[Rezension] Der Gesang der Flusskrebse

by - September 22, 2020

(© Hörbuch Hamburg)

Der Gesang der Flusskrebse*
von Delia Owens
Gelesen von Luise Helm

Bewertung: ★★★★☆

Historical Fiction, Audiobook 
Spieldauer: 11 Stunden 28 Minuten
Erscheinungsdatum: 22. Juli 2019

Verlag: Hörbuch Hamburg

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. Das erste Hörbuch ist gratis.

Inhaltsangabe:
In den 1960er-Jahren schwirren viele Gerüchte über Kya Clark durch die ruhige Küstenstadt Barkley Cove. Isoliert lebt sie im Marschland mit seinen Salzwiesen, Sandbänken, Buchten. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Zwei junge Männer werden auf die wilde Schöne aufmerksam, und Kya öffnet sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Als einer der beiden tot aufgefunden wird, sind sich die Bewohner sicher: Das "Marschmädchen" ist schuld.

Meine Meinung:

"Der Gesang der Flusskrebse" stand schon lange auf meiner Leseliste und als ich entdeckt habe, dass das Hörbuch von der wunderbaren Luise Helm gelesen wird, war klar: Ich muss die Geschichte hören! Dieser Debütroman wurde sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Buchcommunity hochgelobt - dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an die Geschichte.
 
Die Handlung wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt, die vor allem zu Beginn des Buches verschiedene Lebenssituationen fokussieren. 
Eine Zeitebene beginnt in den 1950er Jahren und gibt uns Leser:innen einen Einblick in die Vergangenheit von Protagonistin Kya, die bereits in ihrer Kindheit von ihren Familienmitgliedern verlassen wurde und sich alleine im Marschland durchschlagen musste. Dadurch lernt man nicht nur Kya besser kennen, sondern begleitet sie auch beim Erwachsenwerden und sieht, welche prägenden Ereignisse sie zu dem Menschen gemacht hat, den wir in der späteren Zeitebene kennenlernen. Diese spielt nämlich Ende der 1960er Jahre, als Kya bereits in ihren Zwanziger ist und behandelt zunächst eine Ermittlung, die aufgrund einer Leiche ausgelöst wurde und sie zu einer Tatverdächtigen werden lässt. 
Die beiden Zeitstränge nähern sich mit der fortlaufender Geschichte einander an und wir erfahren häppchenweise, was sich in dieser vermeintlichen Tatnacht zugetragen hat und in welchem Zusammenhang Kya mit diesem Todesfall stehen könnte. Der Plot nimmt stetig an Spannung zu und gipfelt als Höhepunkt schliesslich in einem aufregenden Gerichtsprozess, in dem Kyas (Un-)Schuld bewiesen werden soll. Die ausführliche Schilderung des Gerichtsprozesses erlaubt uns Leser:innen, uns selbst eine Meinung zu bilden, ob Kya das getan hat, was ihr vorgeworfen wird.

Der Anfang des Buches hat mir gut gefallen und es ist mir durch die tragischen Lebensereignisse von Kya sehr rasch gelungen, einen Zugang zu ihr zu finden und mit ihr mitzufühlen. Ich fand es bewundernswert, wie sie es als junges Mädchen geschafft hat, im öden Marschland zu überleben und sich durch Tauschhandel selbst zu versorgen. Trotz ihrer Unabhängigkeit und Stärke, hat sie auf mich immer ein bisschen einfältig und naiv gewirkt, was aber wiederum gut zu ihrer Hintergrundgeschichte gepasst hat, in der sie nie ein erwachsenes Vorbild gehabt hatte, an dem sie sich hätte orientieren können.
Im Mittelteil hat mich die Geschichte dann ein bisschen verloren, denn Kyas Teenagerjahre waren unter anderem von einer Liebschaft geprägt, die zwar authentisch beschrieben wurde, aber für mich sehr zäh und langatmig zu lesen war. 
Erst als der Gerichtsprozess im letzten Drittel des Buches losgeht, war ich wieder etwas mehr gefesselt, doch insgesamt hat mir einfach der "Wow"-Effekt gefehlt, der die Geschichte zu etwas besonderem hätte werden lassen, das ich bei all dem Hype erwartet hätte.

Vielleicht war es etwas ungünstig, dass ich erst vor kurzem einen historischen Roman von Jojo Moyes gelesen habe (dessen Hörbuchversion ebenfalls von Luise Helm gelesen wurde). Es gab nämlich einige Parallelen zwischen den beiden Geschichten, die vermutlich Zufall sind, aber dafür gesorgt haben, dass mich das Debüt von Owens so kurz nach Moyes Werk nicht richtig beeindrucken konnte, da es sich für mich fast wie eine Wiederholung angefühlt hat.

Owens Schreibstil ist angenehm und flüssig. Luise Helm macht das Vorlesen wie immer zu einem perfekten Hörerlebnis, der Plot an sich konnte mich allerdings nicht vom Hocker hauen. Einzig eine Enthüllung am Ende des Buches hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich mir das fast schon gedacht hatte.

Fazit:

"Der Gesang der Flusskrebse" ist ein Debütroman von Delia Owens, der in den 1960ern spielt und das Leben eines einsamen Marschmädchens erzählt, das sich durch das Leben kämpft. Der Beginn hat mir noch gut gefallen, im Mittelteil hatte das Buch allerdings seine Längen, wodurch ich den Hype um diese historische Fiktion nicht ganz teilen konnte. Die Sprecherin Luise Helm macht das Hörbuch, wie gewohnt, zu einem tollen Hörerlebnis, so dass man sich das Hörbuch durchaus mal anhören kann. So beeindruckt, wie viele andere Leser:innen, war ich allerdings nicht, deshalb gibt es von mir 3,5 Sterne.

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