgewählte Erlebnisse und Orte eingehen, weil alles andere bei 25 Wanderungen mit hunderten Kilometern den Rahmen sprengen würde.
Dieses Muster zieht sich eigentlich durch alle Kapitel, die ich gelesen habe und es hat leider nicht lange gedauert, bis ich mich dabei ertappt habe, einzelne Abschnitte immer wieder querzulesen oder ganz zu überfliegen. Der Hauptgrund lag vermutlich darin, dass ich die meisten Orte aus den Büchern nicht kenne und mir ganz ohne Bilder und Beschreibungen die Vorstellungskraft gefehlt hat, um mir vorstellen zu können, wie es dort gerade aussieht, wo sich die Autorin befindet. Und jedes Mal die Ortschaften zu googeln, war mir in der Summe auch zu aufwendig. Hier habe ich definitiv die vielen tollen Bilder vermisst, die auf dem Cover abgebildet wären.
Die Erlebnisse aus den jeweiligen Anekdoten mögen für Thürmer interessant gewesen sein, aber sie waren meistens so banal, dass sie mich als aussenstehende Leserin nicht packen konnten.
Leider erfährt man insgesamt von den einzelnen Wanderungen auch wenig, sodass ich mir aufgrund der ausführlichen Schilderungen nicht wirklich ein Bild davon machen konnte, ob die jeweiligen Wanderungen nun etwas für mich wären, oder nicht. Das einzig Hilfreiche für eine solche Einschätzung sind die kurzen kategorialen Angaben zu Beginn des Buches, sowie die zusammenfassenden Tipps am Ende jedes Kapitels. Aber alles dazwischen - und das macht den Hauptteil des Buches aus - fand ich wenig hilfreich.

Ich muss sagen, dass ich insgesamt von dem Buch enttäuscht war, denn ich habe den Eindruck, dass die Erzählungen bei Thürmers Auftritten wunderbar funktionieren, aber rein textbasiert in einem Buch waren sie mir zu uninteressant. Das war dann auch der Grund, weshalb ich das Buch nach der Hälfte abgebrochen habe.

Fazit:

Ich habe den Eindruck, dass sich das Buch am ehesten noch als Nachschlagewerk eignet, wenn man sich für eine ganz spezifische Wanderung interessiert, die man vielleicht sogar schon selbst gemacht hat. Dann versteht man die einzelnen Anekdoten und die vielen namentlich erwähnten Orte besser. Aber als Buch zur Unterhaltung, das man an einem Stück liest, konnte es mich bedauerlicherweise nicht überzeugen. Das hätte vermutlich besser funktioniert, wenn Bilder enthalten gewesen wären. Aus diesem Grund kann ich nur enttäuschte 2 Sterne vergeben.
2 Kommentare
(© Klett-Cotta)

Krebs - ein Begleitbuch für die Seele* von Cornelia van Eys

Bewertung: ★★★☆☆

Nonfiction, 182 Seiten
Erscheinungsdatum: 20. August 2022
Verlag: Klett-Cotta


*Digitales Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den Verlag.

Inhaltsangabe:
Eine plötzliche Krebsdiagnose ist nicht nur körperlich, sondern auch seelisch eine große Herausforderung – trotz heute stark verbesserter Behandlungsmöglichkeiten. Cornelia van Eys, die seit zwei Jahrzehnten KrebspatientInnen psychoonkologisch betreut und selbst an Krebs erkrankte, gibt in diesem Buch ihre Erfahrungen und Anregungen für Betroffene und deren Angehörige weiter. Sie informiert über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Einheit von Körper, Seele und Geist sowie deren mögliche Auswirkungen auf eine Krebserkrankung und bietet eine Fülle an erprobten Maßnahmen zur Selbststabilisierung an. Ziel ist es, psychische Belastungen zu reduzieren, einen guten Umgang mit Ängsten und heftigen Emotionen zu finden, Kraftquellen für sich zu erschließen und Übungen, etwa aus der Energetischen Psychologie, der Meditations- und Achtsamkeitspraxis in den Alltag zu integrieren.

Meine Meinung:

Für dieses Buch habe ich mich spontan auf Netgalley entschieden, weil ich selbst einige Jahre in der psychoonkologischen Beratung gearbeitet habe und mich Bücher zu diesem Thema deshalb sehr interessieren.

Die Autorin dieses Buches ist nicht nur ausgebildete Ärztin mit einem Zusatztitel in Psychotherapie, sondern selbst Betroffene einer Krebserkrankung, sodass sie aus beiden Perspektiven Erfahrungen mitbringt und in ihr Buch einfliessen lassen kann, was mich sehr angesprochen hat.

Dieser Ratgeber ist eher kurz und kann natürlich niemals ausführlich die ganze Breite an Themen abdecken, die eine Krebserkrankung mit sich bringt. Das merkt man dem Buch auch an.
Der Einstieg beginnt sehr medizinisch und Van Eyes gibt einen Einblick in die Abläufe in unserem Gehirn, wenn wir zum Beispiel Stress erleben. Einen besonderen Fokus legt sie dabei immer wieder auf den sogenannten Vagusnerv, der aus ihrer Sicht eine ganz wichtige Rolle einnehmen soll. Warum dem so ist, wurde mir in einem späteren Kapitel klar.
Obwohl ich Psychoedukation als eine wichtige Komponente in der psychologischen Beratung erachte (sei es nun von Krebsbetroffenen oder auch bei anderen Themen), war mir das Ganze dann doch zu theoretisch und medizinisch und für Laien ehrlich gesagt schwer verständlich, vor allem weil sich das Buch in erster Linie an Betroffene richtet und nicht an Fachpersonal. Trotzdem waren die ersten Kapitel so geschrieben, als würde man ein Fachbuch lesen, was ich äusserst ungünstig fand, denn es macht den Beginn sehr schwerfällig und verleitet dazu, das Buch wieder wegzulegen, bevor man zu den wirklich hilfreichen Tools gelangt.

Nach dieser Theorie folgt eine Einführung in die Klopftechnik PEP, die gerade bei Krebspatient:innen eine stress- und angstreduzierende Funktion einnehmen soll. Ich habe von dieser Technik noch nie etwas gehört, aber ganz neu finde ich das Konzept nicht, denn Einfluss auf die Verarbeitung im Gehirn zu nehmen gibt es im EMDR-Ansatz aus der Traumatherapie schon lange. Dort wird allerdings mit Augenbewegungen gearbeitet.
Die Autorin verschwendet ziemlich viel Zeit darauf, die PEP-Technik zu vermitteln und legt auch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bei, die in der Theorie nachvollziehbar klingt, aber ich hatte den Eindruck, dass die selbstständige Ausführung sich etwas schwieriger darstellen könnte, da man doch relativ viel beachten muss. Und dreimal dürft ihr raten, auf welchen Teil des Gehirns diese Klopftechnik einwirkt: genau, den Vagusnerv.
Ich schreibe dies mit einem sarkastischen Unterton, weil ein Blick in den CV der Autorin auf ihrer Homepage zeigt, dass sie selbst diese Ausbildung vor einigen Jahren gemacht hat. Und dass sie am Ende des Kapitels Links zu einer Liste von Therapeut:innen anfügt, die diesen Ansatz in der Realität anbieten, hat bei mir den bitteren Beigeschmack hinterlassen, dass dieses Buch in erster Linie Werbung für PEP sein soll. Und das finde ich in einem Selbsthilfebuch einfach nicht passend.

Nach diesem holprigen Einstieg beginnt das Buch dann aber etwas besser zu werden, denn endlich bietet Van Eyes auch über andere Themen wie Ängste oder Gedankenkreisen einen Überblick, die bei mir in der Beratung bei Betroffenen allgegenwärtig waren. Sie gibt anschliessend einen kurzen Überblick über Achtsamkeitsübungen, MBSR nach Krabat-Zinn, der Technik des Gedankenstopps und einigem mehr. Die Kapitel werden manchmal durch kurze Anleitungen für eine Achtsamkeitsübung unterbrochen, die man während des Lesens selbst ausprobieren kann. Ausserdem ist auch eine längere Anleitung für eine ressourcenorientierte Imaginationsübung enthalten, die man wohl auch als Zusatzmaterial von der Verlagsseite downloaden kann.
Die erwähnten Übungen und Techniken waren für mich allesamt nicht neu, aber trotzdem passend, da sie ich bei regelmässiger Anwendung als hilfreiche Ressource erachte, wenn man mit Ängsten oder anderen Belastungen im Rahmen einer Krebserkrankung zu kämpfen hat.
Trotzdem finde ich, dass dieser kurze Überblick nicht ausreicht, damit man als Laie die Techniken selbst anwenden und umsetzen kann. Das Buch enthält viele gute Ideen, aber wenn man sich wirklich damit befassen will, kommt man nicht umhin, trotzdem eine Fachperson aufzusuchen oder weitere Bücher oder Videos zu den einzelnen Interventionen zu lesen oder zu schauen, damit man Sicherheit bei der Umsetzung erhält und den Sinn und Zweck hinter den einzelnen Interventionen verstehen kann.

Was ich schade fand, war der Umstand, dass sich das Buch sehr theoretisch liest. Da die Autorin selbst Betroffene einer Krebserkrankung ist bzw. war, hätte ich erwartet, dass sie ihre eigenen Erfahrungen mehr nutzt und in die Erzählung einfliessen lässt, denn ich könnte mir vorstellen, dass andere Krebsbetroffene - an die sich das Buch richtet - dadurch abgeholt und verstanden fühlen. Aber leider war das hier nicht der Fall, was für mich eine verpasste Chance war.

Fazit:

Alles in allem sind Ratgeber und Bücher zum Thema Umgang mit Krebs sehr wichtig und wertvoll. Die Autorin liefert hier in einem relativ kurzen Buch einen groben Überblick über einige Techniken, die bei der Bewältigung von Ängsten und anderen Belastungen im Rahmen einer Krebserkrankung hilfreich sein können. Schade fand ich jedoch, dass das Buch sehr unpersönlich gestaltet ist, denn Van Eyes ist selbst Krebsbetroffene und ich hätte es schön gefunden, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen mehr in das Buch hätte einfliessen lassen, statt es als Werbeplattform für die Klopftechnik PEP zu verwenden. Das hier wäre wohl nicht das erste Buch, das ich Betroffenen mit einer Krebserkrankung empfehlen würde. Da habe ich schon hilfreichere Bücher auf dem Markt gelesen. Deshalb gibt es von mir durchschnittliche 3 Sterne.
2 Kommentare
(© Argon Verlag)

Frühlingsfunkeln (Das kleine Bücherdorf #2) *
von Katharina Herzog
Gelesen von Elena Wilms

Bewertung: ★★★☆☆

Contemporary Romance, Audiobook 
Spieldauer: 7 Stunden und 8 Minuten
Erscheinungsdatum: 22. Februar 2022*

Verlag: Argon Verlag

* Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den Verlag.

Inhaltsangabe:
Niemand würde vermuten, dass die toughe Shona nicht nur ein Café in Swinton führt und fantasievolle Cupcakes backt, sondern auch einen Blog betreibt, in dem sie nie abgeschickte Briefe veröffentlicht. Einer dieser Briefe ist von ihr selbst. Sie hat ihn an Alfie, ihren verstorbenen Freund, geschrieben, an dessen Tod sie sich schuldig fühlt. Womit sie allerdings nicht gerechnet hätte: Eines Tages bekommt sie eine Antwort darauf, und der unbekannte Schreiber scheint sie besser zu kennen, als ihr lieb ist.

Nathan Wood, Bestsellerautor und das Enfant terrible von Swinton, hat den Ort vor Jahren verlassen, nach dem Tod seines besten Freundes Alfie. Shona, Nathan und Alfie waren von Kindheit an unzertrennlich, doch irgendwann wurden die Dinge kompliziert – und schmerzhaft. Als Nathan nach einigen wilden Jahren in Edinburgh nun unerwartet nach Swinton zurückkehrt, möchte er Shona endlich seine Gefühle gestehen. Doch dafür müsste er enthüllen, was er damals getan hat …

Meine Meinung:

Obwohl mich der erste Teil der Reihe nicht so richtig vom Hocker gehauen hatte, habe ich mich trotzdem dazu entschieden, mir die Fortsetzung der "Das kleine Bücherdorf"-Reihe anzuhören. Der Hauptgrund dafür war ehrlicherweise das Cover, das mich mit seiner wunderschönen Farbkombination angesprochen hat.

Man muss den Vorgänger nicht gelesen (oder gehört) haben, damit man die Handlung des zweiten Buches versteht, denn die Bücher beinhalten jeweils andere Protagonst:innen und Plots, die unabhängig voneinander erzählt werden, sodass man keinerlei Vorwissen mitbringen muss. Der gemeinsame Faktor stellt eigentlich nur der Schauplatz Swinton dar, ein kleines, beschauliches schottisches Dorf.

In diesem zweiten Band geht es um Shona, die mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat und zu Beginn des Buches eine Pension kaufen möchte, für die ihr jedoch die Geldmittel fehlen. Und als wäre das nicht genug, kehrt mit Nathan ein altbekannter Freund in Swinton auf, der ihre Gefühlswelt gehörig auf den Kopf stellt...

Auch bei diesem zweiten Band handelt es sich um eine typische Chick-Lit, die sehr vorhersehbar verläuft und ein bisschen seicht gewirkt hat. Obwohl ich Shonda als Protagonistin mochte, habe ich den Eindruck, dass die offizielle Inhaltsgabe interessanter klingt, als es die eigentliche Geschichte letztendlich war. Für mich hat stellenweise ein roter Faden gefehlt und der Plot hat sich manchmal etwas planlos angefühlt.
Am Anfang hat die Autorin den Anschein gemacht, dass es um die Pension geht, die Shona unbedingt haben will. So sehr, dass man eine ziemlich absurde Szene zu lesen bekommt, in denen sie mögliche Interessentinnen abschrecken will, indem sie eine Horde von Spinnen im Haus platzieren.
Doch nach diesem Ereignis verliert sich dieser Handlungsstrang irgendwie und plötzlich steht vielmehr Shonas Vergangenheit mit Nathan im Vordergrund, die eng mit ihrem damaligen und inzwischen verstorbenen Freund Alfie zusammenhängt. Sowohl Shona, als auch Nathan haben den Tod bis heute nicht richtig verarbeitet und ich konnte ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen wieso. Alfies Tod war überraschend und traurig, aber dass die Trauer nach zehn Jahren bei beiden noch stark präsent war, hat für sich für mich irgendwie unglaubwürdig angefühlt. Und das nicht, weil es so unvorstellbar ist, dass jemand wirklich zehn Jahre einem verstorbenen Menschen nachtrauert, sondern vielmehr, weil mir die Gründe gefehlt haben, die vor allem bei Shona eine so lange Trauerzeit für mich nachvollziehbar gemacht hätten. Für mich hat sich das alles irgendwie künstlich angefühlt, so als ob es einfach für den Plot zweckdienlich war.
Die Sache mit den Briefen nimmt im Buch einen relativ kleinen Teil ein und bekommt eher am Ende eine Bedeutung, als enthüllt wird, welche Person aus welchem Grund hinter diesen Briefen steckt. Aber ganz ehrlich: Das konnte man sich die ganze Zeit über bereits denken.
Das Ende war schliesslich überaus kitschig, sodass alle ihr glückliches Happy End bekommen, das nicht konstruierter sein könnte, aber wohl zu Chick-Lits dazugehört. Und obwohl sich zum Schluss doch irgendwie alles rund anfühlt, hat sich der Weg dahin sehr zusammengewürfelt angefühlt.

Was mich in diesem zweiten Band erneut gestört hat, war auch schon ein Kritikpunkt, den ich beim ersten Band erwähnt hatte: Obschon die Buchtitel jeweils einer Jahreszeit gewidmet sind, kam für mich das Frühlingsgefühl kaum rüber und die Geschichte hätte genauso gut zu jeder anderen Jahreszeit spielen können. Dadurch wirkt die Wahl des Buchtitels willkürlich und unbedeutend, so als ob die Autorin einfach keine bessere Idee gehabt hätte.
Das Gleiche gilt auch für den Titelzusatz "Das kleine Bücherdorf". Während diese Bezeichnung im ersten Band aufgrund der Thematik mit der Buchhandlung und dem wertvollen Buch, um das es darin ging, noch Sinn ergeben hatte, hat dieser zweite Band absolut gar nichts mehr mit Büchern zu tun, was die ganze Buchtitelwahl erst recht ab absurdum führt.
Vielleicht bin ich hier zu kleinlich, aber mir fehlt einfach etwas, das wirklich heraussticht. Die Story könnte genauso gut zu jeder Jahreszeit in jedem anderen Dorf eines europäischen Landes spielen.

Positiv hervorzuheben ist aber erneut die Sprecherin Elena Wilms, die ihre Sache nach wie vor gut macht. Sie erzählt die Story trotz ihrer Schwächen mit einer Lebendigkeit, die das Zuhören sehr angenehm gemacht hat.

Fazit:

Der zweite Band der "das kleine Bücherdorf" Reihe konnte mich leider abermals nicht so richtig vom Hocker hauen. Für mich wirkte der Plot teilweise zusammengewürfelt und planlos, und am Ende auch sehr vorhersehbar. Da die Sprecherin aber eine sehr lebhafte und angenehme Erzählerinnenstimme hat, kann man sich diese seichte Chick-Lit Geschichte gut nebenbei beim Putzen anhören. Für mehr würde ich das Buch jedoch nicht empfehlen, dafür haben die Handlung und auch die Charaktere leider kaum Wiedererkennungswert. Von mir gibt es deshalb 2.5 Sterne.
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(© Argon)

Mein Leben in deinem*
von Jojo Moyes
Gelesen von Luise Helm

Bewertung: ★★★☆☆

Contemporary Fiction, Audiobook 
Spieldauer: 12 Stunden, 29 Minuten
Erscheinungsdatum: 02. Februar 2022

Verlag: Argon

* Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den Verlag.

Inhaltsangabe:
Einmal in das Leben einer anderen schlüpfen, davon träumt Sam manchmal, wenn ihr der Alltag über den Kopf wächst. Als Sam in ihrem Sportstudio versehentlich die falsche Tasche mitnimmt, kann sie nicht widerstehen. Der Inhalt ist so anders als ihre schlichten, vernünftigen Klamotten. Eine wunderschöne Chanel-Jacke und ein Paar glamouröse High Heels. Als Sam die Kleidungsstücke anzieht, fühlt sie sich für einen Moment wie eine andere Frau. Sorglos, unbeschwert, frei. Ein Gefühl, das sie lange nicht mehr hatte …

Nisha ist diese Frau. Von außen scheint ihr Leben perfekt. Ein gut aussehender, reicher Ehemann, ein Kleiderschrank voller Designerstücke. Doch Nisha war nicht immer die Frau, die sie heute ist. Und sie hat furchtbare Angst, alles wieder zu verlieren. Die Begegnung mit Sam hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt passieren können …

Meine Meinung:

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein neues Hörbuch von Jojo Moyes entdecke. Und das liegt nicht mal an der Autorin (oder ihren Büchern), sondern an der wundervollen Luise Helm, die den Hörbüchern jeweils ihre Stimme leiht. Selbst wenn ihr keine Hörbücher hört, ist euch ihre Stimme bestimmt schon mal in Filmen begegnet, denn Helm synchronisiert einige bekannte Hollywoodschauspielerinnen, darunter zum Beispiel Scarlett Johansson. Helms Stimme hat aber nicht nur Wiedererkennungswert, sondern ist auch unglaublich ruhig und angenehm, sodass das Zuhören einfach Spass macht.

In Moyes neustem Werk werden zwei unterschiedliche Handlungsstränge erzählt. Zum einen haben wir Sam, eine Frau im mittleren Alter, die nicht nur mit Eheproblemen, sondern auch mit Jobproblemen zu kämpfen hat. Ihr Ehemann ist seit längerem depressiv und verlangt ihr viel Geduld ab, während ihr Chef sie auf dem Kieker zu haben scheint und sie in jeder möglichen Situation blossstellt.
Auf der anderen Seite lernen wir Nisha kennen, die gerade von ihrem reichen Ehemann verlassen wurde. Und als wäre das nicht genug, hat er ihr den Geldhahn zugedreht, sodass sie nun auf der Strasse steht und herausfinden muss, wie sie aus diesem Schlamassel wieder rauskommt.
Das Schicksal der beiden Frauen wird eines Tages durch ein Paar rote Louboutins verbunden, als Sam nach einem ihrer Sportkurse versehentlich die falsche Tasche mitnimmt, die eigentlich Nisha gehört.
Nachdem Sam den Irrtum bemerkt und die Tasche mit all den kostspieligen Kleidungsstücken entdeckt, beschliesst sie für einen Tag ihrem anstrengenden Leben zu entfliehen und trägt Nishas rote Schuhe, die ihr ein neues Selbstbewusstsein verleihen, das sie lange Zeit vermisst hat.
Doch Sams Glück währt nicht lange, denn Nisha möchte ihre Schuhe zurück, nachdem ihr Exmann eingewilligt hat, im Gegenzug für die Schuhe eine Scheidungsvereinbarung zu unterschreiben. Und so versucht Nisha die potenzielle Diebin ausfindig zu machen und zur Rede zu stellen...

Obwohl ich grundsätzlich nichts gegen zwei unterschiedliche Handlungsstränge habe, hat mir hier eindeutig die Verbindung zwischen den beiden Protagonistinnen gefehlt, denn bis auf die roten Schuhe gab es eigentlich keine Berührungspunkte zwischen Sam und Nisha. Beide Erzählstränge werden während zwei Dritteln des Buches nebeneinander erzählt und verlaufen absolut unabhängig voneinander, was mich etwas irritiert hat, denn es war eigentlich so, als ich würde ich zwei unterschiedliche Geschichte lesen.
Ich bin leider auch kein grosser Fan von Chick-Lit, sodass mich die beiden Handlungen nicht wirklich packen konnte. Während ich Sams lebensnahe Problemen mit ihrer Ehe und ihrem Job noch nachvollziehen und mein Mitgefühl aufbringen konnte, konnte Nisha bei mir bedauerlicherweise keinerlei Sympathiepunkte einheimsen. Sie war eine reiche, verwöhnte Frau, die plötzlich aufgrund von Geldproblemen arbeiten musste, wie das "normale Volk" aus der Unter- und Mittelschicht auch. Sorry. So ist das Leben nun mal für ein Grossteil der Bevölkerung. Da habe ich absolut kein Mitleid für ihr Gejammer.
Mal abgesehen davon, war gerade Nishas Handlungsstrang absolut konstruiert, denn ich bezweifle, dass ein Ehemann einfach so seine Frau vor die Tür stellen und nicht nur ihr, sondern auch das Konto ihres Sohnes sperren kann. Aber in Moyes Buch musste das so dargestellt werden, damit die Handlung funktioniert.
Natürlich konnte sie auch keine Freund:innen um Hilfe bitten, denn scheinbar hat sich Nisha in den ganzen Jahren so egozentrisch aufgeführt, in denen sie noch glücklich verheiratet gewesen ist, dass sie nicht eine:n einzige:n Freund:in hat, der:die ihr irgendwie helfen kann, oder bei der sie zumindest vorübergehend unterkommen kann. Auch das war wieder nur ein konstruierter Umstand, damit Nishas Plot nicht nach 20 Seiten schon auserzählt ist und hat ihre ganze Situation aber leider einfach völlig realitätsfremd und unglaubwürdig erscheinen lassen.

Nach rund zwei Dritteln begegnen sich unsere Protagonistinnen dann endlich, aber mehr Tiefe erhält die Geschichte dadurch nicht. Der einzige gemeinsame Faktor stellt im letzten Drittel die Suche nach den roten Schuhen dar, sodass die Geschichte kurzzeitig zu einem kleinen Krimi wird, der zwar etwas Fahrt in den Plot gebracht hat, aber leider trotzdem forciert wirkte. Das i-Tüpfelchen des Ganzen war schliesslich, als der Grund enthüllt wurde, warum Nishas Exmann diese Schuhe unbedingt haben wollte. Da konnte ich nur noch mit den Augen rollen, denn die Begründung war so an den Haaren herbeigezogen, dass mich das Buch im Schlussteil endgültig verloren hat.

Wie es sich für eine Chick-Lit gehört, werden am Ende alle offenen Handlungsstränge mit einem Happy-End abgeschlossen, was für mich alles ein bisschen zu schnell und zu schön verlief, als dass es irgendwie glaubhaft gewesen wäre.

Das einzig Positive an diesem Buch ist eigentlich der eingangs genannte Grund, warum ich überhaupt zum Hörbuch gegriffen habe: Luise Helm. Trotz des schwachen und konstruierten Plots und der fehlenden Spannung, hat sie es durch ihre Stimme geschafft, dass das Zuhören kurzweilig und angenehm war.

Fazit:

Jojo Moyes ist eigentlich bekannt für Geschichten aus dem Leben, bei denen sich auch Leser:innen wiedererkennen können. Hier hat sie leider etwas übers Ziel hinausgeschossen und besonders mit Nisha einen Charakter geschaffen, deren Probleme leider nicht nur total konstruiert und unglaubwürdig, sondern auch alltagsfern erschienen sind.
Der Plot enthält kaum Spannungen oder eine Entwicklung, die mir in irgendeiner Form wirklich nahe gegangen wäre. Einzig Luise Helm war ein Lichtblick in all dem Ganzen und sie hat es trotz schwachem Plot geschafft, dass das Zuhören angenehm und unterhaltsam war. Die Geschichte ist eine unspektakuläre Chick-Lit, deren Inhalt ich in wenigen Tagen wohl wieder vergessen habe, weil es einfach an einer bedeutungsvollen Botschaft oder Tiefe gefehlt hat. Für mich eines der schwächsten Bücher der Autorin, dem ich nur 2.5 Sterne vergeben kann, die ich wohlwollend mit zwei zugedrückten Augen aufrunde.
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(© cbj)

Firekeeper's Daughter*
von Angeline Boulley

Bewertung: ★★☆☆☆

YA Mystery, 560 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. März 2022
Verlag: cbj


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den cbj Verlag.

Inhaltsangabe:
Die 18-jährige Daunis Fontaine hat nie wirklich dazugehört, weder in ihrer Heimatstadt noch in der nahe gelegenen Ojibwe-Reservation. Denn sie ist halb weiß, halb Native American. Daunis träumt von einem Neustart am College, wo sie Medizin studieren möchte. Doch als sie sich plötzlich um ihre Mutter kümmern muss, beschließt Daunis, die eigenen Pläne vorerst auf Eis zu legen. Der einzige Lichtblick ist Jamie, der neue und sehr charmante Spieler im Eishockeyteam von Daunis‘ Bruder Levi. Daunis genießt seine Aufmerksamkeit und hat sich gerade in ihrem Leben eingerichtet, als sie Zeugin eines schrecklichen Mordes wird. Damit nicht genug, wird sie vom FBI rekrutiert, um undercover zu ermitteln. Widerstrebend willigt Daunis ein und erfährt so Dinge, die ihre Welt vollkommen auseinanderreißen …

Meine Meinung:

Auf dieses Buch bin ich bereits im vergangenen Jahr aufgrund seines Hypes in der englischsprachigen Lesecommunity aufmerksam geworden. Ich habe mich damals gar nicht so sehr mit dem Inhalt beschäftigt und es allein aufgrund der vielen begeisterten Stimmen auf meine Leseliste gesetzt. Etwas, das sich rückblickend als ein Fehler herausgestellt hat.
Ich weiss nicht genau warum, aber aufgrund des Covers bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass es sich um ein Fantasy Jugendbuch handelt. Ich war dann ganz überrascht, als ich relativ rasch gemerkt habe, dass dem nicht so ist und eine Gegenwartsgeschichte mit Mysteryelementen erzählt wird.

Im Buch geht es um die 18-jährige Daunis, die von amerikanischen Ureinwohnern abstammt und eigentlich ein typisches Leben einer angehenden jungen Erwachsenen führt, bis sie eines Tages Zeugin eines Mordes wird und dadurch ungewollt in die Ermittlungen eines Falls hineingezogen wird, bei dem es um Drogengeschäfte geht. Und ausgerechnet sie soll nun mithelfen, die Täter zu finden...

Zunächst möchte ich mit den positiven Aspekten anfangen: Ich finde es fantastisch, dass sich das Buch mit der Geschichte und der Kultur der amerikanischen Ureinwohner befasst und sowohl die Protagonistin, als auch die Autorin selbst von amerikanischen Ureinwohnern abstammt. Dadurch verschafft sie nicht nur einer Minderheit Gehör, die so viel Leid erfahren hat, die Geschichte wird durch die eigenen Wurzeln der Autorin authentisch.
Ausserdem finde ich es toll, dass man das wunderschöne Original-Cover auch in der deutschen Übersetzung beibehalten hat, denn es fängt nicht nur das Thema des Buches sehr gut ein, sondern ist auch ein Blickfang, der mich damals auf das Buch aufmerksam gemacht hat.

Leider konnte die Geschichte bei mir dann letztendlich aber dann nicht so punkten, wie ich erhofft hatte, was gleich mehrere Gründe hatte: Zum einen ist das Erzähltempo im Buch sehr träge, was das Lesen bei einem 560 Seiten dicken Buch sehr anstrengend und langwierig gemacht hat. Die Handlung kommt gerade zu Beginn nicht richtig in die Gänge, weil die Autorin zu viel Infodumping mit Erklärungen zu Ritualen der Native Americans reingepackt hat, das nicht nur den Handlungsfluss ständig unterbricht, sondern auch von der Art und Weise sehr künstlich wirkt.  Da das Buch aus der Ich-Perspektive von Daunis erzählt wird, hat es für mich absolut keinen Sinn ergeben, warum sie sich selbst in Gedanken jegliche Rituale ihrer Verwandten erklärt, mit denen sie aufgewachsen sind und für sie selbstverständlich sind. Es war stellenweise so, als würde sie sich selbst Vorträge halten, was einfach unnatürlich gewirkt hat, weil wir Menschen nicht so denken und funktionieren. Wir erklären uns nicht in Gedanken Vorgänge aus dem Alltag, die für uns selbstverständlich sind.
Ausserdem wäre weniger in diesem Fall mehr gewesen, denn die vielen Erklärungen waren für mich in der Masse und in ihrer Ausführlichkeit einfach zu ermüdend und es hat sich stellenweise angefühlt, als würde ich ein Lehrbuch über die amerikanischen Ureinwohner lesen, statt eines Mystery Thrillers.

Nach dem ersten Viertel des Buches, nimmt die Handlung dann endlich Fahrt auf, als der erste Mord vor Daunis Augen geschieht und sie dadurch als zivile Undercover-Agentin vom FBI engagiert wird. Obwohl ich dankbar war, dass endlich mal etwas passiert war, war dieser "Plot Twist" absolut enttäuschend für mich, denn die Idee war einfach eine 1:1 Kopie von 21 Jump Street (den Filmen aus den 2010er Jahren zumindest - die Serie aus den 80ern habe ich nicht gesehen). Bei einem so gehypten Buch, das so viele positive Rezensionen erhält, hätte ich erwartet, dass der Plot innovativer ist, als eine bereits mehrfach erzählte und geklaute Story. Hinzu kommt, dass diese Undercover-Geschichte einfach absolut an den Haaren herbeigezogen ist (und das ist sie auch schon bei 21 Jump Street, aber da handelt es sich immerhin um eine Komödie, die sich selbst nicht ganz ernst nimmt). Hier im Buch soll es sich aber um eine ernstzunehmende Thriller-Story handeln, die ich aber einfach nicht mehr ernst nehmen konnte.

Ich habe dann trotzdem versucht dem Buch noch eine Chance zu geben und die nächsten paar hundert Seiten quer gelesen, aber leider war die Luft dann irgendwann ganz raus bei mir. Diese Ermittlung war einfach unglaubwürdig und es kam mir so vor, als würden viele Nebencharaktere wie die Fliegen sterben (und ermordet werden), was aber niemanden so richtig zu schockieren schien - abgesehen von mir? Ich fand es auch unglaubwürdig, dass ein 22-jähriger bereits ein FBI-Agent sein kann? Von dem total vorhersehbaren und konstruiert wirkenden Liebesplot will ich gar nicht erst anfangen.

Irgendwann war ich nur noch so genervt, dass ich mich nicht länger durch diesen Wälzer quälen wollte und habe das Buch schliesslich im letzten Drittel abgebrochen.

Fazit:

Obwohl das Buch einen so grossen Hype und viele begeisterte Stimmen erfahren hat, war ich über die geklaute 21-Jump-Street Idee so enttäuscht, dass ich mich nicht mehr auf die Handlung einlassen konnte. Ich finde es wichtig und gut, dass die Autorin, die selbst amerikanische Ureinwohnerin ist, dieser Kultur und Geschichte ein Gehör gibt. Aber nächstes Mal bitte mit einem selbst ausgedachten, innovativen Plot und einem weniger lehrbuchartigen Schreibstil, dann gebe ich ihr gern noch einmal eine Chance. Das hier war aber für mich persönlich leider kein Lesevergnügen.
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(© C.H.Beck)

Long Bright River
von Liz Moore
Gelesen von Victoria Schätzle

Bewertung: ★★★★★

Mystery Thriller, Audiobook 
Spieldauer: 13 Stunden und 31 Minuten
Erscheinungsdatum: 27. Januar 2020

Verlag: C.H.Beck

Inhaltsangabe:
Einst waren sie unzertrennlich, seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander, doch die eine wacht insgeheim über die andere. Jetzt aber ist die Lage bedrohlich geworden: Mickey, Streifenpolizistin in Philadelphia, findet ihre drogenabhängige Schwester Kacey nicht mehr auf den Strassen der Blocks, die sie kontrolliert und auf denen Kacey für ihren Konsum anschaffen geht. Gleichzeitig erschüttert eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten die von Perspektivlosigkeit und Drogenmissbrauch geplagte Stadt. In ihrem enorm spannenden Roman erzählt Liz Moore die Familiengeschichte von Mickey und Kacey und deren Entfremdung parallel zur Geschichte der Jagd nach einem Frauenmörder, die auch Mickey in grosse Gefahr bringt. Zugleich entwirft Liz Moore in diesem grossen Roman das umwerfend authentische Porträt einer Stadt und einer Gesellschaft in der Krise.

Meine Meinung:

Dieses Hörbuch hätte ich wohl niemals entdeckt oder gar angehört, wenn es mir nicht unter meiner meinen Goodreads Empfehlungen angezeigt worden wäre. Ich habe mich vorgängig wirklich absolut gar nicht mit dem Inhalt beschäftigt, sondern das Hörbuch ganz ohne Erwartungen begonnen und habe ganz überraschend mein erstes Jahreshighlight gefunden.

Die Handlung lässt sich schwer in Worte fassen, weil mich nicht mal so sehr der Plot, sondern die Art und Weise eingenommen hat, wie die Geschichte erzählt wird. Als Rahmenhandlung dient ein Kriminalfall, bei dem die Protagonistin Mickey aufgrund ihrer Arbeit als Polizistin involviert wird, nachdem eine tote Prostituierte aufgefunden wird. Wie sich kurze Zeit später herausstellt, handelt es sich um keinen Einzelfall, sondern eine Mordserie, bei dem es herauszufinden gilt, welcher Täter hinter all dem steckt.
Neben dieser Ermittlungsarbeit steht aber eigentlich vielmehr Mickey Vergangenheit im Vordergrund, über die man nur häppchenweise im Laufe der Geschichte mehr erfährt - was unter anderem durch Berührungspunkte mit dem Mordfall ausgelöst wird, die Mickey an ihre eigenen Lebenserfahrungen erinnern. Mickey und ihre Schwester stammen nämlich selbst von drogenabhängigen Eltern ab, die ihre Mutter früh verloren und unter sehr schwierigen Bedingungen aufgewachsen sind.
Während Mickey es mehr oder weniger geschafft hat, etwas aus ihrem Leben zu machen, ist ihre Schwester Kacey den Spuren ihrer Eltern gefolgt und selbst den Drogen und auch der Prostitution verfallen - und damit gibt es einige Parallelen zu den Opfern der Mordserie, die Mickey in Erinnerungen schwelgen lassen.

Was mir am besten gefallen hat, war der unglaublich fesselnde und einnehmende Erzählstil der Autorin. Sie hat es geschafft, dass mich Mickey Geschichte unglaublich gepackt hat, indem sie uns immer wieder Puzzleteilchen aus ihrem Leben enthüllt, die nach und nach ein grosses Ganzes ergeben. Dabei sind viele der geschilderten Erlebnisse unglaublich bedrückend, aber auch berührend, sodass bei mir während des Zuhörens immer wieder eine Bandbreite an Gefühlen ausgelöst wurden, weil sich die Erzählung so lebensecht und real angefühlt hat. Moore greift in diesem Buch viele schwierige Themen auf, wie etwa die Herausforderungen eines Lebens in der Unterschicht, oder auch den Folgen von Drogenabhängigkeiten. Besonders bei letzterem ist es der Autorin ausserordentlich gut gelungen, das Thema authentisch und ungeschönt aufzuzeigen. Sie hat es zudem auch geschafft, unglaublich vielschichtige Charaktere zu kreieren, die mir im Laufe der Handlung immer mehr ans Herz gewachsen sind.

Im Laufe der Geschichte werden auch immer wieder Dinge enthüllt, die ich nicht habe kommen sehen und mir den Mund haben offen stehen lassen. Nach und nach spitzt sich die Handlung dann zu, bis es am Schluss zu einem Zusammentreffen von Kacey und Mickey kommt, das das Buch zu einem runden Abschluss führt. Daneben klärt sich natürlich auch der Mordfall auf, der immer wieder am Rande eine Rolle spielt.
Die Auflösung der Mordserien ergibt zwar Sinn, hat mich dann aber nicht so sehr vom Hocker gehauen, wie ich es mir erhofft hätte. Da fand ich zwei der anfänglichen Verdächtigen viel schockierender und passender, als der:die tatsächliche Täter:innen.
Auch das Ende zwischen Kacey und Mickey ging mir dann etwas zu schnell und hat sich für mich etwas konstruiert angefühlt, weil es nicht ganz zum vorherigen Erzähltempo gepasst hat.

Die Sprecherin hat mir bis auf einige Abstriche sehr gut gefallen und das Zuhören hat sehr viel Spass gemacht. Einzig ihre Interpretation von Kacey fand ich total unpassend, denn sie hat dabei ihre Stimme so verstellt, dass es geklungen hat, als wäre Kacey ein kleines Kind und/oder etwas dümmlich, sodass ich Mühe hatte, die Aussagen von Kacey ganz ernst zu nehmen. Und ich denke, das war nicht von der Autorin vorgesehen. Aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau.

Fazit:

Long Bright River ist eine unglaublich fesselnde Charakterstudie zweier Schwestern von drogenabhängigen Eltern, die unter schwierigsten Bedingungen aufgewachsen sind. Liz Moore schafft es nicht nur vielschichtige Charaktere zu kreieren, mit denen ich mitgefühlt und mitgefiebert habe, sondern auch viele lebensnahe Themen wie Drogenabhängigkeiten auf authentische Weise umzusetzen. Für mich ein definitive Hörhighlight, das ich gerne weiterempfehlen kann.
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(© AmazonCrossing)

600 Stunden aus Edwards Leben (Edward #1)
von Craig Lancaster

Bewertung: ★★★★☆

Contemporary Fiction, 313 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. April 2013
Verlag: AmazonCrossing


Inhaltsangabe:
Edward Stanton, ein 39-jähriger Mann mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung und Asperger-Syndrom, lebt allein und nach strengem Zeitplan in der Stadt seiner Kindheit in Montana. Zu seinen sorgsam ausgearbeiteten Routineabläufen gehört es, dass er täglich seine Aufwachzeit notiert, um die häufigste zu ermitteln (7:38 Uhr), seine Therapiesitzung niemals auch nur eine Sekunde vor dem vereinbarten Termin beginnt (10:00 Uhr) und jeden Abend um Punkt 22:00 Uhr eine Folge der alten Fernsehserie „Polizeibericht“ ansieht. Doch als eine alleinerziehende Mutter und ihr neunjähriger Sohn im Haus gegenüber einziehen, gerät nicht nur sein Zeitplan aus den Fugen. Im Verlauf der beschriebenen 600 Stunden freundet er sich mit den neuen Nachbarn an und rebelliert gegen die Einschränkungen durch seine Eltern und die Entfremdung von ihnen, insbesondere aber gegen die Demütigungen seines Vaters. Er erfährt durch die neue Freundschaft nicht nur Freude, sondern auch Leid, und muss entscheiden, ob er sich dennoch in die Welt vor seiner Tür hinauswagt oder sich wieder in die Einsamkeit zurückzieht.

Meine Meinung:

Dieses Buch lag seit 2015 auf meinem Ebook Reader und war somit das älteste Buch auf meinem SuB. Im Zuge meiner "SuB-Senioren"-Challenge, bin ich nun endlich dazu gekommen es zu lesen und war positiv überrascht, wie gut es mir gefallen hat.

Es wird die Geschichte von Edward Stanton erzählt, der unter einer Autismus-Spektrum-Störung leidet und dadurch einer akribisch genauen Tagesstruktur folgt, in der er trotz seiner Diagnose gut funktioniert. Diese Struktur wird jedoch eines Tages auf den Kopf gestellt, als er neue Nachbarn bekommt und eines Nachts in einer Heldenaktion in das Leben seiner neuen Nachbarn tritt. Dieses Ereignis soll jedoch nicht das einzige bleiben, das nicht nach "Plan" verläuft, denn kurze Zeit später ereilt Edward einen weiteren Schicksalsschlag, der eine grosse Veränderung bedeutet und ihn dadurch vor weitere Herausforderungen stellt...

Ich mag Bücher mit Protagonist:innen, die Ecken und Kanten haben und genau das ist bei Edward der Fall. Dadurch, dass die Geschichte aus seinen Augen erzählt wird und wir Einblicke in seine Gedankengänge bekommen, kann man nicht nur Edwards Beweggründe für seine Verhaltensweisen besser nachvollziehen, sondern erhält auch ein besseres Verständnis, wie seine Denkweise im Rahmen seiner ASS-Diagnose funktioniert.
Was mir auch gut gefallen hat, war der Umstand, dass Edward schon langjährig eine Therapie besucht und er dadurch einige Coping-Mechanismen erlernt hat, die ihm helfen, durch sein ASS nicht ständig in sozialen Situationen anzuecken. Er schreibt zum Beispiel jeden Abend "Beschwerdebriefe" an Personen aus seinem Umfeld, von denen er sich missverstanden oder ungerecht behandelt gefühlt hat und heftet diese in einem Ordner ab, was ihm letztendlich hilft, die vielen schwierigen sozialen Situationen in seinem Alltag zu bewältigen.
Die meisten Beschwerdebriefe waren an Edwards Vater adressiert, dessen Beziehung eine ganz besondere Rolle in der Geschichte einnimmt. Auch hier hat es mir besonders gut gefallen, wie vielschichtig und unperfekt Edwards Vater dargestellt wurde. Viele seiner Verhaltensweisen wirken im Laufe der Geschichte herzlos, doch wenn man genauer hinschaut, spürt man trotz allem immer eine Fürsorge und Liebe für seinen Sohn heraus, die er leider nur sehr ungeschickt zum Ausdruck bringt.

Was mir etwas weniger gut gefallen hat, war das Erzähltempo des Buches. Ich hatte den Eindruck, dass sich der Autor in den ersten beiden Dritteln des Buches viel Zeit für die Charakterisierung des Protagonisten und der wichtigsten Nebencharaktere nimmt und wir Edward nach und nach besser kennenlernen konnten. Dann passiert plötzlich ein unerwarteter Schicksalsschlag, der eine Reihe an Ereignissen ins Rollen bringt, die sehr gehetzt und konstruiert gewirkt haben. Edward konnte plötzlich viele seiner ASS-typischen Denk- und Verhaltensweise kritisch hinterfragen und ablegen, obschon sie so lange Teil seines Lebens waren. Und Auslöser dafür war eine äusserst kitschige Erkenntnis-Szene in seiner Therapie, in dem Edward plötzlich so vieles klar geworden ist. Tut mir leid, aber so funktioniert ASS nicht. Natürlich sind ASS-Betroffene lernfähig, aber nicht aufgrund eines einzelnen "Aha"-Momentes. Es hat sich so angefühlt, als hätte der Autor nach zwei Dritteln seines Plots das Gefühl gehabt, dass er nun möglichst rasch zu einem Ende kommen muss.
Ein weiterer Kritikpunkt war für mich die Fernsehserie "Polizeibericht", die in Edwards Leben eine wichtige Rolle spielt. Edward ist ein grosser Fan dieser Serie und schaut sich jeden Abend eine Folge an. Für uns Leser:innen bedeutet das, dass jedes Kapitel (das jeweils einen Tag in Edwards Leben abbildet) mit einer ausführlichen Beschreibung der Handlung einer Folge endet, die er sich gerade angesehen hat. Obschon ich die Intention dahinter verstehen kann (und am Ende auch erläutert wird, warum die Serie für Edward vermutlich eine so grosse Bedeutung hat), fand ich es für mich als Leserin äusserst ermüdend, redundant und schlichtweg langweilig, mir die Handlungen dieser fiktiven Serie jedes Mal durchlesen zu müssen, sodass ich sie irgendwann einfach übersprungen habe.

Das Ende war aber insgesamt zufriedenstellen und bringt Edwards Geschichte zu einem runden Abschluss (selbst wenn man über einige konstruierte Veränderungen hinwegsehen muss). Ich habe jedoch erst im Nachhinein gesehen, dass es sich nicht um ein Einzelbuch, sondern um einen Reihenauftakt einer Trilogie handelt. Da mein SuB bereits jetzt schon so gross ist und sich dieses Buch für mich in sich abgeschlossen anfühlt (und der dritte Band ohnehin nicht mehr ins Deutsche übersetzt wurde), werde ich die Fortsetzungen aber nicht mehr lesen.

Fazit:

Dieses Buch erzählt die Geschichte eines liebenswerten Protagonisten, der unter einer Autismus-Spektrum-Störung leidet und dadurch immer wieder vor schwierige Situationen gestellt wird. Dem Autor ist es (bis auf den letzten Drittel) gut gelungen, dieses Diagnosebild authentisch abzubilden, sodass ich Edward schnell in mein Herz geschlossen habe. Das Buch empfiehlt sich zum Beispiel für Fans, die auch "Ich, Eleanor Oliphant" mochten.
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(© Der Hörverlag)

Becoming - Meine Geschichte*
von Michelle Obama
Gelesen von Katrin Fröhlich

Bewertung: ★★★★☆

Autobiography, Audiobook 
Spieldauer: 18 Stunden und 42 Minuten
Erscheinungsdatum: 13. November 2018

Verlag: Der Hörverlag

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. Das erste Hörbuch ist gratis.

Inhaltsangabe:
Mit ihrem bedeutsamen und erfüllten Leben wurde Michelle Obama zu einer der überzeugendsten und beeindruckendsten Frauen der Gegenwart. Als First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika war sie die erste Afro-Amerikanerin in dieser Position und trug in dieser Rolle massgeblich dazu bei, das wohl gastfreundlichste und offenste Weisse Haus in der Geschichte des Landes zu schaffen. Gleichzeitig wurde sie zu einer mächtigen Fürsprecherin für Frauen und Mädchen in den USA und in der ganzen Welt, trieb in der Familienpolitik den dringend notwendigen gesellschaftlichen Wandel hin zu einem gesünderen und aktiveren Leben voran, und stärkte ihrem Ehemann den Rücken, während dieser Amerika durch einige der schmerzlichsten Momente des Landes führte. Ganz nebenbei zeigte sie uns auch ein paar Moves für die Tanzfläche, glänzte beim "Carpool Karaoke" und schaffte es ausserdem, zwei bodenständige Töchter zu erziehen – mitten im gnadenlosen Blitzlichtgewitter der Medien.

Meine Meinung:

Ja, ich lebe noch. Ich bin nur aufgrund von einigen uninteressanten Büchern direkt mit einer weiteren Leseflaute ins neue Jahr gestartet und kann nach diesem fast 20-stündigen Hörbuch, das ich noch im Dezember begonnen habe, nun endlich eine erste Rezension in diesem Jahr veröffentlichen.

Zu diesem Hörbuch und der Autorin muss ich wahrscheinlich gar nicht so viel sagen, denn wenn man nicht mitbekommen, wer Michelle Obama ist, dann hat man die letzten 15 Jahre wohl unter einem Stein gelebt.
Ich mochte die Obamas ganz gern, vor allem wenn man bedenkt, welcher Clown nach Barack Obama zum Präsidenten gewählt wurde. Michelle ist zudem eine der wenigen First Ladys, die ich während der Amtszeit ihres Mannes nicht nur als "die Ehefrau von..." wahrgenommen habe, sondern die durch eigene Projekte und einer bewundernswerten Stärke eine eigene (Medien-)Präsenz aufbauen konnte.

In "Becoming" will Michelle Obama dann noch einmal einen tieferen Einblick in ihr Leben geben und lässt uns daran teilhaben, wie sie gross geworden ist, welche Ausbildung sie gemacht hat, wie sie Barack kennen- und lieben gelernt hat und wie das Leben als First Lady für sie war. Die Erzählung erfolgt dabei chronologisch und unaufgeregt, und dennoch sind die knapp 20 Stunden Hörzeit wie im Flug vergangen. Im Buch wird deutlich, wie viel Michelle zunächst ihre Herkunftsfamilie und später auch ihre eigene Familie bedeutet, und welche tiefe Verbundenheit sie mit ihrer Heimatstadt Chicago hegt. Ich fand es schön, dass sie versucht aus dem Schatten ihres Mannes herauszutreten - gerade weil das Buch einen grossen Hype erlebt hat und Michelle bis heute ein gutes Vorbild für viele junge Frauen darstellt. Und es wurde im Buch deutlich, dass Michelle diese Rolle sehr ernst nimmt und sie während der Amtszeit ihres Ehemannes selbst versucht hat, einen positiven Einfluss auf das amerikanische Volk auszuüben, indem sie sich zum Beispiel für gesünderes Essen in Schulen eingesetzt hat.

Was mir etwas weniger gut gefallen hat, war die Wahl des deutschen Untertitels mit "Meine Geschichte", denn sobald Barack Obama in Michelles Leben tritt, wird die Erzählung eher zu "Unserer Geschichte". Mir ist bewusst, dass Michelle ihren Ehemann nicht aussen vor lassen kann, aber stellenweise war ich mir nicht mehr sicher, ob ich nun Baracks oder Michelles Autobiografie lese - und das lange Zeit bevor Barack überhaupt zum Präsidenten gewählt wurde.
Ein weiterer Kritikpunkt war für mich zudem, dass die Erzählung oftmals nur sehr an der Oberfläche kratzt. Aber ich denke, das ist leider dem Umstand geschuldet, dass ein (ehemaliges) Präsidentenpaar einen gewissen Ruf wahren muss und keine skandalösen Geheimnisse preisgeben kann, wie es zum Beispiel Elton John in seiner Autobiografie getan hat. Und das hat bei mir manchmal Zweifel daran erweckt, ob wirklich alles so schön und toll am Leben einer First Lady ist, wie es Michelle manchmal darzustellen versucht. Wenn man ganz aufmerksam zuhört (oder liest), dann nimmt man zwischen den Zeilen auch wahr, dass das Leben neben Barack Obama nicht immer eitel Sonnenschein war.
Ich würde ja auch gern erfahren, was die beiden Töchter rückblickend sagen würden, wie sie es erlebt haben, im Weissen Haus gross zu werden, ständig von Security begleitet zu werden und einen Vater zu haben, der aufgrund seiner Stellung mehr mit Ab- statt mit Anwesenheit im Familienleben geglänzt hat. Das sind natürlich die Kosten, die man als Familie tragen muss, wenn man den eigenen Ehemann und Vater mit einem ganzen Land teilt, aber teilweise hatte ich den Eindruck, dass Michelle diesen Umstand immer wieder schöner geredet hat, als sie es erlebt hat.

Die Sprecherin, die das Buch vorliest, macht ihre Sache sehr gut. Sie hat eine angenehme Erzählstimme und -weise, was gut zum Inhalt gepasst hat. Ich gehe davon aus, dass Michelle das Hörbuch im englischen Original selbst liest, was im Deutschen natürlich nicht möglich ist. Aber Katrin Fröhlich bietet dennoch einen würdigen Ersatz.

Fazit:

Alles in allem war das Buch trotz seiner Länge unterhaltsam und kurzweilig, aber man muss hier keine skandalösen oder schockierenden Enthüllungen erwarten, wie man es vielleicht von Autobiografien von Menschen aus dem Showbusiness kennt. Hier ist alles sehr ruhig und hat seine Ordnung - eben ganz, wie es sich für eine (ehemalige) First Lady gehört. Wer die Obamas mochte und etwas mehr darüber erfahren will, wie Michelle zur Frau an Barack Obamas Seite geworden ist, dem kann ich das Hörbuch aber insgesamt empfehlen.
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Nachdem ich 2022 mit Lesechallenges pausiert habe und ich 2023 wieder an Challenges teilnehmen möchte, habe ich mit grosser Freude festgestellt, dass Nicole von Zeit für neue Genres eine "SuB-Senioren-Challenge" veranstaltet, die ein Nachfolger von Jennys SuB-Leichen-Abbau darstellt, an der ich immer sehr gerne teilgenommen habe. Kurz gesagt, geht es darum, die 10 ältesten Bücher auf dem SuB zu lesen. Und obwohl ich vor einiger Zeit rigoros aussortiert habe, ist mein SuB immer noch riesig und beinhaltet Bücher, die bereits seit 2015 darauf warten, von mir gelesen zu werden. Deshalb werde ich hoch motiviert in die Challenge starten und hoffentlich einige SuB-Schätze entdecken.

Die Regeln

  • Diese Challenge ist kein Wettbewerb.
  • Bücher, die ungelesen aussortiert werden, zählen nicht als gelesen. Abgebrochene Bücher allerdings schon. In dem Fall rückt aber das nächste Buch vom SuB nach. Für einen vollständigen Kurerfolg müssen daher die 10 ältesten SuB-Titel gelesen sein.
  • Einsteigen ist jederzeit möglich.
  • Es gelten Hörbücher, eBooks und Printbücher. Die Hauptsache ist, dass die Geschichte vom SuB befreit wird und der nette Stapel ungelesener Bücher insgesamt ein bisschen jünger geworden ist. 
  • Challengezeitraum: 01. Januar 2023 bis 31. Dezember 2023

Meine Leseliste

Gelesene Bücher: 1/10
Letzte Aktualisierung: 29.01.2023

  1. 600 Stunden aus Edwards Leben - Craig Lancaster (seit 12.03.2015 auf dem SuB) ✔ ★★★★☆
    beendet am 26.01.23 » Rezension

  2. Der Fänger im Roggen - J.D. Salinger (seit 15.03.2015 auf dem SuB)

  3. Die Brautprinzessin - William Goldman (seit 15.03.2015 auf dem SuB)

  4. Blumen für Algernon - Daniel Keyes (seit 15.03.2015 auf dem SuB)

  5. Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers (seit 15.03.2015 auf dem SuB)

  6. Der Nachtzirkus - Erin Morgenstern (seit 15.04.2015 auf dem SuB)

  7. Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner - Edward Kelsey Moore (seit 30.06.2015 auf dem SuB)

  8. Zusammen werden wir leuchen - Lisa Williamson (seit 28.08.2015 auf dem SuB)

  9. Die Herrschaft der Masken (Elias & Laia #1) - Sabaa Tahir (seit 26.10.2015 auf dem SuB)

  10. Unendlich Wir - Amy Harmon (seit 21.02.2016 auf dem SuB)

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Schweizerin. 31. Liebt Bücher. Bevorzugte Genres: Young Adult, (Urban) Fantasy, Paranormal, Dystopia, Thriller, Contemporary Fiction.

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Es handelt sich hierbei um eine ungezwungene Gruppe, in der wir in regelmässigen Abständen gemeinsam englische Bücher aus dem Young Adult Bereich lesen wollen. Der Austausch findet auf Deutsch statt. Jede*r, der*die gerne an Buddy Reads bzw. gemeinsamen Leserunden teilnimmt, ist herzlich willkommen.

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The Kingdom of Back
The Sisters Grimm
The Merciful Crow
An Absolutely Remarkable Thing
Girls of Paper and Fire
My Lady Jane
The Diabolic
Leah on the Offbeat
The Song of Achilles
A Heart So Fierce and Broken
Stalking Jack the Ripper
Romanov
Honor Among Thieves
Everlost
Wicked Fox
Save the Date
Sorcery of Thorns
A Curse So Dark and Lonely


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