[Rezension] Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge

by - März 25, 2023

(© cbt)

Wie zwei Schneiden einer Klinge* (Sisters of the Sword #1)
von Tricia Levenseller

Bewertung: ★★★★☆

YA Fantasy, 416 Seiten
Erscheinungsdatum: 26. April 2022
Verlag: cbt


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den cbt Verlag.

Inhaltsangabe:
Die 18-jährige Ziva ist berühmt für ihre Kunst, Klingen und Waffen zu schmieden, denen eine ungeheure Magie innewohnt. Doch Ziva leidet unter Panikattacken, sodass sie den Verkauf ihrer 16-jährigen Schwester Temra überlässt. Als sie von einer Kriegsherrin den Auftrag erhalten, ihr das mächtigste Schwert von allen zu schmieden, gibt Ziva alles. Das Schwert ist ihr Meisterwerk. Als die Auftraggeberin es jedoch abholen will, erfährt die junge Schmiedin von dessen eigentlicher Macht: Es enthüllt ihr die tiefsten Geheimnisse des Gegenübers. Und Ziva erkennt, dass dieses magische Schwert dieser Machtbessenen nie in die Hände fallen darf. Bei Nacht und Nebel fliehen die beiden Schwestern mit der Waffe im Gepäck, begleitet von einem draufgängerischen Söldner und einem jungen Studenten der Magie. Auf dieser wilden Flucht fliegen alsbald die Funken zwischen den ungleichen Schicksalsgefährten.

Meine Meinung:

Dieses Buch lag aufgrund einer mehrmonatigen Leseflaute sehr lange ungelesen in meiner Nachttischschublade, bis ich es vor kurzem im Zuge eines Lesemarathons wiederentdeckt habe. Ich hatte mich damals spontan für ein Leseexemplar beworben, weil mich nicht nur das Genre, sondern das wunderschöne deutsche Cover angesprochen hat. (Dagegen sieht das englische Original absolut amateurhaft aus und es wäre wohl nie in meinem Bücherregal gelandet. :D)

Im Buch wird die Geschichte zweier Schwestern erzählt, die sich ein Business mit dem Schmieden von Schwertwaffen aufgebaut haben. Während Ziva über magische Fähigkeiten verfügt und sich um das Handwerk kümmert, übernimmt ihre jüngere Schwester Temra hauptsächlich die Verhandlungen mit den Kund:innen, sodass sich die beiden wunderbar ergänzen.
Eines Tages erhält Ziva einen besonderen Auftrag für eine mächtige Schwertkämpferin. Nichtsahnend nimmt sie ihn an, doch kurz bevor es zur Übergabe kommt, stellt Ziva fest, dass die Magie ihres neusten Schwertes darin liegt, Geheimnisse über diejenigen zu verraten, mit deren Blut es in Kontakt kommt. Und so erfährt Ziva, dass die Schwertkämpferin in Wahrheit das pure Böse ist und die mächtige Waffe dazu missbrauchen will, die Macht an sich zu reissen. Grund genug für Ziva in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gemeinsam mit ihrer Schwester und dem mächtigen Schwert zu verschwinden. Doch beide sind ziemlich wehrlos, wenn es hart auf hart kommt, sodass sie wohl oder übel den arroganten Söldner Kellyn aufgrund seiner kämpferischen Fähigkeiten und den belesenen Petrik aufgrund seines Wissens anheuern müssen, damit ihnen die Flucht gelingt.
Zu viert erleben sie auf ihrer Flucht allerhand brenzliger Situationen, bei denen vor allem Ziva ganz neue Seiten an Kellyn kennenlernt, die eine Menge Gefühle bei ihr auslösen...

Zugegeben, mit diesem Plot hat die Autorin das Rad im YA Fantasy Genre keineswegs neu erfunden, aber Levenseller legt einen so flüssigen, angenehmen und vor allem temporeichen Erzählstil an den Tag, dass ich beim Lesen regelrecht durch die Seiten geflogen bin. Sie verschwendet keine Zeit zur Erläuterung des Worldbuildings oder sonstigen ausführlichen Beschreibungen, sondern schildert eine actionreiche Szene nach der anderen. Das bedeutet zum einen zwar, dass die Story nicht wirklich eine Tiefe erhält, aber genau das war auf der anderen Seite mal herrlich erfrischend, weil ich meinen Kopf beim Lesen ausschalten konnte und mich einfach von den einzelnen Erlebnissen berieseln lassen konnte, ohne dass es meine volle Konzentrationsfähigkeit abverlangt.

Ziva war mir als Protagonistin sympathisch, denn sie hat jede Menge Ecken und Kanten und hat besonders mit sozialen Ängsten zu kämpfen, die dazu führen, dass sie gegenüber Fremden kaum ein Wort herausbringt. Ihre Schwester Temra ist das pure Gegenteil: Selbstbewusst, ein Männerfang und nicht auf den Mund gefallen.
Die beiden männlichen Hauptcharaktere bleiben daneben etwas blass. Während man von Kellyn zu Beginn aufgrund einer Vision von Ziva zumindest noch etwas zu seinem äusseren Erscheinungsbild erfährt, blieb Petrik bis zuletzt eher gesichtslos für mich.
Obwohl ich das rasche Erzähltempo mochte, fand ich es etwas schade, dass man so wenig über die einzelnen Charaktere erfährt und ich hätte mir wenigstens eine äusserliche Beschreibung gewünscht, damit ich mir die Vier etwas besser vor meinem geistigen Auge hätte vorstellen können. Aber bei einem Jugendbuch kann ich ausnahmsweise darüber hinwegsehen.
Die obligatorische Liebesgeschichte war natürlich - ganz genretypisch - vorhersehbar und auch etwas konstruiert, aber die Szenen zwischen den beiden waren dann stellenweise doch herzallerliebst.
Ich war jedoch erstaunt, jetzt im Nachhinein in der Inhaltsangabe zu lesen, dass Ziva bereits 18 Jahre alt sein soll, denn im Buch wird sie ziemlich kindlich beschrieben und ich hätte sie aufgrund ihrer Naivität und ihr Verhalten eher als 15 Jahre alt eingeschätzt. Aber das ist nur ein Detail im Rande.

Die Handlung in diesem ersten Band endet in einem spannenden Showdown, der dann doch noch einige Überraschungen bereithält, die ich so nicht habe kommen sehen. Am Ende gibt es einen kleinen Cliffhanger, der Lust auf den zweiten Band dieser Dilogie macht.

Fazit:

Der Reihenauftakt der Sister of the Sword Dilogie konnte mich aufgrund seines temporeichen Erzählstils und den actionreichen Szenen überzeugen, die mich beim Lesen nur so durch die Seiten haben fliegen lassen. Der rasante Schreibstil geht jedoch auf Kosten einer ausführlichen Charakterisierung der vier Protagonist:innen und des Worldbuildings - doch das konnte ich aufgrund des Genres verschmerzen. Wer eine kurzweilige, YA Fantasy-Dilogie sucht, die man kaum aus der Hand legen kann, weil sich die Ereignisse nur so überschlagen, ist hier definitiv richtig. Von mir gibt es 4 Sterne.

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4 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    mit dieser Buchvorstellung hast du ja genau meinen Lesegeschmack getroffen. Ich muss sagen, dass es hier gerade das Cover wäre, was mich eben nicht zu 100% angesprochen hätte.

    Bereits die kurze Beschreibung der beiden Teammitglieder, die zu den Schwestern dazustoßen, hat mich neugierig gemacht. Hier habe ich gleich eine Menge Potential für interessante Charakterentwicklung erkannt. Schade finde ich, dass gerade diese beiden Figuren dann hier eher blass dargestellt wurden.

    Aber es handelt sich hier ja auch um einen Reihenauftakt. Da ist dann ja noch Luft nach oben gegeben. Wirst du den Folgeband auch lesen?

    Ich danke dir für diese interessante Vorstellung einer Reihe, die ich bislang noch nicht im Blick hatte und die durchaus was für mich sein könnte.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hey :)

      Ja, ich habe den zweiten Band tatsächlich direkt danach begonnen (es ist mein Vorsatz Reihen direkt weiterzulesen, damit ich nicht mehr ständig so viele angefangene Reihen habe, bei denen ich nach Jahren eh nicht mehr weiss, was im Vorgänger passiert ist). Aber ich muss gestehen, dass im zweiten Band irgendwie die Luft raus ist. Es ist dann mehr desselben. Die Autorin hätte die Reihe aus meiner Sicht besser bei einem Einzelband belassen, was gut funktioniert hätte, wenn sie einfach den kleinen (unnötigen) Cliffhanger am Ende weggelassen hätte.

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    2. Ah, schade. Ich hatte es schon oft bei Trilogien, dass der zweite Band dann so seine Längen hatte. Mit Dilogien habe ich dahingegen oft bessere Erfahrungen gemacht. Gerade Fantasygeschichten brauchen ja oft etwas für den Aufbau der Welt, die Vorstellung der Figuren und der Geschichte, so dass es bei einem Einzelband zu einem sehr dicken Buch führen würde. In solchen Fällen freue ich mich, wenn die AutorInnen/Verlage sich dazu entschließen lieber mehrere Bände draus zu machen.Wenn ein Band aber für die Geschichte ausreicht, dann muss man das auch nicht künstlich ziehen, finde ich.

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    3. Ja, stimmt, bei Trilogien empfinde ich den Mittelteil auch oft als langatmig, weil er meistens nur auf das Grande Finale vorbereiten soll.
      Deine Schilderung zu Dilogien ergibt absolut Sinn, allerdings würde ich behaupten, dass es der Autorin nicht gelungen ist dieses Potenzial zu nutzen, denn sie geht weder auf die Geschichte, noch auf das Worldbuilding wirklich genauer ein.

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