[Rezension] Tintenblut
(© Goya libre) |
Tintenblut* (Tintenwelt #2)
von Cornelia Funke
Gelesen von Rainer Strecker
Bewertung: ★★☆☆☆
Middle Grade Fantasy Spieldauer: 22 Stunden und 18 Minuten
Erscheinungsdatum: 05. Januar 2007
Verlag: Goya libre
Inhaltsangabe:
Der Zauber von "Tintenherz" lässt Meggie nicht los. Gemeinsam mit Farid liest sie sich selbst in die Tintenwelt, denn sie will endlich den Weglosen Wald sehen, den Speckfürsten, den Schwarzen Prinzen und seinen Bären. Sie möchte die Feen treffen und natürlich den Dichter Fenoglio, der sie später zurückschreiben soll. Vor allem aber will sie Staubfinger vor dem grausamen Basta warnen, denn Fenoglio hat sein Ende schon geschrieben …
Meine Meinung:
Tintenblut ist der zweite Band der Tintenwelt-Trilogie, das ich im Zuge meiner SuB-Senioren-Challenge als Hörbuch gehört habe, weil dieses Buch seit 2016 auf meinem SuB geschlummert hatte. Ich konnte mich nach all der Zeit natürlich überhaupt nicht mehr an den Inhalt des Vorgängers erinnern, doch da die Reihe so bekannt ist, gab es zum Glück sehr ausführliche Zusammenfassungen des ersten Bandes, sodass ich anschliessend direkt in die Fortsetzung einsteigen konnte.Dieser zweite Band setzt mehr oder weniger nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an: Nachdem Capricorn besiegt ist, hat Meggie ihr altes Leben und auch ihre Mutter wieder zurück. Das scheint ihr jedoch nicht auszureichen, denn sie sehnt sich nach der Tintenwelt.
Ähnlich ergeht es auch Staubfinger, der eine Person findet, die ihn in seine Welt zurücklesen kann. Doch er lässt dabei seinen neu gewonnenen Freund Farid zurück, der dieses Schicksal nicht so auf sich sitzen lassen will.
Farid sucht Meggie auf, die ihm schliesslich dabei hilft, ebenfalls in die Tintenwelt zu gelangen. Und sie entschliesst sich, ihn dabei zu begleiten...
Anders als im Vorgänger lernen wir in diesem zweiten Band also endlich die Tintenwelt näher kennen, aus der wir bereits viele Charaktere kennenlernen durften. Ich muss jedoch sagen, dass mich das "Worldbuilding" dieser Tintenwelt nicht überzeugen konnte, denn irgendwie hatte es für mich nichts Besonderes. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich die Tintenwelt einfach nur langweilig fand. Es wird hier und da zwar von fantastischen Wesen wie Feen und Nachtmahren erzählt oder irgendwelchen Fürsten, die eine Rolle spielen, aber alles hat auf mich irgendwie willkürlich zusammengewürfelt gewirkt. Die Autorin hat sich bei der Tintenwelt von vielen bekannten Wesen bedient, aber nicht wirklich etwas Neues geschaffen, das mir länger in Erinnerung bleiben würde (wie etwa zum Vergleich JK Rowlings Hogwarts oder Walter Moers Zamonien).
Die Erzählweise des Buches habe ich als unglaublich zäh und träge empfunden. Es wird ziemlich bald deutlich, dass es der Geschichte an einem Plot fehlt. Das Ganze wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von willkürlichen Szenen unterschiedlicher Charaktere, die nach und nach alle in der Tintenwelt landen. Aber es fehlt an einem erkennbaren roten Faden, der bei mir Spannung erzeugt hätte. Ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, dass endlich etwas passieren würde.
Auch die Charaktere sind mir leider überhaupt nicht ans Herz gewachsen und wirkten auf mich allesamt blass. Ich weiss nicht, ob ich da zu hohe Erwartungen an ein Kinderbuch habe, aber für mich haben sich alle Charaktere - egal ob Mann, Frau, egal ob jung oder alt - genau gleich angefühlt, weil sie alle genau gleich geredet und sich irgendwie auch genau gleich verhalten haben. Dabei hat mich mit der Zeit auch gestört, dass die Geschichte so Männerlastig ist. Selbst Meggie, die eigentlich Protagonistin sein sollte, sticht überhaupt nicht aus der Menge an Charakteren heraus. Seltsam fand ich auch, dass alle männlichen Charaktere aussergewöhnliche Namen besitzen und die weiblichen Charaktere haben alle irgendwelche modernen 0815 Namen. Aber die Frauen im Buch sind ohnehin vernachlässigbar.
Was ich eine verpasste Chance fand, war die Familiendynamik zwischen Meggie, ihrem Vater und ihrer Mutter differenzierter zu beleuchten. Meggies Mutter war viele Jahre verschwunden und da würde man doch davon ausgehen, dass von beiden Seiten ein Interesse daran bestehen würde, die verlorenen Jahre nachzuholen und eine Beziehung aufzubauen. Aber Meggie lebt ihr Leben weiter, als hätte sie immer noch keine Mutter. Ich konnte zwischen den Dreien absolut keine Verbindung spüren und das wirkt auf mich einfach nicht authentisch.
Der Sprecher, Rainer Strecker, macht seine Sache okay, aber ich muss leider sagen, dass mir seine Stimme absolut nicht zugesagt hat. Sie hat sich irgendwie altbacken angehört und dadurch bedauerlicherweise auch nicht dazu geführt, dass die Buchvorlage, die er vorliest, interessanter wird. Aber das ist selbstverständlich Geschmackssache und nicht in meine Bewertung miteingeflossen.
Ich fand auch die ständigen musikalischen Unterbrüche mehr störend, als angenehm, denn sie haben absolut nichts Nennenswertes zur Story beigetragen und die ohnehin schon sehr langatmige Handlung noch mehr in die Länge gezogen.
Trotz all dieser Kritikpunkte habe ich mich wirklich bemüht, durchzuhalten, in der Hoffnung, dass doch irgendwann endlich etwas passieren würde, das mich bei der Stange halten würde. Als das aber selbst nach 17 Hörstunden noch nicht passiert ist, habe ich mich schliesslich entschlossen, das Buch abzubrechen.
6 Kommentare
Hallo liebe Mel,
AntwortenLöschendie Reihe liegt bei mir schon sehr lange zurück. Ich erinnere mich nicht wirklich mehr an die Details. Was ich jedoch noch weiß ist, dass mir der erste Band, von seinen Ideen her, sehr gefallen hat, dass der zweite und dritte Band dann aber - für mich - auch nicht mehr an den Auftakt herankamen. Ich war der Meinung, dass mein Eindruck damals darauf beruhte, dass alles viel zu düster geworden ist. Aber vielleicht waren es auch genau die Punkte, die du hier aufgezählt hast (?)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Ja, der erste Band hat von mir auch noch 4 Sterne erhalten, mit dem Hinweis, dass es mir als Kind vermutlich gut gefallen hätte.
LöschenAber das Stichtwort "düster" ist sehr zutreffen, das hätte ich vielleicht auch noch in meine Rezension einbauen können. Ich habe die Handlung nicht nur zäh und ereignislos gefunden, sondern auch irgendwie deprimierend, weil die Stimmung und die Charaktere so düster wirken. Jetzt ärgere ich mich, dass ich diesen Punkt vergessen habe zu erwähnen. :D
Aber ich bin froh, dass du auch den Eindruck hattest, dass die Qualität etwas nachgelassen hat. Vor kurzem ist ja sogar noch ein 4. Band erschienen.
Hey Mel
AntwortenLöschenIch habe die Reihe als Kind gelesen und sehr, sehr, sehr geliebt, weshalb ich mich ein wenig davor fürchte, den vierten Band zu lesen und/oder die Reihe zu rereaden. Trotzdem würde mich interessieren, wie mir die Reihe jetzt gefallen würde....mal sehen, wie ich mich entscheide ;-)
Alles Liebe an dich
Livia
Hallo Livia
LöschenJa, ich glaube, als Kind hätte ich die Bücher wahrscheinlich auch toll gefunden, weil man es aus anderen Augen liest, als Erwachsene*r. Ich habe gelesen, dass im neusten Band aber viele der ursprünglichen Charaktere nicht mehr vorkommen, deshalb ist es wohl nicht direkt als Fortsetzung zu verstehen. Aber ich bin gespannt auf deine Meinung, falls du das Buch noch lesen wirst.
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenDas ist sehr schade, hab ich aber schon häufiger gehört.
Für mich war das Eintauchen in die Tintenwelt als ob ich selber eine neue Welt betreten würde. Ich liebe den Schreibstil von Cornelia Funke in dieser Reihe sehr und anders als bei dir hat sich mich komplett mitnehmen können! Ich fand die Welt großartig aufgebaut, die Ideen schon neue, grade was die Figuren und die Handlung betrifft und war völlig verzaubert!
Schade dass es dich nicht begeistern konnte!
Liebste Grüße, Aleshanee
Schön, dass dich die Welt so begeistern konnte! Ich kann verstehen, dass dir dann die Trilogie gut gefallen hat. Mir hat das Worldbuilding tatsächlich gar nicht gefallen, das war mir insgesamt zu düster und deprimierend alles - und irgendwie auch nicht Innovativ genug, wenn ich andere (Kinder-)Bücherreihen vergleiche.
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