[Rezension] In all seinen Farben
(© Lübbe Audio) |
In all seinen Farben
von George Lester
Gelesen von Dirk Petrick
Bewertung: ★★★☆☆
YA Contemporary
Spieldauer: 10 Stunden 8 Minuten
Erscheinungsdatum: 25. Juni 2021
Erscheinungsdatum: 25. Juni 2021
Verlag: Lübbe Audio
Inhaltsangabe:
In Robin Coopers Leben läuft gerade nichts, wie es sollte: Während sich alle anderen schon aufs College vorbereiten, häufen sich bei ihm die Absagen. Für Robin bricht eine Welt zusammen, als sein grosser Traum von der Schauspielschule zerplatzt und er plötzlich ohne Plan für die Zukunft dasteht. Und dann ist da auch noch die Sache mit seinem Freund Connor, der sich nicht offen zu ihm bekennt. Alles ganz schön kompliziert! Doch als ihn seine Clique an seinem 18. Geburtstag in eine Drag-Queen-Show schleppt, realisiert Robin, dass das Leben manchmal ganz eigene Pläne macht ...
Meine Meinung:
Dieses Buch ist mir auf einigen Buchblogs begegnet und als ich das Hörbuch zufällig auf Spotify entdeckt hatte, habe ich mich aufgrund der positiven Rezensionen entschieden, es mir für meine Queere Lesechallenge anzuhören.Ich finde es toll, dass in Bücher aus dem Young Adult Genre immer mehr Diversität vertreten ist. In diesem Buch hier geht es um Drag Queens - ein Thema, das mir bisher zum ersten Mal überhaupt in einem Jugendbuch begegnet ist und deshalb positiv hervorgehoben werden muss.
Doch leider war es das dann auch schon fast mit den positiven Aspekten, denn abgesehen vom Thema hat mich weder die Handlung, noch die Charaktere so wirklich vom Hocker gehauen.
Ich finde queere Charaktere wichtig und toll, nur trägt das allein für mich noch kein ganzes Buch. Ich hatte den Eindruck, dass die Story mehrheitlich vor sich hinplätschert und es - bis auf ein, zwei kleinere Teeniedramas - an Spannung fehlt.
Auch die Drag Queen Shows haben leider gar nicht einen so grossen Teil eingenommen, wie ich es mir erhofft hätte und das meiste bestand gefühlt daraus, dass der Autor beschreibt, welches Make-Up Robin aufträgt. Das ist vielleicht etwas, was als Youtube-Schmink-Tutorial interessant anzusehen ist, aber für mich in (Hör-)Buchform einfach nicht funktioniert hat, weil es einfach uninteressant für mich war zu lesen, wie viel Contouring Robin aufträgt. Ich gehe mal davon aus, dass das Auftreten als Drag Queen aus mehr besteht, als bloss ein bisschen Schminke. Und genau dieser ganze emotionale Teil hat mir gefehlt. Es wird zwar angedeutet, dass Robin durch sein neues Hobby an mehr Selbstbewusstsein gewinnt, aber die Beschreibungen haben nur an der Oberfläche gekratzt und der Autor hat das Potenzial des Themas in meinen Augen nicht annähernd genutzt. Und das war sehr überraschend, denn laut der Autorenbio auf Goodreads, handelt es sich um ein Own Voice Roman, bei dem ich etwas tiefere Einblicke in die Thematik erwartet hätte.
Die Oberflächlichkeit ist leider etwas, das sich durch das ganze Buch durchzieht. Die Charaktere sind allesamt ziemlich eindimensional und stereotyp und auch die kleinen Teeniedramen haben auf mich sehr konstruiert gewirkt.
Leider konnte mich dieses Mal auch der Hörbuchsprecher nicht überzeugen. Und das lag hauptsächlich an seiner individuellen Interpretation der einzelnen Charaktere. Immer wenn jemand anderes als Robin spricht, verstellt er seine Stimme und gerade bei den weiblichen Charakteren war das eine Zumutung für meine Ohren. Petrick versucht absichtlich höher zu sprechen, was dazu führt, dass man das Gesprochene kaum ernst nehmen kann, weil es sich so anhört, als würde jemand die Sätze vorlesen, um sich über das Gesagte lustig zu machen. Jedes Mal, wenn Robins Mutter ihre ernst gemeinte Sorge gegenüber ihrem Sohn ausdrücken möchte, macht der Sprecher mit seiner verstellten Stimme den Anschein, als ob er sie damit ins Lächerliche ziehen möchte, obwohl ihre Aussagen ernst gemeint sind. Ich weiss nicht, was der Sprecher sich dabei gedacht hat, aber von einem männlichen Erzähler erwarte ich nicht, dass seine Stimme bei weiblichen Charakteren wie eine Frau klingen muss. Und der Versuch, dies zu erreichen, war alles andere als angenehm zum Zuhören.
Insgesamt hat mich das Buch also leider nicht so begeistert, wie ich es mir bei einem Own Voice Roman erhofft habe.
8 Kommentare
Hallo liebe Mel,
AntwortenLöschendas Buch habe ich auch schon öfter auf Buchblogs gesehen, aber irgendwie hat es mich nicht so angezogen. Deiner Rezension entnehme ich, das ich das Buch jetzt ganz entspannt beiseite lassen kann :)
Danke für deinen Eindruck.
Liebe Grüße,
Rebecca
Ja, ich glaube, wenn ich es nicht auf Spotify entdeckt hätte, hätte ich es auch nicht gelesen. Aber nein, meiner Meinung nach verpasst du nichts, wenn du das Buch nichts liest. :D
LöschenHallo liebe Mel,
AntwortenLöschenals ich gerade in deiner Rezension gelesen habe, dass das Buch das Thema Drag Queens aufgreift, war ich auch gleich angetan/interessiert. Zumal ich darüber bislang noch nichts gelesen habe. Sehr schade ist natürlich, dass das Thema dann doch sehr runtergebrochen wurde.
Was den Sprecher angeht: Ich denke auch, dass dieser viel ausmachen kann. Er kann dazu beitragen, dass ein Buch besser wird oder es eben auch schlechter machen. Wie im Falle der Betonung der Mutter.
Deine Kritikpunkte finde ich sehr nachvollziehbar. Bleibt zu hoffen, dass das Thema Drag Queen in Jugendbüchern vielleicht öfters aufgegriffen und nochmal von einer anderen Seite beleuchtet wird.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Ja, bei dem Thema hätte ich mir auch irgendwie mehr erhofft. Aber vielleicht gibt es ja irgendwann wirklich ein Buch, dass etwas mehr in die Tiefe geht. :D
LöschenDanke für deine ehrliche Meinung. Echt schade, dass man bei der Story nicht tiefgründig genug unterwegs war.
AntwortenLöschenJa, das fand ich auch schade. :/
LöschenLiebe Mel
AntwortenLöschenWie schade, dass das Buch eher ein wenig fade geblieben ist, das hätte man sicher intensiver, spannender und unterhaltsamer gestalten können.
Alles Liebe an dich und vielen Dank für die aussagekräftige Rezension
Livia
Ja, das fand ich auch schade.
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