[Rezension] Therapie-Tools: Selbstfürsorge

by - Januar 14, 2024

(© Beltz)

Therapie-Tools: Selbstfürsorge*
von Malzer-Gertz, Gloger, Martin & Luger-Schreiner

Bewertung: ★★☆☆☆

Nonfiction, Psychology, 233 Seiten
Erscheinungsdatum: 08. Februar 2023
Verlag: Beltz


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Beltz Verlag.

Inhaltsangabe:
Eine gelingende Selbstfürsorge geht über einen ausgiebigen Spaziergang oder die »schöne Tasse Tee« hinaus: Vor allem durch das Erfahren von Mitgefühl, Akzeptanz und Selbstmitgefühl kann ein persönliches Gleichgewicht erreicht werden, das beim Bewältigen von psychischen Erkrankungen und Problemen bedeutsam ist.
Störungs- und therapieschulenübergreifend: Der Therapie-Tools-Band stellt zahlreiche Übungen und Hilfestellungen für Klient:innen und Therapeut:innen zusammen, die zu einer verbesserten Selbstfürsorge beitragen. Einzusetzen sind die Meditationen, Kreativ- und Körperübungen primär bei Depressivität, Angst, Scham, Schmerz, Trauma und Selbstabwertung.

Meine Meinung:

Wer öfter auf meinem Blog unterwegs ist, weiss, dass ich als Psychologin inzwischen ein grosser Fan der Therapie-Tools Reihe des Beltz Verlags bin. Vorweg sei gesagt, dass es sich hierbei in erster Linie nicht um Selbsthilfebücher für Betroffene handelt, sondern sich eher an Fachpersonen richtet, die im Bereich der Therapie oder Beratung tätig sind. Die Bücher sind im Grunde eine Sammlung von Arbeitsblättern und Übungen, die man praxisnah anwenden kann.

Jedes Buch wird von anderen Autor:innen geschrieben, sodass der Aufbau optisch sehr ähnlich ist, aber der Inhalt und die Vorgehensweise können sich unterscheiden.

Das Thema Selbstfürsorge ist etwas, das ich sehr wichtig finde und mir bei meiner Arbeit durch alle Altersklassen und Symptome hinweg früher oder später begegnet, deshalb hatte ich grosse Erwartungen an das Buch, durch das ich mir neue Inputs und Ideen zum Thema Selbstfürsorge erhofft habe.

Leider war es aber zum ersten Mal so, dass ich irgendwie keinen richtigen Zugang zu den einzelnen Übungen finden konnte. Obwohl die offizielle Inhaltsangabe verspricht, das es sich um therapieschulenübergreifende Tools handelt, hatte ich den Eindruck, dass hier doch sehr stark bestimmte Richtungen eingeflochten sind, die ich nicht unbedingt der Wissenschaft der Psychologie zuordnen würde, sondern eher aus einem esoterischen oder spirituellen Bereich stammen, der mir persönlich einfach völlig fremd ist. Und da das nicht meiner Arbeitsweise entspricht, die ihren Ursprung doch sehr in der Verhaltenstherapie hat, hatte ich wirklich Mühe mich auf das Buch einzulassen.
Viele der vorgestellten Konzepte sind nicht ganz neu, aber werden durch eigene Begrifflichkeiten ersetzt oder zum Beispiel durch Konzepte aus fernöstliche Glaubensrichtungen ergänzt, sodass sich alles doch irgendwie befremdlich für mich gelesen hat, weil ich mir niemals anmassen würde, in einer Therapie das Konzept Ying oder Yang einfliessen zu lassen, ohne jemals Berührungspunkte damit gehabt zu haben.

Obwohl die Inhaltsangabe vielversprechend klingt und viele wichtige Themen wie Scham- oder Schuldgefühle, oder auch die Arbeit mit dem inneren Kritiker abgedeckt sind, lesen sich die einzelnen Übungen irgendwie alle sehr ähnlich. In allen Übungen soll man in sich gehen und körperliche Signale wahrnehmen und sich dann verschiedene Fragen stellen, die sich je nach Themenfokus unterscheiden können. Die Übungen setzen meiner Meinung nach eine gute Introspektions- und Imaginationsfähigkeiten voraus, also man muss sich und die eigenen inneren Vorgänge sehr gut wahrnehmen, verstehen und benennen können, sowie auch eine gute Vorstellungskraft haben, damit die Übungen funktionieren. Und das ist etwas, das man nicht grundsätzlich bei allen Klient:innen voraussetzen kann.

Ein grosser Schwerpunkt des Buches stellt auch die Meditation dar, von der ich eigentlich viel halte. Aber hier wird eine eher dialogbasierte Unterform der Meditation vorgestellt, die mich persönlich wenig angesprochen hat - zumal sich die einzelnen Anleitungen für mich einfach zu esoterisch lesen, als dass ich sie ernstgemeint mit meinen Klient:innen rüberbringen könnte.

Fazit:

Dieses Buch hat mich leider aufgrund seiner doch sehr esoterisch-spirituell orientierten Grundhaltung nicht angesprochen. Es wird im Buch viel geschrieben, aber ich konnte weder theoretisch noch praktisch sonderlich viel Hilfreiches aus den Übungen ziehen, weil sich die Arbeitsweise der Autor:innen einfach zu sehr von meiner eigenen unterscheidet. Ich kann mir vorstellen, dass die Übungen und auch das Buch bei anderen Personen mehr Anklang finden, aber für mich war der Inhalt sehr enttäuschend, da ich nicht den Eindruck hatte, dass es wirklich um Selbstfürsorge geht, sondern eher ein bestimmter Therapieansatz, der sich an fernöstlichen Philosophien orientiert. Die wenigen Übungen, die mich angesprochen haben, wie zum Beispiel das Positiv-Tagebuch, waren mir bereits bekannt.
Dieses Mal kann ich deshalb keine persönliche Empfehlung zu diesem Buch aus der Therapie-Tools Reihe abgeben. Das Buch eignet sich aus meiner Sicht eher für Fachpersonen und Klient:innen, die eine spirituelle Grundhaltung haben, und weniger für Fachpersonen wie mich, die verhaltenstherapeutisch vorgehen.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    ich bin mir nicht sicher, ob diese Art von Buch jetzt auch für jemanden geeignet wäre, der nicht beruflich mit diesem Thema befasst ist. Irgendwie scheint es mir aber fast so, als könnte gerade dieser Titel auch für "Laien" funktionieren. Gerade, weil du geschrieben hast, dass dir einige Techniken bereits bekannt waren (?)

    Betreffend die Problematik, dass dieses Buch großen Fokus auf Esoterike und Spiritualität legt: Hier wäre ich im ersten Moment auch skeptisch, ob das was für mich wäre.

    Ich finde es nach wie vor immer sehr spannend deine Rezensionen zu Büchern aus dem Bereich Selbstfürsorge/Achtsamkeit u.ä. zu lesen. Vielen Dank für diesen sehr interessanten Einblick in dieses Buch.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja

      Nein, wie in der Rezension zu Beginn erwähnt, ist das Buch tatsächlich für Fachpersonen geschrieben und nicht zur Selbstanwendung gedacht. :)

      LG

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