[Rezension] Onyx Storm

by - Januar 25, 2025

(© dtv)

Onyx Storm (Flammengeküsst #3)
von Rebecca Yarros

Bewertung: ★★★☆☆

NA Romantasy, 928 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. Januar 2025
Verlag: dtv


Inhaltsangabe:
Nach fast achtzehn Monaten am Basgiath War College weiß Violet, dass die Zeit für theoretische Übungen vorbei ist. Die Zeit für Unsicherheit ist vorbei. Denn der Krieg hat begonnen und mit Feinden sowohl innerhalb als auch außerhalb der Mauern ist es schwer, zu wissen, wem man vertrauen kann.
Violet muss jenseits des Schutzzaubers in unbekannten Ländern nach Verbündeten suchen. Die Reise wird ihren Verstand, ihre Fähigkeiten und ihr Glück fordern, aber sie wird alles tun, um zu retten, was sie liebt: ihre Drachen, ihre Familie, ihre Heimat – und ihn.
Selbst, wenn es bedeutet, ein Geheimnis zu bewahren, das alles zerstören könnte.
Sie benötigen eine Armee. Sie benötigen Macht. Sie benötigen Magie. Und die eine Sache, die nur Violet finden kann: die Wahrheit.
Doch ein Sturm zieht auf … und nicht alle werden seinem Zorn standhalten können. 

Meine Meinung:

! Achtung: Enthält Spoiler zu den vorherigen zwei Bänden der Reihe !

An dieses Buch bin ich mit gemischten Gefühlen herangegangen. Nachdem Fourth Wing, der Auftakt dieser Reihe, für mich ein Überraschungshit war, den ich nicht mehr aus den Händen legen konnte, konnte der zweite Band – Iron Flame – mit seinem Vorgänger nicht mehr mithalten. Aus diesem Grund wollte ich nicht mit zu hohen Erwartungen an diesen dritten Band herangehen, was mich vermutlich vor einer grossen Enttäuschung bewahrt hat, denn auch diese Fortsetzung leidet unter denselben Problemen wie sein Vorgänger.

Der dritte Band setzt da an, wo der vorherige aufgehört hat. Das Basgiath War College wurde gerettet, doch die Gefahr durch die Venin und Wyvern ist nicht gebannt. Violet und ihre Freund:innen müssen mit Generälen und Lehrer:innen aus dem College einen Plan schmieden, wie die Menschheit gerettet werden kann. Dabei steht die Suche nach der 7. Drachenrasse, den Irid, im Fokus. Denn wie sich im letzten Buch herausgestellt hat, gehört Violets Drache Andarna dieser Rasse an, und nur mit ihnen lässt sich der Obelisk aktivieren, der den Schutzzauber vor den Bösen ermöglicht. Doch die Suche birgt viele Gefahren – insbesondere, da Violet noch eine zweite Mission verfolgt: Sie will ein Heilmittel finden, da Xaden sich im letzten Band in einen Venin verwandelt hat und er dadurch zur Gefahr werden könnte...

Nachdem ich die Handlung noch einmal zusammengefasst habe, muss ich zugeben, dass sie sich auf den ersten Blick eigentlich ganz interessant anhört. Nur die Umsetzung ist leider mit über 900 Seiten nicht ganz gelungen und es hat sich beim Lesen vieles sehr langatmig angefühlt. Dadurch, dass Violet mit ihren Freund:innen durch die ganzen Länder und Gebiete der Drachenwelt reisen muss, wechseln die Schauplätze zwischen den Kapiteln manchmal sehr schnell, obwohl es sich um weite Entfernungen mit mehrstündigen oder sogar -tägigen Flügen handelt. An den jeweiligen Schauplätzen angekommen, fühlt sich das Tempo dann wieder zäh wie Kaugummi an, weil die Kapitel meistens nur aus nicht endenden wollenden politischen Debatten und dem Schmieden von Plänen bestehen.
Immer wieder müssen Violet und ihre Freund:innen irgendwelche Personen von ihren Ideen und Plänen überzeugen und dabei Verhandlungen oder auch kurzzeitige Kämpfe austragen, aber enttäuschenderweise nie so, dass wirklich Spannung aufkommt. Stattdessen werden wir ständig mit Infodumping überrollt, wenn Violet mal wieder ein neues Buch ihres Vaters "freischaltet" und neue Geheimnisse erfährt, sodass wir zwar viel über das Worldbuilding erfahren, die Handlung aber gefühlt nicht vorankommt. Alles fühlt sich unglaublich redundant und zäh an.

Der grösste Schwachpunkt neben der fehlenden Spannung ist und bleiben die vielen (Neben-)Charaktere. Schon im letzten Band war die Figurenanzahl kaum mehr zu überschauen und ich hatte bereits damals kritisiert, dass sich die Nebencharaktere bloss wie Statisten anfühlen, die nur dann zum Zug kommen, wenn sie für Violets Plot Armor zweckdienlich sind. Daran hat sich auch im dritten Band nichts geändert – es ist eher noch zehnmal schlimmer geworden. Neben den zahlreichen Freund:innen von Violet und Xaden, kommen nun an jedem Schauplatz noch mehr Könige, Prinzen, Generäle, Prinzen, Feinde oder Verbündete vor, die wir knapp mit dem Namen kennenlernen, aber sonst keinerlei Persönlichkeit besitzen. Besonders Violets Freund:innen unterscheiden sich nur durch ihre Namen, ansonsten verhalten sich allesamt genau gleich: Sie sind mutig, ehrlich, loyal und stark und stehen Violet immer zu Seite (besonders mit ihren jeweiligen Siegelkräften), wenn sie gebraucht werden. Ansonsten haben sie keinerlei Eigenheiten, die ihnen irgendeine Art von Tiefe geben oder sie voneinander unterscheiden lässt.
Die Anzahl neuer Charaktere nimmt mit jedem Kapitel stetig zu, sodass man irgendwann einfach den Überblick verliert und bei mir das letzte bisschen Hoffnung gestorben ist, dass Yarros es noch irgendwann schafft, den Figuren irgendeine Art von Tiefe zu verleihen.
Dies hat sogar dazu geführt, dass irgendwann zwei (neue?) Charaktere sterben, was als sehr traurig dargestellt wird und ich mich nur dachte: WER ZUR HÖLLE WAREN DIE BEIDEN EIGENTLICH?!
Man sieht: Die Schicksale der vielen Nebencharaktere konnten mich emotional nicht berühren – Wie auch, wenn es die Autorin nicht schafft, ihnen Persönlichkeiten zu vergeben, die mir einen Zugang zu ihnen ermöglicht hätte. Und ich befürchte, dieses Problem wird auch im nächsten Band nur noch schlimmer, als besser.

Leider habe ich auch kaum mehr Sympathien für unsere beiden Turteltäubchen und Protagonst:innen Violet und Xaden. Während Violet mir im letzten Band mit ihrer plötzlichen Unsicherheit und krankhaften Eifersucht nur noch auf die Nerven gegangen ist, hat sich dieses Verhalten im dritten Band zum Glück gelegt. Trotzdem bin ich kein Fan mehr von ihr, weil sie zu sehr als ✨ special snowflake ✨ dargestellt wird, die praktischerweise immer aus allen Situationen mit Deus Ex Machina Momenten glimpflich davon kommt.
Xaden ist demgegenüber nur noch ein Schatten seiner Selbst (haha – Wortspiel). Während er im ersten Band als selbstbewusster, arroganter, aber unglaublich attraktiver Book Boyfriend eingeführt wurde, ist er hier nur noch ein Häufchen Elend. Der grosse Plot Twist im letzten Band war ja, dass er sich in ein Venin verwandelt hat. Das hatte aber während den über 900 Seiten in diesem Buch eigentlich kaum Konsequenzen, denn Xaden war bis auf gelegentliche rote Ränder in seiner onyxfarbenen Iris (haha...) immer noch sich selbst. Ausser, dass er 4678978748 mal betonen musste, wie gefährlich, dass er nun für Violet geworden ist und sie sich von ihm fernhalten muss. Edward Cullen lässt grüssen! Und natürlich halten sich die beiden doch nicht voneinander fern, sodass das Venin-Dasein eigentlich bis auf das letzte Kapitel 0 Einfluss auf den Plot in diesem Buch hatte.

Der Romance zwischen den beiden ist zudem auch die Puste ausgegangen. Nach dem Eifersuchtsdrama im letzten Band, waren die Rollen diesmal jedoch umgekehrt: Es wird ein Ex-Freund Violets in die Handlung eingeführt, der diesmal Xaden (grundlos) eifersüchtig werden lässt.
Es gab auch wieder 3-4 spicy Szenen, die ich maximal grob überflogen (und irgendwann ganz übersprungen) habe, weil ich solche Szenen einfach nur überflüssig finde und sie in diesem Fall so schlecht geschrieben waren, dass ich mir das Lachen verkneifen musste. Aber ansonsten ist der Funke zwischen den beiden, für mich beim Lesen irgendwie erloschen, auch wenn Yarros zwanghaft durch konstruierte Dramen versucht, ihn am Leben zu erhalten.

Und nachdem während 850 Seiten gefühlt gar nichts passiert, geht auch hier am Ende dann Yarros-typisch wieder die Post ab und die Ereignisse überschlagen sich durch actionreiche Kämpfe und einem erneuten Cliffhanger, der neugierig auf den nächsten Band machen soll.

Positiv bleibt lediglich das interessante Worldbuilding und die Drachen zu erwähnen, aber sonst kann leider weder der "Plot", noch die Charaktere überzeugen.

Fazit:

Onyx Storm besteht mit über 900 Seiten fast ausschliesslich aus Filler-Szenen, was das Lesen unglaublich zäh macht. Zwar erfährt man viel über die Drachen und das Worldbuilding, doch es fehlt an Spannung, und die Nebencharaktere bleiben einfach blass. Die Reihe hätte als Trilogie besser funktioniert. Stattdessen scheint Yarros den immer gleichen Konflikt zwischen Gut und Böse nun über fünf Bände zu ziehen, ohne ein klares Konzept für die einzelnen Bände zu haben, was das Lesen unglaublich langatmig macht.
Ich werde wohl den 4. Band lesen, habe aber wenig Hoffnung, dass Yarros den Zauber des ersten Bandes – einer gelungenen Mischung aus Fantasy, Action und Romance – wiederbeleben kann.
2.75 Sterne gibt es diesmal von mir.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    oh nein! Ich habe diese Reihe auch noch ganz fest im Blick. Band 1 steht sogar aktuell auf Platz 1 meiner Wunschliste. Bedauerlicherweise habe ich aber genau das, was du hier schilderst befürchtet. Schon Band 1 ist ja ein richtig dicker Schmöker. Ich fand es verwunderlich, wie positiv die Rezensionen ausgefallen sind und dass gefühlt keiner Längen verspürt hat. Dass eine ganze Buchreihe mit jeweils so einer Dicke pro Band irgendwann Längen aufweisen muss empfinde ich fast schon als natürlich.

    Aber man möchte als Leser natürlich auch durchweg gut unterhalten werden. Gerade bei deinen Worten betreffend der langen Debatten fühlte ich mich an andere Bücher erinnert, bei denen ich ähnliche Kritikpunkte hatte. Show don't tell ist eine der wichtigsten Regeln, was die Spannung betrifft.

    Auch der Kritikpunkt betreffend der vielen Charaktere hat mich an andere Bücher denken lassen und auch hier würde es mir vermutlich ähnlich wie dir gehen.

    Bei deinen Worten betreffend der verstorbenen Figuren und der emotionalen Komponente musste ich schmunzeln. Auch solche Erfahrungen habe ich schon machen müssen. Das ist äußerst schade, wenn solche wirklich wichtigen Szenen dann so gar nicht zu berühren wissen.

    Bislang war es die Dicke der jeweiligen Bücher und auch die vage Ahnung, dass es Längen in den Folgebänden geben könnte, die mich noch vor der Reihe hat zurückschrecken lassen. Schade, dass du diese Punkte jetzt leider auch bestätigen musstest. Mal sehen, ob und wann ich dann letztlich noch zur Reihe greifen werde. Ich bin ja fast geneigt nur Band 1 zu lesen. Aber dann möchte man natürlich auch wissen, wie es weitergeht und schon ist man im Kreislauf gefangen ;o)

    Ich danke dir für diese ausführliche Rezension.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    Antworten
    1. Huhu Tanja

      Als Band 1 war "damals" tatsächlich ein Überraschungshit und Jahreshighlight für mich. Dieser Band ist abwechslungsreich und hat die richtige Mischung aus Action, Wissensvermittlung und Romance. Und ich glaube, die Reihe sollte ursprünglich auch bloss eine Trilogie werden.
      Und nun fühlen sich die Zwischenbände wie nicht enden wollende Filler Bände an, bis es vermutlich im 5. und letzten Buch dann zur Sache geht.
      Aber ja, wenn du Band 1 liest, dann wirst du wahrscheinlich unbedingt weiterlesen wollen, weil der erste Band mit einem fiesen Cliffhanger endet. :D

      Ich kann dir die Reihe trotzdem empfehlen, aber ich gebe zu, dass ich hin und wieder Abschnitte nur noch quergelesen habe, weil die letzten beiden Bücher einfach viel zu langgezogen sind.

      Aber wenn du nicht mit zu hohen Erwartungen an die Fortsetzungen herangehst, dann wirst du auch nicht enttäuscht. :D

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