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Lord of Shadows (The Dark Artifices, #2)
von Cassandra Clare
Bewertung: ★★★☆☆
YA Fantasy, 832 Seiten
Erscheinungsdatum: 8. Oktober 2017
Verlag: Goldmann
Inhaltsangabe:
Die junge Schattenjägerin Emma Carstairs hat ihre Eltern gerächt, doch sie findet keinen Frieden. Denn aus der Freundschaft zu ihrem Parabatai Julian ist Liebe geworden – und nach den Gesetzen der Schattenjäger hat eine Beziehung zwischen zwei Parabatai tödliche Konsequenzen. Um Julian und sich zu schützen, lässt sich Emma daher ausgerechnet auf Julians Bruder Mark ein. Mark, der fünf Jahre bei den Feenwesen lebte und dessen Loyalität nicht wirklich geklärt ist.
Zumal Unruhe herrscht in der Unterwelt. Die Feenwesen mussten sich nach dem Dunklen Krieg harten Bedingungen beugen und begehren auf. Aufgerieben zwischen den Intrigen des Feenkönigs und der unerbittlichen Härte jahrtausendealter Gesetze müssen Emma, Julian und Mark ihre privaten Sorgen vergessen und gemeinsam für all das kämpfen, was sie lieben – bevor es zu spät ist und ein neuer Krieg ausbricht ... (© Amazon / Goldmann)
Meine Meinung:
-- Achtung "unpopular opinion time" und enthält Spoiler --
Lord of Shadows setzt nahtlos an den Ereignissen aus Lady Midnight an: Emma gaukelt Julian nach wie vor eine Beziehung mit Mark vor, damit er sich aufgrund des Parabatai-Fluches von ihr fernhält. Gleichzeitig muss sich Kit mit seinem neuen Schicksal als Schattenjäger abfinden und hat Mühe, sich an diese neue Welt zu gewöhnen. Sehr bald entschliesst sich Mark heimlich ins Feenreich zu reisen, um seinen Geliebten Kieran vor dem Tod zu retten. Emma, Julian und Christina kriegen davon Wind und folgen ihm, obwohl sie wissen, dass sie sich damit in grosse Gefahr begeben. Im Feenreich überschlagen sich die Ereignisse und die «Reise» endet damit, dass die Feenkönigin Emma und Mark den Auftrag gibt, das «schwarze Buch der Toten» zu besorgen. Im Gegenzug verspricht sie u.a. Emma, dass sie ihr verrät, wie man den Parabatai-Bund auflösen und dem Fluch entgehen kann.
So viel zum eigentlichen Hauptplot. Das klingt eigentlich recht vielversprechend und das war am Anfang auch. Der Fokus wurde nicht mehr nur auf Emma und Julian gelegt, sondern parallel auf verschiedene Handlungsstränge aufgeteilt, die etwas Pepp in die Sache gebracht haben. Leider wird aber genau das der Geschichte zum Verhängnis, denn ich hatte den Eindruck, dass der eigentliche Hauptplot immer mehr in den Hintergrund gerückt ist und der Fokus stattdessen viel zu sehr auf potentielle Beziehungskonstellationen gelegt wurde. Das wäre an und für sich noch in Ordnung, aber leider gibt es so viele Hauptcharaktere im Buch (und es kamen in Lord of Shadows NOCH mehr dazu), dass dieses ganze Beziehungwirrwarr und Hin und Her zwischen den einzelnen Charakteren einfach viel zu viel war.
Positiv hervorheben möchte ich hierbei einmal mehr, dass CC viel Wert auf Diversity gelegt hat, was ich grundsätzlich sehr schätze. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass sie möglichst alle Menschen aus der LGBTQ-Community zufriedenstellen wollte und einzelne Charaktere bloss aus diesem Grund ihre Daseinsberechtigung in der Geschichte haben. Das Paradebeispiel um diese Hypothese zu stützen ist natürlich die Offenbarung von Dianas Geheimnis. Seit Lady Midnight war klar, dass Diana etwas verbirgt und man rätselt lange mit, was es sein könnte, bis sich schliesslich herausstellt, dass sie einfach «nur» Transgender ist.
So what?
DAS soll ihr grosses Geheimnis gewesen sein?!
Versteht mich nicht falsch, ich finde das Thema sehr wichtig und es verdient auf alle Fälle seine Erwähnung, aber ich fand es absolut unnötig, dass CC diese Enthüllung bis ins kleinste Detail beschreibt – denn so kam bei mir der Eindruck auf, als müsste die Tatsache, dass Diana Transgender ist, irgendwie gerechtfertigt werden. Und das musste sie nicht. Bei einem homosexuellen Charakter wird schliesslich auch nicht erst seitenweise erklärt, warum er jetzt homosexuell ist. Besser wäre es in meinen Augen gewesen, wenn CC den Umstand, dass Diana Transgender ist, nicht für einen «Schockmoment» genutzt hätte.
Im letzten Viertel des Buches hat mich die Geschichte dann allmählich verloren, denn durch die ganzen künstlichen Beziehungsdramen wusste ich eigentlich gar nicht mehr richtig, wohin die Geschichte eigentlich wollte. Umso überraschender war es dann, als sich die Ereignisse am Ende überschlagen. Annabel dreht durch und fordert zwei Tote – einer davon hat mich sehr überrascht und wird sicher noch einen erheblichen Einfluss auf Julians Charakterentwicklung im Abschlussband haben.
Ich bin der Meinung, dass das Buch mit nur halb so vielen Beziehungskonstellationen (und Seiten) deutlich spannender hätte erzählt werden können. Man muss nicht JEDEM Charakter zwangsweise eine Beziehung aufdrücken, denn die Blackthorne Kids sind auch ohne Partner sehr liebenswert. Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass die Welt der Schattenjäger und alle Wesen, die sie beinhaltet, in dieser neusten Reihe viel zu sehr in den Hintergrund gerückt ist und eigentlich nur noch eine Nebenrolle spielt. Das Buch fokussiert sich fast ausschliesslich auf diverse Liebesgeschichten und ähnelt so einem 0815 Teenie-Liebesroman, der unnötigerweise auf 800 Seiten ausgedehnt wurde. Und dafür bin ich vermutlich schlicht und ergreifend zu alt geworden.
Fazit: Zu viel Beziehungsdrama – zu wenig Hauptplot. Ich werde den letzten Band der Reihe sicher auch noch lesen, aber richtig entgegenfiebern tue ich dem Finale nicht. Für mich sind der Hype um die Reihe und die überdurchschnittlich guten Bewertungen nicht gerechtfertigt.
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