[Rezension] Der Heimweg

by - November 14, 2020

(© Droemer HC)

Der Heimweg
von Sebastian Fitzek

Bewertung: ★★☆☆☆

Thriller, 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. Oktober 2020
Verlag: Droemer HC


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Droemer HC Verlag.

Inhaltsangabe:
Es ist Samstag, kurz nach 22.00 Uhr. Jules Tannberg sitzt am Begleittelefon. Ein ehrenamtlicher Telefonservice für Frauen, die zu später Stunde auf ihrem Heimweg Angst bekommen und sich einen telefonischen Begleiter wünschen, dessen beruhigende Stimme sie sicher durch die Nacht nach Hause führt - oder im Notfall Hilfe ruft. Noch nie gab es eine wirklich lebensgefährliche Situation. Bis heute, als Jules mit Klara spricht. Die junge Frau hat entsetzliche Angst. Sie glaubt, von einem Mann verfolgt zu werden, der sie schon einmal überfallen hat und der mit Blut ein Datum auf ihre Schlafzimmerwand malte: Klaras Todestag! Und dieser Tag bricht in nicht einmal zwei Stunden an ... 

Meine Meinung:

Sebastian Fitzek ist einer, wenn nicht DER erfolgreichste Thriller-Autor aus Deutschland und haut jedes Jahr zur selben Zeit ein neues Buch auf den Markt, das jedes Mal ganz oben auf den Bestseller-Listen landet und mit Begeisterungsstürmen überschwemmt wird. Ich selbst bin erst vor wenigen Jahren auf den Autor aufmerksam geworden und verbinde mit ihm eine Art Hass-Liebe. Ich mag seine anfänglichen Ideen und seinen packenden Schreibstil, bin aber fast jedes Mal von den Auflösungen seiner Bücher enttäuscht, so dass ich am Ende mit gemischten Gefühlen zurückbleibe. Und trotz meiner Kritik, bin ich doch jedes Mal auf Neue wieder neugierig, was sich Fitzek wohl für sein nächstes Buch ausgedacht hat, und muss es einfach lesen. Und genau das war auch bei "Der Heimweg" der Fall.

Fitzek fokussiert sich in jedem seiner Thriller auf ein anderes zentrales Thema. Und das ist etwas, dass ich ihm zugutehalten muss. In diesem Buch war es ein Begleittelefon, das vor allem für Frauen zur Verfügung steht, die nachts alleine nach Hause laufen müssen und sich durch den telefonischen Kontakt sicherer fühlen wollen. Im Buch ist das die Protagonistin Klara, die dadurch Jules als telefonischen Begleiter kennenlernt. Doch sehr bald stellt sich heraus, dass es Klara nicht nur um einen sicheren Heimweg geht, sondern sie kurz davor steht, einen Suizid begehen - und das bloss, weil sie unter Todesangst leidet. Jules steht deshalb vor der schwierigen Aufgabe, Klara von ihrem Vorhaben abzubringen, was sich allerdings via Telefon als eine Herausforderung herausstellt...
 
Obwohl die Idee anfangs noch vielversprechend war, hat mir in diesem Buch das erste Mal die Spannung gefehlt. Normalerweise kann ich Fitzeks Bücher kaum aus der Hand legen, denn die Kapitel sind immer sehr kurz und enden mit einer Art Cliffhanger, dass ich mir immer denke: "Ach, ein Kapitel mehr noch drin" und schwups, ist das Buch ausgelesen. Hier hat sich dieses Gefühl leider ausnahmsweise nicht eingestellt, was wohl daran lag, dass mich die Handlung nicht so richtig fesseln konnte. Normalerweise bin ich es gewohnt, dass es immer spannender wird, je näher ich an die Auflösung komme, da sich die einzelnen Handlungsstränge immer mehr zu einem grossen Ganzen zusammenfügen. Hier war es aber eher so, dass die Story für mich mit jedem Puzzleteilchen zunehmend verwirrender und unglaubwürdiger geworden ist. Ich habe irgendwie keinen Zugang zu den beiden Protagonisten gefunden und hatte auch Mühe, einen Überblick über die vielen Nebencharaktere zu behalten, die im Laufe der Geschichte auftauchen und irgendeine Rolle in diesem grossen Ganzen spielen. Normalerweise habe ich keine Schwierigkeiten Fitzeks Plots zu folgen, aber hier wollte der Funke leider überhaupt nicht überspringen. 
Es war auch das erste Mal, dass mir nicht nur die Auflösung nicht gefallen hat, sondern mich die ganze Handlung als Ganzes nicht überzeugen konnte. Der "Aha-"Effekt am Ende ist vollständig ausgeblieben und irgendwie hat die ganze Story für mich keinen Sinn ergeben. Hinzu kommt, dass das Buch mit etlichen Szenen sexueller Gewalt gefüllt wird, die aus meiner Sicht nicht nur eine Triggerwarnung zu Beginn des Buches verlangt hätten, sondern leider auch für die eigentliche Story völlig unnötig gewesen sind.

Insgesamt lässt sich sagen, dass diesem Buch die typischen Zutaten fehlen, die Fitzeks Bücher sonst lesenswert machen. Das hier war für mich leider das enttäuschendste Buch, das ich bisher von dem Autor gelesen habe.

Positiv bleibt aber zum Abschluss zu erwähnen, dass Fitzek im Nachwort Bezug zur Kritik nimmt, dass seine Bücher zu unglaubwürdig und unrealistisch sein sollen. Und da bezieht er klar die Position, dass er auch gar nicht will, dass seine Bücher realistisch sind, weil die Realität an sich bereits grausam genug sein kann. Ich rechne es ihm hoch an, dass er zumindest dazu stehen kann, dass seine Bücher unrealistisch sind.

Fazit:

"Der Heimweg" ist natürlich für jeden Fitzek-Fan ein Muss. Der Autor befasst sich in seinem neusten Thriller mit dem Thema eines telefonischen Begleitdienstes, das Frauen zur Verfügung steht, die nachts alleine nach Hause laufen müssen. Dieses Mal wollte bei mir aber leider keine richtige Spannung aufkommen, was vielleicht daran lag, dass die Story bereits relativ früh mit jedem weiteren Puzzleteil zunehmend verwirrender geworden ist und bei mir viele Fragezeichen verursacht hat. Mich konnte der Bestseller-Autor dieses Mal leider nicht überzeugen, und für mich war es bisher sein enttäuschendstes Werk. Von mir gibt es deshalb dieses Mal nur 2 Sterne. Das kann Fitzek definitiv besser!

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4 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    ich habe bislang noch kein Buch von Fitzek gelesen. Thriller sind auch nicht unbedingt das Genre, zu dem ich gerne greife. Aber die positiven Rezensionen und auch die Klappentexte zu den Fitzek-Büchern haben mich schon so oft sehr neugierig zurückgelassen.

    Auch dieses Mal hattest du mich sofort mit dem Inhalt. Ich hatte ziemlich konkrete Vorstellungen vor Augen, wie die Geschichte hier hätte verlaufen können. Die Story bietet sehr viel Raum für Konflikte und Schockmomente.

    Du schreibst, dass dich die Story dieses Mal nicht so zu fesseln wusste. Ich bin in dieser Hinsicht vermutlich etwas zart besaitet fürchte ich. Vielleicht würde die Geschichte daher auf mich etwas anders wirken (?)

    Allerdings bin ich auch etwas skeptisch, was den Punkt mit dem verwirrenden Puzzleteil angeht ... hm ...

    Sehr interessant fand ich auch deine Worte betreffend des Nachwortes des Autors.

    Mal sehen, wann ich das erste Mal einen Fitzek bei mir einziehen lasse und wir er mir dann letztlich gefällt. Deine Rezension habe ich - wie immer - unglaublich gerne gelesen. Vielen Dank dafür <3

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hallo Tanja

      Also falls du dich mal für einen Thriller von Fitzek entscheidest, dann würde ich dir aber nicht dieses hier zum Einstieg empfehlen, weil er aus meiner Sicht deutlich bessere Bücher hat. Am besten hat mir von ihm "Noah" gefallen, das eines der wenigen Bücher ist, das sich inhaltlich von seinem üblichen Schema abhebt. :D

      Wie meinst du denn, dass du etwas zu zartbesaitest bist in Hinblick auf meine Kritik, dass mir die Spannung gefehlt hat?

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    2. Hallo Mel,
      zum Thema zartbesaitet: Ich könnte mir vorstellen, dass das, was die Stellen, bei denen dir vielleicht die Spannung gefehlt hat, auf mich etwas anders wirken könnten (?) Alleine das Setting alleine unterwegs im Dunkeln sorgt bei mir schon für ein entsprechendes Kopfkino :o)

      Vielen Dank für die Empfehlung. Ich weiß noch nicht, wann mein erster Fitzek bei mir einziehen wird. Aber ich werde deinen Rat beherzigen :o)

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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    3. Ah okay, ja stimmt, da hast du recht. :D Ich bin schon sehr "verwöhnt" dadurch, dass ich schon so viele von Fitzeks Bücher gelesen habe. :D

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