[Kurzrezensionen] Lesemonat April 2022

by - Mai 01, 2022

Lesemonat April 2022

Meine Leseflaute hat sich im April zum Glück verabschiedet und ich habe immerhin 4 Bücher gelesen und 3 Hörbücher beendet. Da ich nur zu zwei (Hör-)Büchern eine ausführliche Rezension geschrieben habe, möchte ich erneut meine Kurzmeinungen mit euch teilen, die - wie immer -


(© Piper)

Seelenspiel - Tarryn Fisher
★★☆☆☆

!ACHTUNG SPOILER!

TW: Vergewaltigung, Entführung, Krebs

Das Buch habe ich spontan in meiner Onleihe ausgeliehen, weil ich schon mehrmals um den Titel herumgeschlichen bin. Von Tarryn Fisher habe ich bisher erst ein Buch in Zusammenarbeit mit CoHo gelesen, das mich nicht vollends überzeugen konnte.

Hier war der Einstieg noch sehr vielversprechend, auch wenn die Idee mit entführten Personen, die in einer abgeschiedenen Hütte eingeschlossen werden, nicht ganz neu ist. Ich hatte deshalb eigentlich einen spannenden Thriller erwartet, der sich mit ebendiesen Begebenheiten auseinandersetzt, doch im weiteren Verlauf geht es vielmehr um die Vergangenheit der Protagonisten, die viele Schicksalsschläge mitmachen musste. Und ehrlicherweise ist genau das mein Hauptkritikpunkt: Es waren einfach zu viele verschiedene Themen, denen die Autorin meiner Meinung nach nicht gerecht geworden ist. Statt sich auf psychische Instabilität und PTSD infolge einer Vergewaltigung  zu fokussieren, pfeffert Fisher irgendwann noch halbherzig das Thema Brustkrebs mit rein, wobei ich aufgrund der Masse der Themen den Anschein hatte, dass sie einem Dramaeffekt dienen sollten und die Autorin nicht die notwendige Sensibilität in der Ausarbeitung dieser doch sehr wichtigen Themen aufgebracht hat.
Die Geschichte verliert irgendwann ihren roten Faden und Fishers sehr simpler und wenig überzeugender Schreibstil hat nicht gerade dazu geführt, dass die Verwirrung auf meiner Seite kleiner geworden ist.

Bis zuletzt hatte ich gehofft, dass die vielen losen Fäden am Ende wenigstens zu einem grossen Ganzen führen würden, das bei mir ein "Aha-"Effekt auslöst - aber das blieb (wie auch schon bei ihrem Buch mit CoHo) leider aus, sodass mich die Auflösung am Ende ziemlich unbefriedigt und mit einigen Fragezeichen zurückgelassen hat. Die Geschichte hätte auch mit weniger Themen gut, wenn nicht sogar besser funktioniert. Für mich hat die Autorin sich zu wenig mit den einzelnen Themen auseinandergesetzt, denn sie vermischt Symptome verschiedener psychischer Erkrankungen, als hätte sie der Protagonistin einfach alles angedichtet, das sie mal irgendwo gehört oder gelesen hat.
Ich arbeite ja ausserdem im psychoonkologischen Bereich mit Krebserkrankten und mir sind die Haare zu Berge gestanden, als die Autorin eine Szene schildert, in der die Protagonistin auf dem OP-Tisch(!) entscheidet, dass sie keine Brustrekonstruktion will und der zuständige plastische Chirurg dies ohne zu hinterfragen hinnimmt und dann aus dem OP verschwindet. So läuft das nicht mal annähernd in der Realität.

Ich könnte noch etliche dieser Beispiele anführen. Aber ich denke, diese Auswahl reicht aus, um meinen Kritikpunkt klarzumachen, dass Fisher einfach schludrig oder zu wenig recherchiert hat.

Das Buch muss man nicht gelesen haben.


(© Aufbau)

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe - Ali Hazelwood
★★★☆☆

Eigentlich wollte ich hier eine längere Rezension schreiben, aber habe es aus Zeitgründen mal wieder nicht geschafft.

Das Buch wurde ja irrsinnig auf Goodreads gehyped und rückblickend kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum. Abgesehen davon, dass die Handlung im universitären Forschungssetting spielt (in dem Frauen unterrepräsentiert sind, wie die Autorin nicht müde wird, im Buch immer wieder zu betonen), bietet die Liebesgeschichte nicht viel Neues. Die Protagonistin bandelt mit einem Professor an (der natürlich Anfang 30 und nicht, wie in der Realität 50+ Jahre alt ist), weil sie ihrer besten Freundin vorgaukeln will, dass sie eine Beziehung hat, damit diese sich endlich mit dem Ex der Protagonistin einlässt. Klingt total haarsträubend und weit hergeholt und ist es auch.
Das Buch ist niedlich, aber that's it. Viele Szenen wirkten wahnsinnig konstruiert und vorhersehbar, und für meinen Geschmack wurde das "will-they-won't-they" ein bisschen zu sehr ausgereizt, sodass ich am Ende froh war, als es endlich zum langersehnten Happy-End kommt, das man schon von Anfang an vorhersehen kann.

Kann man als kurzweilige Lektüre zwischendurch mal lesen, aber jetzt - knapp eine Woche später - ist erstaunlich wenig Erinnerung an den Inhalt bei mir hängen geblieben.

 
(© Greenwillow Books)

Gallant - V.E. Schwab
★★☆☆☆

Ich mag Schwabs Bücher eigentlich sehr gerne, aber das hier war gar nicht mein Fall. Das Buch hat keinerlei roten Faden und erst nach(!) zwei Dritteln des Buches passiert mal was.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und beschreibend und ich kann verstehen, dass viele Leser:innen davon schwärmen, aber mein Fall war es nicht. Ich hätte gerne mehr Story, dafür weniger Umschreibungen gehabt.
Die Charaktere blieben für meinen Geschmack zu blass und ich fand es irritierend, dass die Protagonistin nach Jahren einige ihre Verwandten wieder trifft, dann jedoch kaum mit ihnen interagiert - und das, obwohl sie so viele Fragen zu Gallant hat.
Das kann Schwab deutlich besser.

 

(© aufbau audio)
Die vier Winde - Kristin Hannah
★★★★☆

Das war wirklich eine unglaublich bedrückende Geschichte. Die ganze Zeit über hatte ich gehofft, dass Elsa doch endlich mal ein bisschen Glück verdient hätte - aber leider bleibt ihr das bis zum Schluss verwehrt. Das Hörbuch hat mir trotz der beklemmenden Thematik sehr gut gefallen und Luise Helm ist ohnehin die beste Sprecherin, die man sich für historische Romane wünschen kann. Ein Stern Abzug gibt es dennoch, weil das Buch zwischendurch seine Längen hatte - und ich habe bereits die gekürzte Version gehört.
Schön fand ich aber, dass hier fast ausschliesslich weibliche Figuren im Zentrum gestanden sind.


(© HörbucHHamburg)
Das Seelenhaus - Hannah Kent
★★★☆☆

"Das Seelenhaus" ist eine Art historischer Krimi, der auf wahren Begebenheiten beruht. Das Setting in Island hat mir besonders gut gefallen, denn ich habe bislang wahrscheinlich noch keinen Roman gelesen, der auf dieser wunderschönen Insel spielt (die ich auch gerne mal im echten Leben bereisen möchte!). Was mir ebenfalls gut gefallen hat, ist die düstere Atmosphäre, die die Autorin allein durch ihre Worte vermitteln konnte.
Agnes Schicksal hat mich zwar sehr mitgenommen, aber leider verläuft die Erzählung sehr langsam und unaufgeregt, dass bei mir nicht wirklich Spannung aufkommen wollte. Es wird zwar nach und nach aufgeklärt, was sich damals wirklich abgespielt hat, aber so richtig packen konnte mich die Handlung nicht.
Auch die Charaktere sind in meinen Augen sehr unnahbar und blass geblieben und ich konnte gerade zu den vielen Nebencharakteren, die ebenfalls wichtige Rollen einnehmen, keine wirkliche Bindung aufbauen.

Die Sprecher:innen machen ihre Sache gut und die Abwechslung zwischen der männlichen und weiblichen Erzählstimme, hat mir gut gefallen.

Aufgrund meiner Kritikpunkte vergebe ich abschliessend durchschnittliche 3 Sterne - ich kann die vielen guten Bewertungen aber dennoch nachvollziehen. Ich bin nur leider kein Fan von Slow Pace Romanen.

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7 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    mir sagte bislang noch keines der Bücher etwas. Selbst das auf Goodreads gehypte Buch ist irgendwie total an mir vorübergegangen.
    Was das erste Buch betrifft, so greift die Autorin ja wirklich einige sehr schwere Themen im Buch auf. Ich kann deinen Kritikpunkt sehr gut nachvollziehen. Manchmal ist weniger mehr. Lieber ein Thema und dafür gut ausgearbeitet.

    Das Seelenhaus sagte mir zumindest schon mal was von Cover her. Dass dich hier das Setting sehr angesprochen hat, kann ich gut verstehen. Ich würde Island auch wahnsinnig gerne mal bereisen. Umso schöner ist es, wenn man durch das Lesen eines Buches ein kleines Kopfkino geliefert bekommt und sich somit schon mal ein kleines Bild von diesem eventuell zukünftigem Reiseziel machen kann :o)

    Ich freue mich übrigens sehr, dass du mittlerweile wieder im Leseflow bist und wünsche dir einen ganz wundervollen Mai mit vielen spannenden Büchern auf dem Lesestapel :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Oh, echt? Mir ist das Buch auf Goodreads echt oft begegnet, aber ich stöbere natürlich auch oft in beliebten Neuerscheinungen aus dem YA Bereich :)

      Ja, das Seelenhaus ist schon etwas älter und war auch eine SuB-Leiche aus 2015 bei mir. Ich würde auch irrsinnig gerne mal nach Island reisen. Wobei das Buch schon eher eine düstere Atmosphäre vermittelt :D

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    2. Huhu Mel,
      irgendwie passiert mir das recht häufig, dass gehypte Titel völlig an mir vorübergehen. Ist nicht das erste Mal ;o) Aber jetzt bin ich ja - dank deinem Beitrag - auch auf dem Laufenden :o)

      Na, vielleicht schafft es ja irgendwann mal einer von uns Beiden nach Island. :o) Wenn wir weiterhin per Buch reisen müssen/wollen, dann gibt es bestimmt auch noch andere Geschichten, die dort spielen und nicht ganz so düster sind ;o)

      Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Start ins Wochenende.

      Liebe Grüße
      Tanja :o)

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  2. Schönen guten Morgen!

    Schade dass dich die meisten Bücher nicht so ganz begeistert haben!
    In Das Seelenhaus hatte ich mal reingelesen, aber recht schnell weggelegt. Entweder war meine Stimmung grade nicht richtig dafür oder... ich weiß es nicht ^^ Ich hab bisher dazu ja viele gute Meinungen gesehen.
    Von V. E. Schwab kenne ich bisher nur "Das unsichtbare Leben der Addie LaRue", das mir sehr gut gefallen hat! Die vier Farben der Magie dagegen, so ganz reingefunden hatte ich nicht in den ersten Band, auch wenn ich ihn nicht schlecht fand. Weitergelesen hab ich die Fortsetzungen dann aber nicht. Was ich als nächstes von ihr ausprobiere, weiß ich noch nicht.

    Immerhin hast du deine Leseflaute überwunden, trotz einiger schwacher Bücher, das ist schon erstaunlich! Dann hoffe ich, dass jetzt im Mai dann aber auch wieder so richtig tolle Bücher für dich dabei sind!

    Liebste Grüße, Aleshanee
    Mein Lesemonat

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    1. Ach, ich vergebe auch nur eine Handvoll 5-Sterne im Jahr und auch nur, wenn mich ein Buch wirklich begeistert oder es mir nach dem Lesen noch lange in Erinnerung bleibt. :D

      Ja, Addie LaRue war mein Jahreshighlight, deshalb war ich umso enttäuschter, dass Gallant mir nicht gefallen hat. Gallant lebt halt echt von seinem Schreibstil und der Atmosphäre und nicht durch einen spannenden Plot - wenn man sowas mag, dann kann einem Gallant natürlich gefallen. Mein Fall war es leider nicht.
      "Die vier Farben der Magie" habe ich vor Ewigkeiten auch gelesen. Da steht der zweite Band schon ewig auf meiner Leseliste. Aber so gut, wie Addie LaRue fand ich es auch nicht. Das ist definitiv mein Highlight der Autorin. :D

      Ich habe hier aber natürlich auch nur die Kurzmeinungen aufgeführt, abgesehen von den oben genannten Büchern war ja noch ein weiteres 4-Sternebuch dabei :)

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  3. Hallo Mel,
    es freut mich, dass deine Leseflaute überwunden scheint, besonders wenn man sieht, dass die Bücher, die du gelesen hast, dir teilweise doch gar nicht so zugesagt haben. Hoffentlich passt da die Auswahl im Mai dann wieder etwas besser :)
    Mir sagten bisher nur die wenigsten davon etwas. Das Seelenhaus habe ich schon mal gesehen, ich überlege gerade bei wem... aber mir ist so, als mochte sie das Buch. So unterschiedlich ist Geschmack und das ist ja auch völlig okay so :)
    Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe habe ich auch schon mal gesehen, mich aber nicht länger damit befasst, so viel scheine ich da ja auch nicht verpasst zu haben.
    Hab einen schönen Mai!
    Liebe Grüße
    dana

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    1. Ja, das Seelenhaus hat viele positive Rezensionen erhalten und ich kann auch nachvollziehen, warum einem das Buch gefallen könnte. Nur meinen persönlichen Geschmack hat es leider nicht ganz getroffen.

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