[Rezension] YOU - Du wirst mich lieben

by - Januar 21, 2019

(© Netgalley / LYX Verlag)

YOU - Du wirst mich lieben* (You #1)
von Caroline Kepnes

Bewertung: ★★★☆☆

Fiction, 514 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. Dezember 2018
Verlag: LYX


*Rezensionsexemplar von Netgalley.

Inhaltsangabe:
Joe Goldberg ist gutaussehend, charmant - und bereit, sich endlich zu verlieben. Als die angehende Autorin Guinevere Beck die Buchhandlung betritt, in der er arbeitet, ist er augenblicklich von ihr hingerissen. Er weiß, dass er sie wiedersehen muss, und tut, was jeder in seiner Situation tun würde: Er googelt ihren Namen und findet alles über sie heraus, was er kann, um ihr "zufällig" ein zweites Mal zu begegnen. Beide spüren die Verbindung, die zwischen ihnen herrscht - es ist die perfekte Liebesgeschichte. ... oder? Denn Joe ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Und auch hinter Becks unschuldigem Lächeln verbirgt sich mehr als gedacht. Bald schon gerät ihre Beziehung außer Kontrolle - und die Abgründe, die sich dabei auftun, haben tödliche Konsequenzen. (© Netgalley / LYX Verlag)

Meine Meinung:

Ich gebe zu: Vor der Erscheinung der Netflix-Serie habe ich noch nie etwas von dieser Bücherreihe gehört. Und die Serie war auch der Hauptgrund, weshalb ich das Buch überhaupt lesen wollte. Hier und da habe ich auf diversen Social Media Plattformen bereits vernommen, dass die Geschichte nicht ohne ist und - ironischerweise - gerade Stalking durch ebendiese Social Networks ein grosses Thema sein soll. Ansonsten habe ich mich relativ unvorbereitet auf das Buch eingelassen.

Der Einstieg fiel mir aufgrund des Schreibstils am Anfang nicht leicht, denn man liest von Beginn an Joes Gedankengänge nahezu ungefiltert und muss erst einmal damit warm werden, was alles in seinem Kopf vor sich geht, ohne davon überrollt zu werden. Die Gedanken werden vor allem in der "Du"-Form geschrieben, wobei damit jeweils Beck gemeint ist. Obwohl der Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig ist, fand ich ihn im späteren Verlauf dann doch sehr geeignet, um aufzuzeigen, mit welcher Besessenheit Joe Becks Leben verfolgt, nachdem sich die beiden eher zufällig in der Buchhandlung kennengelernt haben, in der Joe arbeitet.
Obwohl es keine objektiv nachvollziehbaren Gründe dafür gibt, ist Joe seit dem ersten Blickkontakt mit Beck davon überzeugt, dass sie die Liebe seines Lebens ist und sie ihn ebenfalls will. Nachdem sie den Laden verlassen hat, nimmt seine Obsession eine ganz neue Dimension an und Dank Twitter & Co gelingt es ihm innerster kürzester Zeit mehr über Beck und ihr Leben herauszufinden. Natürlich ahnt Beck von alldem nichts und postet munter weiter ihre Gedanken in die Welt hinaus.
Es bleibt allerdings nicht bloss bei Cyber-Stalking, denn Joe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Beck auch physisch zu verfolgen und mehr über ihr Leben zu erfahren. Es gelingt ihm sehr bald nicht nur einen heimlichen Zugang zu ihrer Wohnung, sondern auch zu ihrem Email-Konto zu erhalten, so dass ihm dadurch praktisch nichts mehr verborgen bleibt. Leider gehört dazu auch der Umstand, dass Beck so etwas wie einen Freund hat - eine Sache, die Joe natürlich gar nicht akzeptieren kann. Er weiss: Wenn er Beck jemals rumkriegen möchte, dann muss er den anderen Mann aus dem Weg schaffen. Und um das zu erreichen, schreckt er vor keinem Mittel zurück.

Bis hierhin vergehen ungefähr ein Drittel des Buches und trotz anfänglicher Startschwierigkeiten, konnte mich die Autorin durch die unbeschönigte Schilderung von Joes verstörender Gedankenwelt als Stalker in ihren Bann ziehen. Anfangs war ich auch wirklich geschockt, was in Joes Kopf alles vor sich geht, aber irgendwann habe ich mich daran gewöhnt, so dass der zweite Drittel begann, zäh zu werden. Die Story geht dann leider immerzu so weiter, wie sie angefangen hat, ohne dass etwas Nennenswertes passiert.

Die Autorin verzichtet darauf, weder Joe, noch Beck, noch sonst irgendeinen Nebencharakter dem Leser sympathisch zu machen, so dass mich deren teilweise tragischen Schicksale (an denen meistens Joe die Schuld trägt), emotional nicht richtig berührt haben. Das ist grundsätzlich nichts Negatives, aber dennoch hat mir mit der Zeit irgendein spannender Aufhänger gefehlt, der dazu geführt hätte, dass ich unbedingt weiterlesen muss. Irgendwann habe ich einige Seiten nur noch quer gelesen, weil Joes Gedanken immer gleich geblieben sind und mich nicht mehr beeindrucken konnten. Ein Spannungsbogen blieb schliesslich bis zuletzt aus und das Buch endet so abrupt, das es mir vermutlich nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Fazit:

Ich würde "You" nicht als Thriller bezeichnen, denn damit wird die Erwartung nach einer packenden Handlung geschürt, die in meinen Augen nicht erfüllt werden konnte. Das Buch ist wohl eher als Charakterstudie einzuordnen, das nicht nur Einblick in die verstörende Gedankenwelt eines Stalkers gibt, sondern auch aufzeigt, wie leicht man über Social Media Informationen über fremde Personen sammeln kann. Der Schreibstil ist unverblümt und ungefiltert und lässt den Leser die Besessenheit des Protagonisten spüren. Insgesamt ein innovatives Buch, das mal was etwas anderes ist, mich aber aufgrund des fehlenden Spannungsbogens leider nicht gänzlich überzeugen konnte. Von mir gibt es deshalb 3.5 Sterne.

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4 Kommentare

  1. Hey :)

    Eine sehr schöne Rezension. Ich habe jetzt schon von einige gehört, dass das Buch nicht sehr gut sein. Die Serie fand ich hingegen richtig gut. Hast du die Serie schon gesehen, wenn ja kannst du ein Vergleich ziehen?

    Liebe Grüße
    Jenny

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    1. Hallo Jenny

      Ich bin gerade dabei, die Serie zu schauen und habe bisher drei Folgen gesehen. Bisher ist mir aufgefallen, dass sich der Grundplot zwar sehr ähnelt, aber meiner Meinung nach werden Joe und Beck in der Serie viel sympathischer dargestellt, was für mich nicht so ganz passt. Besonders bei Joe ist mir das ins Auge gestochen. Seine Gedankengänge sind im Buch sehr nüchtern und emotionslos beschrieben, in der Serie hatte ich fast schon ein bisschen Mitleid bei ihm. In der Serie wird seine "gute" bzw. fürsorgliche Seite zum Beispiel auch dadurch verstärkt zum Ausdruck gebracht, dass er sich um Paco, diesen Jungen, kümmert. Im Buch existiert dieses Kind gar nicht. Das passt für mich ehrlich gesagt auch nicht zu Joe.

      LG

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  2. Huhu,

    mich hat es total erstaunt, dass gerade dieses Buch verfilmt wurde, denn ich fand es damals richtig schlecht. Die Serie selbst wiederum ist total gut geworden und um Längen besser als das Buch, was ja doch eher selten vorkommt.

    LG
    Bettina

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    1. Hallo Bettina :)

      Was findest du denn an der Serie besser, als im Buch? Ich habe meinen bisherigen Vergleich einen Kommentar über dir bereits erläutert und finde, dass zwar der Inhalt sehr ähnlich ist, die Charaktere in der Serie sehr viel sympathischer dargestellt werden - das finde ich schade und macht für mich ein bisschen eine andere Version aus der Geschichte, weil ich in der Serie fast schon Mitleid mit Joe hatte.

      LG

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