[Rezension] Die hundert Jahre von Lenni und Margot

by - Juli 11, 2022

(© C. Bertelsmann)

Die hundert Jahre von Lenni und Margot*
von Marianne Cronin

Bewertung: ★★☆☆☆

Fiction, 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 18. April 2022
Verlag: C. Bertelsmann


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den C. Bertelsmann Verlag.

Inhaltsangabe:
Das Leben ist kurz. Niemand weiß das besser als die siebzehnjährige Lenni. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit, die ihr nicht mehr viel Zeit lässt. Was soll sie mit gleichaltrigen Freunden, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben? Was soll sie anfangen mit der ihr verbleibenden Zeit, wenn sie noch so viele Fragen hat, die das Leben ihr nie beantworten wird?

In einem Malkurs im Krankenhaus trifft sie auf Margot: dreiundachtzig, voller Lebenserfahrung, Witz und Widerspenstigkeit. Margot weiß, wie es ist, im letzten Kapitel des Lebens angekommen zu sein. Als sie entdecken, dass sie zusammen genau einhundert Jahre gelebt haben, fühlt es sich für Lenni an wie ein Weckruf. Sie wollen gemeinsam Bilder malen – für jedes ihrer hundert Jahre eins. Für all die kostbaren Momente, voller Liebe, Lachen und Weinen, voller Erinnerungen, von denen sie sich gegenseitig erzählen.

Und auch wenn ihre gemeinsame Geschichte sich dem Ende neigt, spüren sie doch umso mehr, dass im Leben jeder Moment zählt, bis zum letzten Augenblick … (© C. Bertelsmann)

Meine Meinung:

Ich muss gestehen, dass mir ein bisschen das Herz wehtut, diese Rezension zu schreiben, weil ich bei diesem Buch davon ausgegangen bin, dass es mir gefallen wird. Ich bin - wie so oft - durch den Hype darauf aufmerksam geworden und die durchweg positiven Bewertungen verknüpft mit der Inhaltsangabe, die eine sehr berührende Geschichte versprechen, haben hohe Erwartungen bei mir ausgelöst, die letztendlich leider nicht erfüllt werden konnten.

Die Inhaltsangabe klingt eigentlich bereits wie ein Erfolgsrezept, denn ich bin nicht nur ein grosser Fan von Büchern mit ernsten und emotionalen Themen, die einem nahe gehen, sondern liebe auch ungewöhnliche Freundschaften, wie sie hier versprochen wird.

Bedauerlicherweise muss ich an dieser Stelle aber sagen, dass die Umsetzung dieser eigentlich fantastischen Inhaltsangabe nicht ganz gelungen ist. Und das betrifft mehrere Punkte:

Zum einen treffen die 83-jährige Margot und die 17-jährige Lenni relativ rasch im Krankenhaus in einem Malkurs aufeinander und sind ganz plötzlich befreundet. Was bei New Adult Instaliebe ist, war hier demnach Instafreundschaft. Und das fand ich sehr enttäuschend. Ich hätte erwartet, dass die Autorin den beiden Hauptcharakteren mehr Zeit gibt, eine zwar zeitlich begrenzte, dafür aber tiefgehende und unvergessliche Freundschaft zu etablieren.
Doch das ist leider nicht der Fall, denn wie sich relativ rasch herausstellt, stellt diese neu gewonnene (und vor allem titelgebende!) Freundschaft gar nicht den Fokus der Geschichte dar. Stattdessen laufen die Handlungsstränge von Margot und Lenni eher getrennt ab, wobei in den meisten Kapiteln Margots Vergangenheit in aller Ausführlichkeit beleuchtet wird. Es ist also eher eine Reise in die Vergangenheit, anstatt eine Erzählung aus der Gegenwart, die ich eigentlich erwartet hätte.
Bedauerlicherweise hat mir Margots Vergangenheit zu viel Raum eingenommen und ich hätte stattdessen gern mehr von Lenni erfahren, die für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen ist. Bei Lennis Kapitel entwickelt sich dann mit der Zeit tatsächlich eine interessante Freundschaft, jedoch nicht zu Margot, sondern zu Father Arthur, der zu einer wichtigen Bezugsperson in Lennis letzter Lebensstation im Krankenhaus wird.
Insgesamt sind mir die beiden Hauptcharaktere aber zu blass geblieben und ich konnte gerade zu Margot überhaupt keinen Zugang finden. Obwohl sie einige schwere Schicksalsschläge hinter sich hatte, hat ihre Vergangenheit bei mir keinerlei Emotionen ausgelöst. Und ich weiss nicht genau, ob daran auch der Schreibstil der Autorin Schuld ist, den ich als sehr distanziert und holprig erlebt habe.

Dies alles hat dazu geführt, dass ich relativ rasch mein Interesse an der Handlung verloren hatte. Zum einen hatte ich eine ganz andere Geschichte erwartet, zum anderen konnte mich die Autorin - trotz der Thematik - emotional nicht abholen, was mich leider enttäuscht zurückgelassen hat.

Fazit:

"Die hundert Jahre von Lenni und Margot" ist ein Buch, dass eine berührende Geschichte zum Thema terminale Erkrankungen und unerwartete Freundschaften verspricht, aber meine Erwartungen dazu letztendlich nicht halten konnte. Der Fokus des Buches lag mir zu sehr auf Margots Vergangenheit und der Schreibstil war mir insgesamt zu distanziert, sodass bei mir bedauerlicherweise keinerlei Emotionen ausgelöst werden konnte - und das trotz dieser ernsten Thematik. Für mich leider eine Enttäuschung, wobei ich in diesem Fall anmerken muss, dass das Buch nicht schlecht ist, aber einfach nicht meinen persönlichen Lesegeschmack getroffen hat.

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8 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    deine Enttäuschung kann ich sehr gut nachvollziehen. Gerade bei diesem Klappentext erwartet man doch starke Emotionen und, da bin ich auch ganz bei dir, eine schöne Geschichte über eine besondere Freundschaft.
    Bei solch einer Art von Geschichte ist es für den Leser umso wichtiger, dass er einen Bezug zu den Figuren aufbaut.Sehr schade, dass dieser Punkt schon nicht funktioniert hat. Und dann fehlten eben auch die Emotionen und gerade die hätte ich mir hier auch erhofft.
    Ich danke dir für diese ehrliche Rezension, die mir geholfen hat, das Buch für mich einzuordnen.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ja, bei solchen Themen erwarte ich eigentlich, dass mir das Buch nahe geht, deshalb war ich ziemlich überrascht, dass das diesmal nicht geklappt hat. :/

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  2. Das Buch sagt mir gar nichts, und ich lese auch nicht gern solche Krankheits-Bücher, weil ich einfach selbst zu viel Angst davor habe, mal eine schlimme Krankheit zu haben. Von daher werde ich da meine Finger von lassen, vor allem wenn es dich nicht überzeugen konnte. Immerhin die Idee, dass es mal keine Jugendliebe, sondern eine Generationenfreundschaft ist, ist ja irgendwie nett...

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    1. Ja, die Idee mit der Freundschaft fand ich auch toll. Deshalb war ich umso enttäuschter, dass diese Freundschaft letztendlich gar keine so grosse Rolle gespielt hat und eher die Vergangenheit der einen Protagonistin beleuchtet wurde.

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  3. Hi Mel,
    oh, nein! Das ist immer ärgerlich, wenn man sich auf ein Buch freut und dann feststellen muss, dass es anders ist, als erwartet. Ich stelle es mir auch echt schwer vor, das Setting lebendig umzusetzen, ohne, dass es seitenlange Dialoge gibt und sich die beiden "nur" aus ihrem Leben erzählen.
    viele Grüße
    Emma

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    1. Ja, das war wirklich enttäuschend. Bislang habe ich bereits einige Krankenhaus-Bücher und/oder Bücher mit Protagonist:innen mit terminalen Erkrankungen gelesen, die mich emotional viel mehr abholen konnten, als es hier der Fall gewesen ist. Schade.

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  4. Hey liebe Mel

    Ich war komplett begeistert vom Buch, aber ich habe auch den Klappentext nicht gelesen und deshalb hatte ich überhaupt keine Erwartungen. Dass man so viel über die Vergangenheit der Figuren erfährt (und dabei vor allem Margots Geschichte näher kennenlernt) hat mir sehr gut gefallen und da mich der Aufbau so gar nicht gestört hat - und da ich es auch nicht komisch finde, sich, wenn man fast keine Zeit mehr hat, schnell mit jemandem anzufreunden - konnte ich mich emotional mitnehmen lassen und habe am Ende wirklich viele Tränen vergossen.

    Meine Rezension liest sich deshalb ganz anders als deine und es würde mich freuen, wenn du mal vorbeischauen könntest: https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2022/06/rezension-die-hundert-jahre-von-lenni.html

    Alles Liebe an dich
    Livia

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    1. Liebe Livia

      Vielen Dank für deinen Besuch, es freut mich, dass dich das Buch mehr begeistern konnte als mich. Den Rest kommentiere ich gleich direkt unter deine Rezension!
      LG

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