[Rezension] Der Tag, an dem die Welt zerriss

by - September 13, 2020

(© Fischer FJB)

Der Tag, an dem die Welt zerriss* (Vortex #1)
von Anna Benning

Bewertung: ★★★★★

YA Dystopia, 481 Seiten
Erscheinungsdatum: 04. März 2020
Verlag: Fischer KJB


*Danke für das digitale Rezensionsexemplar von Netgalley.

Inhaltsangabe:
Für Elaine ist es der wichtigste Tag ihres Lebens: In Neu London findet das spektakuläre Vortexrennen statt, und sie ist eine der Auserwählten. Hunderte Jugendliche jagen bei dem Wettkampf um den Globus – doch nicht zu Fuß. Sie springen in die Energiewirbel, die die Welt vor Jahrzehnten beinahe zerstört haben. Der Sprung in einen Vortex ist lebensgefährlich, doch gelingt er, bringt er einen wie ein geheimes Portal in Sekunden von einem Ort zum anderen. Elaine will das Rennen um jeden Preis gewinnen. Doch mitten im Vortex erwacht eine Macht in ihr, die die Welt erneut erschüttern könnte. Und der Einzige, der Elaine nun zur Seite stehen kann, ist ein Junge, der nichts mit ihr zu tun haben will …

Meine Meinung:

Bei diesem Buch handelt es sich nicht nur um den Reihenauftakt zur dystopischen Vortex-Trilogie, sondern auch gleich um das Debüt der Autorin Anna Benning. Und sie hat es geschafft, gleich bei ihrem ersten Buch einen Volltreffer zu landen - Hut ab!

Der Klappentext des Buches hat mich sehr neugierig gemacht, denn die Idee mit dem Vortexrennen oder ganz allgemein mit den Sprüngen durch Vortexe, war etwas, das ich noch in keinem anderen dystopischen Roman in ähnlicher Weise gelesen habe. Bei Vortexen handelt es sich um eine Art Wirbel, durch die ausgewählte Läufer springen können, um durch Raum und (wie sich später zeigt auch) Zeit zu reisen. Viermal jährlich findet dafür auf der ganzen Welt je ein Vortexrennen statt, bei dem auch unsere Protagonistin Elaine - kurz Ellie - in Neu London teilnimmt.

Die Handlung setzt genau zu diesem Zeitpunkt ein und Benning verliert keine Zeit mit unnötigem Vorgeplänkel oder Infodumping. Als Leser*in wird man in diese dystopische Zukunft geworfen und es erwartet einen direkt ein actiongeladener, spannender Beginn, bei dem die diesjährigen Anwärter*innen für die Läufer-Positionen teilnehmen. Ich war trotz dieses rasanten Einstiegs positiv überrascht, wie leicht es mir gefallen ist, mich in dieser Welt voller Vortexe zurechtzufinden und konnte das Buch durch den fesselnden Schreibstil der Autorin sehr bald nicht mehr aus der Hand legen.

Was ich auch nicht erwartet hätte, ist, dass die eigentliche Story erst nach dem Vortexrennen losgeht. Wie man nämlich während diesem Rennen erfährt, sind vor mehr als 70 Jahren nicht nur die Vortexe entstanden, sondern auch sogenannte "Splits", die auch Vermengte genannt werden. Die Vermengten sind Menschen, die sich mit den vier Elementen Luft, Erde, Feuer und Wasser vermengt haben und seither über spezielle Kräfte verfügen. Dadurch sind sie aber auch zu einer Bedrohung geworden und wurden von den Menschen unterdrückt. Die Aufgabe der Läufer ist es, diese Vermengten zu suchen und sie in spezielle Zonen zu bringen. Doch Ellie muss sehr bald feststellen, dass hinter dem ganzen eine grössere Verschwörung steckt, als sie geahnt hatte. Und schon bald muss sie sich für eine Seite entscheiden...

Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Benning hat, wie bereits erwähnt, nicht nur einen sehr fesselnden Schreibstil, sie hat es auch geschafft, die Handlung so spannend und abwechslungsreich zu gestalten, dass sie nie langweilig wird. Es fällt einem leicht, sich in diesem dystopischen Worldbuilding zurechtzufinden, da die Autorin die notwendigen Informationen immer dann in die Handlung eingeflochten hat, wenn sie von Relevanz waren.

Hauptcharaktere in diesem Buch sind Ellie und Bale - letzterer lernen wir erst etwas später kennen. Ellie ist zwar eine starke, junge Frau, aber auch sehr dickköpfig und manchmal etwas impulsiv, was nicht nur ihr Umfeld, sondern auch mich manchmal ein paar Nerven gekostet hat. Trotzdem fand ich gerade den Umstand toll, dass sie eben nicht perfekt ist und ihre Ecken und Kanten hat, das gelingt leider nicht allen Young Adult Autor*innen. Bale dagegen, hat sich relativ schnell zu einem meiner liebsten Book-Boyfriends gemausert und ich fand auch ihn - trotz seiner Schwächen und seiner anfänglichen Ablehnung Ellie gegenüber - einfach unglaublich sympathisch. Das einzige, das mich an ihm genervt hat, war die Verwendung eines doch eher abwertenden Spitznamens für Ellie, den er während des gesamten Buches beibehält. Ich weiss nicht, warum YA-Autorinnen ständig zu diesen peinlichen Spitznamen greifen, aber welches Mädchen mag es schon, Barbie genannt zu werden? Das hat spätestens dann für mich keinen Sinn mehr ergeben, als Bale und Ellie sich näher gekommen sind.

Die Liebesgeschichte war zwar ganz Young Adult typisch etwas vorhersehbar, positiv war aber, dass sich die Autorin dennoch genügend Zeit für die Entwicklung der Gefühle und die Annäherung des beiden Charaktere genommen hatte. Das war für mich als Leserin nicht zur herzerwärmend zum Beobachten (am liebsten hätte ich an vielen Stellen laut losgequiekt :D), sondern hat die Liebesgeschichte auch glaubwürdig erscheinen lassen. Und nicht nur das, mit einer überraschenden Enthüllung am Ende des Buches, hat Benning es geschafft, noch einmal ein ganz anderes Licht auf die Beziehung zu werfen und ihr so noch mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Allein diese Szene hat bei mir Gänsehaut verursacht!

Das einzige, was mir am Buch weniger gefallen hat, war der etwas lange Schlussteil, bei dem sich Ellie und Bale auf eine lebensgefährliche Mission begeben. Die Action nimmt zwar noch einmal zu, aber für mich war dieser Schluss etwas zu lang geraten, zumal es nicht immer ganz einfach zu verstehen war, was eigentlich gerade passiert ist, weil alles so hektisch war und das auf Dauer auch etwas anstrengend zu lesen war.

Fazit:

Mit "Der Tag, an dem die Welt zerriss" hat Anna Benning einen packenden Reihenauftakt für eine spannende dystopische Trilogie geschaffen, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat. Das Buch enthält nicht nur eine innovative Idee mit Vortexen, durch die man durch Raum und Zeit springen kann, sondern auch viel Action, Romantik und übernatürliche Kräfte - also all das, was ich von einer guten Dystopie im Young Adult Bereich erwarte. Mit diesem Debüt ist der Autorin ein Volltreffer gelungen und von mir erhält es 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    ach, ich freue mich so sehr, dass dir dieser Reihenauftakt so schöne Lesestunden beschert hat :o) Auch freue ich mich, dass du Bale so sehr ins Herz geschlossen hast. Meine Lieblinge der Reihe waren ja Allister, Sofie und Atlas <3

    Ich habe auch gerade frisch mit dem zweiten Band begonnen. Wirst du ihn auch lesen? Anfangs war ich noch etwas verwirrt, was die Namen anging. Aber der Autorin gelingt es - ganz beiläufig - einige Punkte aus Band 1 in die Geschichte einfließen zu lassen, so dass ich da auch schnell wieder drin war. Ich bin noch nicht weit, aber ich muss sagen, dass das Band 2 auch schon wieder einen sehr genialen Start hinlegt.

    Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Abend.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ja, die drei mochte ich auch, allen voran Sofie. :)

      Den zweiten Band habe ich direkt nach dem ersten gelesen, die Rezension dazu wird diese Woche noch erscheinen. Ich hatte dementsprechend keine Mühe, wieder in die Geschichte reinzufinden, dafür hat sich die erste Hälfte aber ein bisschen wie eine Wiederholung des Schlussteils von Band 1 angefühlt. Von daher ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass du einen längeren Abstand dazwischen hattest. :)

      Ich wünsche dir noch viele tolle Lesestunden mit dem Buch! :)

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