[Rezension] Fangirl

by - Dezember 06, 2022

(© Carl Hanser)

Fangirl
von Rainbow Rowell

Bewertung: ★★★★☆

YA Contemporary Romance, 480 Seiten
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2017
Verlag: Carl Hanser Verlag


Inhaltsangabe:
Die Zwillinge Cath und Wren sind unzertrennlich, bis Wren beschließt, dass ihr Jungen und Partys wichtiger sind als das gemeinsame Collegezimmer. Ein harter Schlag für Cath, die sich immer weiter in ihre Traumwelt zurückzieht: Beim Lesen und Schreiben von Fanfiction lebt sie ihre Vorstellungen von Liebesbeziehungen aus. Mit Erfolg – Tausende Leser folgen ihr. Doch als Cath dann Nick und Levi näher kennenlernt, muss sie sich fragen, ob sie nicht langsam bereit ist, ihr Herz echten Menschen zu öffnen und über Erfahrungen zu schreiben, die größer sind als ihre Fantasien.

Meine Meinung:

Ja, ich weiss, I'm late to the Party. Dieses Buch ist bereits vor fünf Jahren erschienen und seither ist es auf meinem SuB verstaubt. Nun ist der grosse Hype vorbei und ich bin dank einer SuB-Abbau Lesechallenge endlich dazu gekommen, das Buch zu lesen und bereue es ein bisschen, dass ich es erst jetzt gelesen habe.

Das Buch dreht sich um die 18-jährige Cath, die gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Wren von Zuhause ausgezogen ist, um ihr Studium an einer Universität zu beginnen. Der Start verläuft jedoch nicht so, wie Cath sich das alles ausgemalt hat, denn ihre Zwillingsschwester hat ihr kurz vor Studiumsbeginn eröffnet, dass sie mehr Abstand zu Cath wünscht und sie nicht wie vereinbart ein Zimmer mit ihr teilen möchte. Das hat zur Folge, dass die äusserst zurückhaltende, introvertierte und unsichere Cath jetzt ohne ihre selbstbewusste Schwester auskommen muss, an die sie sich bislang immer geklammert hat. Ihr einziger Zufluchtsort in dieser neuen, ungewohnten Situation sind Caths Fanfictions zur berühmten Simon Snow Buchreihe, die sich im Internet äusserster Beliebtheit erfreuen. Erst als Cath Levi, den Freund ihrer Mitbewohnerin Reagen, näher kennenlernt, traut sie sich allmählich ein wenig aus ihrem Schneckenhaus heraus und entwickelt plötzlich ungeahnte Gefühle...

Ich kann eigentlich gar nicht genau sagen, woran es lag, aber es hat nicht lange gedauert, bis mich die Geschichte in ihren Sog gezogen hat. Die Autorin lässt sich sehr viel Zeit, damit wir Leser:innen Cath und ihre Eigenheiten besser kennenlernen und uns in ihrer Welt voller Angst und Unsicherheiten zurechtfinden können. Rowell besticht dabei vor allem durch einen ruhigen, aber gefühlvollen Schreibstil, durch den sie einige Szenen aus Caths Leben als Teenagerin so authentisch beschreibt, dass mich einiges davon an meine eigene Erfahrung als Jugendliche erinnert haben.

Positiv hervorzuheben ist auch die Charakterisierung der Protagonistin, die so so einige Ecken und Schwächen aufweist, die sie nicht immer sympathisch erscheinen lassen, dafür aber menschlich. Cath ist sehr introvertiert, verschlossen und unsicher, dafür aber auch nerdig, kreativ und sehr loyal, wenn sie jemanden einmal in Herz geschlossen hat. Ihre Zwillingsschwester Wren ist demgegenüber das komplette Gegenteil: Sie ist selbstbewusst, extrovertiert und kostet ihre neu gewonnene Freiheit an der Uni mit Jungs, Partys und jede Menge Alkohol aus.
Natürlich darf hier auch Levi, Caths Love Interest im Buch, nicht unerwähnt bleiben, denn er war wohl mit Abstand das Beste am ganzen Buch und hat mich mit seiner Engelsgeduld immer wieder überrascht, die er Cath entgegengebracht hat. Levi ist ein junger Mann, der durch seine offene, humorvolle, aufgestellte Art äusserst liebenswert erscheint und Cath mit so viel Verständnis und Respekt begegnet, dass er definitiv ein toller Book-Boyfriend abgibt.

Neben Caths Uni-Leben spielt auch die fiktive Simon Snow Bücherreihe eine grosse Rolle, auf der Caths beliebte Fanfictions beruhen. Die Autorin hat zwischen den einzelnen Kapiteln jeweils Ausschnitte aus den Simon Snow Büchern oder Caths Fanfictions eingepflegt, was an und für sich eine nette Idee ist, deren Intention mir aber nicht ganz klar war. Viele der Auszüge aus den Büchern waren total nichtssagend, ohne tiefere Botschaft und hatten schon gar nichts mit den vorangegangenen oder nachfolgenden Erlebnissen aus Caths Leben zu tun, sodass man sie genauso gut hätte weglassen können.

Bei all der Lobeshymne gab es aber auch einige Punkte, die mich nicht vollends überzeugen konnten. Zum einen enthält die Geschichte keinen wirklichen Spannungsbogen, was durch das sehr langsame Erzähltempo stellenweise dazu geführt hat, dass der Plot manchmal seine Längen aufweist.
Zudem hat sich für mich das Ende des Buches nicht nach einem runden Abschluss angefühlt, denn ich hatte den Eindruck, dass viele Handlungsstränge nicht zu Ende erzählt wurden - wie zum Beispiel die Story mit der Mutter der Zwillinge.
Ausserdem konnte ich Caths Vermeidungsverhalten in für sie schwierigen Situationen nicht immer nachvollziehen und teilweise habe ich ihre Verschlossenheit und die Weigerung, selbstständiger zu werden fast schon als ein bisschen trotzig und kindisch empfunden. Ich hätte mir hier eine stärkere Entwicklung gewünscht, stattdessen hat sich Caths Abhängigkeit von Wren eigentlich nur auf Levi übertragen, der plötzlich sein ganzes Leben danach gerichtet hat, sie überall hinzubegleiten, wo sie sich alleine nicht hintraut. Das hat vermutlich erst recht zur Aufrechterhaltung von Caths problematischen Verhaltensweisen beigetragen, auch wenn es nett gemeint war.
Hier hat es die Autorin leider versäumt tiefere Einblicke darin zu geben, Caths Verhalten besser nachvollziehen zu können, weshalb mir manchmal auch das Verständnis und die Geduld für sie gefehlt haben.

Fazit:

Fangirl ist ein zauberhaftes Buch über eine 18-jährige, introvertierte und Fanfiction-liebende Protagonistin, die sich nach dem Auseinanderleben mit ihrer Zwillingsschwester vielen herausfordernden Situationen und Ängsten stellen muss. Das Buch punktet durch einen einfühlsamen Schreibstil, weist jedoch durch das sehr langsame Erzähltempo stellenweise ein bisschen seine Längen auf. Insgesamt handelte es sich jedoch um einen empfehlenswerten Coming of Age Roman, den ich auch als Erwachsene gern gelesen habe, weil mich viele Szenen an meine eigene Jugend erinnert haben.

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6 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    ah, ich glaube beim fehlenden Spannungsbogen wäre ich vermutlich aktuell auch raus. Ich brauche zur Zeit schon ein wenig Dynamik/Spannung in den Büchern. Das, was du über die Figuren schreibst, dass sie mit allerhand Ecken und Kanten daherkommen und dadurch eben auch umso realistischer wirken, hat mich dahingegen schon sehr angesprochen.
    Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass mich die offenen Fragen dann vielleicht zum Ende hin auch etwas gestört hätten.

    Ich danke dir für diesen Einblick ins Buch. Das hat mir geholfen, die Geschichte besser einordnen zu können.

    Ich wünsche dir eine ganz wundervolle und entspannte Woche.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hallo Tanja

      Ich war auch erstaunt, dass mich das Buch trotz fehlendem Spannungsbogen so fesseln konnte, denn normalerweise verliere ich in solchen Fällen auch schnell das Interesse.

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  2. Hallo liebe Mel :)

    Mach dir keine Gedanken, ich bin mit dem Buch auch mehr als spät dran, denn ich habe es bislang noch überhaupt nicht auf dem SuB. Irgendwie scheint aber jeder das Buch im Zuge des Hypes zur Erscheinung bereits gelesen zu haben :D Was du schreibst, klingt auch nicht schlecht, allerdings könnte sich die Geschichte für mich durch den fehlenden Spannungsbogen vielleicht etwas zu sehr ziehen. Und ein Fan von unabgeschlossenen Handlungssträngen bin ich auch nicht unbedingt. Mal sehen, ob ich dem Buch irgendwann eine Chance gebe. Danke auf jeden Fall für deine schöne (&ausführliche) Rezension <3

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

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    1. Gut, da bin ich beruhigt, wenn ich nicht die Einzige bin, die das Buch noch nicht gelesen hatte. :D
      Das Ende fühlt sich trotzdem abgerundet an, ich fand es aber nur schade, dass ich den Eindruck hatte, das einie Nebenerzählungen im Sande verlaufen sind.

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  3. Hallo Mel,

    eine sehr schöne Rezension. Ich habe das Buch damals auch sehr geliebt, da es einerseits so schön zum Wohlfühlen war, aber gleichzeitig auch ernstere Themen angesprochen hat. :)
    Leider habe ich recht viel mittlerweile vergessen. :(

    Liebe Grüße
    Anna

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    1. Danke Anna :) Kann ich gut nachvollziehen - mir ist ehrlich gesagt auch schon wieder einiges entfallen. :D

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