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Kill the Queen* (Die Splitterkrone #1)
von Jennifer Estep
Bewertung: ★★★★☆
Fantasy, 496 SeitenErscheinungsdatum: 16. März 2020
Verlag: Piper
*Danke für das digitale Leseexemplar von Netgalley.
Inhaltsangabe:
Im Königreich Bellona bestimmen die magischen Fähigkeiten einer jeden Person über deren Ansehen und Rang. Da die junge Lady Everleigh anscheinend über keinerlei Magie verfügt, verbringt sie die meiste Zeit in den Schatten des königlichen Hofs. Üblicherweise wird sie vom restlichen Adel übersehen und vergessen. Doch dunkle Mächte arbeiten innerhalb des Palasts. Als Everleighs Cousine, die Kronprinzessin Vasilia, ihre Mutter ermordet und den Thron besteigt, verändert sich alles. Evie selbst kann Vasilias Anschlag nur dank ihrer geheimen Fähigkeit entkommen – sie ist immun gegen Magie, die auf sie gerichtet wird. Auf ihrer Flucht stößt Evie auf den berüchtigten Gladiator Lucas Sullivan, einem mächtigen Magier, den ein Geheimnis umgibt ...
Meine Meinung:
Nachdem ich vor einigen Jahren bereits die Mythos Academy Reihe der Autorin verschlungen habe, habe ich mich mit "Kill the Queen" an den Reihenauftakt ihrer neuen Fantasy Reihe "Die Splitterkrone" gewagt, die sich (im Gegensatz zu Mythos Academy) an ältere Leser*innen richtet und nicht im Young Adult Genre verankert ist. Das war mir allerdings zu Beginn gar nicht bewusst, sondern wurde mir erst während dem Lesen klar, nachdem ich einige Unterschiede zu üblichen YA Fantasy Reihen bemerkt habe.Estep entführt uns in diesem Buch ins Königreich Bellona, in dem wir die Protagonistin Everleigh näher kennenlernen, die seit dem tragischen Tod ihrer Eltern am königlichen Hof lebt. Dort ist sie aufgrund ihrer scheinbar fehlenden magischen Fähigkeiten bislang eher unscheinbar geblieben. Doch was niemand weiss, ist der Umstand, dass Everleigh in Wahrheit eine magische Gabe besitzt, die sie bisher versteckt gehalten hatte. Diese Gabe ist es auch, die sie vor dem tödlichen Anschlag von Prinzessin Vasilia rettet, als diese eines Tages die Königin und all ihre Verbündeten umbringt, um selbst Herrscherin über Bellona zu werden.
Everleigh bleibt nichts anderes übrig, als zu flüchten. Auf ihrer Flucht ändert sie ihren Namen und taucht bei einer Gruppe von Gladiatoren unter, die nichts davon ahnen, dass Everleigh - die sich neu Evie nennt - eine der wenigen Zeug*innen ist davon ist, was wirklich am königlichen Hof geschehen war. Und dieses Wissen bringt sie in grosse Gefahr...
Bereits im ersten Viertel des Buches ist mir positiv aufgefallen, dass sich die Autorin allem Anschein nach viele Gedanken um das Worldbuilding gemacht hat, auf dem die Story ihrer Reihe beruht. Estep benennt die wichtigsten Länder ihrer Welt und wie die Beziehungen zwischen den einzelnen Königreichen untereinander aussehen. Dabei schafft sie es, ein gutes Mittelmass zu finden, damit man sich als Leser*in in der Welt zurechtfinden kann, es aber auch nicht in ein Infodump ausartet. Diese Hintergrundinformationen werden schliesslich geschickt in die Handlung eingeflochten, indem man durch die verschiedenen Bündnisse und Feindschaften der einzelnen Königreiche die Motive der einzelnen Charaktere - natürlich insbesondere die der Antagonisten - nachvollziehen kann. Ergänzt wird das umfangreiche Worldbuilding durch eine Reihe an Charakteren, die ebenfalls im ersten Teil der Geschichte eingeführt werden. Allen voran natürlich unsere Protagonistin Everleigh.
Wer nun fürchtet, dass dies nach einer trockenen Einleitung in die Reihe klingt, den kann ich beruhigen. Denn neben diesen Informationen legt Estep ein ordentliches Erzähltempo an den Tag, so dass bereits im ersten Teil der Geschichte mehr passiert, als ich es von so manch anderen Young Adult Fantasy Reihen im Ganzen gewohnt war. Viele der sorgfältig eingeführten Charaktere müssen bereits im ersten Drittel des Buches ihr Leben lassen, was ich - trotz der tragischen Ereignisse - mal herrlich erfrischend gefunden habe. Und dies war dann auch der Punkt, an dem ich mich gefragt habe, wieso dieses Buch so aus den ganzen YA Fantasyromanen heraussticht, die ich in letzter Zeit gelesen hatte. Eine kurze Recherche auf Goodreads hat dieses Rätsel schnell gelöst: Es handelt sich um ein Fantasyroman für Erwachsene und die Protagonistin war als Endzwanzigerin bereits deutlich älter, als ich angenommen hätte. Dies legte mir die Vermutung nahe, dass ich vielleicht wirklich dem YA Fantasy Genre allmählich entwachse.
Nach diesem aufregenden Einstieg in die Geschichte wird der Fokus auf Everleighs Flucht zu den Gladiatoren gelegt, bei denen sie als "Evie" eine Charakterentwicklung durchmacht, im Wissen, dass sie in grosser Gefahr schwebt, falls Vasilia von ihrem Überleben erfährt. Auch in der weiteren Handlung werden immer wieder neue Charaktere eingeführt und mit Lucas Sullivan natürlich auch ein männlicher Protagonist, der als Love Interest dienen soll. Doch auch hier wurde ich positiv überrascht, wie wenig Raum die Romantik in diesem Buch einnimmt. Die sich entwickelnden Gefühle wurden subtil in die Handlung eingefügt, ohne dass sie dem eigentlichen Plot Platz geraubt hätten.
Nichtsdestotrotz gibt es aber bei all dem Lob auch einige Schwächen, die das Buch in meinen Augen aufgewiesen hat. Zum einen wären da einige "Deus ex machina" Momente zu nennen, die leider auf Kosten der Spannung gegangen sind und dafür gesorgt haben, dass man nie wirklich um die Protagonistin bangen musste. Statt solcher vorhersehbarer Ereignisse, hätte ich mir viel lieber einige überraschende Plot Twists gewünscht, die leider ausgeblieben sind, dafür aber glaubwürdiger gewirkt hätten.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Protagonistin Everleigh bzw. Evie. Sie hat auf mich leider ein bisschen wie eine "Mary Sue" gewirkt - also ein Charakter, der nicht wirklich Schwächen aufweist. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass sie sich an irgendeiner Stelle in der Handlung wirklich bemühen musste, damit sie das erreicht, was sie sich wünscht. Irgendwie hat sich immer alles ganz "praktischerweise" so gefügt, dass sie glimpflich davongekommen ist, indem sie irgendein Ass aus dem Ärmel gezogen hat, was dann wiederum genau als ein solcher "Deus ex machina" Moment zu werten war. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Charaktertiefe gewünscht, indem Everleigh auch mal bei irgendeinem Vorhaben gescheitert wäre und sie eben nicht so perfekt ist, dass es schon unglaubwürdig erscheint. Hinzu kommt, dass ich allein aufgrund der Charakterbeschreibung niemals darauf gekommen wäre, dass Evie bereits auf die Dreissig zugeht.
Insgesamt konnte mich das Buch aber ganz gut unterhalten, auch wenn sich die Handlung in einem schon sehr vorhersehbaren Showdown geendet hat, der kaum Überraschungen bereitgehalten hat. Ich hoffe, Estep kann sich in der Fortsetzung noch steigern und mich im zweiten Band (noch) mehr vom Hocker hauen.
Fazit:
"Kill the Queen" ist der Reihenauftakt zu Jennifer Esteps neuer "Splitterkrone" Fantasy Reihe, der uns Leser*innen in eine Welt voller Magie entführt. Mit einem ausgeklügelten Worldbuilding und vielen unterschiedlichen Charakteren mich die Autorin von ihrer neuen Reihe überzeugen. Der Plot ist sehr actiongeladen und konnte mich gut unterhalten, er lässt durch viele "Deus ex machina" Momente aber leider wenig Spielraum für Überraschungen zu und verläuft stellenweise schon etwas vorhersehbar. Insgesamt aber ein solider Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht. Von mir gibt es 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans des Fantasy Genres, die mal dem typischen Young Adult-Schema entfliehen wollen.
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