[Rezension] Becoming

by - Januar 28, 2023

(© Der Hörverlag)

Becoming - Meine Geschichte*
von Michelle Obama
Gelesen von Katrin Fröhlich

Bewertung: ★★★★☆

Autobiography, Audiobook 
Spieldauer: 18 Stunden und 42 Minuten
Erscheinungsdatum: 13. November 2018

Verlag: Der Hörverlag

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. Das erste Hörbuch ist gratis.

Inhaltsangabe:
Mit ihrem bedeutsamen und erfüllten Leben wurde Michelle Obama zu einer der überzeugendsten und beeindruckendsten Frauen der Gegenwart. Als First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika war sie die erste Afro-Amerikanerin in dieser Position und trug in dieser Rolle massgeblich dazu bei, das wohl gastfreundlichste und offenste Weisse Haus in der Geschichte des Landes zu schaffen. Gleichzeitig wurde sie zu einer mächtigen Fürsprecherin für Frauen und Mädchen in den USA und in der ganzen Welt, trieb in der Familienpolitik den dringend notwendigen gesellschaftlichen Wandel hin zu einem gesünderen und aktiveren Leben voran, und stärkte ihrem Ehemann den Rücken, während dieser Amerika durch einige der schmerzlichsten Momente des Landes führte. Ganz nebenbei zeigte sie uns auch ein paar Moves für die Tanzfläche, glänzte beim "Carpool Karaoke" und schaffte es ausserdem, zwei bodenständige Töchter zu erziehen – mitten im gnadenlosen Blitzlichtgewitter der Medien.

Meine Meinung:

Ja, ich lebe noch. Ich bin nur aufgrund von einigen uninteressanten Büchern direkt mit einer weiteren Leseflaute ins neue Jahr gestartet und kann nach diesem fast 20-stündigen Hörbuch, das ich noch im Dezember begonnen habe, nun endlich eine erste Rezension in diesem Jahr veröffentlichen.

Zu diesem Hörbuch und der Autorin muss ich wahrscheinlich gar nicht so viel sagen, denn wenn man nicht mitbekommen, wer Michelle Obama ist, dann hat man die letzten 15 Jahre wohl unter einem Stein gelebt.
Ich mochte die Obamas ganz gern, vor allem wenn man bedenkt, welcher Clown nach Barack Obama zum Präsidenten gewählt wurde. Michelle ist zudem eine der wenigen First Ladys, die ich während der Amtszeit ihres Mannes nicht nur als "die Ehefrau von..." wahrgenommen habe, sondern die durch eigene Projekte und einer bewundernswerten Stärke eine eigene (Medien-)Präsenz aufbauen konnte.

In "Becoming" will Michelle Obama dann noch einmal einen tieferen Einblick in ihr Leben geben und lässt uns daran teilhaben, wie sie gross geworden ist, welche Ausbildung sie gemacht hat, wie sie Barack kennen- und lieben gelernt hat und wie das Leben als First Lady für sie war. Die Erzählung erfolgt dabei chronologisch und unaufgeregt, und dennoch sind die knapp 20 Stunden Hörzeit wie im Flug vergangen. Im Buch wird deutlich, wie viel Michelle zunächst ihre Herkunftsfamilie und später auch ihre eigene Familie bedeutet, und welche tiefe Verbundenheit sie mit ihrer Heimatstadt Chicago hegt. Ich fand es schön, dass sie versucht aus dem Schatten ihres Mannes herauszutreten - gerade weil das Buch einen grossen Hype erlebt hat und Michelle bis heute ein gutes Vorbild für viele junge Frauen darstellt. Und es wurde im Buch deutlich, dass Michelle diese Rolle sehr ernst nimmt und sie während der Amtszeit ihres Ehemannes selbst versucht hat, einen positiven Einfluss auf das amerikanische Volk auszuüben, indem sie sich zum Beispiel für gesünderes Essen in Schulen eingesetzt hat.

Was mir etwas weniger gut gefallen hat, war die Wahl des deutschen Untertitels mit "Meine Geschichte", denn sobald Barack Obama in Michelles Leben tritt, wird die Erzählung eher zu "Unserer Geschichte". Mir ist bewusst, dass Michelle ihren Ehemann nicht aussen vor lassen kann, aber stellenweise war ich mir nicht mehr sicher, ob ich nun Baracks oder Michelles Autobiografie lese - und das lange Zeit bevor Barack überhaupt zum Präsidenten gewählt wurde.
Ein weiterer Kritikpunkt war für mich zudem, dass die Erzählung oftmals nur sehr an der Oberfläche kratzt. Aber ich denke, das ist leider dem Umstand geschuldet, dass ein (ehemaliges) Präsidentenpaar einen gewissen Ruf wahren muss und keine skandalösen Geheimnisse preisgeben kann, wie es zum Beispiel Elton John in seiner Autobiografie getan hat. Und das hat bei mir manchmal Zweifel daran erweckt, ob wirklich alles so schön und toll am Leben einer First Lady ist, wie es Michelle manchmal darzustellen versucht. Wenn man ganz aufmerksam zuhört (oder liest), dann nimmt man zwischen den Zeilen auch wahr, dass das Leben neben Barack Obama nicht immer eitel Sonnenschein war.
Ich würde ja auch gern erfahren, was die beiden Töchter rückblickend sagen würden, wie sie es erlebt haben, im Weissen Haus gross zu werden, ständig von Security begleitet zu werden und einen Vater zu haben, der aufgrund seiner Stellung mehr mit Ab- statt mit Anwesenheit im Familienleben geglänzt hat. Das sind natürlich die Kosten, die man als Familie tragen muss, wenn man den eigenen Ehemann und Vater mit einem ganzen Land teilt, aber teilweise hatte ich den Eindruck, dass Michelle diesen Umstand immer wieder schöner geredet hat, als sie es erlebt hat.

Die Sprecherin, die das Buch vorliest, macht ihre Sache sehr gut. Sie hat eine angenehme Erzählstimme und -weise, was gut zum Inhalt gepasst hat. Ich gehe davon aus, dass Michelle das Hörbuch im englischen Original selbst liest, was im Deutschen natürlich nicht möglich ist. Aber Katrin Fröhlich bietet dennoch einen würdigen Ersatz.

Fazit:

Alles in allem war das Buch trotz seiner Länge unterhaltsam und kurzweilig, aber man muss hier keine skandalösen oder schockierenden Enthüllungen erwarten, wie man es vielleicht von Autobiografien von Menschen aus dem Showbusiness kennt. Hier ist alles sehr ruhig und hat seine Ordnung - eben ganz, wie es sich für eine (ehemalige) First Lady gehört. Wer die Obamas mochte und etwas mehr darüber erfahren will, wie Michelle zur Frau an Barack Obamas Seite geworden ist, dem kann ich das Hörbuch aber insgesamt empfehlen.

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6 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,

    da ich selbst keine Biographien lese, freue ich mich immer, wenn ich auf deinem Blog anhand deiner Rezensionen einen Einblick in das ein oder andere Buch erfahren darf.

    Ich stimme dir zu: Der Kontrast zwischen Obama und seinem Nachfolger war sehr stark.
    Aber selbst, wenn dem nicht so gewesen wäre, dann denke ich schon, dass Obama als Präsident ein Geschenk war.

    Ich muss dazu aber sagen, dass ich politisch jetzt nicht im Detail informiert bin. Ich bin auch der Meinung, dass uns von den Nachrichten und der Presse oft nur das vermittelt wird, was wir hören sollen. Um sich jedoch eine professionelle Meinung zu bilden, muss man die Details kennen, die sich hinter der Oberfläche abspielen.

    Ebenso verhält es sich vermutlich auch mit vielen Biographien. Du schreibst, dass du das Gefühl hattest, dass - verständlicherweise - einige prekäre bzw. schwierige Situationen aus dem Leben der Autorin in diesem Buch gar nicht abgebildet wurden. Vermutlich macht es das auch schwer, die Person hinter der Geschichte realistisch greifen zu können.

    Ich freue mich aber, dass du trotz dieses Kritikpunktes eine Empfehlung aussprechen kannst und dich gut unterhalten gefühlt hast.

    Ich danke dir für diese aussagekräftige Rezension, die ich sehr gerne gelesen habe.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ich habe ja auch erst vor kurzem meine Freude an Biografien entdeckt, wobei ich sie vermutlich auch nicht lesen würde. Ich habe aber gemerkt, dass sich solche Bücher wunderbar als Hörbücher eignen, weil es nicht so schlimm ist, wenn man mal nicht richtig zuhört. Bei Romanen verliere ich da schnell den Anschluss an die Story. :D

      Ja, den gleichen Eindruck hatte ich tatsächlich auch, was das Bild von Politiker:innen angeht. Ich meine, ich kann verstehen, dass sie einen möglichst guten Eindruck hinterlassen wollen, aber dann beisst sich das für mich ein bisschen mit der Idee, eine (Auto-)Biografie zu schreiben.

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    2. Hallo liebe Mel,

      leider tue mich mich mit Hörbüchern ja auch sehr schwer. Ich schweife beim Hören ständig mit den Gedanken ab und bin dann letztlich doch zu frustriert vom vielen zurückspuhlen, dass ich es letztlich dann bis auf weiteres erstmal wieder sein gelassen habe. Vielleicht sollte ich es ja auch mal mit einer Biografie versuchen. Vielleicht klappt das wirklich besser. Das macht auf jeden Fall Sinn, was du sagst.

      Da stellt sich die Frage, warum die berühmten Persönlichkeiten eine Biografie schreiben. Um mehr über sich preiszugeben, um Dinge zu verarbeiten oder doch viel eher, um Werbung für sich zu machen.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    3. Das kann ich total nachvollziehen, ich neige auch dazu mit den Gedanken mal abzuschweifen, aber bei Biografien funktioniert das wirklich besser :D

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  2. Liebe Mel

    Oh nein, ich hoffe, du kommst bald wieder raus aus der Leseflaute.

    Ich lese nicht so oft Biografien, aber hier liegt noch das Buch über "Kamala Harris" von Dan Morain. Das möchte ich im März sehr gerne lesen. Mal sehen, ob es dann passt.

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Ein Buch über Kamala Harris hört sich ja auch interessant an. Ich könnte mir vorstellen, dass sie ähnliches berichtet, wie Michelle Obama. :)

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