[Rezension] Gefühle besser verstehen
(© Goldmann Verlag) |
Gefühle besser verstehen*
von Cornelia Dehner-Rau &
Luise Reddemann
Bewertung: ★★★★☆
Nonfiction, 320 SeitenErscheinungsdatum: 18. Juni 2019
Verlag: Goldmann
*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Goldmann Verlag.
Inhaltsangabe:
Starke Gefühle bauen uns auf und drücken uns nieder. Sie machen uns Angst und sind doch unser größter Antrieb – der Motor unseres Lebens. Die beiden Autorinnen kennen dies aus jahrzehntelanger therapeutischer Praxis und erklären, wie sich Gedanken und Gefühle gegenseitig beeinflussen und welche Rolle Erinnerungen und Lebenserfahrungen spielen. Denn auch als negativ oder belastend empfundene Gefühle sind sinnvoll, wenn wir sie als Signale für notwendige Veränderungen begreifen. Bewusst und achtsam mit den eigenen Gefühlen umzugehen – das ist der Weg zu einem gesunden Selbst. (© Goldmann Verlag)
Meine Meinung:
Gefühle sind ein Thema, über die man wohl endlose Bücher schreiben könnte, weil sie so komplex sind, dass man sie nicht einfach in wenigen Worten erklären und verstehen kann. Da die Arbeit mit Emotionen ein grosser Teil meiner Arbeit ausmacht, war ich sehr neugierig auf dieses Buch, das von zwei ausgebildeten Psychiaterinnen geschrieben wurde. Wer dadurch befürchtet, dass das Buch nur aus Fachsprache besteht, den kann ich beruhigen: Das Buch richtet sich mit seinem sehr verständlichen Schreibstil hauptsächlich an Laien - also Leute, die noch kein Vorwissen im Bereich Psychologie der Emotionen mitbringen.
Mit diesem verständlichen Schreibstil, hat es wirklich Spass gemacht, das Buch zu lesen. Es werden Fragen erklärt, wie "Was sind Gefühle und wofür sind sie gut?" bis hin zu "Wie und wo entstehen Gefühle?". Dabei beziehen sich die Autorinnen auf wissenschaftliche Befunde und das Thema Emotionen wird nicht nur aus biologischer, sondern auch aus psychologischer Sicht näher beleuchtet und viele essenzielle Begriffe aus der Emotionsforschung finden ihre Erwähnung. Ich war beeindruckt davon, wie die Autorinnen es geschafft haben, mein komplettes Psychologiestudium so kompakt und verständlich auf wenigen Seiten zusammenzufassen. Das hat mir auch gezeigt, dass die beiden nicht nur wissen, wovon sie reden, sondern sich auch auf evidenzbasierte Theorien zum Thema Gefühle stützen, die auch an Universitäten gelehrt werden. Vieles davon war mir bereits bekannt, aber ich fand es sehr erfrischend, überblicksartig mein Wissen wieder aufzufrischen und gehe davon aus, dass es für Leser*innen, die kaum Vorwissen mitbringen, noch viel interessanter ist, so viele verschiedene Aspekte über Gefühle kennenzulernen.
Im weiteren Verlauf wird das Buch auch immer psychologischer (oder psychotherapeutischer) und es wird ausführlich darauf eingegangen, welche (psychischen) Folgen belastende Gefühle mit sich bringen können, die nicht selten ein zentrales Thema bei der Depressions- und/oder Angstbehandlung darstellen. Im Buch liefert das Autorenduo auch gleich einige praktische Übungen und Tipps, wie man anders mit (belastenden) Gefühlen umgehen kann. Die meisten Techniken werden auch tatsächlich so in Therapien vermittelt, was wiederum dafür spricht, dass hier wissenschaftlich fundierte Übungen beschrieben werden. Nichtsdestotrotz fand ich einige der beschriebenen Übungen etwas anspruchsvoll, um sie ohne Therapieerfahrungen alleine im Alltag umzusetzen. An einer Stelle wird zum Beispiel ein Stuhldialog beschrieben, den ich so nicht als selbstständig durchzuführende Übung empfehlen würde, wenn man das noch nie unter Anleitung einer Fachperson durchgeführt hat.
Insgesamt liefert das Buch aber einen sehr breit gefächerten, kompakten Überblick über das Thema Emotionen, das dem Titel "Gefühle besser verstehen" gerecht wird. Um aus diesem Wissen aber nun etwas zu machen und einen anderen Umgang mit seinen eigenen Gefühlen zu erlernen, muss aber vermutlich noch zusätzliche Literatur gelesen werden, denn dieser Aspekt kommt hier ein bisschen zu kurz. Doch die Autorinnen haben bereits vorgesorgt und eine umfangreiche Literaturliste mit Empfehlungen beigefügt, durch die man das eigene Wissen über Emotionen vertiefen und erweitern kann.
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