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Himmel und Hölle (Noughts and Crosses #1)
von Malorie Blackman
Bewertung: ★☆☆☆☆
YA Dystopia, 512 SeitenErscheinungsdatum: 01. Juli 2008
Verlag: Boje
Inhaltsangabe:
Ich musste wählen. Ich musste entscheiden, was für eine Art Freund Callum für mich sein sollte. Aber was mich am meisten überraschte – und aufregte –, war, dass ich überhaupt darüber nachdenken musste.
Callum ist ein Zero – ein Bürger zweiter Klasse, der in einer Welt lebt, in der die Alphas das Sagen haben. Er ist einer der wenigen, der an einer der elitären Alpha-Schulen zugelassen wurde. Sephy ist eine Alpha und die Tochter eines der mächtigsten Männer des Landes. Seit ihrer frühesten Kindheit sind Callum und Sephy Freunde. Und aus dieser Freundschaft ist eine tiefe Liebe geworden.Callum ist weiß. Sephy ist schwarz. Doch die Welt um sie herum versinkt in Vorurteilen, Hass, Gewalt und Terror. Und ihre Liebe bringt beide in schreckliche Gefahr. (© Amazon / Boje Verlag)
Meine Meinung:
Ehrlich gesagt, will ich über dieses Buch eigentlich gar nicht so viele Worte verlieren, denn "Himmel und Hölle" ist mit Abstand eines der schlechtesten Bücher, das ich jemals gelesen habe. Und hätte ich es nicht mit der lieben Jenny von Jennys Bücherkiste im Zuge einer Leserunde gelesen und mit ihr wenigstens herzlich über die Absurdität in diesem Buch lachen können, hätte ich das Buch vermutlich schon nach einem Viertel abgebrochen und wütend gegen eine Wand gepfeffert.Doch fangen wir mit dem (einzig) positiven an: Die Prämisse des Buches wäre eigentlich vielversprechend gewesen. Blackman hat sich dazu entschieden, in ihrer fiktiven Dystopie das Thema Rassismus näher zu beleuchten, indem sie die Rollen von Weissen und Schwarzen einfach mal umdreht. Im Buch gibt es sogenannte Alphas, die Oberschicht, die aus Menschen besteht, die der schwarzen Rasse angehören, und die Zeros, die Unterschicht, die aus der weissen Bevölkerung besteht. Eine interessante Idee, mit der die Autorin wohl den Spiegel der Gesellschaft vorhalten wollte.
Die Hauptcharaktere im Buch sind die anfangs noch 14-jährige Sephy, eine Alpha, und der 15-jährigen Callum, ein Zero. Die beiden sind zusammen aufgewachsen, weil Callums Mutter als Haushälterin in Sephys Familie tätig war, bis sie eines Tages plötzlich gefeuert wurde. Normalerweise wird es nicht gerne gesehen, wenn sich Alphas mit Zeros abgeben, doch Sephy und Callum habe ihre Freundschaft allem zum Trotz aufrechterhalten, müssen sich aber auch mit dem Gegenwind auseinandersetzen, den sie dadurch immer wieder in ganz alltäglichen Situationen erleben. Und genau dort wird der Rassismus am spürbarsten.
Leider war die Umsetzung dieser ursprünglich aussichtsreichen Idee eine einzige Katastrophe. Das fängt schon mal mit dem nüchternen, kurzen und einfachen Schreibstil an, der mich an meine Aufsätze aus der Grundschule erinnert hat. Es gibt viel direkte Rede und dafür kaum Beschreibungen über die Innen- und Aussenwelt der Charaktere. Emotionen sucht man hier vergeblich, was dazu führt, dass dem*der Leser*in die Beweggründe für das meistens leider total unsinnige Verhalten der Charaktere, vorbehalten bleibt.
Doch damit nicht genug, denn die Autorin verliert auch kein Wort über das Worldbuilding oder die Hintergründe, die zur Entstehung dieses Gesellschaftssystems beigetragen haben. Fragen wie: "Warum gibt es genau diese zwei Schichten?" - "Warum werden die Menschen nach ihrer Hautfarbe eingeteilt?" - "Warum hassen sich die Alphas und Zeros so sehr?" Oder ganz einfach: "Was waren die auslösenden Faktoren zur Entstehung und Entwicklung des Gesellschaftssystems, wie man es in diesem Buch vorfindet?" bleiben allesamt KOMPLETT ungeklärt. Die Umstände müssen einfach so als gegeben hingenommen werden und sollen schon gar nicht hinterfragt werden. Es ist einfach so. Punkt. Alles andere hätte ja schliesslich vorausgesetzt, dass sich die Autorin nur ein klein wenig Gedanken über ihr eigenes Buch hätte machen müssen.
Das Gleiche gilt für die Charaktere, die einfach da sind und sich total unsinnig verhalten. Natürlich gibt es den erzwungenen Liebesplot zwischen Sephy und Callum, den man schon vom ersten Kapitel an vorhersehen kann. Ansonsten sterben die Charaktere im Buch wie die Fliegen - völlig überraschend und für mich als Leserin nicht nachvollziehbar. Doch die Autorin scheint ihren jungen Leser*innen die äusserst fragwürdige Botschaft vermitteln zu wollen, dass Suizid scheinbar die Lösung für jedes Problem ist? Anders kann ich mir die Schicksale vieler Personen aus dem Buch nicht erklären.
Insgesamt entwickelt sich die Story total vorhersehbar und die Autorin bedient sich jedem Klischee, dass das Young Adult Genre zu bieten hat. Es gibt immer wieder Kapitel, in denen total überraschend irgendetwas Unvorhergesehenes passiert, auf das aber in den Folgekapiteln nicht mehr näher eingegangen wird. Meistens folgt einfach ein Zeitsprung von mehreren Wochen bis Jahren(!), was die Handlung noch sinnfreier und absurder macht, als es sie ohnehin schon war. Ich weiss nicht, wie oft ich das Bedürfnis nach einem Facepalm hatte.
Ich könnte hier auch noch zig weitere Beispiele anfügen, warum das Buch schlecht ist, aber ich habe gar keine Lust mehr, noch mehr Worte darüber zu verlieren. Glaubt mir einfach, wenn ich euch sage, dass ihr das Buch nicht lesen sollt! Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie es die Autorin überhaupt geschafft hat, dass nicht nur dieses Buch, sondern eine komplette Reihe bestehend aus fünf Teilen veröffentlicht wurde. Die Handlung ergibt von vorne bis hinten keinen Sinn, die Charaktere sind platt und eindimensional und der Schreibstil ist auf Schulaufsatzniveau.
Fazit:
"Himmel und Hölle" ist eines der schlechtesten Bücher, das ich je gelesen habe. Die Idee, Rassismus einmal umzukehren und das Thema Schwarz gegen Weiss in einer Dystopie von einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, wäre eigentlich sehr vielversprechend gewesen. Nur ist die Umsetzung eine einzige Katastrophe. Der Schreibstil ist auf Grundschul-Niveau und führt dazu, dass weder die Charaktere, noch das Worldbuilding auf irgendeine Art und Weise ausgearbeitet wirken. Die Autorin wirkt mit ihrer eigenen Idee überfordert. Das Buch kann ich in keiner Weise weiterempfehlen.
6
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