[Rezension] Cinderella Is Dead

by - April 08, 2021

(© Bloomsbury YA)

Cinderella Is Dead
von Kalynn Bayron

Bewertung: ★★★☆☆

YA Fantasy, 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 07. Juli 2020
Verlag: Bloomsbury YA


Inhaltsangabe:
Es sind 200 Jahre vergangen, seitdem Cinderella ihren Prinzen gefunden und das Märchen sein Ende gefunden hat. Seither ist viel geschehen. Teenager Mädchen müssen nun jährlich auf einem Ball erscheinen, auf dem sich ein Mann für sie entscheiden muss - andernfalls verschwinden sie für immer von der Bildfläche.

Der 16-jährigen Sophia steht dieses Schicksal auch bevor, obwohl sie lieber Erin, ihre beste Freundin aus Kindertagen, heiraten möchte, mit der sie eine geheime Liebschaft pflegt. Aus diesem Grund beschliesst Sophia auf dem Ball die Flucht zu ergreifen, um so ihrem Schicksal zu entfliehen. Auf ihrer Flucht trifft sie auf Constance, die letzte bekannte Nachfahrin von Cinderella und ihren Stiefschwestern. Gemeinsam schwören die beiden, dass sie den König ein für alle Mal stürzen möchten, der für all das verantwortlich ist - und dabei erfahren sie, dass es rund um Cinderellas Geschichte mehr Geheimnisse gibt, als sie jemals hätte erahnen können...

Meine Meinung:

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Nicht nur, dass es sich um ein Retelling von Cinderella handelt (und ich liebe Retellings!), es ist auch noch gleich eine diverse Adaption mit einer POC als Protagonistin, die lesbisch ist. Mit Diversity und einer Märchenadaption also beides Zutaten, die bei mir hohe Erwartungen ausgelöst haben.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir gut gelungen, denn der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach gehalten, was das Lesen sehr angenehm gemacht hat. Man wird direkt in die Welt von Sophia geworfen, in der man sich relativ rasch zurechtfindet. Überraschenderweise hat sich der Plot  schnell in eine ganz andere Richtung entwickelt, die ich erwartet hätte, denn wie man aus der offiziellen Inhaltsangabe entnehmen kann, verweilt Sophia nicht sehr lange im Schloss, sondern kann bereits zu Beginn der Geschichte flüchten und schmiedet dann mit ihrer neu gewonnenen Verbündeten Constance den grossen Plan, den König zu stürzen.

Die Idee hinter dem Ganzen fand ich sehr vielversprechend, nur wird die Handlung in so einem rasanten Tempo vorangetrieben, dass leider viele wichtige Aspekte zu kurz kommen. Zum einen betrifft es das Worldbuilding, das quasi nicht existent ist. Ja, wir erfahren, dass die Geschichte um Cinderella scheinbar einen solchen Eindruck hinterlassen hat, dass sie noch 200 Jahre später einen Einfluss darauf hat, dass Frauen sich auf einem jährlichen Ball möglichst hübsch präsentieren müssen, um von Männern auserwählt zu werden. Doch das war es dann. Alle weiteren Hintergründe oder wie die Welt neben diesem Ball funktioniert, erfährt man nicht.

Auch die Ausarbeitung der Charaktere bleibt komplett auf der Strecke. Man lernt anfänglich Nebencharaktere wie Erin (als Sophias grosse Liebe) oder Luke kennen (der sich mit ihr auf dem Ball verbünden will, indem sie eine "Scheinehe" vorgaukeln), die kurz darauf wieder komplett in der Versenkung verschwinden, als wären sie nie da gewesen. Da musste ich mich unweigerlich fragen, wieso die Autorin diese Charaktere überhaupt eingebaut hat, wenn sie wenig später nicht mehr erwähnt werden - und das, obwohl gerade Erin für Sophia ja angeblich eine wichtige Rolle gespielt hat.
Leider bleibt auch Sophia selbst als Protagonistin komplett blass und man erfährt bis zum Schluss rein gar nichts darüber, wer und wie sie eigentlich ist. Und weil sie als Charakter so wenig fassbar ist, macht es leider auch ihre Handlungen schwer nachvollziehbar. Mal abgesehen davon, dass ihr alles einfach gelingt, was sie sich vornimmt und sie auf mich dadurch wie eine Mary Sue gewirkt hat.

Schade fand ich auch, dass die angekündigte Diversity fast gar keine Rolle im Buch gespielt hat. Anfangs hat es so ausgesehen, dass die Liebe zwischen Erin und Sophia sehr wichtig sein wird (sie war ja unter anderem auch Grund dafür, dass Sophia überhaupt erst von ihrem eigentlichen Schicksal, einen Mann zu heiraten, weggelaufen ist), aber dieser Handlungsfaden verliert sich relativ schnell und zu allem Überdruss wird Sophia schliesslich noch eine total konstruierte Instaliebe aufgedrückt, die dazu führt, dass sie Erin so schnell vergisst, als hätte es sie nie gegeben - was auf mich einfach nicht glaubhaft gewirkt hat.

Alles in allem wirkte der Plot leider überhaupt nicht ausgereift und wies zahlreiche Logiklücken auf. Der Einstieg in das Buch hätte so viel Potenzial gehabt, das die Autorin leider mehr oder weniger in den Sand gesetzt hat. Positiv war einzig der angenehme Schreibstil und das Erzähltempo, dass das Buch sehr kurzweilig hat erscheinen lassen.

Fazit:

"Cinderella is Dead" wird als diverse Märchenadaption mit einer lesbischen POC als Protagonistin angekündigt, das grosse Erwartungen schürt, die das Buch letztendlich nicht halten kann. Positiv waren der flüssige, angenehme Schreibstil und der rasante, plotorientierte Erzählstil, der das Lesen sehr kurzweilig gemacht hat. Leider ist aber die Ausarbeitung der Charaktere sowie das Worldbuilding misslungen, was die Handlungen der Protagonistin teilweise schwer nachvollziehbar machen. Insgesamt ein Buch, das viel Potenzial gehabt hätte, das aber leider nicht genutzt wurde. Von mir gibt es deshalb 3 durchschnittliche Sterne.

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6 Kommentare

  1. Hallo Mel,

    der Klappentext hat mich ja sofort angesprochen. Ich finde er trägt eine Menge Potential in sich. Schade finde ich, dass die Autorin dieses Potential nicht voll genutzt hat.
    Gerade die Figuren sind in einem Roman sehr wichtig. Auch hätte ich aufgrund des Klappentextes vermutet, dass die Liebesgeschichte zwischen Erin und Sophia eine wichtige Rolle im Roman einnimmt. Schade, dass der Fokus da schnell verlorengegangen ist.

    Neugierig bin ich allerdings immer noch. Mich würde interessieren, ob es der Protagonistin gelungen ist mit ihren Weggefährtinnen den König zu stürzen und wie dieser Handlungsstrang im Allgemeinen verlaufen ist. Auch die Erwähnung, von Cinderella Geschichte, die noch weitere Geheimnisse beinhaltet, macht neugierig. Wurden diese beiden Punkte denn gut ausgearbeitet / aufgelöst?

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntagabend und einen entspannten Start in die neue Woche :o)

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Also die Geheimnisse rund um Cinderellas Geschichte fand ich ganz interessant, weil sie aus dem Buch eine Art "Fantasy-Krimi" gemacht haben, bei dem die Protagonistin auf der Suche nach der Wahrheit ist und immer mehr Geheimnisse aufdeckt, die mit Cinderella und ihrem Tod zu tun haben. Der Handlungsstrang mit dem Sturz des Königs wurde mir aber insgesamt zu gradlinig, vorhersehbar und einfach aufgelöst. Aber vermutlich gehört das auch zu einem Märchen dazu ;) Mir persönlich war es dann aber doch zu langweilig umgesetzt.

      Vielen Dank, ich wünsche dir einen guten Start in die Woche!

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  2. Huhu! :)
    Das Buch hatte ich auch schon länger im Blick, aus den gleichen Gründen, aus denen du es gelesen hat: Es ist ein Retelling (von Cinderella!) und die Prota ist eine queere PoC. Außerdem heißt sie Sophia, damit kriegt man mich sowieso immer höhö.

    Leider habe ich jetzt schon öfter ähnliche Kritik über das Buch gehört, wie du sie äußerst, insbesondere was das Worldbuilding und die Charakterentwicklung angeht... :(
    Das finde ich wirklich schade. Ich denke, ich werde das Buch höchstens mal als Hörbuch hören, aber es kaufen werde ich wohl doch nicht. :')

    Eine sehr schöne Rezi! ♥

    LG Sofia
    (Blog & Instagram)

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    1. Hallo Sofia

      Ja, das mit dem Namen kann ich in deinem Fall natürlich verstehen. :D Und die Inhaltsangabe klang hier tatsächlich besser, als es der eigentliche Plot letztendlich war. :/ Vielleicht gefällt es dir aber trotzdem besser als mir. :D

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    2. Das ist echt schade, aber du hast natürlich recht, vielleicht sagt es mir ja mehr zu ^^
      Aktuell gibt es das Buch nur leider noch nicht bei Bookbeat, aber vielleicht kommt das ja irgendwann noch :)

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    3. Ja, dann kannst du ja spontan schauen, ob du es noch lesen magst. :)

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