[Rezension] Long Bright River
(© C.H.Beck) |
Long Bright River
von Liz Moore
Gelesen von Victoria Schätzle
Bewertung: ★★★★★
Spieldauer: 13 Stunden und 31 Minuten
Erscheinungsdatum: 27. Januar 2020
Erscheinungsdatum: 27. Januar 2020
Verlag: C.H.Beck
Inhaltsangabe:
Einst waren sie unzertrennlich, seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander, doch die eine wacht insgeheim über die andere. Jetzt aber ist die Lage bedrohlich geworden: Mickey, Streifenpolizistin in Philadelphia, findet ihre drogenabhängige Schwester Kacey nicht mehr auf den Strassen der Blocks, die sie kontrolliert und auf denen Kacey für ihren Konsum anschaffen geht. Gleichzeitig erschüttert eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten die von Perspektivlosigkeit und Drogenmissbrauch geplagte Stadt. In ihrem enorm spannenden Roman erzählt Liz Moore die Familiengeschichte von Mickey und Kacey und deren Entfremdung parallel zur Geschichte der Jagd nach einem Frauenmörder, die auch Mickey in grosse Gefahr bringt. Zugleich entwirft Liz Moore in diesem grossen Roman das umwerfend authentische Porträt einer Stadt und einer Gesellschaft in der Krise.
Meine Meinung:
Dieses Hörbuch hätte ich wohl niemals entdeckt oder gar angehört, wenn es mir nicht unter meiner meinen Goodreads Empfehlungen angezeigt worden wäre. Ich habe mich vorgängig wirklich absolut gar nicht mit dem Inhalt beschäftigt, sondern das Hörbuch ganz ohne Erwartungen begonnen und habe ganz überraschend mein erstes Jahreshighlight gefunden.Die Handlung lässt sich schwer in Worte fassen, weil mich nicht mal so sehr der Plot, sondern die Art und Weise eingenommen hat, wie die Geschichte erzählt wird. Als Rahmenhandlung dient ein Kriminalfall, bei dem die Protagonistin Mickey aufgrund ihrer Arbeit als Polizistin involviert wird, nachdem eine tote Prostituierte aufgefunden wird. Wie sich kurze Zeit später herausstellt, handelt es sich um keinen Einzelfall, sondern eine Mordserie, bei dem es herauszufinden gilt, welcher Täter hinter all dem steckt.
Neben dieser Ermittlungsarbeit steht aber eigentlich vielmehr Mickey Vergangenheit im Vordergrund, über die man nur häppchenweise im Laufe der Geschichte mehr erfährt - was unter anderem durch Berührungspunkte mit dem Mordfall ausgelöst wird, die Mickey an ihre eigenen Lebenserfahrungen erinnern. Mickey und ihre Schwester stammen nämlich selbst von drogenabhängigen Eltern ab, die ihre Mutter früh verloren und unter sehr schwierigen Bedingungen aufgewachsen sind.
Während Mickey es mehr oder weniger geschafft hat, etwas aus ihrem Leben zu machen, ist ihre Schwester Kacey den Spuren ihrer Eltern gefolgt und selbst den Drogen und auch der Prostitution verfallen - und damit gibt es einige Parallelen zu den Opfern der Mordserie, die Mickey in Erinnerungen schwelgen lassen.
Was mir am besten gefallen hat, war der unglaublich fesselnde und einnehmende Erzählstil der Autorin. Sie hat es geschafft, dass mich Mickey Geschichte unglaublich gepackt hat, indem sie uns immer wieder Puzzleteilchen aus ihrem Leben enthüllt, die nach und nach ein grosses Ganzes ergeben. Dabei sind viele der geschilderten Erlebnisse unglaublich bedrückend, aber auch berührend, sodass bei mir während des Zuhörens immer wieder eine Bandbreite an Gefühlen ausgelöst wurden, weil sich die Erzählung so lebensecht und real angefühlt hat. Moore greift in diesem Buch viele schwierige Themen auf, wie etwa die Herausforderungen eines Lebens in der Unterschicht, oder auch den Folgen von Drogenabhängigkeiten. Besonders bei letzterem ist es der Autorin ausserordentlich gut gelungen, das Thema authentisch und ungeschönt aufzuzeigen. Sie hat es zudem auch geschafft, unglaublich vielschichtige Charaktere zu kreieren, die mir im Laufe der Handlung immer mehr ans Herz gewachsen sind.
Im Laufe der Geschichte werden auch immer wieder Dinge enthüllt, die ich nicht habe kommen sehen und mir den Mund haben offen stehen lassen. Nach und nach spitzt sich die Handlung dann zu, bis es am Schluss zu einem Zusammentreffen von Kacey und Mickey kommt, das das Buch zu einem runden Abschluss führt. Daneben klärt sich natürlich auch der Mordfall auf, der immer wieder am Rande eine Rolle spielt.
Die Auflösung der Mordserien ergibt zwar Sinn, hat mich dann aber nicht so sehr vom Hocker gehauen, wie ich es mir erhofft hätte. Da fand ich zwei der anfänglichen Verdächtigen viel schockierender und passender, als der:die tatsächliche Täter:innen.
Auch das Ende zwischen Kacey und Mickey ging mir dann etwas zu schnell und hat sich für mich etwas konstruiert angefühlt, weil es nicht ganz zum vorherigen Erzähltempo gepasst hat.
Die Sprecherin hat mir bis auf einige Abstriche sehr gut gefallen und das Zuhören hat sehr viel Spass gemacht. Einzig ihre Interpretation von Kacey fand ich total unpassend, denn sie hat dabei ihre Stimme so verstellt, dass es geklungen hat, als wäre Kacey ein kleines Kind und/oder etwas dümmlich, sodass ich Mühe hatte, die Aussagen von Kacey ganz ernst zu nehmen. Und ich denke, das war nicht von der Autorin vorgesehen. Aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau.
2 Kommentare
Hallo liebe Mel,
AntwortenLöschenalso du hattest mich ja schon mit dem Klappentext. Schwierige Themen lese ich in Büchern ja sehr gerne. Aber auch das, was du über den fesselnden Schreibstil und die überraschenden Wendungen berichtest, klingt richtig gut. Ich finde, man merkt deiner Rezension in jeder Zeile deine Begeisterung an und die ist absolut anstreckend. Zwar ist dieses Buch eigentlich vom Genre her nicht mein Beuteschema, aber ich glaube, ich setze es mir jetzt doch mal auf die Wunschliste.
Ich danke dir für diese interessante Buchempfehlung!
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Schön, dass meine Rezension bei dir auf Interesse für das Buch gestossen ist. Dann bin ich ja sehr gespannt, ob es dir auch so gut gefallen wird, falls es irgendwann definitiv auf deiner Leseliste landen wird. :)
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