[Rezension] Der lange Weg zur Freiheit
(© Der Hörverlag) |
Der lange Weg zur Freiheit*
von Nelson Mandela
Gelesen von Thomas Balou Martin
Bewertung: ★★★★☆
Autobiography, Audiobook
Spieldauer: 28 Stunden 41 Minuten
Erscheinungsdatum: 31. März 2014
Erscheinungsdatum: 31. März 2014
Verlag: Der Hörverlag
* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. Das erste Hörbuch ist gratis.
Inhaltsangabe:
Kaum ein anderer Politiker dieses Jahrhunderts symbolisierte in solchem Maße die Friedenshoffnungen der Menschheit und den Gedanken der Aussöhnung aller Völker auf Erden wie der ehemalige südafrikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, dessen Rolle für seinen Kontinent mit der Gandhis für Indien verglichen wurde. Seine trotz langer Haft ungebrochene Charakterstärke und Menschenfreundlichkeit haben nicht nur die Bewunderung seiner Landsleute, sondern aller friedenswilligen Menschen auf der Welt gefunden. Obwohl als Häuptlingssohn, hochgebildeter und sprachenkundiger Rechtsanwalt gegenüber der schwarzen Bevölkerung privilegiert, war er doch nicht von vornherein zum Freiheitskämpfer und international geachteten Politiker prädestiniert. Erst die fast drei Jahrzehnte währende Gefängnishaft hat ihn zum Mythos der schwarzen Befreiungsbewegung werden lassen. Nelson Mandelas Lebensgeschichte ist über die politische Bedeutung hinaus ein spannend zu hörendes, kenntnis- und faktenreiches Dokument menschlicher Entwicklung unter Bedingungen und Fährnissen, vor denen die meisten Menschen innerlich wie äußerlich kapituliert haben dürften.
Meine Meinung:
Ich melde mich heute nach längerer Zeit mit einer Rezension zu einem (Hör-)Buch zurück, das eine Autobiografie ist und damit so gar nicht zu den Genres gehört, die ich normalerweise lese. Hinzu kommt, dass das Buch ein richtiger Wälzer ist (mit 800+ Seiten), was mich anfangs ziemlich abgeschreckt hat. Das Buch stand aber aufgrund meines Scratch-Off-Posters (also diesem Post mit 100 Büchern, die man lesen und aufrubbeln soll) auf meiner Leseliste, sodass ich es dennoch mal wagen wollte mich diesem Wälzer zu stellen - allerdings als Hörbuchversion. Und die hatte über 28 Stunden (!) Hörzeit, weshalb ihr auch so lange auf eine neue Rezension warten musstet.Natürlich war mir der Name Nelson Mandela ein Begriff, denn er ist wohl einer der bekanntesten Freiheitskämpfer der Welt. Bis auf dieses Stichwort wusste ich aber nahezu nichts über ihn und war dementsprechend neugierig, mehr über ihn, sein Leben und seine Lebensphilosophie zu erfahren.
Mandelas Erzählung beginnt bereits in seiner Kindheit, in der er in einem kleinen Dorf, als Teil eines Stammes in Südafrika aufgewachsen ist und geht dann weiter mit seiner Schul- und Studienzeit, in denen er sehr detailliert beschreibt, was alles passiert ist und welchen Menschen er begegnet ist. Darunter befanden sich natürlich viele Begegnungen, die sein Denken und sein späterer Kampf für die Freiheit geprägt hat.
Der Hauptfokus des Buches liegt dabei definitiv auf dem politischen Geschehen und Mandelas Aktivismus und Beteiligung für die AMC, was bekanntermassen letztendlich auch dazu geführt hat, dass er 27 lange Jahre im Gefängnis verbringen musste. Doch selbst dadurch liess er sich nicht entmutigen und sein Wille war ungebrochen, auch hinter Gittern weiter für Gerechtigkeit der schwarzen Bevölkerung zu kämpfen, die durch die Apartheid beschnitten wurde.
Nur hin und wieder lässt Mandela kurze private Momente durchscheinen, indem er von seinen Ehen oder Schicksalen seiner Kinder berichtet.
Alles in allem ist Mandela ein wirklich bemerkenswerter Mann, der sein Leben dem Freiheitskampf gewidmet hat - und das wird auch in diesem Buch deutlich, in denen er auf 800 Seiten gefühlt jede Begegnung erwähnt, die er jemals mit ihm wichtigen Menschen hatte. Auf der einen Seite ist mir klar, dass jede dieser Begegnungen auf irgendeine Art und Weise prägend für sein Denken war und dadurch ein Puzzleteilchen in seiner Lebensphilosophie darstellt, aber zum Lesen bzw. Zuhören fand ich das teilweise ein bisschen ermüdend. Da es sich um eine Autobiografie handelt, hätte ich erwartet, dass man ein bisschen mehr private Einblicke bekommt - doch die bleiben einem leider verwehrt. Stattdessen macht Mandela immer wieder deutlich, wie wichtig ihm der Freiheitskampf war. So wichtig, dass er dafür sogar fast drei Jahrzehnte lang hinter Gittern gegangen ist.
Mir hat bei all dem aber ein bisschen die emotionale Seite gefehlt, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er nie wütend oder traurig war, dass er im Gefängnis war und/oder er das Leben seiner Kinder komplett verpasst hat. Es findet dementsprechend auch relativ wenig kritische Selbstreflexion statt, die ich bei einer Autobiografie eigentlich erwarten würde. Ja, sein Freiheitskampf hat das Leben vieler Menschen bewegt und ja, am Ende war er erfolgreich. Doch zu welchem Preis? Und was hat dieser ganze Kampf für ihn letztendlich bedeutet? Das erfährt man trotz über 28 Stunden Hörzeit bedauerlicherweise nicht und hätte ich viel interessanter gefunden, als die x-te Debatte des AMC zu hören.
Immerhin erwähnt Mandela am Ende wenigstens selbst, dass er nach seiner Freilassung von vielen Interviewern befragt wurde und er Schwierigkeiten damit hat, private Einblicke zu geben. Aber für mich wirkt die Autobiografie damit etwas unvollständig, weshalb ich letztendlich auch nicht die volle Sternenzahl vergeben konnte.
3 Kommentare
Hallo liebe Mel,
AntwortenLöschenwow, 28 Stunden Hörzeit und 800 Seiten Buch... das ist schon ordentlich.Ich verstehe, dass du dir hier auch noch ein paar emotionale Momente gewünscht hättest. Das wäre mir vermutlich auch so ergangen.
Ich frage mich, ob das Buch, hätte es noch mehr Einblicke in diese Richtung gegeben, noch länger geworden wäre.
Es freut mich, dass dir die Biographie (bis auf den kleinen Kritikpunkt) so interessante und horizonterweiternde Leseeindrücke vermitteln konnte.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Ja, mit deiner Überlegung hast du recht. Ich hätte es deshalb besser gefunden, wenn stattdessen andere Szenen, die sich immer wiederholt haben, rausgekürzt worden wären. So liest es sich halt doch eher nüchtern, wie man es bei einem Wikipedia-Artikel erwarten würde. Bei einer Biografie hätte ich mir ein bisschen mehr private Einblicke in die Gefühlswelt Mandels gewünscht.
LöschenHört sich sehr gut an;)
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