[Rezension] Die Einladung

by - November 05, 2023

(© Droemer)

Die Einladung
von Sebastian Fitzek

Bewertung: ★☆☆☆☆

Thriller, 382 Seiten
Erscheinungsdatum: 25. Oktober 2023
Verlag: Droemer Knaur


Inhaltsangabe:
Marla Lindbergs Erinnerungen sind An die seltsame Nachricht, die sie in eine stillgelegte Geburtsklinik lockte. An die Gestalt, die versuchte, sie zu töten. Das seltsam pfeifende Husten des Psychopathen beim Kampf auf Leben und Tod.

Nach Jahren der Psychotherapie hat die hochintelligente junge Frau Das alles sind falsche Erinnerungen. Marla leidet unter Gesichtsblindheit. Ihr Gehirn spielt ihr in Extremsituationen Streiche, wenn es vergeblich versucht, Menschen an ihrem Gesicht zu erkennen.

Als Marla die Einladung zum Klassentreffen in den Alpen bekommt, hofft sie darauf, mit ihren ehemaligen Mitschülern in schönen und echten Erinnerungen schwelgen zu können. Bei ihrer Ankunft in dem verschneiten Berghotel sind alle Zimmer bereits bezogen. Benutztes Geschirr steht auf dem Esstisch, der Kamin flackert, doch es ist niemand da. Marla beginnt die anderen zu suchen. Und dann hört sie es wieder. Wie jemand pfeifend hustet, draußen, in der eisigen Dunkelheit …

Meine Meinung:

Fitzeks Bücher stand ich immer schon ambivalent gegenüber: Sie sind alle keine literarischen Meisterwerke und die Auflösungen am Ende waren jedes Mal zu viel des Guten. Aber, seine Bücher sind meistens richtige Pageturner, die sich, ohne viel nachzudenken, schnell weglesen lassen.

Bei "Die Einladung" habe ich sich aber zum ersten Mal anders erlebt: Hier kam einfach keine Spannung beim Lesen auf. Die Gründe dafür waren vielfältig: Zum einen hat mir dieses Mal ein Plot gefehlt, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Die Geschichte beginnt zwar mit einem schrecklichen Erlebnis, das neugierig macht, aber danach verliert sich die Story in unterschiedliche Szenen, die teilweise wie willkürlich zusammengewürfelt wirkten. Es hat dabei auch nicht geholfen, dass die Erzählung etliche Zeitsprünge macht. Das kann bei einem Thriller zwar für mehr Spannung sorgen, indem sich Vergangenheit und Gegenwart einander annähern und man als Leser:in die einzelnen Puzzlestücke zu einem grossen Ganzen zusammenfügen kann, aber Fitzek ist es gänzlich misslungen, diese Erzählmethode richtig einzusetzen. Statt zunehmender Spannung hat sich durch die Zeitsprünge bei mir eher zunehmende Verwirrung eingestellt. Es war fast so, als wüsste Fitzek selbst nicht, wohin er mit seiner Erzählung eigentlich will.

Aber der Mitte des Buches wird dem Ganzen dann die Krone aufgesetzt, nachdem der Schauplatz des Buches in eine abgeschiedene, verschneite Berghütte verlagert wird. Grund dafür ist ein Klassentreffen, bei dem die Protagonistin teilnimmt, obwohl absolut nicht nachvollziehbar ist, was ihre Beweggründe sind, überhaupt dorthin zu gehen, denn diese Einladung kam aus dem Nichts und hatte absolut keinen Zusammenhang mit den Themen, die in der ersten Buchhälfte präsentiert wurde. Und das war dann auch der Zeitpunkt, an dem mich Fitzek komplett verloren hat. Es hat mich nicht nur gestört, dass die Handlung plötzlich eine komplett neue und willkürlich wirkende Richtung einnimmt, der Schauplatz und die Idee mit der von der Zivilisation abgeschnittenen Berghütte hätte auch nicht ausgelutschter sein können. Einfach alles hat mich an einen 0815-Horrorfilm erinnert, der sich jedem Klischee bedient, dass das Genre zu bieten hat.
Wie man sich denken kann, handelt es sich natürlich nicht um ein einfaches Klassentreffen, denn die ehemaligen Mitschüler:innen und die Protagonistin wurden unter falschen Tatsachen an diesen abgeschiedenen Ort hergelockt und es wird ein Spielchen gespielt, das an "Ich weiss, was du letzten Sommer getan hast", erinnert. Doch Fitzek wäre nicht Fitzek, wenn er nicht mit jedem Kapitel eine Schippe drauflegen würde, und die Handlung nimmt so absurde Züge an, dass ich den letzten Drittel nur noch genervt quergelesen habe. Die Auflösung war dabei aber einfach nur haarsträubend und absurd. Fitzek versucht zwar einen Bogen zu den Ereignissen aus der ersten Hälfte zu schlagen, aber das wirkt so weit hergeholt und konstruiert, dass sich alles wie ein schlechter Film angefühlt hat, statt einem "Aha"-Erlebnis, wie es eigentlich bei einem guten Thriller sein sollte.

Abgesehen von der aberwitzigen Handlung, fand ich aber auch, dass das Buch viel zu viele verschiedene Charaktere einführt, die in dieser Menge für die eigentliche Story nicht wirklich von Relevanz waren. Sie haben die Story nur unnötig verwirrender gemacht, als ohnehin schon.

Fazit:

Dieses Buch war von vorne bis hinten einfach eine Nullnummer. Es gibt keinen erkennbaren roten Faden und die Ideen wirken wie willkürlich zusammengewürfelte und geklaute Szenen aus bekannten Horrofilmen wie der Saw-Reihe oder "Ich weiss, was du letzten Sommer getan" hast. Die Story ergibt auch nach der Auflösung keinen Sinn und ich frage mich, ob dieses Buch überhaupt lektoriert wurde? Für mich eine Enttäuschung auf ganzer Linie und ich werde vermutlich auch keine weiteren Bücher des Autors mehr lesen.

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6 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    ich habe bislang noch gar nichts von Fitzek gelesen, aber bislang nur Gutes über seine Bücher gehört. Daher bin ich mittlerweile auch schon sehr neugierig geworden. Auf dem SuB liegt sogar schon Das Paket. Allerdings bin ich auch etwas zartbesaitet, wenn es in Richtung Grusel geht.

    Ich kann mich daran erinnern, dass ich das Gefühl, das du beschreibst (nämlich, dass der Autor selbst während des Schreibens noch gar nicht so richtig wusste, wohin seine Geschichte gehen soll), auch schon mal beim Lesen hatte. Es kann ja auch gut sein, dass er tatsächlich mit wenig Plan einfach erstmal losgeschrieben hat. Das sollte dann aber nicht zu Lasten des roten Fadens und auch nicht der Logik gehen.

    Hast du denn schon mehr von ihm gelesen? Welches Buch würdest du empfehlen können?

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Huhu Tanja

      Was verstehst du denn unter "Grusel"? Seine Bücher sind nicht alle unheimlich, aber einige schon sehr blutig und gerade "Die Einladung" hatte einige Splatter-Szenen.

      Ich habe inzwischen fast alle Bücher von ihm gelesen und viele auch rezensiert, wenn du in der Suchleiste meines Blogs nach "Fitzek" suchst, findest du alle Rezensionen zu den Büchern des Autors von mir:
      https://mrspaperlove.blogspot.com/search?q=fitzek

      Am Positivsten habe ich aber tatsächlich zwei Bücher in Erinnerung, die beide aus der Reihe fallen. Eines davon ist "Noah", das keiner seiner klassischen Thriller ist und "Abgeschnitten", das er mit einer anderen Person zusammen geschrieben hat, die im Forensischen Bereich tätig ist - was das Buch mMn realistischer gemacht hat, als seine sonstigen Thriller, die meistens sehr absurd sind.
      Ich glaube die meisten schwärmen von "Der Seelenbrecher", das ist meines Wissens nach der erste Thriller des Autors.

      Ich bin gespannt, wie dir dein erstes Buch des Autors gefallen wird. :)

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  2. Huhu,

    oh das hört sich aber echt nicht so prall an. Ich habe nur Das Paket von Fitzek gelesen und das fand ich ganz ok.

    Liebste Grüße

    Sonja von Lovin Books

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    1. Ja, ich glaube bei Fitzek scheiden sich die Geister ;)

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  3. Hallo liebe Mel :)

    Wie schade, dass dich der neueste Fitzek so überhaupt nicht mitreißen konnte. Ich gehöre wohl zu den wenigen, die noch kein einziges Buch von ihm gelesen haben, weil es einfach nicht meinen Genre-Geschmack trifft. Zu „Die Einladung“ habe ich aber eher positive als kritische Stimmen wahrgenommen. Ich drücke die Daumen, dass dich sein nächster Roman wieder mehr packen kann!

    Liebe Grüße

    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

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    1. Ja, ich nehme insgesamt immer nur sehr positive Meinungen zu seinen Büchern wahr, auch wenn sie sich sehr unterscheiden. Er schreibt halt doch sehr für den Mainstream, und ich glaube, wenn man nicht viele Bücher liest, dann findet man Gefallen an seinen Thrillern, weil sie so einfach wegzulesen sind und sehr anspruchslos sind (und das meine ich nicht mal negativ - manchmal hat man ja auch einfach Lust, auf ein kurzweiliges Buch). Aber ich habe da dann doch ein bisschen höhere Ansprüche, als nur gut unterhalten zu werden. :D

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