Was fehlt wenn ich verschwunden bin
(© Amazon / Fischer Kinder- und Jugendtaschenbuch) |
Was fehlt wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner
Bewertung: ★★★★☆
Young Adult, 400 Seiten,
Erscheinungsdatum: 19. Februar 2015
Verlag: Fischer Kinder- und Jugendtaschenbuch
Inhaltsangabe:
April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat. (© Amazon / Fischer Kinder- und Jugendtaschenbuch)
Meine Meinung:
Das Buch erzählt von zwei Schwestern, die trotz räumlicher Distanz, durch Briefe die Nähe zueinander finden und so versuchen, füreinander da zu sein.
Es fängt alles damit an, dass die 16-Jährige April aufgrund einer Essstörung in eine Klinik gebracht wird. Ihre jüngere Schwester Phoebe, die erst 9 Jahre alt ist, beginnt deshalb, ihr regelmässig Briefe zu schreiben. Obwohl sie noch ein Kind ist, strotzen die Briefe regelrecht vor wunderschönen Metaphern und tiefgründigen Weisheiten, auch wenn sich Phoebe dessen nicht immer bewusst ist. Und genau das treibt auch ihre Eltern hin und wieder zur Weissglut. Und obwohl Phoebe als hochbegabt und überaus intelligent beschrieben wird, fehlt ihr noch das Verständnis für die Erkrankung von April. Ihre Eltern sind dabei leider kaum eine Hilfe, denn alles was sie tun, ist das Thema unter den Teppich zu kehren.
In der zweiten Hälfte des Buches wechselt die Perspektive von Phoebe zu April. Wir erfahren mehr über ihre Sicht der Dinge und auch über die Ursprünge und Einflüsse, die zu ihrer Erkrankung geführt haben. Was da alles an Tageslicht kommt, hat mich erschüttert und fassunglos gemacht. Hinzu kommt das ignorante und absolut kontraproduktive Verhalten ihrer Eltern, das sicher als ein aufrechterhaltender Faktor betrachtet werden kann.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, denn die Geschichte kann man nur schwer zusammenfassen oder in eigenen Worten beschreiben. Man muss sie selbst lesen und in die Welt von Phoebe und April eintauchen. Lilly Lindner hat einen unverwechselbaren Erzählungsstil und weiss definitiv mit Worten umzugehen. Ihre teilweise sehr philosophischen und tiefgründigen Gedankengänge regen einen selbst zum Nachdenken an und haben mich immer wieder dazu gebracht, einige angesprochene Dinge zu hinterfragen. Ausserdem schafft sie es, dass man als Leser so berührt von Aprils Schicksal ist, dass man am liebsten in das Geschehen eingreifen und ihr helfen würde.
Der einzige Kritikpunkt der mich gestört hat, ist der, dass bei den Charakteren sehr stark die Autorin durchscheint. Sowohl Phoebe, als auch April sind sich sehr ähnlich und der einzige Unterschied bestand oft darin, dass April in ihren Briefen etwas weniger kindlich gewirkt hat. Die Wortwahl und die Metaphern haben sich aber zum Teil kaum unterschieden. Das alles hat für mich für ein 9-Jähriges Kind (trotz Hochbegabung) einfach nicht authentisch gewirkt. Einerseits wirkt Phoebe sehr weise und reif für ihr Alter und hat ein Repertoire an schwierigen Wörtern, auf das einige Erwachsene neidisch sein können, andererseits ist sie in Bezug auf Aprils Krankheit wieder sehr kindlich und kann die Hintergründe für Aprils Erkrankung weder erahnen, noch wirklich verstehen.
Alles in allem ist "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" aber ein emotional berührendes, unverwechselbares und erschütterndes Buch, das ich jedem ans Herz legen kann.
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