[Rezension] City of Girls
(© Fischer) |
City of Girls*
von Elizabeth Gilbert
Bewertung: ★★★★★
Historical Fiction, 445 SeitenErscheinungsdatum: 27. Mai 2020
Verlag: Name
* Danke für das digitale Rezensionsexemplar bei Netgalley.
Inhaltsangabe:
Das Leben ist wild und gefährlich. Wer sich ihm kopfüber anvertraut, gerät in einen Wirbel von Leidenschaft und Liebe. So geschieht es Vivian, die aus der Provinz in die große Stadt geschickt wird. Über Nacht findet sie sich im Glamour New Yorks wieder – in den turbulenten Vierzigern mit Musicals, Bars, Jazz und Gangstern. Als ihr im Privaten ein Fehler unterläuft, kommt es zu einem öffentlichen Skandal, der ihre Welt auf den Kopf stellt. Sie wird Jahre brauchen, um ihn zu verstehen.
Vivian findet schließlich einen Anker in ihrer besten Freundin Marjorie. Gemeinsam eröffnen sie das exklusivste Schneideratelier der Stadt. Tagsüber näht Vivian mit Hingabe und Phantasie die schönsten Brautkleider Manhattans, abends feiern sie gemeinsam Partys auf dem Dach. Und sie findet einen Weg, alles wieder gut zu machen, ohne sich untreu zu werden.
Meine Meinung:
Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, weil es im vergangenen Jahr auf Goodreads auf dem ersten Platz einer "most popular books" Liste stand. Ich habe mir das Buch allein aus diesem Grund vorgemerkt, ohne überhaupt zu wissen, worum es geht. Und als ich es im Zuge der Netgalley Lesechallenge als Leseexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe, habe ich mich ganz ohne Vorwissen auf die Geschichte eingelassen - und wurde sehr positiv überrascht.Die Handlung dreht sich um die anfangs knapp 20-jährige Vivian, die nach einem Schulabbruch in den 1940er Jahren zu ihrer Tante nach New York zieht. Ihre Tante leitet ein Theater, indem auch Vivian als Kostümdesignerin mitarbeitet und dadurch viele Bekanntschaften aus der Theaterwelt kennenlernt. Sie merkt sehr bald, dass vor allem die jungen Theaterdarstellerinnen einen ganz anderen Lebenswandel pflegen, als sie selbst es bis anhin gewohnt war. Und so kommt es, dass sie fast jede Nacht Partys feiert, Alkohol trinkt und Männerbekanntschaften trifft. Durch diesen neuen Lebensstil entdeckt Vivian schliesslich ihre neu erwachte Sexualität, die sie in den darauffolgenden Jahren sehr offen und ausgiebig auslebt. Vivian scheut dabei auch nicht vor Affären mit verheirateten Männern zurück, was sie letztendlich in eine schwierige Situation bringt, die einen Wendepunkt in ihrem Leben darstellt...
Im Buch wird in der ersten Hälfte sehr ausführlich Vivians Leben in ihren 20ern erzählt. Das Theater, in dem sie arbeitet, erfährt einige Zeit nach ihrer Ankunft in New York einen Aufschwung, nachdem Vivians Onkel mit "City of Girls" ein Drehbuch für ein Theaterstück schreibt, das grosse Bekanntheit erlangt. Der bildhafte Schreibstil der Autorin fängt die Atmosphäre der damaligen Zeit wunderbar ein und es ist mir leicht gefallen, das Leben in den 1940er Jahren in New York vorzustellen. Man taucht durch die packende Erzählweise richtig in die Geschichte ein, wird von ihr regelrecht eingesogen, als würde man hautnah miterleben, wie die Protagonistin die Handlung am eigenen Leib erlebt hat. Die Story fokussiert sich dabei einerseits auf Vivians Entwicklung als junge Frau und ihrer Sexualität, aber auch auf zwischenmenschliche Konflikte und Probleme, von denen sie entweder Zeuge, oder sogar selbst Teil davon wird. Die Dramen im Buch wurden dabei so geschickt in die Handlung eingeflochten, dass sie sehr lebensnah und authentisch gewirkt haben. Genau das Gleiche trifft auch auf die Protagonistin Vivian und die vielen Nebencharaktere zu, denen sie auf ihrem Lebensweg begegnet. Jeder Charakter hat durch seine Eigenheiten nicht nur vielschichtig gewirkt, sondern auch Wiedererkennungswert erhalten. Nicht jede Person konnte dadurch meine Sympathien gewinnen, aber dadurch wirken die Charaktere wie aus dem Leben gegriffen.
Erst viele Jahre später, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wird das Theater dem Erdboden gleich gemacht und der Ton des Buches verändert sich, indem er passend zum Alter der Protagonistin ernster und erwachsener wird. Die aufregenden Jahre in New Yorks Nachtleben sind vorüber und Vivian eröffnet mit ihrer Freundin Marjorie einen Schneiderladen für Hochzeitskleider, in der sie ihre ganze Leidenschaft steckt. Im mittleren Alter lernt sie einen Mann kennen, mit dem sie aufgrund eines tragischen Ereignisses aus ihrer Vergangenheit eine Verbundenheit verspürt, wodurch sich schliesslich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Die Handlung verläuft in der zweiten Hälfte viel ruhiger und unspektakulärer und findet am Ende einen runden Abschluss.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich konnte es kaum mehr aus der Hand legen. Als einziger Kritikpunkt wäre anzufügen, dass mir die vielen Sexszenen manchmal etwas zu viel waren, auch wenn ihre Sexualität einen grossen Teil der Protagonistin ausgemacht hat. Ich fand es nur etwas befremdlich und unglaubwürdig, dass sie ihre sexuellen Abenteuer tatsächlich so detailliert in einem Brief an eine fast fremde Person schreiben würde. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau.
2 Kommentare
Hallo Mel, :)
AntwortenLöschendas klingt wirklich toll. Gerade mit einem bildhaften Schreibstil ist es perfekt, weil man sich diese andere Zeit dann viel besser vorstellen kann. Ich schreibe mir das Buch gerne mal auf die Wunschliste. :)
Liebe Grüße
Marina
Schön, dass ich dich mit meiner Rezension neugierig auf das Buch machen konnte :)
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