[Kurzrezensionen] Lesemonat März 2022

by - April 04, 2022

Lesemonat März 2022

Als Erstes möchte ich mich für die lieben Kommentare bedanken. Leider ist im März auf meinem Blog nicht viel passiert. Das liegt in erster Linie daran, dass ich (noch) nicht in meinen alten Leserhythmus zurückgefunden habe und ich unglücklicherweise seit meiner Rückkehr an einer Leseflaute leide, die auch jetzt noch nicht ganz vorüber ist. Ganz untätig war ich allerdings nicht, denn ich habe immerhin je zwei Bücher/Hörbücher im März gehört bzw. gelesen. Ich hatte allerdings nie genug Lust oder Inhalt, um eine ausführliche Rezension zu schreiben und habe deshalb jeweils mein Fazit nach Abschluss der (Hör-)Bücher in sehr ehrlichen, subjektiven und direkten Kurzmeinungen kundgetan, die sich meistens nur auf 1-2 Aspekte beziehen und den Rest ausser Acht lassen - deshalb hätten sie sich auch nicht als vollständige Rezensionen auf meinem Blog qualifiziert.
Damit es auf meinem Blog aber nicht ganz so leer bleibt, möchte ich die Kurzmeinungen nun doch als gesammelter Monatsrückblick hier mit euch teilen. 

(© C. Bertelsmann)

Meine dunkle Vanessa - Kate Elizabeth Russell
★★★★☆

TW: sexueller Missbrauch

Das Buch ist echt keine leichte Kost. Es ist unfassbar, wie ekelhaft und manipulativ ein Charakter eigentlich sein kann. Und gleichzeitig fand ich es beeindruckend, welche Gefühle von Abscheu und Ekel die Autorin beim Lesen bei mir wecken konnte. Ein wirklich wichtiges Buch, das ein erschütterndes Thema behandelt und das man nicht mal eben nebenher lesen kann. Ein Stern musste ich trotzdem abziehen, weil ich das Buch manchmal etwas zu langgezogen gefunden habe und einige Beschreibungen (abseits des eigentlichen Themas) sich manchmal wie Lückenfüller angefühlt haben. Insgesamt aber ein empfehlenswertes Buch.


Für immer ein Teil von dir - Colleen Hoover
★★★★☆

(© dtv)
CoHo beschreibt in ihrer Danksagung perfekt, was ihre Bücher für mich bedeuten: Eine kurze Flucht aus der Realität. Ich mag ihren gefühlvollen Schreibstil einfach und ihre Bücher machen mir einfach Spass beim Lesen. Das war auch hier der Fall.
Die Grundidee mochte ich, auch wenn sie natürlich mal wieder (etwas übetrieben) viel Drama mit sich bringt. Der Storyverlauf war aber dann schon sehr vorhersehbar und besonders das in meinen Augen etwas abrupte und übereilte Happy End, wirkte als solches schon sehr konstruiert. Nichtsdestotrotz hat CoHo mir wieder ein paar schöne Lesestunden beschert, deshalb vergebe ich - trotz einiger Schwächen - wohlwollend 4 Sterne. Ihre Bücher sind einfach mein Guilty Pleasure. Und wenn es in der Realität schon so oft kein Happy End gibt, ist es zumindest schön, ab und zu eines in Bücher wiederzufinden, das einem ein zufriedenes Lächeln beschert. ;)
 
 
(© Argon)

Love Your Sex - Gianna Bacio
★★★☆☆

Über dieses Hörbuch bin ich zufälligerweise auf Spotify gestolpert und das Thema hat mich angesprochen. Gianna Bacio führt wirklich gut in die Grundlagen eines gesunden Sexlebens ein und erläutert die wichtigsten Komponenten, die u.a. aus der Psychotherapie/Sexualtherapie stammen (wie Achtsamkeit, Atemübungen und Kommunikationsregeln). Nur leider war für mich nahezu gar nichts Neues dabei, sodass sich das Buch eher für Menschen eignet, die sich beim Thema Sexualität noch gar nicht auskennen und/oder gerade beginnen, sexuell aktiv zu werden. All das, was hier erzählt wird, findet man auch in gefühlt jedem Podcast zum Thema Sex auf Spotify. Mir war das Hörbuch zudem zu breit gefächert und ich hätte es spannender gefunden, wenn sich Gianna vielleicht spezifisch auf die Kommunikation fokussiert hätte, statt mehrmals zu betonen, wie wichtig Kommunikation für eine gesunde/erfüllende/gute Sexualität ist - denn das sollte wohl jedem erwachsenen Menschen klar sein. ;)

 

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit - Mai Thi Nguyen-Kim
★☆☆☆☆

(© Argon)
Eigentlich fand ich Mai bisher mit ihren Youtubevideos (insb. zur und während der Coronakrise) sehr sympathisch, aber dieses Buch war nichts.
Einerseits hat das Buch für mich praktisch gar keine neuen Infos zutage gebracht, denn wer weiss denn heutzutage noch nicht, dass es keine wissenschaftlichen Nachweise für die Wirksamkeit von Homöopathie gibt, oder Persönlichkeit und Intelligenz nicht allein genetisch bestimmt sind?
Hier hätte ich deutlich innovativere Streitfragen erwartet...

Am schlimmsten fand ich aber das Kapitel eher am Anfang des Buches, in dem Mai sich auf total abgehobene und hochnäsige Weise über die psychologische Wissenschaft lustig macht und ihr quasi unterstellt, dass man ja immer einen Zufallseffekt finden würde, der signifikant ist, wenn man ein Experiment nur lange genug wiederholt. Sie unterstellt psychologischen Forschenden sogar, dass diese quasi alles so hinbiegen, dass es am Ende interessant wirkt. Als Beispiel zieht sie den total veralteten Zusammenhang zwischen Aggressivität und Videospielen heran - etwas, das meiner Meinung nach in erster Linie nicht von Psycholog:innen propagiert wird, sondern von den Medien. Mai stellt es so hin, als wären psychologische Studien im Vergleich zu anderen Wissenschaften nicht ernstzunehmen und wirft dann ganz neunmalklug mit Begriffen wie dem Publication Bias um sich, um ihre Behauptung zu untermauern. Guess what? Der Publication Bias (sowie viele andere typische Fehlerquellen in der Forschung) betrifft nicht nur psychologische Studien, sondern auch alle andere Forschungsfelder. Ich selbst habe einen Masterabschluss in Science of Psychology und mein Studium hat gefühlt zur Hälfte nur aus Statistik, Methodik und Forschungsmethoden bestanden, bei dem wir nicht nur lernen, wie Studien aufgebaut sind und funktionieren, sondern auch, welchen Biases sie unterliegen können und welche Probleme dies nach sich zieht.
Lustigerweise musste ich die ganze Zeit daran denken, dass sie ihre Kritik wohl mal besser an Studien aus der Pharmaindustrie übt, denn die haben bestimmt mehr Dreck am Stecken, als jede psychologische Studie. Und tatsächlich nimmt Mai einige Kapitel später Stellung zur Pharmaindustrie und lobt diese - zu meiner anfänglichen Überraschung - in den Himmel. Als sie dann aber zugibt, dass ihr Mann in ebendieser Pharmaindustrie tätig ist, wurde mir dann einiges klar.

Abschliessend ist wohl klar, dass Mai hier mit einem sehr viel grösseren Bias ihre vermeintlich fundierten wissenschaftliche Behauptungen zum Besten gibt, als sie es psychologischen Studien anlasten will. Sehr enttäuschend und für mich hat sie sehr viele Sympathiepunkte eingebüsst.
Dieses (Hör-)Buch kann man sich sparen, denn hier findet man nur eine eher subjektive Sichtweise von "Wirklichkeiten", die für mich allesamt nicht neu waren.

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10 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    da hast du ein paar sehr interessante Bücher gelesen. Meine dunkle Vanessa liegt bei mir noch auf dem SuB (aber da ganz oben) und ich möchte es so bald wie möglich lesen. Deine Rezension hat meine Neugierde auf die Geschichte nochmal stark geschürt. Ich bin gespannt, wie die Geschichte auf mich wirken wird. Nach dem Lesen müssen wir unbedingt nochmal darüber sprechen/schreiben.

    Von C. Hoover habe ich bislang noch viel zu wenig Bücher gelesen. Ich mag ihre Geschichten ja sehr. Sie haben immer auch ein ernstes Thema darin und sind nicht so oberflächlich kitschig. Dass dir Für immer ein Teil von dir trotz kleiner Schwächen doch ganz gut gefallen hat, klingt schon mal sehr gut und könnte es zu einem Kandidaten für die C.H. Wunschliste machen :o)

    Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche :o)

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Ich bin auch schon sehr gespannt, wie du "Meine dunkle Vanessa" finden wirst. :)

      Ja, bei CoHos Büchern mag ich auch, dass sich jede Geschichte mit einem besonderen Thema beschäftigt. Ich finde ihre Bücher aber stellenweise trotzdem etwas kitschig, aber bei ihr ertrage ich das als "Guilty Pleasure" viel besser, als bei anderen Autor:innen. :D

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    2. Hallo liebe Mel,
      ich lese "Meine dunkle Vanessa" aktuell. Ich musste es auch ein paar Mal beiseite legen.

      ACHTUNG SPOILER:
      Ich finde den psychologischen Aspekt hier unglaublich interessant. Wie Vanessa immer den Begriff Missbrauch von sich weißt, wie sie versucht Stärke zu zeigen und sich nach Anerkennung sehnt. Es ist eben mal nicht die "einfache Darstellung" eines Missbrauchsfalls sondern ein sehr fazettenreicher Blick auf die Gefühlswelt der Figuren. Besonders interessant fand ich die Aussage, die Vanessa gegenüber ihrer Psychologin tätigt. Als erklärt Angst davor zu haben sich von dem Gedanken lösen zu müssen, dass sie Strane nicht geliebt hat.

      Liebe Grüße
      Tanja

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    3. Ja, ich fand das Buch auch aus psychologischer Sicht äusserst faszinierend, weil es der Autorin in meinen Augen sehr gut gelungen ist, aufzuzeigen, dass Missbrauch eben nicht schwarz und weiss ist und sich das auch in der Ambivalenz der Protagonistin zeigt.

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  2. Huhu :),
    ich finde solche Kurzrezensionen auch richtig toll! So erfährt man kurz und knapp das Wesentliche.
    "Meine dunkle Vanessa" habe ich auch Anfang letzten Jahres gelesen und war nur so mittelmäßig angetan. Ich habe mich mit dem Schreibstil und auch mit der Protagonistin etwas schwer getan, wobei ich trotzdem großen Respekt vor dem Thema hatte. Das Buch von Collen Hoover interessiert mich auch sehr und es klingt nach einer schönen, angenehmen Lektüre.
    Ganz liebe Grüße, Steffi

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    1. Ja, der Schreibstil war wirklich sehr gewöhnungsbedürftig und ich kann mir gut vorstellen, dass man ihn entweder mag - oder eben nicht. Ich bin überraschenderweise dieses Mal ganz gut damit zurecht gekommen.

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  3. Hallo liebe Mel

    Da ging es uns in Bezug auf die Leseflaute ja ähnlich, mich hat im März auch eine gepackt, aber nun geht es aufwärts und es freut mich, dass du ja trotzdem - und trotz Riesenflop - einiges gelesen hast.

    Zu "Meine dunkle Vanessa" habe ich einige sehr negative Rezensionen gelesen und finde es nun spannend, dass dir das Buch doch sehr gut gefallen hat. Das Buch schaue ich mir dann doch einmal näher an.

    Alles Liebe an dich
    Livia
    https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2022/04/lese-statistik-marz-2022.html

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    1. Oh, echt? Die negativen Rezensionen habe ich irgendwie verpasst. Weisst du noch, was kritisiert wurde? :D

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  4. Hallöchen,
    "Meine dunkle Vanessa" habe ich auch noch auf meinem eReader "liegen". Ich bin total gespannt darauf, aber wie du sagst, ich denke auch nicht, dass es was für nebenher ist, deshalb warte ich mit dem Lesen noch auf den richtigen Moment.
    Liebste Grüße, Kate

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