[Rezension] Die Liebe, die den Anfang brachte

by - Oktober 03, 2021

(© Fischer FJB)

Die Liebe, die den Anfang brachte (Vortex #3)
von Anna Benning

Bewertung: ★★★★☆

YA Dystopia, 544 Seiten
Erscheinungsdatum: 26. Mai 2021
Verlag: Fischer KJB


Inhaltsangabe:
Nachdem Elaine nicht nur ihre Kräfte, sondern auch Bale verloren hat, droht alles auseinanderzubrechen. Die Armee des Roten Sturms dringt immer weiter vor, und die friedliche Welt, wie Elaine sie sich erträumt hat, scheint in weite Ferne zu rücken. Doch als Elaine Bale im besetzten São Paulo plötzlich gegenübersteht, keimt Hoffnung in ihr auf: Vielleicht kann sie den Jungen, den sie liebt, noch retten. Denn Elaine weiß: Nur zusammen können sie den Urvortex beschützen. Nur zusammen können sie tief hinein in die Vergangenheit reisen. Dorthin, wo alles seinen Anfang nahm …

Meine Meinung:

Zuallererst muss ich für die Vortex-Reihe eine Lanze brechen. Dystopien gehören zu meinen absoluten Lieblingsgenres und spätestens nach den Hunger Games ist der Markt überschwemmt worden. Anna Benning ist es trotz der Masse an Dystopien (bis auf eine Ausnahme) gelungen, eine neue, innovative und fesselnde Reihe zu schaffen, die mich von der Idee her absolut begeistern konnte.
Nachdem dies nun gesagt wurde, möchte ich deshalb darauf hinweisen, dass die von mir nachfolgenden Kritikpunkte als Jammern auf hohem Niveau zu verstehen sind und ich deshalb unbedingt vorwegschicken möchte, dass ich die Vortex-Reihe - trotz kleinerer Schwächen - absolut weiterempfehlen kann!

Der dritte Band setzt nahtlos an die Ereignisse aus seinem Vorgänger an, nachdem wir erfahren haben, dass Bale in die Fänge des Antagonisten Hawthrone geraten ist und von ihm unter Drogen gesetzt wird, was nicht nur seine Persönlichkeit verändert, sondern auch all seine Erinnerungen ausgelöscht hat, sodass er sich auch nicht mehr an Elaine erinnern kann. Und als wäre das nicht genug, steht der grosse Endkampf zwischen Vermengten und Menschen bevor, für das Elaine gemeinsam mit ihren Freund:innen und Verbündeten einen Schlachtplan auf die Beine stellen will. Über all dem schwebt immer noch die dunkle Prophezeiung, dass Elaine am Ende ihr Leben am Urvortex verlieren wird. Das hält sie jedoch nicht davon ab, um dafür zu sorgen, Bale wieder mitsamt seinen Erinnerungen zurückzubekommen und der Seite der Vermengten zu kämpfen...

Wer jetzt denkt: "Moment mal, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor?", dem muss ich leider zustimmen, denn die Idee rund um Bales Gedächtnisverlust, aufgrund dessen er Elaine plötzlich hasst und sie umbringen möchte, erinnert leider 1:1 an den dritten Band der Hunger Games Reihe, indem mit Peeta und Katniss genau das Gleiche passiert ist. Ich fand es sehr schade, dass die Autorin diese Idee aus einer der bekanntesten Dystopien abgekupfert hat, da ihre Reihe ansonsten - wie eingangs erwähnt - sehr innovativ wirkt.

Da bei mir seit dem Lesen der beiden vorherigen Bände mehr als ein Jahr vergangen ist, hat es rund ein Viertel des Buches gedauert, bis ich wieder in die Handlung hineingefunden habe. Das lag aber nicht nur am langen zeitlichen Abstand, sondern auch daran, dass die Story fast genauso lange gebraucht hat, bis sie in die Gänge gekommen ist.
Danach kommt es zum lang erwarteten Zusammentreffen zwischen Bale und Elaine und die Handlung nimmt richtig an Fahrt auf. Es wird spannend, abwechslungsreich und gleichzeitig auch sehr emotional, sodass ich das Buch vor allem im Mittelteil kaum mehr aus der Hand legen konnte. Natürlich werden auch hier wieder Bale und Elaine Shipper voll auf ihre Kosten kommen, denn Benning belohnt uns mit ein paar wunderschönen Szenen, die mein Herz haben höher schlagen lassen! ♥ Aber auch als Fan der anderen (Neben-)Charaktere trifft man wieder auf viele altbekannte Gesichter, auch wenn ihre Rollen zugunsten des Hauptplots in diesem Band etwas hinter den Hintergrund rücken.

Knapp vor dem letzten Drittel wird das Tempo leider noch einmal gedrosselt, sodass es wieder etwas langatmige Passagen gab, bis es schliesslich zum angekündigten grossen Showdown kommt, der die Charaktere endlich in die Vergangenheit führt, die wir bereits aus den vorherigen Büchern bestens kennen. Da man bereits aus den Vorgängern weiss, dass Elaine am Urvortex sterben wird und gefühlt tausendmal betont und auch innerhalb der Reihe bewiesen wurde, dass sich die Vergangenheit NICHT ändern lässt, war ich sehr gespannt auf das Ende. Und dazu möchte ich nachfolgend nun meine Gedanken nach einer Spoiler-Warnung äussern:


!! ACHTUNG, AB HIER FOLGEN MASSIVE SPOILER ZUM ENDE DES BUCHES !!!

So sehr ich Elaine auch in mein Herz geschlossen habe, ich habe dennoch darauf gehofft, dass sich die Ankündigung um ihren Tod bewahrheitet, war aber gleichzeitig auch sehr skeptisch, ob die Autorin wirklich den Mut haben würde, ein solches emotionales Ende zu liefern, da es dadurch natürlich kein Happy End geben würde.
Erst auf den allerletzten Seiten offenbart sich endlich, ob das vorhergesagte Ende eintritt. Und eine ganze Zeit lang sah es auch tatsächlich so aus, als könnte Elaine ihr Schicksal nicht verändern. Doch dann taucht Bale plötzlich neben ihr im Urvortex auf und versucht sie zu retten, indem er sein eigenes Leben aufs Spiel setzt. Das war der Zeitpunkt, indem ich wirklich überrascht war, denn für einen Augenblick habe ich geglaubt, dass Benning uns einen unfassbaren Plot Twist liefert und Bale nun anstelle von Elaine sterben würde - etwas, das mich absolut überrascht, geschockt und todtraurig zurückgelassen hätte, aber dafür gesorgt hätte, dass ich das Ende dieser Trilogie niemals vergessen hätte, weil ich so eine Wendung niemals hätte kommen sehen.
Doch leider kam dann doch alles anders als gedacht. Wie sich gezeigt hat, hatte Benning tatsächlich nicht den Mut gehabt, einen ihrer Protagonist:innen sterben zu lassen und nicht nur Elaine, sondern auch Bale überleben - und um dem ganzen die Krone an Unlogik aufzusetzen, überlebt auch gleich noch Elaines Mutter. And they lived happily ever after...

Für mich war das leider eine verpasste Chance, mal einen anderen Weg einzugehen, und uns Leser:innen sprachlos zurückzulassen. Und die Entscheidung für ein Happy End wäre noch das eine, die fehlende Logik leider das andere. Wieso macht uns die Autorin mehr als einmal deutlich, dass sich die Vergangenheit NICHT ändern lässt, wenn das Buch plötzlich dann doch so endet, dass die Vergangenheit verändert wird. Das führt die ganze Idee und auch die Logik mit den verschiedenen Zeitsträngen, wie wir sie nun während drei Büchern kennengelernt haben, ab absurdum. Ich verstehe deshalb ehrlich gesagt auch gar nicht, wie dieses kitschige und konstruierte Ende möglich sein soll? Für mich passt es leider überhaupt nicht zum Rest des Buches und hat mich enttäuscht zurückgelassen.

!! ENDE SPOILER !!!

Fazit:

Der dritte, finale Band der Vortex-Reihe setzt nahtlos an die Ereignisse aus seinem Vorgänger an und führt und Leser:innen langsam an den grossen, lang ersehnten Showdown heran, der das Schicksal der Menschen und der Vermengten für immer bestimmen wird. Das Pacing ist leider nicht durchweg gelungen, denn neben fesselnden, actiongeladenen und auch herzerwärmenden Szenen, gibt es leider auch etwas langatmige Passagen, die etwas an Durchhaltevermögen verlangen. Bis kurz vor dem Ende hätte das Buch von mir dennoch die volle Sternanzahl erhalten, doch leider beschliesst Benning am Ende jegliche zuvor erläuterte Logik über das Zeitreisen über Bord zu werfen und hat nicht den Mut ein Ende zu schaffen, das mich sprachlos zurückgelassen hätte. Trotz der Kritikpunkte, handelt es sich aber dennoch um eine empfehlenswerte Dystopie, die ich allen Fans des Genres ans Herz legen kann! Man sollte einfach nicht mit der Erwartung an die Reihe herangehen, dass das Ende Sinn ergeben sollte. ;)

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6 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    auf deine Meinung zum Finale dieser Reihe war ich schon sehr gespannt. Ich freue mich, dass dir der Abschlussband, bis auf kleine Kritikpunkte, sehr gefallen hat. Das kann ich so unterschreiben.

    Auch ich habe tatsächlich mit der Abschlussszene Probleme gehabt.

    **********SPOILER***************
    Als Bale zu Elaine gestoßen ist und klar war, dass diese wohl nicht sterben würde, war für mich die Spannung leider weg. Ich war mir da schon sehr sicher, dass auch Bale nicht sterben würde. Auch habe ich die Sache mit dem Flakon schnell durchschaut. Mir erging es ähnlich wie dir: Ich hätte aufgrund des genialen 2. Bandes ein wenig mehr erwartet

    Auch waren für mich noch ein paar Fragen bzgl. der Vortexmagie offen. Der Band liegt nun schon etwas zurück, daher kriege ich es nicht mehr genau hin. Es hing mit der Entstehung zusammen.

    Alles in allem aber Kritikpunkte auf hohem Niveau, vermutlich deswegen, weil die Vorbände eben die Messlatte auch sehr hoch gelegt haben ;o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ja, ich hab mir deine Rezension auf Goodreads auch durchgelesen und werde noch beim Blogpost vorbeischauen und etwas dazu schreiben. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen. :D

      -------------SPOILER------------

      Ich hatte ja wirklich die naive Hoffnung, dass nicht beide überleben und wollte es bis zum Schluss nicht wahrhaben. Als Elaine dann das Flakon entdeckt hat, war's für mich aber auch klar und ich hab mich so geärgert, weil das so lame war. :D Ich war mir ja eigentlich auch fast sicher, dass Benning sich das nie traut, Elaine tatsächlich umzubringen, aber die Hoffnugn stirbt zuletzt... Einfach weil ich es so mutig gefunden hätte, einen Fanliebling umzubringen. Ich fand's einfach nur schade, dass damit die ganze angebliche "Logik" des Buches über den Haufen geworfen wurde. Oder hast du verstanden, weshalb Elaine plötzlich überleben konnte, wenn sie in dem einen Zeitstrang bereits tot gewesen ist. Genauso wie ihre Mutter. Ich verstehe nicht, wieso das plötzlich rückgängig gemacht werden konnte...

      Mit der Entstehung vom Urvortex habe ich ehrlich gesagt auch aufgegeben, noch irgendwie durchblicken zu wollen, was da genau vor sich geht. Am Ende war's ja dann irgendwie doch nicht Elaine, die den Urvortex hat entstehen lassen, sondern die Erde selbst? Keine Ahnung... Ich fand das dann gar nicht mehr so relevant, weil man in dem Buch scheinbar nicht mehr nach einer Logik suchen musste, wenn Benning am Ende eh alles so hindreht, wie es ihr passt. :D

      Aber wie gesagt, das ist Jammern auf hohem Niveau! Insgesamt fand ich die Reihe trotzdem sehr packend :D

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    2. -------- SPOILER ------------
      Ich muss zugeben, dass ich die Sache mit dem Zeitstrang und dem Tod nicht im Blick hatte. Der Logikfehler ist mir beim Lesen also durchgerutscht.
      Zeitsprünge in Büchern sind auch keine leichte Sache für Autoren. Wenn man sich dafür entscheidet, muss man wirklich viel bedenken. Logiklücken sollte aber dennoch nicht auftauchen.

      Ich denke das Problem war bei der Reihe wirklich, dass A. Benning wirklich einen verdammt guten Start hingelegt hat und die Erwartungen daher bei vielen Lesern unglaublich hoch waren.

      Was den Urvortex angeht, so war ich der Meinung, dass es darauf hinauslaufen sollte, dass Elaine der Ursprung war. Ich habe mich gefragt, wie die anderen dann das Talent fürs Vortexerschaffen erlangt haben. (?)

      Die Reihe bietet wirklich einiges an Diskussionspotential. Da wäre eine Leserunde zum Buch bestimmt richtig spannend gewesen :o) Vielleicht sogar mit der Autorin selbst! Dann hätte man solche Fragen vielleicht auch nochmal ansprechen und vielleicht sogar auch zum Teil klären können (?) :o)

      Hast du eigentlich Dark Palace gelesen? Die Reihe könnte vielleicht auch was für dich sein.

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    3. ----SPOILER---

      Normalerweise blicke ich bei Zeitreise-Romanen eh nie so richtig durch, was die Logik des Zeitreisens angeht, weil es ja immer dieses Zeitparadoxon gibt und mir dadurch Logikfehler nie auffallen. Aber hier ist mir das mit dem Tod aufgefallen, weil Elaines Tod ja in den vorherigen Bänden mehrmals vorausgesagt wurde und immer wieder gesagt wurde, dass man die Vergangenheit nicht verändern kann (was dann auch mehrmals während des Buches bewiesen wurde, als Elaine und/oder Bale zurückgereist und auf ihre früheren Ichs getroffen sind). Deshalb war ich so gespannt auf das Ende, weil es nach der Logik der Autorin ja nicht möglich gewesen wäre, den Tod zu verhindern/rückgängig zu machen, weil er schon passiert ist einem der Zeitstränge aus der Vergangenheit. Und sie hat die Vergangenheit dann trotzdem massiv geändert. Das hat mich geärgert. Aber ja, eine Leserunde wäre tatsächlich eine gute Idee gewesen :D

      Beim Urvortex war es doch auch so, dass alles darauf hingedeutet hat, dass Elaine ihn hat enstehen lassen, aber als die beiden am Schluss des Buches in der Vergangenheit ankommen, nimmt Elaine doch verschiedene komische Kräfte und Veränderungen der Natur war, die bereits da sind, BEVOR sie (bzw. wars am Ende nicht doch Blaine?), den Urvortex hat entstehen lassen. Aber was das nun für eine Bedeutung hat, habe ich auch nicht verstanden. xD

      Und nein Dark Palace kenne ich nicht. Ist das auch eine Dystopie? Dann merke ich sie mir gerne vor! Danke für den Tipp :))

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  2. Hallöchen, =)

    ich habe deine Rezension mit großer Neugier gelesen. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, den Abschlussband der Vortex-Reihe zu lesen, aber ich habe hohe Erwartungen an das Ende. xD Gerade bei Zeitreisen und Dystopien lege ich großen Wert auf logische Elemente. Dass die hier nicht eingebaut zu sein scheinen, dämpft meine Vorfreude auf das Buch ein wenig. Deinen Spoiler muss ich mir nochmal genauer ansehen, sobald ich das Buch gelesen habe.

    Das Buch befindet sich trotzdem schon auf meinem Reader und ich bin gespannt, ob ich mich deiner Kritik anschließen werde. =)

    Ganz liebe Grüße
    Leni

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    1. Ja, bei Zeitreiseromanen kommt es immer wieder zu Logikfehlern, aber hier hatte ich trotzdem hohe Erwartungen, weil die Autorin ja vieles vorwegnimmt und immer wieder betont, dass sich die Vergangenheit nicht verändern lässt. Aber wie sie es letztendlich gelöst hat, siehst du ja dann, sobald du das Buch gelesen hast. Ich bin schon gespannt auf deine Meinung! :)

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