[Rezension] Firekeeper's Daughter

by - Februar 12, 2023

(© cbj)

Firekeeper's Daughter*
von Angeline Boulley

Bewertung: ★★☆☆☆

YA Mystery, 560 Seiten
Erscheinungsdatum: 21. März 2022
Verlag: cbj


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den cbj Verlag.

Inhaltsangabe:
Die 18-jährige Daunis Fontaine hat nie wirklich dazugehört, weder in ihrer Heimatstadt noch in der nahe gelegenen Ojibwe-Reservation. Denn sie ist halb weiß, halb Native American. Daunis träumt von einem Neustart am College, wo sie Medizin studieren möchte. Doch als sie sich plötzlich um ihre Mutter kümmern muss, beschließt Daunis, die eigenen Pläne vorerst auf Eis zu legen. Der einzige Lichtblick ist Jamie, der neue und sehr charmante Spieler im Eishockeyteam von Daunis‘ Bruder Levi. Daunis genießt seine Aufmerksamkeit und hat sich gerade in ihrem Leben eingerichtet, als sie Zeugin eines schrecklichen Mordes wird. Damit nicht genug, wird sie vom FBI rekrutiert, um undercover zu ermitteln. Widerstrebend willigt Daunis ein und erfährt so Dinge, die ihre Welt vollkommen auseinanderreißen …

Meine Meinung:

Auf dieses Buch bin ich bereits im vergangenen Jahr aufgrund seines Hypes in der englischsprachigen Lesecommunity aufmerksam geworden. Ich habe mich damals gar nicht so sehr mit dem Inhalt beschäftigt und es allein aufgrund der vielen begeisterten Stimmen auf meine Leseliste gesetzt. Etwas, das sich rückblickend als ein Fehler herausgestellt hat.
Ich weiss nicht genau warum, aber aufgrund des Covers bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass es sich um ein Fantasy Jugendbuch handelt. Ich war dann ganz überrascht, als ich relativ rasch gemerkt habe, dass dem nicht so ist und eine Gegenwartsgeschichte mit Mysteryelementen erzählt wird.

Im Buch geht es um die 18-jährige Daunis, die von amerikanischen Ureinwohnern abstammt und eigentlich ein typisches Leben einer angehenden jungen Erwachsenen führt, bis sie eines Tages Zeugin eines Mordes wird und dadurch ungewollt in die Ermittlungen eines Falls hineingezogen wird, bei dem es um Drogengeschäfte geht. Und ausgerechnet sie soll nun mithelfen, die Täter zu finden...

Zunächst möchte ich mit den positiven Aspekten anfangen: Ich finde es fantastisch, dass sich das Buch mit der Geschichte und der Kultur der amerikanischen Ureinwohner befasst und sowohl die Protagonistin, als auch die Autorin selbst von amerikanischen Ureinwohnern abstammt. Dadurch verschafft sie nicht nur einer Minderheit Gehör, die so viel Leid erfahren hat, die Geschichte wird durch die eigenen Wurzeln der Autorin authentisch.
Ausserdem finde ich es toll, dass man das wunderschöne Original-Cover auch in der deutschen Übersetzung beibehalten hat, denn es fängt nicht nur das Thema des Buches sehr gut ein, sondern ist auch ein Blickfang, der mich damals auf das Buch aufmerksam gemacht hat.

Leider konnte die Geschichte bei mir dann letztendlich aber dann nicht so punkten, wie ich erhofft hatte, was gleich mehrere Gründe hatte: Zum einen ist das Erzähltempo im Buch sehr träge, was das Lesen bei einem 560 Seiten dicken Buch sehr anstrengend und langwierig gemacht hat. Die Handlung kommt gerade zu Beginn nicht richtig in die Gänge, weil die Autorin zu viel Infodumping mit Erklärungen zu Ritualen der Native Americans reingepackt hat, das nicht nur den Handlungsfluss ständig unterbricht, sondern auch von der Art und Weise sehr künstlich wirkt.  Da das Buch aus der Ich-Perspektive von Daunis erzählt wird, hat es für mich absolut keinen Sinn ergeben, warum sie sich selbst in Gedanken jegliche Rituale ihrer Verwandten erklärt, mit denen sie aufgewachsen sind und für sie selbstverständlich sind. Es war stellenweise so, als würde sie sich selbst Vorträge halten, was einfach unnatürlich gewirkt hat, weil wir Menschen nicht so denken und funktionieren. Wir erklären uns nicht in Gedanken Vorgänge aus dem Alltag, die für uns selbstverständlich sind.
Ausserdem wäre weniger in diesem Fall mehr gewesen, denn die vielen Erklärungen waren für mich in der Masse und in ihrer Ausführlichkeit einfach zu ermüdend und es hat sich stellenweise angefühlt, als würde ich ein Lehrbuch über die amerikanischen Ureinwohner lesen, statt eines Mystery Thrillers.

Nach dem ersten Viertel des Buches, nimmt die Handlung dann endlich Fahrt auf, als der erste Mord vor Daunis Augen geschieht und sie dadurch als zivile Undercover-Agentin vom FBI engagiert wird. Obwohl ich dankbar war, dass endlich mal etwas passiert war, war dieser "Plot Twist" absolut enttäuschend für mich, denn die Idee war einfach eine 1:1 Kopie von 21 Jump Street (den Filmen aus den 2010er Jahren zumindest - die Serie aus den 80ern habe ich nicht gesehen). Bei einem so gehypten Buch, das so viele positive Rezensionen erhält, hätte ich erwartet, dass der Plot innovativer ist, als eine bereits mehrfach erzählte und geklaute Story. Hinzu kommt, dass diese Undercover-Geschichte einfach absolut an den Haaren herbeigezogen ist (und das ist sie auch schon bei 21 Jump Street, aber da handelt es sich immerhin um eine Komödie, die sich selbst nicht ganz ernst nimmt). Hier im Buch soll es sich aber um eine ernstzunehmende Thriller-Story handeln, die ich aber einfach nicht mehr ernst nehmen konnte.

Ich habe dann trotzdem versucht dem Buch noch eine Chance zu geben und die nächsten paar hundert Seiten quer gelesen, aber leider war die Luft dann irgendwann ganz raus bei mir. Diese Ermittlung war einfach unglaubwürdig und es kam mir so vor, als würden viele Nebencharaktere wie die Fliegen sterben (und ermordet werden), was aber niemanden so richtig zu schockieren schien - abgesehen von mir? Ich fand es auch unglaubwürdig, dass ein 22-jähriger bereits ein FBI-Agent sein kann? Von dem total vorhersehbaren und konstruiert wirkenden Liebesplot will ich gar nicht erst anfangen.

Irgendwann war ich nur noch so genervt, dass ich mich nicht länger durch diesen Wälzer quälen wollte und habe das Buch schliesslich im letzten Drittel abgebrochen.

Fazit:

Obwohl das Buch einen so grossen Hype und viele begeisterte Stimmen erfahren hat, war ich über die geklaute 21-Jump-Street Idee so enttäuscht, dass ich mich nicht mehr auf die Handlung einlassen konnte. Ich finde es wichtig und gut, dass die Autorin, die selbst amerikanische Ureinwohnerin ist, dieser Kultur und Geschichte ein Gehör gibt. Aber nächstes Mal bitte mit einem selbst ausgedachten, innovativen Plot und einem weniger lehrbuchartigen Schreibstil, dann gebe ich ihr gern noch einmal eine Chance. Das hier war aber für mich persönlich leider kein Lesevergnügen.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    irgendwo habe ich dieses Cover auch schon mal gesehen. Allerdings sagte mir die Inhaltsangabe noch gar nichts. Ich kann gut verstehen, dass du aufgrund des Covers von einem Fantasy Jugendbuch ausgegangen bist. Das wäre mir vermutlich auch so ergangen :o)

    Thematisch klingt die Geschichte sehr spannend. Ich verstehe aber anhand deiner Kritikpunkte gut, dass du das Buch letztlich nur mit zwei Sternen bewerten konntest. Die langatmigen Passagen hätten mich mit Sicherheit auch gestört. Was mir vermutlich nicht aufgefallen wäre, wären die Parallelen zu 21 Jump Street gewesen, da ich die Serie bislang noch nicht angesehen habe.

    Schade, dass deine Erwartungen aufgrund der vielen positiven Bewertungen dann letztlich doch enttäuscht wurden.

    Ich drücke die Daumen, dass das nächste Buch wieder ein Volltreffer wird.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Ich habe die Original-Serie von 21-Jump-Street wie gesagt auch nicht gesehen, lediglich die Filme aus den 2010er Jahren mit Channing Tatum. ;)

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