[Rezension] Tu dir gut

by - Januar 08, 2024

(© Heyne)

Tu dir gut - denn der wichtigste Mensch in deinem Leben bist du*
von Jayne Hardy

Bewertung: ★★☆☆☆

Self Help, 224 Seiten
Erscheinungsdatum: 14. Januar 2019
Verlag: Heyne


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Heyne Verlag.

Inhaltsangabe:
Selbstfürsorge ist nicht nur unverzichtbar für unser körperliches und seelisches Wohlergehen, sie ist auch alles andere als egoistisch! Denn wer sich mit sich selbst wirklich wohlfühlt, kann auch positive Energien in die Welt bringen. Jayne Hardy schenkt wertvolle Impulse, die ganz einfach in das tägliche Leben integriert werden können: Um seine ureigensten Bedürfnisse besser kennenzulernen, das Selbstwertgefühl zu stärken und eine wundervolle Freundschaft mit sich selbst zu schließen.

Meine Meinung:

Ich glaube ein Blick auf das Cover und den Titel verrät bereits sehr eindeutig, worum es in diesem Buch geht: Selbstfürsorge. Ein Konzept, das in meiner täglichen Arbeit als Psychotherapeutin eine grosse Wichtigkeit hat, weshalb ich immer auf der Suche nach empfehlenswerter Literatur in diesem Bereich bin.

"Tu dir gut" wurde von keiner Fachperson geschrieben, sondern von einer Bloggerin, die selbst unter Depressionen gelitten hat und dadurch in Berührung mit dem Thema Selbstfürsorge gekommen ist. Und in diesem Buch will sie ihre Erfahrungen an andere Menschen weitergeben, was grundsätzlich sehr lobenswert ist.

Was mir beim Lesen direkt aufgefallen ist, ist der Umstand, dass es ziemlich lange dauert, bis man an die praxisbezogenen Tipps zur Umsetzung von Selbstfürsorge im Alltag kommt. Ich hatte den Eindruck, dass die ersten 80 Seiten viel Vorgeplänkel waren, in denen die Autorin viel schreibt, ohne wirklich etwas Relevantes zu sagen, denn eigentlich will sie zunächst nur deutlich machen, was Selbstfürsorge eigentlich ist und weshalb sie so wichtig ist. Das macht sie aber für meinen Geschmack etwas zu ausufernd, sodass ich mich immer wieder beim Querlesen ertappt habe.

Die langersehnten Praxistipps zur Umsetzung erscheinen dann irgendwann auch tatsächlich und sie sind durchaus alltagsnah, wirken aber entgegen dem Versprechen auf dem Cover eines "Selbstfürsorge-Projekts" etwas planlos und willkürlich zusammengewürfelt. Viele der Tipps waren mir zu allgemeingültig und lasen sich - passend zum Jahreswechsel - wie die typischen Neujahresvorsätze: Du solltest mehr Wasser trinken. Du solltest mehr auf deine Gesundheit achten. Du solltest weniger Zeit am Handy verbringen. Du solltest auch mal Nein sagen. Und so weiter, und so fort...
Mir ist durchaus bewusst, dass man das Rad beim Thema Selbstfürsorge nicht neu erfinden kann (und auch nicht muss), aber ein bisschen differenzierter hätte es für meinen Geschmack sein dürfen, denn ich denke, diese generischen Ratschläge sind allseits bekannt und helfen im konkreten Fall nicht unbedingt weiter - gerade wenn man unter einer Depression leidet.

Das Buch ist auch immer wieder mit Kritzeleien und Illustrationen geschmückt, die wohl als Arbeitsblätter für eine Selbstreflexion dienen sollen. Meistens handelt es sich um Felder zum Ausfüllen zu Fragen wie "was gibt mir Kraft?" oder "was hindert mich daran, sich um mich selbst zu kümmern" oder ähnlich. Im Grunde wären diese Arbeitsblätter eine gute Idee und bringen Abwechslung in das textlastige Buch rein, nur leider werden sie ohne jegliche Instruktion willkürlich in die Kapitel hineingeworfen, ohne dass sie direkt Bezug auf das nehmen, was zuvor behandelt wurde. Das hat einmal mehr etwas konzeptlos und unstrukturiert auf mich gewirkt.Grundsätzlich begrüsse ich Bücher zum Thema Selbstfürsorge, aber hier wurde für meinen Geschmack viel geschrieben, ohne wirklich etwas Neues zu sagen und über generische 0815 Ratschläge hinauszugehen. Man merkt, dass die Autorin keine Fachperson ist - das ist zwar nicht immer ein Qualitätsmerkmal, aber da ich erst vor kurzem ein Buch einer Psychotherapeutin zu dem Thema gelesen habe, kann ich im direkten Vergleich sagen, dass mir das andere Buch deutlich besser gefallen hat, weil es nicht nur mit Quellenangaben zu wissenschaftlichen Grundlagen untermalt war, sondern auch einer klaren Struktur gefolgt ist. Hier hatte ich eher den Eindruck, als würde ich einem typisch amerikanischen Selbsthilfe-Guru zuhören, der viel sagt, ohne dass man Ende wirklich mehr weiss.

Fazit:

Selbsthilfebücher sind Geschmackssache und ich bin sicher, dass es auch Menschen gibt, die sich von Hardy und ihrem Buch angesprochen und gut begleitet fühlen. Nur ich gehöre nicht dazu und werde das Buch auch nicht in die Liste meine Literaturempfehlungen aufnehmen, weil mir zu wenig Handfestes dabei war. Von mir gibt es 2.5 Sterne.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    ich denke, dass solche Bücher, wie dieses unglaublich wichtig sind. Ich denke auch, dass es hiervon aber auch schon allerlei auf dem Markt gibt. Ich habe schon das ein oder andere Selbstfürsorge-/Achtsamkeitsbuch gelesen und habe nicht selten feststellen müssen, dass mir die Empfehlungen nichts Neues geliefert haben. Dennoch haben mir diese Ratgeber im entscheidenen Moment Hilfe geleistet.

    Vieles weiß man zwar, aber irgendwie geht es dann im Alltag doch unter. Bücher, wie die oben erwähnten, können helfen, sich mal wieder bewusst darauf zu konzentrieren, was gut tut und was wichtig ist, um wieder zur Ruhe und Entspannung zu finden.

    Hat man schon einige Bücher aus dem Bereich Achtsamkeit/Selbstfürsorge gelsen und hat davon auch schon einiges im stehen, sehnt man sich aber vielleicht auch nach etwas tiefergründigerem Material.

    Deine Rezensionen, gerade weil du dich so intensiv mit dem Thema beschäftigst und weil du Ahnung von Themen dieser Art hast, lese ich also unglaublich gerne. Ich danke dir für deine hilfreiche Einschätzung zu diesem Werk, die hilft, das Buch für sich selbst einzuordnen.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Ja, ich denke, es gibt viele gute Bücher in diesem Bereich, die hilfreich sein können und einige davon habe ich auch schon auf meinem Blog vorgestellt. Aber hier war ich wirklich etwas enttäuscht, weil so wenig Handfestes dabei war und für mich "trink mehr Wasser" jetzt nicht so wahnsinnig hilfreich erscheint, weil das ja Sachen sind, die man eh schon weiss. :D

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