[Rezension] Tiere essen

by - November 15, 2024

(© Random House)

Tiere essen*
von Jonathan Safran Foer 
Gelesen von Ralph Caspers

Bewertung: ★★★★★

Nonfiction, Audiobook,
Spieldauer: 4 Stunden und 29 Minuten
Erscheinungsdatum: 30. Oktober 2010
Verlag: Random House

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. (2 Wochen kostenloses Probeabo möglich)

Inhaltsangabe:
Wie viele junge Menschen schwankte Bestsellerautor Jonathan Safran Foer lange zwischen Fleischgenuss und Vegetarismus hin und her. Als er Vater wurde und er und seine Frau überlegten, wie sie ihr Kind ernähren würden, bekamen seine Fragen eine neue Dringlichkeit: Warum essen wir Tiere? Würden wir sie auch essen, wenn wir wüssten, wo sie herkommen?

Foer stürzt sich mit Leib und Seele in sein Thema. Er recherchiert auf eigene Faust, bricht nachts in Tierfarmen ein, konsultiert einschlägige Studien und spricht mit zahlreichen Akteuren und Experten. Vor allem aber geht er der Frage auf den Grund, was Essen für den Menschen bedeutet. Auch Foer kennt die trostspendende Kraft einer fleischhaltigen Lieblingsmahlzeit, die seit Generationen in einer Familie gekocht wird. In einer brillanten Synthese aus Philosophie, Literatur, Wissenschaft und eigenen Under cover-Reportagen bricht Foer in »Tiere essen« eine Lanze für eine bewusste Wahl. Er hinterfragt die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, um unser Essverhalten zu rechtfertigen, und die dazu beitragen, dass wir der Wirklichkeit der Massentierhaltung und deren Konsequenzen nicht ins Auge sehen.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist bereits 2009 im englischen Original erschienen und wurde 2010 auf Deutsch übersetzt. Und trotzdem kann ich vorausschicken, dass die Themen, die der Autor hier erläutert, selbst nach 15 Jahren nicht an Aktualität verloren haben - was eine traurige Realität ist.

Jonathan Safran Foer war mir eher als Autor fiktionaler Romane ein Begriff, deshalb war ich neugierig - aber ehrlicherweise auch etwas skeptisch - was er zum Thema Fleischkonsum und Massentierhaltung wohl zu sagen hat.

Meine Skepsis war nicht gerechtfertigt, denn der Autor konnte mich mit seinem (Hör-)Buch schnell in seinen Bann ziehen. Ich habe selbst vor ein paar Jahren aufgehört Fleisch zu essen, wobei bei mir der ausschlaggebende Beweggrund dazu letztendlich war, wie negativ die Massentierhaltung zum CO₂-Ausstoss und damit zum Klimawandel beiträgt. Doch natürlich liegt mir auch das Tierwohl sehr am Herzen.

Besonders bewundernswert fand ich, wie Foers es schafft, seine Botschaften so rüberzubringen, dass ich an keiner Stelle das Gefühl hatte, er hat das alles mit erhobenem Zeigefinger geschrieben und will uns die Botschaft: "Fleischessen ist böse" reinhämmern. Eher im Gegenteil. Er beschreibt im Buch auch positive Beispiele einer (soweit es möglich ist) artgerechten Tierhaltung.
Natürlich beschreibt er auch die andere Seite. Die Seite, die aufzeigt, was mit Tieren geschieht, die auf engstem Raum eingepfercht werden, und so bis zu ihrer Schlachtung nur Leid ausgesetzt sind. Er beschreibt besonders an den Beispielen von Truten und Schweinen, wie diese über die Jahre so herangezüchtet wurden, dass sie möglichst ertragreich für die Fleischproduktion sind, sie jedoch dafür schneller krank werden lässt. Viele Tiere werden so schlecht behandelt, dass sie oftmals bereits vor oder auf dem Weg zur Schlachtung vor Stress verenden.

Das alles war mir eigentlich schon bewusst, und dennoch hat es mir die Haare zu Berge stehen lassen und einmal mehr meinen Entschluss gestärkt, kein Fleisch mehr zu essen. Es hat mich auch einmal mehr an der Spezies Mensch zweifeln lassen und ich finde es einfach traurig und erschreckend, zu sehen, dass es Menschen gibt, die so herzlos mit Tieren umgehen, nur um Geld zu verdienen. Mir sind schon alleine beim Zuhören fast die Tränen in die Augen gestiegen, ich kann mir gar nicht ausmalen, wie gewissenlos man sein muss, damit man die Massentierhaltung unterstützen kann (sei es als Tierhalter:in, oder auch als Konsument:in, der oder die Billigfleisch aus Massentierhaltung kauft).

Fazit:

Ein immer noch wichtiges und traurigerweise hochaktuelles Buch zum Thema Massentierhaltung, das einen nicht kaltlässt und den eigenen Fleischkonsum überdenken lässt. Wäre ich nicht schon Vegetarierin, wäre ich es vermutlich spätestens jetzt geworden. Das Buch hat 5 Sterne verdient.

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5 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,

    ich habe von J.S. Foer vor Ewigkeiten mal ein Buch gelesen. Und es war sich ziemlich schnell zu einem Highlight herauskristallisiert: Extrem laut und unglaublich nah. Ich mochte den künstlerischen Kniff, der sich hierin wiedergefunden hat einerseits, aber auch die gesammte Geschichte hat mir vom Verlauf von der Erzählung her damals sehr zugesagt. Leider ist das Buch dann bei einem Motorradurlaub einem Regenguss zum Opfer gefallen. -,-

    Tiere essen hatte ich folglich auch auf dem Schirm. Allerdings habe ich dann letztlich aus zwei Gründen nicht zum Buch gegriffen: Zum ersten fallen Sachbücher einfach nach in mein Leseschema. Mir gelingt es, so spannend und interessant das Thema ist, viel zu oft nicht das Buch zu Ende zu lesen. Zum Anderen esse ich gerne Fleisch und lebe auch in einem Haushalt, in dem Fleisch gegessen wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nur einen kleinen bestimmten Punkt bräuchte, um mich zu überzeugen Vegetarierin zu werden. Das würde dann vermutlich zu einer radikalen Veränderung der Lebenssituation im eigenen Haushalt führen ;o)

    Deine Rezension liefert jedoch allerhand Punkte, die neugierig machen. Ich bin überzeugt, dass J.S.Foer in der Lage ist, ein weiteres Buch zu schreiben, dass einfach rundum zu überzeugen weiß. Vielen Dank, dass du das Werk hier nochmal in Erinnerung gerufen hast. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich es irgendwann lesen werde (trotz der oben aufgeführten Bedenken ;o)).

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ja genau, das war auch das Buch, dass ich vom Autor vor vielen Jahren gelesen habe. An den Inhalt kann ich mich leider 0 erinnern (ausser, dass es um einen autistischen Jungen ging oder so?), aber von mir hat es damals auch 4 Sterne bekommen - deshalb muss es mir wohl auch gefallen haben. :D

      Zu deinem Einwand mit der Angst, dass du dann kein Fleisch essen mehr würdest: Im Buch geht es aber hauptsächlich um die Kritik an Billigfleisch/Massentierhaltung. Es wird ja auch ein Positiv-Beispiel eines Besitzers einer Truten-Farm aufgezeigt, der es anders macht. Im Buch geht es also nicht darum, Fleischkonsum zu verteufeln, sondern die Botschaft ist eher: Wenn Fleisch, dann aus nachhaltiger, biologischer Haltung, bei der das Tierwohl im Vordergrund steht. Also falls du tatsächlich Billigfleisch aus Massentierhaltung konsumierst, wäre der Kauf solchen Fleisches grundsätzlich zu überdenken - mal abgesehen davon, dass das Fleisch mit Antibotika vollgepumpt wird, weil die Tiere so krank sind. Aber das sind nur meine 5 Cents zu dem Thema. ;)

      Foers hat auch ein Buch zum Klimawandel geschrieben, habe ich gesehen. Das habe ich gleich auf meine Leseliste gesetzt. :)

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    2. Huhu Mel,

      Ich danke dir für die Klarstellung. Ich sehe, muss ich jedoch zugeben, immer noch allerhand Potenzial in dem Buch, bei mir allgemein einen großen Ekel hervorzurufen, was Fleischkonsum betrifft. Wobei ich auch sagen kann, dass ich meinen Fleischkonsum im Allgemeinen schon stark runtergefahren habe.
      Ich könnte mir dennoch gut vorstellen, dass ich irgendwann mal zum Buch greifen werde. Es muss vermutlich der richtige Moment sein.

      Siehst du, daran erinnere ich mich nun nicht mehr. Es ist schon so lange her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich weiß hingegen noch, dass es eine Geschichte war, die sich um den 11. September gedreht hat.

      Oh, ich bin sehr gespannt, was du zum Klimawandel-Buch von J.S.Foer sagen wirst, wenn du es dann gelesen hast.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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    3. Das mit dem 11. September wusste ich nicht mehr, dafür meine ich mich aber vage zu erinnern, dass das Buch sich u.a. auch um Autismus dreht? :D

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    4. Daran erinnere ich mich kaum noch. Aber ich glaube, ja, da klingelt etwas bei mir :o)

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