[Rezension] Die versteckte Apotheke

by - Dezember 18, 2022

(© HarperCollins)

Die versteckte Apotheke*
von Sarah Penner

Bewertung: ★★★★☆

Historical Fiction, 384 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. Juli 2022
Verlag: HarperCollins


*Digitales Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den Verlag.

Inhaltsangabe:
Im London des 18. Jahrhunderts raunen sich Frauen hinter vorgehaltener Hand zu, dass es einen Ausweg aus besonders gewalttätigen Ehen gebe: Eine junge Apothekerin rettet sie mit tödlichen Arzneien aus der Not, eine versteckt übermittelte Nachricht genügt. Doch was, wenn aus der Retterin die Gejagte wird? 

Knapp 200 Jahre später stößt die Historikerin Caroline Parcewell auf die außergewöhnliche Geschichte der giftmischenden Apothekerin und setzt damit unerwartete Ereignisse in Gang – nicht nur ihr eigenes Leben wird nicht mehr dasselbe sein …

Meine Meinung:

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Auf der einen Seite lernen wir die Apothekerin Nella kennen, die am Ende des 18. Jahrhunderts einer geheimnisvollen Nebentätigkeit als Giftmischerin nachgeht. Sie ist jedoch keine skrupellose Mörderin, sondern erfüllt lediglich Aufträge von Frauen, die in den meisten Fällen ihre untreuen Männer loswerden wollen. Warum das so ist, wird im Buch nach und nach aufgedeckt.
Auf der anderen Seite lernen wir in der Gegenwart mit Caroline eine weitere Protagonistin kennen, die aufgrund eines Ehekonflikts nach London geflohen ist und dort durch Zufall auf die Spuren der inzwischen längst verstorbenen Nella gerät. Durch intensive Recherche deckt Caroline schrittweise auf, welche Tragödie sich vor knapp 200 Jahren ereignet hat, nachdem einer von Nellas Aufträgen nicht so verläuft, wie geplant – und dabei stellt Caroline überraschenderweise einige Parallelen zu ihrem eigenen Eheleben fest...

Ich habe mich relativ unvoreingenommen auf die Geschichte eingelassen und wurde überraschend schnell in ihren Bann gezogen. Besonders die Perspektive rund um Nella hat mich neugierig gemacht, denn nachdem sie Freundschaft mit der 12-jährigen Eliza schliesst, wird ihre geheime Tätigkeit durch eine Unachtsamkeit des jungen Mädchens ungewollt aufgedeckt. Das führt dazu, dass sich während des Lesens stetig eine Spannung aufbaut, die mich hat mitfiebern lassen, ob Nella wohl wieder heil aus dem ganzen Schlamassel rauskommen wird.

Der Schreibstil selbst ist dabei eher unaufgeregt und ruhig, und punktet vor allem durch emotionale Themen, und weniger durch spannungsgeladenen Szenen, wie man sie durch den Mysteryanteil vielleicht erwarten würde. Obwohl ich eigentlich selbst einen temporeichen Erzählstil bevorzuge, hat mich in diesem Fall das eher langsame Erzähltempo erstaunlicherweise gar nicht gestört, da so viel zwischen den Zeilen erzählt wurde, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt habe. Mit jedem weiteren Kapitel hat man etwas mehr zu Nellas Persönlichkeit und ihrer Geschichte erfahren, was sie nicht nur zu einer vielschichtigen Protagonistin gemacht hat, sondern auch die Gründe für ihren Entscheid als Giftmischerin tätig zu sein, nachvollziehbar gemacht haben. (Ob man das jetzt gut oder schlecht findet, lasse ich jetzt mal aussen vor.)
Der Handlungsstrang in der Gegenwart hat zwar für Abwechslung gesorgt, ich muss jedoch zugeben, dass mich Carolines Eheprobleme mit ihrem untreuen Ehemann nur mässig interessiert haben. Vieles davon hat sich wie eine klischeehafte Chick-Lit gelesen. Es gab dabei jedoch einige Parallelen zu Nellas Erzählung, dass ich nachvollziehen konnte, weshalb sich die Autorin entschieden hatte, diese Zeitebene ebenfalls einzuführen – auch wenn sie nicht meinen Lesegeschmack getroffen hat.

Die Autorin baut während ihrer Erzählung immer mehr Spannung auf, dass ich irgendwann sehr hohe Erwartungen an das Ende hatte, die jedoch nur zum Teil erfüllt werden konnten. Die Geschichte findet zwar einen runden Abschluss, aber mir waren einige Ereignisse dann doch zu abrupt und auch teilweise absurd und an den Haaren herbeigezogen, sodass das Ende zwar okay, aber nicht vollumfänglich zufriedenstellend war.

Fazit:

Bei diesem Buch handelte es sich um eine feministische Erzählung zweier Frauen, deren Erlebnisse zwar im Abstand von 200 Jahren geschehen, aber dennoch überraschend viele Parallelen aufweisen. Obwohl der Erzählstil eher langsam und aufgeregt ist, gelingt es der Autorin genügend Spannung um das geheimnisvolle Leben einer giftmischenden Apothekerin aus dem 18. Jahrhundert aufzubauen, die mich gut unterhalten konnte. Einzig das Ende weist einige Schwächen auf, ansonsten kann ich das Buch definitiv weiterempfehlen.

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4 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    das ist natürlich die Gefahr an Geschichten, die auf zwei Zeitebenen mit verschiedenen Figuren präsentiert werden: Dass dem Leser einer der Erzählstränge besser gefällt und er sich während des Lesens des anderen Partes wünscht, dass dieser möglichst schnell voranschreitet, damit man wieder zu seinem Lieblingscharakter/zum spannenderen Part überwechseln kann. Aus genau diesem Grunde stehe ich dieser Art von Buch auch immer etwas skeptisch gegenüber.

    Ich freue mich sehr, dass dir die Geschichte - trotz dieses kleinen Hindernisses - sehr gut gefallen hat.

    Ich lese auch häufig sehr gerne Bücher, bei denen die Handlung zügig und dynamisch ausgerichtet ist. Umso mehr freut es mich, dass trotz nicht so extremer Spannung, die Geschichte dennoch sehr gut funktioniert hat. Das spricht für das schriftstellerische Talent der Autorin und eine gut durchdachte Handlung.

    Eine sehr interessante Buchvorstellung mit einem spannenden Thema, die ich mir gerne auf die Merkliste setzen werde.

    Ich wünsche dir eine schöne Woche und ein ganz wundervolles Weihnachtsfest.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ja, da hast du recht. Normalerweise habe ich mit unterschiedlichen Handlungsebenen nicht so ein Problem, aber hier war mir die Erzählung aus der Gegenwart tatsächlich etwas zu seicht. :D

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  2. Hallo Mel,
    danke für deine Eindrücke zum Buch :)
    Es ist interessant, dass dich der historische Strang mehr mitnehmen konnte und die Gegenwart dir dagegen nicht soo zugesagt hat, wie das andere, obwohl es ja, wie du sagst, einige Parallelen gibt. Ich bin eigentlich nicht so gern im historischen Kontext unterwegs bzw. einfach nicht so oft, weil es nicht mein bevorzugtes Genre ist. ab und an aber schon und das kann durchaus auch interessant sein. Was die Geschichte hier anbelangt, könnte ich mir sogar vorstellen, dass ich die Vergangenheit auch interessanter finden könnte, als "modernes" Ehedrama ;) Schade, dass auch so hier und da einige Dinge nicht so komplett passten bzw. überzeugen konnten.
    Ich glaube, lesen werde ich das Buch nicht, aber vielleicht wäre es eine Option, wenn ich es mal als Hörbuch in die Finger bekomme.
    Liebe Grüße,
    Dana

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    1. Ich kann dich total verstehen. Bei historischen Romanen kommt es bei mir immer darauf an, in welchem Zeitrahmen sie spielen und um was es in der Story geht. So dicke Schinken mit Rittern und Schlössern aus dem Mittelalter könnte ich zum Beispiel auch gar nicht lesen. Bücher aus den letzten beiden Jahrhunderten gehen da schon viel eher. :)
      Aber ja, ich denke jetzt auch nicht das dieses Buch ein "must read" ist, aber als Hörbuch (falls es denn eines davon gibt) kann man es sich mal anhören. :) Mir hat besonders der feministische Anteil gefallen.

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