[Rezension] Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
(© Argon) |
Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
von Jojo Moyes
Gelesen von Luise Helm
Bewertung: ★★★★☆
Historical Fiction, AudiobookSpieldauer: 11 Stunden und 12 Minuten
Erscheinungsdatum: 09. Oktober 2019
Verlag: Argon
Inhaltsangabe:
1937: Hals über Kopf folgt die Engländerin Alice ihrem Verlobten Bennett nach Amerika. Doch anstatt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten findet sie sich in Baileyville wieder, einem Nest in den Bergen Kentuckys. Mächtigster Mann dort ist der tyrannische Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, ihr Schwiegervater. Neuen Lebensmut schöpft Alice erst, als sie gemeinsam mit vier anderen Frauen für die mobile Bücherei zu arbeiten beginnt - eine der Bibliotheken auf dem Lande, die auf Initiative der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt gegründet wurden. Tag für Tag reiten sie auf schwer bepackten Pferden zu abgelegenen Farmen in den Bergen, um die Menschen dort mit Büchern zu versorgen. Alice liebt ihre Aufgabe, die wilde Natur und deren Bewohner. Und sie fasst den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen. Gegen alle Widerstände.
Meine Meinung:
"Wie Leuchten tiefer Nacht" war wieder ein Buch, das ich aufgrund meiner "4*+ Rating Challenge" entdeckt habe. Da das Hörbuch (in gekürzter Form) auf Spotify verfügbar ist, habe ich mich kurzerhand dafür entschieden, die Geschichte zu hören, anstatt sie zu lesen. Grund dafür ist die wundervolle Luise Helm, die einer meiner Lieblingshörbuchsprecherinnen ist und bisher - soweit ich weiss - alle Bücher von Jojo Moyes gesprochen hat. Auch die Autorin ist mir natürlich nicht unbekannt. Ihr Bestseller "Ein ganzes halbes Leben" hat mich damals zu Tränen gerührt und gehört zu einem meiner Lieblingsbücher.In diesem Buch erzählt Moyes eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Wir reisen ins Jahr 1937 und verfolgen die Engländerin Alice, wie sie nach der Hochzeit ihres Ehemannes in die USA gezogen ist, um dort ihr neues Leben als verheiratete Frau zu beginnen. Leider entpuppt sich das Eheleben nicht so, wie es sich Alice ausgemalt hat, denn Bennett - ihr frisch angetrauter Ehemann - verhält sich ihr gegenüber sehr distanziert und hält sie (auch im gemeinsamen Ehebett) auf Abstand. Ihr neues Leben wird zusätzlich durch ihren Schwiegervater Van Cleve erschwert, der sich als erfolgreicher und skrupelloser Minenbesitzer in Baileyville einen Namen gemacht hat. Sein dominantes Auftreten lässt kaum Widerspruch zu - und das ist etwas, dass Alice als selbstbestimmte junge Frau zum Verhängnis werden könnte.
Trost findet Alice in einer Gruppe von Frauen, die eine mobile Bibliothek betreiben, die ausgerechnet von der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt ins Leben gerufen wurde. Alice entschliesst sich (mehr oder weniger aus Langeweile) mitzuhelfen und findet ihre neue Erfüllung darin, gemeinsam mit anderen Frauen, die zu ihren Freundinnen werden, auf einem Pferd Bücher in der Umgebung zu verteilen - sehr zum Ärgernis ihres Schwiegervaters, dem diese Bibliothek ein Dorn im Auge ist und der alles daran setzt, dieses Projekt zum Scheitern zu bringen. Und dabei ist ihm jedes Mittel recht...
Während der Grossteil von Moyes Büchern in der Gegenwart spielt, hat sie sich dieses Mal in die Vergangenheit gewagt, und Eleanor Roosevelts Bibliothek als Aufhänger für ihre Geschichte genutzt. Ich habe zuvor nie etwas davon gehört und kann deshalb nicht beurteilen, wie historisch akkurat die Erzählung der Autorin ist. Ich fand es aus europäischer Sicht nur etwas befremdlich zu lesen, wie anders das Leben 1937 in einer Kleinstadt in den USA verlief, während zur selben Zeit in Europa Hitler zur Macht aufstieg und der Zweite Weltkrieg kurz bevor stand. Wenn ich bisher Romane aus dieser Zeit gelesen habe, dann haben sie sich natürlich auch immer mit dem Holocaust beschäftigt. Hier hatte ich das Gefühl in eine völlig mir fremde Welt einzutauchen, die mir noch dazu sehr rückständig erschien. Vermutlich lag es daran, dass die Geschichte in einem Kaff in den Bergen spielt, aber es war so, als wäre der technische Fortschritt der damaligen Zeit völlig an den Bewohnern vorbeigegangen. Hätte ich die Handlung intuitiv zeitlich einordnen müssen, dann hätte ich vielleicht auf Mitte / Ende des 19. Jahrhunderts getippt und nicht auf 1937.
Wie dem auch sei, entsprechend der damaligen Zeit ging es um eine sehr von Männer dominierten Gesellschaft, in denen Frauen nicht viel zu sagen hatten. Und genau das ist eines der grossen Themen dieses Buches. Die mobile Bibliothek und die damit einhergehenden Aufgaben der Frauen waren als ein Schritt in Richtung Emanzipation zu verstehen, die den Frauen Selbstbestimmung und Stärke verlieh.
Man lernt neben Alice auch verschiedene andere Nebencharaktere und ihre Schicksale kennen, wobei mir besonders Margery ins Auge gestochen ist. Margery ist der Inbegriff einer Feministin zur damaligen Zeit und trotzt all den damaligen Gepflogenheiten - sehr zum Unmut der Männer in Baileyville. Zwischen Alice und Margery entwickelt sich mit der Zeit eine Freundschaft, die Alice dazu verhilft, über sich selbst hinauszuwachsen und zu erkennen, wie unglücklich sie in ihrer Ehe ist. Statt sich hilflos ihrem Schicksal zu ergeben, beginnt auch sie aus dem Schatten ihres Ehemannes herauszutreten, muss jedoch schon bald die Konsequenz dafür tragen, die sie vor eine schwierige Wahl stellen.
Obwohl das Buch so gar nicht meinen gewohnten Lieblingsgenres entspricht, konnte mich die Handlung ganz gut unterhalten, was vermutlich vor allem an Luise Helm liegt. Sie liest die Geschichte mit ihrer sehr angenehmen Stimme und Erzählweise so fantastisch vor, dass das Zuhören einfach Spass gemacht hat. Und das kann sogar darüber hinwegtrösten, dass die Handlung eher ruhig und ohne viel Aufregung verläuft. Die verschiedenen Charaktere, insbesondere Alice und Margery, sind mir im Laufe der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Obwohl ich die gekürzte Version gehört hatte, habe ich nicht den Eindruck, etwas Wesentliches verpasst zu haben.
Als Kritik bleibt zum Schluss in erster Linie der doch recht stereotype Antagonist Van Cleve zu nennen, der als skrupelloser Minenbesitzer schon fast wie eine Karikatur aus Wildwest-Filmen gewirkt hat. Was mir auch weniger gefallen hat, war das sehr kitschige Ende, auf dem alles sehr auf ein vorhersehbares Happy End getrimmt wurde. Das waren mir dann doch ein bisschen zu viele rosa Herzen und Regenbogen, nachdem der letzte Drittel der Geschichte doch eher dramatisch verlaufen ist.
2 Kommentare
Hallo liebe Mel,
AntwortenLöschenich habe von der Autorin drei Bücher gelesen, die mir allesamt sehr gefallen haben. Deine Rezension zu Wie ein Leuchten in tiefer Nacht, hat mich daher sehr interessiert.
Es war mal wieder sehr spannend deinen Beitrag zu lesen. Besonders das, was du über das Leben in der Kleinstadt in den Bergen der USA berichtet hast, hat mich angesprochen. Auch klingt der Werdegang der Protagonistin sehr spannend; der Kampf, den sie aufnehmen muss, um ihre Ziele und Träume umzusetzen.
Der kleine Kritikpunkt zum Ende ist vielleicht ein wenig ärgerlich. Aber ich denke man kann darüber hinwegschauen, wenn denn der Rest des Buches so gut ist.
Ich danke dir für diese aussagekräftige Rezension.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Hallo Tanja
LöschenVon Jojo Moyes habe ich auch schon mehrere Bücher gelesen und wenn dir ihre anderen Bücher gefallen (und du gerne historische Romane liest), dann kann ich dir ihr neustes Buch empfehlen.
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