[Rezension] Die goldenen Wölfe

by - September 13, 2019

(© Amazon / Arctis Verlag)

Die goldenen Wölfe* (The Gilded Wolves #1)
von Roshani Chokshi

Bewertung: ★★☆☆☆

YA Fantasy, 448 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. August 2019
Verlag: Arctis


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Arctis Verlag.

Klappentext:
Paris zur Zeit der Weltausstellung 1889: Der wohlhabende Hotelier und Kunstexperte Séverin Montagnet-Alarie begibt sich mit einem Team aus Spezialisten auf die Suche nach einem besonders wertvollen Artefakt, dem Horusauge. Doch ihre Mission in das dunkle Herz der französischen Metropole ist voller Magie und Gefahren. Und was sie dort finden werden, dürfte die Welt verändern... (© Arctis Verlag)

Meine Meinung:

Auf "Die goldene Wölfe" bin ich bereits im Januar aufmerksam geworden, als die englische Originalausgabe erschienen ist und das Buch auf Goodreads einen Hype erlebt hat. Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass das Buch so zeitnah auf Deutsch erscheinen wird. Das Buch begeistert nicht nur mit einem interessanten Klappentext, sondern auch mit einem wunderschönen Cover, das mir sofort ins Auge gestochen ist.

Die Geschichte spielt im alten Paris des 19. Jahrhunderts und wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Der Fokus der Geschichte wird auf Séverin Montagnet-Alarie gelegt, einem jungen Hotélier aus Paris, der gemeinsamen mit seinen Freunden einen Raub plant. Bei der Gestaltung ihrer Charaktere hat die Autorin sehr viel Diversität bewiesen. Dabei wird nicht nur den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen der Protagonisten Rechnung getragen, sondern auch LGBT-Themen authentisch in die Geschichte eingeflochten. Die Heist-Clique besteht neben Séverin aus Enrique, Laila, Zofia und Tristan. Drei von ihnen haben magische Fähigkeiten. Während Laila Gegenstände "lesen" kann, haben Zofia und Tristan die Gabe, flüssige oder feste Materie zu "schmieden". Insgesamt kann man sagen, dass jeder seine Stärken in das Team einbringt.
Zu Beginn geling es der Clique erfolgreich einen Raubzug zu absolvieren, sie werden allerdings von Hypnos erwischt, der sie mittels Erpressung zu einem weiteren Raub zwingt, um ihm ein wertvolles Artefakt zu beschaffen. Und Séverin bleibt nichts anderes übrig, als einzuwilligen. Gemeinsam mit seinen Freunden schmiedet er einen Plan, um das Horusauge in seinen Besitz zu kriegen.

Der Heist-Plot klang zunächst sehr interessant und hat mich an eine Mischung aus "Das Lied der Krähen" und "Das Sakrileg" erinnert - letzteres, weil die Artefakte im Buch mit sogenannten Babelfragmenten verknüpft sind, die ihren Ursprung aus der Bibel haben. Man erfährt zudem, dass es 4 französische Fraktionen in Paris gibt: Das Haus Nyx (deren Erbe Hypnos ist), das Haus Kore, das Haus Vanth (deren Erbe eigentlich Séverin wäre) und das gefallene Haus, das mittlerweile nicht mehr existiert. Und da begann bereits mein Problem mit dem Buch: Es werden Tatsachen in den Raum geworfen, ohne dass diese näher erläutert werden. Mehr als die Namen der verschiedenen Häuser und ihre Symbole, sowie ihre ursprüngliche Aufgabe, das Geheimnis des Babelfragments zu schützen, erfährt man leider nicht. Das gleiche gilt für die magischen Fähigkeiten und Gegenstände, die einfach so als gegeben hingestellt werden, ohne dass mehr über die Hintergründe erfährt. Jedes Mal, wenn das Team von Séverin vor einer potentiellen Schwierigkeit gestanden hat, gab es "praktischerweise" irgendeinen magischen Gegenstand oder eine Gabe, die das Problem gelöst hat. Das hat leider dazu geführt, dass der Heist-Plot nicht wirklich Spannung aufbauen konnte.
Die fehlende Tiefe trifft leider auch auf die Charaktere zu. Diversität ist schön und gut, aber neben den kulturellen Wurzeln und den sexuellen Orientierungen der Charaktere erfährt man praktisch nichts über sie und sie bleiben bis zuletzt blass. Ich könnte keine einzige Charaktereigenschaft nennen (sei es nun eine Stärke oder Schwäche), die ich spezifisch einem der Charaktere zuordnen könnte.
Auch die Story hatte in meinen Augen ihre Schwächen. Neben dem Heist-Plot (der sich ganze dreimal im Buch wiederholt!), war mir bis zuletzt nicht klar, wohin die Geschichte eigentlich führen soll. Ständig war von dem Geheimnis um die Babelfragmente die Rede, aber was es damit auf sich hat (inklusive der kompletten Hintergrundgeschichte) wurde nicht erläutert.

Insgesamt lässt sich sagen, dass in diesem Buch so viel Potential verschenkt wurde, dass das Endprodukt leider nicht überzeugen kann. Am Ende des Buches hatte ich mehr Fragen zum Worldbuilding, als zu Beginn. Es erschien mir fast so, als hätte die Autorin zu viele Ideen gehabt, die sie besser hätte ausarbeiten müssen. In ihrer Anmerkung am Schluss geht sie beispielsweise auf die Weltausstellung 1889 ein, die wohl eine besondere Rolle im Buch hätte spielen sollen. Das ist beim Lesen allerdings völlig an mir vorbeigegangen. Vielleicht hätte das Buch mehr bei mir punkten können, wenn nicht ganz so viele unterschiedliche Themen reingepackt worden wären, das Buch dafür mehr Tiefe gehabt hätte.

Fazit:

"Die goldenen Wölfe" erzählt einen Heist-Plot im historischen Paris im 19. Jahrhundert. Das Buch erinnert an eine Mischung aus "Das Lied der Krähen" und "Das Sakrileg", schneidet aber viele Themen nur kurz an, ohne näher darauf einzugehen. Am Ende des Buches hatte ich deshalb mehr Fragen, als zu Beginn. Dem Buch fehlt es an einem logischen roten Faden, sowie Hintergrundinformationen zum Worldbuilding, das mit magischen Gaben und Gegenständen ausgestattet worden war, ohne näher darauf einzugehen. Auch die Charaktere bleiben allesamt blass. Für mich leider kein überzeugender Reihenauftakt, in dem sehr viel Potential verschenkt wurde. Ich kann leider nur 2 Sterne vergeben und werde die Reihe auch nicht mehr weiterverfolgen.

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