[Rezension] On the Come Up

by - April 07, 2019

(© Amazon / cbj Verlag)

On the Come Up*
von Angie Thomas

Bewertung: ★★★★☆

YA Contemporary, 512 Seiten
Erscheinungsdatum: 05. Februar 2019
Verlag: cbj


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den cbj Verlag.

Inhaltsangabe:
Die 16-jährige Bri wünscht sich nichts sehnlicher, als eine berühmte Rapperin zu werden. Als Tochter einer Rap-Legende ist das nicht leicht: Ihr Vater starb, kurz bevor er den großen Durchbruch schaffte, und Bri tritt in riesengroße Fußstapfen. Dann verliert ihre Mutter ihren Job. Plötzlich gehören Essensausgaben, Zahlungsaufforderungen und Kündigungen ebenso zu Bris Alltag wie Reime und Beats. Als sich die unbezahlten Rechnungen stapeln und ihre Familie kurz davor ist, ihre Bleibe zu verlieren, wird klar: Eine berühmte Rapperin zu werden, ist für Bri nicht länger nur ein Wunsch, sondern ein Muss … (© Amazon / cbj Verlag)

Meine Meinung:

Angie Thomas hat sich durch ihr Debüt "The Hate U Give" einen Namen gemacht, indem sie ungeschönt darstellt, was für Folgen Rassismus tagtäglich für Afroamerikaner haben kann. Mit ihrem neuen Werk "On the Come Up" legt sie einen nach und befasst sich erneut mit der Kluft, die sich lediglich aufgrund unterschiedlicher Hautfarben zwischen verschiedenen Menschen auftun kann.
Dieses Mal handelt die Geschichte von der 16-jährigen Bri, die in der Unterschicht aufgewachsen ist und schon früh lernen musste, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist. Ihr Vater wurde erschossen, als sie noch ein Kind gewesen war und ihre Mutter litt jahrelang unter einer Drogensucht, die sie erst vor einigen Jahren in den Griff bekommen hat. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder lebt die kleine Familie am Existenzminimum und muss sich tagtäglich mit grosser Anstrengung durch den Tag schlagen.

Bri ist früh klar geworden, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Familie ein besseres Leben verdient haben. Und um ihnen das zu ermöglichen, verfolgt sie den Traum, eine berühmte Rapperin zu werden. Damit ihr das gelingt, tritt sie an Rap-Battles auf, wo sie bald einmal durch einen ihrer selbstgeschriebenen Texte entdeckt wird. Bri wittert ihre Chance, endlich der Unterschicht und all den Problemen, die daraus resultieren, zu entkommen und geht einen Deal mit dem ehemaligen Manager ihres Vaters ein. Um sich einen Namen zu machen, veröffentlicht Bri einen Rap-Song, der nicht nur durch seine Melodie, sondern vor allem durch seinen provokativen Text eine grosse Welle schlägt, die die Teenagerin vermutlich nicht hätte voraussehen können.

"Du hast deine Stimme schon für uns erhobem Breezy. Und ist nicht deine Schuld, wenn andere Lete das nicht kapieren. Also [...] warum nicht den Song verwenden, um ein bisschen Wirbel zu machen?" S. 313

Angetrieben wird das Ganze durch eine grosse Ungerechtigkeit, die die schwarze Bevölkerung seit Jahren aufgrund ihrer Hautfarbe über sich ergehen lassen müssen. Es geht also um Rassismus. Und Bri trifft mit ihrem Text einen Nerv, der letztendlich an ihrer Schule zu einem Tumult führt. Ausgelöst durch ihr Lied, gerät Bri schnell einmal ins Zentrum der Aufmerksamkeit und wird als Sündenbock für den Tumult verantwortlich gemacht. Doch bald stellt sich heraus, dass das Problem sehr viel schwerwiegender und tiefgreifender ist, als bloss ein Liedtext. Und genau das ist es, was Bri den Leuten von Anfang an klar machen wollte.

"All die Leute benutzen mich als faule Ausrede, anstatt sich zu fragen, was die wirklichen Probleme sind." S. 391

Den Ansatz, den Angie Thomas dieses Mal gewählt hat, um auf das Thema Rassismus und Diskriminierung aufmerksam zu machen, hat mir viel besser gefallen, als in "The Hate U Give". Während ich in ihrem Debüt kritisiert habe, dass ich stellenweise den Eindruck hatte, das umgekehrter Rassismus und Gewalt gegen Weisse gutgeheissen wird, wird in "On the Come Up" auf ganz anderem Wege versucht, die Stimme zu erheben: Durch Musik. Die Botschaft, die vermittelt wird, bleibt dabei die gleiche. Immer wieder lässt die Autorin Alltagsbeispiele einfliessen, wie Rassismus (vor allem in den USA) zum Ausdruck kommen kann und hat damit mehrmals Mitgefühl für Bri und ihre Familie geweckt. Ich fand ihren Mut bewundernswert, denn trotz all der Kritik und negativen Presse, hat sie sich nicht unterkriegen lassen und versucht mit ihrer Musik etwas zu verändern. Und das ist ihr auch gelungen.

Ein Kritikpunkt den ich trotz allem erwähnen muss, ist der Schreibstil, der vermutlich durch die Übersetzung leiden musste. Diese Mischung aus englischem Slang und deutschen Sätzen wirkt stellenweise etwas seltsam und nicht immer authentisch. Schade fand ich ausserdem, dass den Liedtexten keine deutsche Übersetzung beigelegt wurde, denn das wäre für das Verständnis der Bedeutung des Textes für mich hilfreich gewesen.

Fazit:

Alles in allem ein wichtiges Buch, das sich dem Thema Rassismus widmet und aufzeigt, wie man auch gewaltfrei seine Stimme erheben kann. Und das ist verdammt wichtig, um etwas zu verändern. Hass kann nicht mit Hass bekämpft werden und Angie Thomas ist es dieses Mal sehr gut gelungen, dies aufzuzeigen. Von mir gibt es für Buch aufgrund kleinerer Schwächen 4 Sterne.

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6 Kommentare

  1. Ich war mir ja nicht sicher, ob ich Angie Thomas neues Buch wirklich lesen möchte, weil ich so hohe Erwartungen habe - mir hat ihr Debüt nämlich besser gefallen als dir ;) Aber wenn du jetzt so eine gute Wertung vergibst...kann ich es ja nun eigentlich wirklich nicht ungelesen lassen. Gerade dass der Rassismus hier mithilfe des Themas Musik angegangen wird, finde ich sehr interessant. Die teilweise holprige Übersetzung (bedingt durch den Slang) ist mir aber im Erstling auch schon aufgefallen - vielleicht lese ich es also lieber auf Englisch.
    Vielen Dank für deine ehrliche Meinung, jetzt habe ich richtig Lust!

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    1. Schön, dass du dich für das Buch entscheiden konntest. Ich bin sehr gespannt, wie du es findest und hoffe natürlich, dass es dir gefallen wird. Von der Thematik her ist es ähnlich wie "The Hate U Give", nur mit einem anderen Ansatz. Die Übersetzung hat mich hier aber tatsächlich noch mehr gestört, als im anderen Buch, gerade weil der Inhalt der englischen Raptexte eine grosse Rolle spielt. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch auf Englisch viel authentischer wirkt :)

      Viel Spass mit dem Buch! :)

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  2. Hey :)

    Eine wirklich schöne Rezension, auch findest du tolle Abschlussworte. Das Buch klingt wirklich interessant, ssodass ich es mir wohl noch mal genauer anschaue.

    Liebe Grüße
    Jenny

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    1. Liebe Jenny

      Schön, wenn ich dich neugierig auf das Buch machen konnte. Gib Bescheid, wie du es fandest, falls du dich dafür entscheidest, es zu lesen :)

      LG

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  3. Ich glaube, in dieser Hass hilft nicht gegen Hass-Rhetorik schwingt immer schon die eigene privilegierte Stellung mit. Dennoch freue ich mich auch auf dieses neue Buch von Angie Thomas. Ich fand The Hate U Give super. :)

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    1. Wie meinst du das genau mit der priveligierten Stellung, magst du das noch etwas ausführen? :)

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