(© Swoon Reads) |
Cemetery Boys
von Aiden Thomas
Bewertung: ★★★★☆
YA Fantasy, 352 SeitenErscheinungsdatum: 01. September 2020
Verlag: Swoon Reads
Inhalt:
Yadriel lebt in einer LatinX-Gemeinschaft von Brujas und Brujos, in der die weiblichen Mitglieder Heilkräfte besitzen und die männlichen Mitglieder Verstorbene ins Jenseits entlassen können. Diese Mächte werden ihnen von der Lady of Death vergeben. Da Yadriel jedoch transgender ist, wurde bei ihm bisher nicht das Ritual durchgeführt, dass notwendig ist, damit er die Macht erhält, Geister ins Jenseits zu entlassen.Als eines Tages plötzlich sein Cousin stirbt, beschliesst Yadriel deshalb auf eigene Faust das Ritual durchzuführen. Dadurch will er nicht nur den Geist seines verstorbenen Cousins ausfindig machen und herausfinden, was passiert ist, sondern auch beweisen, dass er ein echter Brujo ist.
Der Geist der beim Ritual auf dem Friedhof erscheint, stellt sich jedoch nicht als Yadriels Cousin heraus, sondern als Julian Diaz - ein Junge, mit dem er gemeinsam zur High School gegangen ist. Julian weigert sich jedoch, ins Jenseits abzutreten und stellt als Bedingung, dass er zuerst herausfinden will, was mit ihm geschehen ist, bevor er geht. Da Yadriel nichts anderes übrig bleibt, erklärt er sich bereit Julian zu helfen, damit er ihn am Ende ins Jenseits entlassen kann. Doch je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto weniger will er ihn gehen lassen...
Meine Meinung:
Dieses Buch ist bislang nur auf Englisch erschienen und stand aufgrund des Hypes auf Goodreads schon seit dem Erscheinungstag auf meiner to-read Liste. Im Zug meiner queeren Lesechallenge bin ich nun endlich dazu gekommen, es zu lesen. (Ergänzung: Ich habe gerade gesehen, dass das Buch im Juni 2022 unter dem Titel "Yadriel und Julian. Cemetery Boys" beim Dragonfly Verlag erscheint, falls es sich jemand vormerken möchte. (Tut es!))Man wird zu Beginn des Buches direkt in die Handlung hineingeworfen, denn die erste Szene beginnt gleich damit, dass Yadriel mit seiner besten Freundin Maritza auf dem Friedhof versucht das Ritual durchzuführen, das ihm die Macht eines Brujos verleiht, jedoch zur Folge hat, dass er Julian Diaz beschwört. Ich fand es einerseits sehr toll, dass Aiden Thomas keine Zeit unnötige Zeit für eine Einleitung verliert, habe aber ein paar Kapitel gebraucht, bis ich verstanden habe, wie die LatinX-Gemeinschaft lebt und was es mit ihren Kräften auf sich hat. Zu meinem Glück war Julian genauso ratlos wie ich, sodass Yadriel sich die Zeit genommen hat, ihm all das zu erklären, wodurch bei mir die meisten offenen Fragen geklärt werden konnten.
Die Handlung dreht sich hauptsächlich um das Rätsel von Miguels und Julians Tod - ohne dass klar ist, ob diese beiden Tode zusammenhängen, denn Miguels Geist scheint irgendwo gefangen zu sein, weshalb Yadriel und seine Familie bis zum Tag der Toten warten müssen, an dem viele verstorbene Familienmitglieder für einige Tage in das Land der Lebenden zurückkehren können, und Miguel dadurch hoffentlich erzählen kann, was mit ihm geschehen ist.
Bis es so weit ist, versucht Yadriel in Begleitung Julians Geist das Rätsel um dessen Tod zu entschlüsseln, und erfährt dabei immer mehr über Julians Vergangenheit, die ihn in einem ganz anderen Licht darstellen lassen, als es ich Yadriel vorgestellt hätte.
Neben dem spannenden Plot um die beiden Todesfälle, die mich von Anfang an sehr gefesselt haben, lebt das Buch vor allem auch durch seine Charaktere. Julian hat sich mit Abstand am schnellsten in mein Herz geschlichen, denn sein sarkastischer und trockener Humor, haben mich immer wieder zum Lachen gebracht. Ausserdem ist es Thomas gut gelungen, mit jeder weiteren Enthüllung über Julians Vergangenheit dafür zu sorgen, dass er vielschichtiger ist, als man anfangs angenommen hat. Und genau das Gleiche gilt auch für den Protagonisten Yadriel. Aiden Thomas ist selbst trans und es ist ihm wahrscheinlich gerade dadurch auf sehr authentische Weise gelungen, das Thema Transgender in die Geschichte mit einfliessen zu lassen. Immer wieder begegnen wir Szenen, in denen Yadriel als trans Mann Herausforderungen begegnet, wie etwa der Angst vor der fehlenden Akzeptanz innerhalb seiner Familie oder auch einer eher alltäglichen Situation, in der er vor der Entscheidung steht, ob er die Jungs oder Mädchentoilette benutzen soll. Die Szenen haben mich immer wieder beeindruckt und begeistert, weil Thomas es so gut hingekriegt, Yadriels Gefühle und innere Konflikte in den entsprechenden Situationen an uns Leser:innen zu vermitteln. Das Thema bestimmt nicht den Hauptfokus des Buches, nimmt aber gerade so viel Raum ein, dass es genau passend ist. Hier hat Thomas absolut das richtige Mass zwischen dem eigentlichen Plot und dem Thema Transgender gewählt. In dieser Hinsicht übernimmt auch Julian eine ganz besondere Rolle und er entpuppt sich als grosse Unterstützung für Yadriel. (Was meine Begeisterung für ihn nur noch grösser hat werden lassen).
Im Buch treten auch einige Nebencharaktere in Erscheinung, wie etwa Julians beste Freundin Maritza oder Freunde aus Julians Clique. Es würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, auf jede:n Einzelne:n einzugehen, aber ich möchte wenigstens erwähnen, dass ich auch all die Nebencharaktere sehr toll gefunden und (zumindest die meisten von ihnen) ebenfalls schnell ins Herz geschlossen habe.
Hätte ich das Buch bis zu diesem Punkt bewerten müssen, hätte es vermutlich 5 Sterne erhalten. Leider ist dann aber noch der Schlussteil dazugekommen, der mich nicht ganz überzeugen konnte. Auf der einen Seite wird mir die Enthüllung des Grundes für die beiden Todesfälle zu schnell abgehandelt und auf der anderen Seite endet das Buch leider verhältnismässig schnell und war für meinen Geschmack zu sehr auf Happy End getrimmt. Das fand ich - ja selbst in einer Welt mit Geistern und Magie ;) - einfach ziemlich konstruiert und hat für mich die Geschichte leider nicht so schön abgerundet, wie ich es mir erhofft hatte. Ich kann das Ende verstehen und hatte nach vielen Andeutungen schon fast befürchtet, dass es ein Fan-Service am Ende gibt, aber bis zuletzt hatte ich auf ein anderes Ende gehofft, das mir vermutlich auch länger in Erinnerung geblieben wäre. Denn das sind meistens die Enden, die eben nicht "and they lived happily ever after" verliefen, sondern mich geschockt, traurig und mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen haben. Aber letztendlich ist das Geschmackssache und Thomas hat sicher vielen Leser:innen eine Freude bereitet mit dem Ende, das es letztendlich ins Buch geschafft hat.
Fazit:
"Cemetery Boys" ist ein Young Adult Fantasy Roman, der von der Geschichte eines Jungen handelt, der transgender ist und als Brujo in seiner LatinX-Gemeinschaft akzeptiert werden möchte. Leider funktioniert ein von ihm geplantes Ritual nicht so wie gedacht, und er wird kurzerhand in ein magisches Rätsel-Abenteuer katapultiert, in dem er gemeinsam mit dem Geist eines verstorbenen Jungen herausfinden möchte, wie besagter Junge verstorben ist. Die Handlung ist nicht nur spannend, sondern beinhaltet auch viele emotionale Momente - auch solche, die mich immer wieder zum Lachen gebracht haben. Einzig das Ende konnte mich nicht richtig überzeugen, sodass ich zwar eine Leseempfehlung, aber nicht die volle Sternezahl vergeben kann. Insgesamt handelt es sich aber um eine sehr humorvolle, spannende, queere Fantasygeschichte, die mich (bis auf den Schluss) absolut begeistert hat!
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