(© Netgalley / Carlsen) |
Clean*
von Juno Dawson
Bewertung: ★★★★☆
YA Contemporary Fiction, 400 SeitenErscheinungsdatum: 28. Juni 2018
Verlag: Carlsen
*Rezensionsexemplar von Netgalley
Inhaltsangabe:
Lexi ist reich, cool, ein It-Girl – und heroinsüchtig. Nach einer Überdosis landet sie in der Clarity-Klinik. Ihr Entzug ist hart, die Therapie schier unerträglich, vor allem die Treffen mit den „Mitinsassen“: Aufputschmittel-Junkie Saif, Trans-Mädchen Kendall, Guy mit der Zwangsneurose, Bulimikerin Ruby, Ex-Kinderstar Brady. Doch ausgerechnet diese fünf werden zu echten Freunden. Und Brady vielleicht mehr. Lexi öffnet sich vorsichtig, beginnt ihr zerstörerisches Leben zu hinterfragen. Aber ist ein anderer Weg überhaupt möglich? (© Netgalley / Carlsen)
Meine Meinung:
Das Buch wurde als Young Adult Roman u.a. für Fans der Gossip Girl Reihe beworben und hat mich neugierig gemacht. Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, muss ich aber zugeben, dass ich keinerlei Ähnlichkeiten feststellen konnte, bis vielleicht auf den Umstand, dass es sich um reiche, verwöhnte Teenager handelt. Ansonsten schlägt Clean aber einen viel anderen, raueren Ton an, der nicht vergleichbar mit der Scheinwelt in Gossip Girl ist. Und genau das hat mich beeindruckt.An dieser Stelle muss ich kurz einfügen, dass ich selbst in der Suchttherapie arbeite, deshalb war ich voreingenommen und sehr skeptisch, was uns die Autorin da wohl an Märchen auftischen wird. Doch siehe da: Das hat sie gar nicht - im Gegenteil! Die Autorin scheint ihre Hausaufgaben gemacht und sich nicht nur mit der Therapie von Suchterkrankungen, sondern auch mit dem Innenleben und dem Verhalten von Süchtigen auseinander gesetzt zu haben. Es gab sehr viele Situationen, die ich in ähnlicher Form in der Realität erlebt, oder von PatientInnen subjektiv berichtet gekriegt habe. Und dafür gibt es einen ganz fetten Pluspunkt von mir, denn die Geschichte von Lexi und ihren MitpatientInnen wurde sehr authentisch dargestellt.
Die Autorin hat einen sehr umgangsprachlichen, jugendlichen Schreibstil gewählt, der nichts beschönigt, sehr direkt und manchmal sogar ein bisschen vulgär ist. Daran musste ich mich am Anfang gewöhnen, aber nach ein paar Seiten war es mir gelungen, dadurch eine emotionale Verbindung zu der Protagonistin herzustellen. Dadurch, dass man Lexis Weg aus ihren Augen mitverfolgt, kann man ihre Verhaltensweisen und das anfängliche Verleugnen ihrer Suchterkrankung besser nachvollziehen und man sieht auch, welchem Leidensdruck sie ausgesetzt ist. Im Verlauf der Geschichte schafft Lexi es schliesslich, sich mehr und mehr ihrem Psychiater gegenüber zu öffnen und so kriegt man auch als Leser mit, wie sie denn überhaupt zum Drogenkonsum gekommen ist.
Neben Lexis Therapiefortschritten werden auch ihre MitpatientInnen etwas genauer beleuchtet. Und obwohl einige Szenen sehr krass sind, entsprechen sie trotz allem der Realität.
Nachdem das Buch bis zum Schlussteil gut und nachvollziehbar aufgebaut wurde, ging es mir mit Lexis Prozess und ihrer Krankheitseinsicht viel zu schnell. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Patienten den Absprung schaffen, aber so einfach wie es hier in diesem Buch dargestellt wurde, ist es im wahren Leben leider nicht. Das war mir dann schon fast zu sehr auf "Happy End" getrimmt und auch der Grund dafür, dass ich letztendlich nicht volle fünf Sterne vergeben konnte.
Fazit:
Eine packende, dramatische und trotz allem authentische Geschichte über eine junge Frau, die leider viel zu früh in die Fänge von Drogen geraten ist und nun dazu gezwungen wird, abstinent zu werden. Schonungslos ehrlich schreibt Juno Dawson hier über das Schicksal einer Drogensüchtigen, die überraschend realistisch dargestellt wird. Ein schockierendes Buch, das ich sehr weiterempfehlen kann.
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