[Rezension] Therapie-Tools: Schlafstörungen
(© Beltz) |
Therapie-Tools: Schlafstörungen*
von Ralf Binder,
Florian Schöller &
Hans-Günter Weeß
Bewertung: ★★★★★
Nonfiction, Psychology, 292 SeitenErscheinungsdatum: 22. Juli 2020
Verlag: Beltz
*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Beltz Verlag.
Inhaltsangabe:
Schlafstörungen sind dramatisch weit verbreitet: 4,8 Millionen Deutsche leiden an chronischen Schlafstörungen. Ein Drittel der Arbeitnehmer fühlt sich regelmäßig erschöpft und klagt über verringertes Leistungsvermögen. Doch finden die Betroffenen den Weg in eine Psychotherapie, können schon einfache Maßnahmen die Schlafqualität deutlich bessern.
Das Tools-Buch stellt Therapeut_innen Arbeitsmaterial für eine umfangreiche Diagnostik zur Verfügung. Wichtige Bausteine der Therapie sind die Psychoedukation der Betroffenen, klassische verhaltenstherapeutische und kognitive Verfahren. Erweitert wird das Konzept um emotionsbasierte Ansätze und Entspannungsverfahren. Auch der Medikation ist ein Kapitel gewidmet – sowie der Frage, was nicht hilft.
Meine Meinung:
Die Therapie-Tools Reihe ist eine Sammlung an Fachbüchern zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten, die jeweils themenspezifisch Arbeits- und Infoblätter zur (psychotherapeutischen) Behandlung enthalten und somit ein kleiner Rettungsanker für mich darstellen.Schlafstörungen können einerseits eigenständige Störungsbilder darstellen, aber auch oft als Begleiterscheinung von anderen psychischen Erkrankungen auftreten, sodass jede:r Psychotherapeut:in früher oder später in ihrem Arbeitsalltag mit dem potenziellen Problembereich Schlaf konfrontiert werden kann und man deshalb entsprechende Interventionsmöglichkeiten zur Hand haben sollte. Und genau dafür sorgt dieses Buch.
Der Inhalt des Buches folgt einer logischen Reihenfolge, sodass wir zunächst etwas über die verschiedenen Störungsbilder und die Diagnostik im Bereich der Schlafstörungen erhalten. Anschliessend folgen zwei grössere Kapitel, die sich mit der Psychoedukation befassen. In diesen Kapiteln erfährt man nicht nur auf sehr verständliche Weise, was es alles Wissenswertes über (gesunden) Schlaf zu erfahren gibt, sondern auch wie Schlafstörungen entstehen und welche - meist konditionierten (also erlernten) - Prozesse dabei im Vordergrund stehen.
Und eben diese Prozesse werden in einem weiteren Kapitel anhand von Erklärungsmodellen vertieft, die nicht nur hilfreich für ein Hintergrundwissen für den:die behandelnde:n Psychotherapeut:in sind, sondern auch für die Patienten selbst. Zu verstehen, welche auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren Einfluss auf die Schlafproblematik hat, stellt damit der erste, grosse und meiner Meinung nach wichtigste Behandlungsschritt dar. Um den Patient:innen ihre Schlafproblematik auf nachvollziehbare Weise näherzubringen, liefern die Autoren in diesem Buch ein breites Repertoire an hilfreichen Info- und Arbeitsblättern, die zur Unterstützung herbeigezogen werden können. Ich konnte einige der psychoedukativen Infoblätter bereits selbst in der Praxis austesten und bin ein grosser Fan der Vermittlung des Wachsystems, das anhand von einer anschaulichen evolutionsbiologischen Bärenmetapher erläutert werden kann, bei dem aufgezeigt wird, wieso Angst und Schlaf sich gegenseitig ausschliessen.
Nach dem sehr ausführlichen Wissensteil, folgen natürlich auch konkrete, praxisnahe Interventionen zur Behandlung von Schlafstörungen, die sich besonders auf die Methoden der Stimuluskontrolle und der Bettzeitrestriktion fokussiert. Ergänzt werden diese beide wissenschaftlich nachweislich wirksamen Methoden durch kognitive und emotionsfokussierte Interventionen, die ebenfalls wichtige Behandlungsbausteine bei Schlafstörungen darstellen. Zuletzt folgt schliesslich noch eine umfassende Sammlung an Entspannungsübungen und Übungen aus dem autogenen Training, die ebenfalls wichtige Tools zu den o.g. Interventionen darstellen.
4 Kommentare
Hallo liebe Mel,
AntwortenLöschenoh, das hört sich sehr gut an. Bei mir ist es phasenabhängig. Ich kenne diese Zeiten, in denen ich kaum oder gar keinen Schlaf finde nur zu gut. Aber wie du schon schreibst: Ich glaube einem Großteil der Menschen geht es so. Dieses Buch interessiert mich daher gerade sehr.
Ich frage mich allerdings, ob es auch für Laien verständlich ist und eine gute Hilfe darstellen kann?
Ganz liebe Grüße
Tanja
Eine gute Frage! Grundsätzlich richtet sich das Buch als Fachbuch an (Psycho-)Therapeut:innen. Viele Infoblätter sind aber natürlich so geschrieben, dass sie für Patient:innen verständlich sind und einfach ausgedruckt und mitgegeben bzw. selbst bearbeitet werden können. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass man sich auch als Laie zurechtfindet, aber Zielgruppe sind doch eher Fachpersonen. :D Und für ein Selbsthilfebuch ist es dann doch eher in der oberen Preisklasse, sodass ich es nicht einfach so zum Lesen empfehlen würde. :D
LöschenHuhu Mel,
Löschenokay, vielen Dank für die Einschätzung. Dann werde ich mir das nochmal überlegen. Solltest du irgendwann mal auf ein Buch zu dem Thema stoßen, dass du Laien empfehlen kannst, würde ich mich sehr über einen Hinweis freuen. :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Klar, werde ich gerne machen :)
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