[Rezension] Ghost - Jede Menge Leben

by - Januar 28, 2019

(© Audioteka / Hörcompany)

Ghost - Jede Menge Leben* (Track #1)
von Jason Reynolds
gelesen von Jörg Pohl

Bewertung: ★★★★☆

Middle Grade, Realistic Fiction, Audiobook 
Spieldauer: 3 Stunden 35 Minuten 
Erscheinungsdatum: 20. August 2018
Verlag:
Hörcompany


* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. Das erste Hörbuch ist gratis.

Inhaltsangabe:
Roh und poetisch. Rennen, das kann GHOST, das muss man doch nicht lernen. Als er auf einem Sportplatz einen Sprinter herausfordert, der dort mit seinem Team trainiert, ändert sich sein Leben mit einem Schlag. Der Trainer erkennt sein Naturtalent, und nimmt ihn ins Team. Allerdings ist Ghost nicht nur ein herausragender Läufer, er hat auch jede Menge Probleme am Hals...  (© Audioteka /  Hörcompany)

Meine Meinung:

Über "Ghost" bin ich eher spontan gestolpert, als ich durch die Hörbuchauswahl von Audioteka gestöbert habe. Am Titel hängen geblieben bin ich vor allem aufgrund des Autors, denn ich hatte von ihm bereits das Buch "Nichts ist okay!" gelesen, das mich damals sehr berührt hat

Mir war zu Beginn nicht bewusst, dass die Zielgruppe des Buches "Middle Grade" ist, d.h. das Buch wurde vor allem für Kinder und Jugendliche zwischen 8 - 12 Jahren geschrieben. An der Art der eher einfachen, fast schon kindgerechten Erzählweise wurde mir dieser Umstand aber relativ bald klar. Gestört hat mich das keinesfalls, im Gegenteil: Der Autor schafft es die Geschichte aus den Augen von Ghost so authentisch und altersentsprechend zu erzählen, dass ich mich wunderbar in das Leben des Jungen hineinfühlen konnte.

"Ghost" ist der Spitzname eines 12-jährigen afroamerikanischen Jungen, der mit einer alleinerziehenden Mutter der Unterschicht angehört. Sein Vater ist im Gefängnis, weil er versucht hat, Ghost und seine Ehefrau (also Ghosts Mutter) umzubringen. Wie man sieht also nicht gerade die einfachsten Bedingungen, um aufzuwachsen. Das zeigt sich unter anderem auch darin, dass Ghost regelmässig in Schwierigkeiten in der Schule gerät.
Eines Tages tummelt sich Ghost in der Nähe eines Sportplatzes herum, an dem ein Training für Sprinter stattfindet. Obwohl er eigentlich von einer Karriere als Basketballer träumt und von Laufen nicht viel hält, fordert er einen der Sportler zu einem Wettlauf heraus, den Ghost mit Links gewinnt. Gerade als er sich wieder aus dem Staub machen will, weil das Ganze für ihn bloss ein Spass war, wird er vom Trainer der Laufmannschaft angesprochen und dazu überredet, dem Team beizutreten. Der einzige Deal: Ghost darf sich keinen weiteren Ärger mehr in der Schule einhandeln, an der er nicht gerade als Musterschüler bekannt ist.
Nach einiger Überredungskunst willig Ghost ein, doch es stellt sich relativ bald heraus, dass die bereits bestehenden Probleme, die Ghost das Leben schwer machen, nicht einfach vom Tisch sind. Früher als gedacht, gerät er in Schwierigkeiten und riskiert damit, aus der Mannschaft zu fliegen. Und obwohl Ghost das nicht erwartet hätte, liegt ihm tatsächlich etwas daran, gerade dies zu verhindern. Damit würde er nicht nur sich selbst und den Coach, sondern auch seine Mutter enttäuschen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn selbst eine Laufmannschaft ändert nichts an seiner Herkunft und seinem sozialen Status, der ihn nach wie vor zum Aussenseiter macht.

Jason Reynolds hat es erneut geschafft, mich mit diesem kurzen Ausschnitt aus Ghosts Leben zu berühren, der unter schwierigen Verhältnissen aufwachsen musste und für sein Alter mehr erlebt hat, als so manch anderer Erwachsener - und Ghost ist sich dessen gar nicht bewusst. Er bemerkt nur die Folgen seines Verhaltens, die in ihn Schwierigkeiten bringen. Sehr bewegend fand ich auch die Beziehung zum Trainer, die sich allmählich aufbaut. Am Ende erfährt Ghost, dass ihn mehr mit seinem Coach verbindet, als er gedacht hätte. Und genau deshalb schafft es der Trainer, zu ihm durchzudringen.

Der Sprecher macht seine Sache gut. Er klingt zwar ein bisschen zu alt und damit nicht ganz passend für Ghost, aber es war trotzdem angenehm ihm zuzuhören.

Fazit:

Der Autor hat es mich geschafft, mich durch einen kurzen Einblick in das Leben von Ghost zu berühren. Er verzichtet dabei auf jegliche Effekthascherei oder übertriebenes Drama. Und das ist genau das, was die Geschichte so gut macht: Sie wird absolut glaubhaft erzählt. Die Zielgruppe des Buches sind zwar Kinder, aber das (Hör-)Buch eignet sich dennoch auch für Erwachsene, die vermutlich die Hintergründe für Ghosts Verhalten noch besser einordnen und nachvollziehen können. Insgesamt eine sehr bewegende Geschichte, die gerne etwas länger hätte dauern dürfen. Von mir gibt es dafür 4.5 Sterne - für 5 Sterne hat mir noch das gewisse Etwas gefehlt.

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2 Kommentare

  1. Mir hat Ghost auch ziemlich gut gefallen. Vor allem fand ich diesen ruhigen Schreibstil toll. Aaaaber der Cliffhanger am Ende: neinneinnein! Zum Glück war beim Buch noch der Anfang vom Folgeband abgedruckt, der mich dann vom Cliffhanger erlöst hat :D

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    1. Oh ja, da hast du recht. Wobei ich nicht gedacht hätte, dass der nächste Band an genau der Stelle ansetzt, ich dachte, wir würden dieselbe Zeitspanne bis hin zu dem Rennen noch einmal aus einer anderen Sicht hören. Aber umso besser :)

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