[Rezension] Das Haus der Wiederkehr

by - Juni 02, 2024

(© Argon Verlag)

Das Haus der Wiederkehr*
von Jojo Moyes
Gelesen von Luise Helm

Bewertung: ★★☆☆☆

(Historical) Fiction, Audiobook
Spieldauer: 13 Stunden und 8 Minuten
Erscheinungsdatum: 01. März 2024
Verlag: Argon


*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den Argon Verlag.

Inhaltsangabe:
Lottie und Celia sind in dem Küstenstädtchen Merham wie Schwestern aufgewachsen. Während Celia gegen die Enge der Kleinstadt aufbegehrt, liebt Lottie den idyllischen Ort und vor allem das Meer. Besonders fasziniert sie ein prächtiges Artdéco-Haus direkt am Strand, in dem eine bunte Gruppe von Künstlern lebt.

Gemeinsam tauchen Celia und Lottie ein in eine aufregende, fremde Welt. Bis Celia eines Tages ihren Verlobten Guy mit nach Hause bringt – und vom ersten Augenblick an weiß Lottie, dass er auch ihre große Liebe ist …

Ein halbes Jahrhundert später werden das Haus am Strand und seine Geheimnisse wieder lebendig. Und es stellt sich die Frage: Kann man die Vergangenheit jemals hinter sich lassen?

Meine Meinung:

Ich muss zunächst vorausschicken, dass ich gar nicht zur Zielgruppe von Jojo Moyes Büchern gehöre, denn ich mag Chick-Lit eigentlich gar nicht sonderlich. Der Grund, warum ihre Bücher dennoch immer wieder auf meiner Leseliste landen, ist die Hörbuchsprecherin Luise Helm, der ich einfach unglaublich gern zuhöre. Und das war auch hier der Fall. Was mir dieses Mal vorgängig jedoch entgangen ist, ist der Umstand, dass es sich um eine Neuauflage eines älteren Werkes der Autorin handelt, das bereits 2003 erschienen war. Und das merkt man der Geschichte bedauerlicherweise an.

Im Buch werden zwei unterschiedliche Handlungen erzählt. Zunächst lernen wir Lottie und Celia kennen, deren Geschichte aus den 1940ern erzählt wird. Sonderlich viel lässt sich dazu jedoch nicht sagen, denn ihre Erzählung hat sich hauptsächlich darum gedreht, dass sie sich beide in denselben Mann verliebt haben.
Gerade als ich endlich halbwegs einen Zugang zu diesem Handlungsstrang gefunden habe, macht das (Hör-)Buch einen Sprung in die Gegenwart und wir lernen plötzlich ganz neue Charaktere mit einer neuen Geschichte kennen. Im Zentrum steht diesmal die junge Mutter Daisy, die sich frisch von ihrem Ehemann getrennt hat.

Beide Erzählstränge haben gemeinsam, dass die weiblichen Charaktere alle Männerprobleme haben und die Männer in ihrem Leben das einzige zu sein scheinen, womit sie sich beschäftigen. Das hat das Zuhören ziemlich anstrengend gemacht, denn es fehlt dem ganzen Buch an einem roten Faden oder interessanten Aufhänger. Die ganze Zeit müssen wir gefühlt nur zuhören, wie unglücklich Lottie, Celia und Daisy aufgrund der Männer in ihrem Leben sind und es wird an einem Stück nur herumgejammert, ohne das wirklich Spannung aufkommt oder klar wird, was für eine Botschaft uns die Autorin mit ihrer Erzählung vermitteln will.
Moyes hat auch in späteren Werken Zeitsprünge angewandt und Geschichten auf mehreren Zeitebenen erzählt, doch hier ist ihr dieses Stilmittel leider völlig misslungen. Für mich hat das verbindende Element gefehlt und das in der offiziellen Inhaltsangabe benannte Haus, spielt ehrlich gesagt nur eine untergeordnete Rolle, sodass es für mich als verbindendes Element nicht ausgereicht hat. Vielmehr hat mich hier der Zeitsprung völlig aus dem Handlungsfluss gerissen, denn nachdem ich endlich einen Zugang zur Erzählung der 1940er gefunden habe, war es auch schon vorbei und ich musste mich auf eine komplett neue Story mit neuen Charakteren einlassen.
Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass einfach viel zu viele (Neben-)Charaktere auftauchen, deren Namen und Rolle ich mir gar nicht alle merken konnte und erst recht dazu geführt haben, dass sich die Handlung nicht flüssig angefühlt hat.

Alles in allem war ich durchgängig gelangweilt. Dass das Buch aus 2003 stammt, hat für mich gleich zwei Schwächen zutage gebracht: Einerseits handelt es sich um das zweite Buch der Autorin, das sie jemals veröffentlicht hat und ihr erzählerisches Talent ist definitiv noch nicht ausgereift und wird in neueren Büchern besser. Andererseits wurden die Frauen in diesem Buch ziemlich schwach dargestellt, als würde ihr einziger Lebensinhalt in ihrer Liebe zu Männern bestehen. Die Werke aus dem aktuellen 2020er-Jahrzehnt fühlen sich da deutlich emanzipierter und feministischer an, was viel eher meinem Lesegeschmack entspricht.

Zu Luise Helm muss ich abschliessend gar nicht so viel sagen: Sie ist und bleibt durch ihre angenehme Erzählweise und Stimmfarbe einfach eine meiner liebsten Hörbuchsprecherinnen und macht auch hier ihre Sache ausserordentlich gut. Aber eine gute Erzählerin kann letztendlich auch nicht über eine schlechte Buchvorlage hinwegtrösten, wie es hier der Fall war.

Fazit:

Kurz zusammengefasst kann man sagen: Ein Satz mit x, das war wohl nix. "Das Haus der Wiederkehr" ist eine Neuauflage eines Buches von Jojo Moyes, das bereits 2003 veröffentlicht wurde. Einige ihrer neueren Bücher sind definitiv besser. Hier fehlt es komplett an einem roten Faden oder interessanten Aufhänger, die der Story eine Daseinsberechtigung geben würden. Stattdessen lernen wir viel zu viele Charaktere kennen, deren einziger Lebensinhalt darin besteht, Männern nachzutrauern und ständig nur herumzujammern. Das liest sich fast schon wie anti-feministische Literatur. Für mich auf ganzer Linie eine Enttäuschung. Lest lieber ein neueres Buch der Autorin, denn sie hat sich verbessert und weiterentwickelt. Hier kann ich dagegen keine Leseempfehlung aussprechen und nur enttäuschte 1.75 Sterne vergeben.

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6 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    Zeitsprüngen stehe ich in Büchern auch immer sehr kritisch gegenüber. Oft wurde ich positiv überrascht und dennoch schreckt mich diese Art von Handlung im Vorfeld oft ab. Eben weil man sich dann in eine neue Sichtweise und ggf. auch noch in andere Figuren hineinversetzen muss. Im schlimmsten Fall, wenn man gerade warm mit der eigentlichen Geschichte geworden ist.

    Auch viele Charaktere können ein Problem darstellen.

    Beides - sowohl Zeitsprünge, als auch allerhand Charaktere - können funktionieren. Aber es benötigt eben ein gewisses Mal an Fingerspitzengefühl.

    Ich habe mittlerweile schon einige Bücher von Jojo Moyes gelesen. Bislang wusste mich die Autorin mit jeder einzelnen Geschichte zu überzeugen. Von diesem Buch würde ich jetzt aber vielleicht doch besser erstmal Abstand nehmen, um keine negative Erfahrungen zu sammeln. Ich kann deine Kritik gut nachvollziehen und fürchte, dass sie auch bei mir anschlagen würde.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Zeitsprünge machen mir grundsätzlich nichts aus, gerade bei Thrillern finde ich das Stilmittel manchmal sehr gut gewählt, weil es zunehmend Spannung aufbauen kann. Hier ist es aber mMn völlig misslungen, den Zeitsprung gut einzusetzen und es war eher so, als würde man zwei komplett separate Geschichten lesen.

      Viele neuere Werke der Autorin haben mich auch überzeugt, das spricht ja immerhin dafür, dass sie sich weiterentwickelt hat. :)

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  2. Hallo Mel,
    ich finde nicht, dass Jojo Moyes Chick-Lit schreibt!
    Aber mit ihrem neuen Buch bin ich ebenfalls nicht zurechtgekommen. Ich habe es 2x angefangen und dann ungelesen in meine Bücherei zurückgebracht. Ich bin einfach nicht in die Geschichte gekommen, obwohl ich sehr viele Bücher mit mehreren Zeitebenen lese.

    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Ja, ich lese auch immer wieder Bücher mit mehreren Zeitebenen, aber hier war die Abgrenzung der beiden Handlungsstränge mMn zu streng gewählt und es war, als würde man zwei komplett separate Geschichten lesen. Ich kann also nachvollziehen, dass du das Buch zurückgebracht hast. Wäre es kein Reziexemplar gewesen, hätte ich es vermutlich auch abgebrochen.

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  3. Hallo liebe Mel :)

    Mehrere Zeitstränge finde ich beim Lesen meist super interessant, schade, dass die Zeitsprünge in "Das Haus der Wiederkehr" nicht ganz gelungen sind. Das Fehlen eines roten Fadens würde mich hier wohl auch stören. Wenn ich nicht erkennen kann, wo eine Geschichte eigentlich hinführen soll, verliere ich auch das Interesse. Ich drücke die Daumen, dass dir das nächste Buch der Autorin wieder besser gefällt!

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

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    1. Ja, mehrere Zeitstränge finde ich normalerweise eigentlich auch ein interessantes Stilmittel. :)

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