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(© Unken) |
Nicht tot zu sein, ist noch kein Leben*
von Lou Bihl
Bewertung: ★★★☆☆
Fiction, 272 SeitenErscheinungsdatum: 30. Mai 2025
Verlag: Unken
*Digitales Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den Unken Verlag.
Inhaltsangabe:
Seit dem Studium sind sie das „doppelte Lenchen“ und beste Freundinnen:
Helena wird Ärztin und Palliativmedizinerin, Marlene
Wissenschaftsjournalistin. Nach einer gescheiterten Ehe verliebt sich
Marlene in den attraktiven Lektor Julian, dessen Charme auch Helena
beinahe erliegt. Für Helena werden selbstbestimmtes Sterben und
assistierter Suizid unverhofft zum persönlichen Thema, als Marlene auch
ihre Patientin wird. Sie leidet unter einer besonders bösartigen Form
von Brustkrebs, kurz nach der Erstbehandlung schwindet die Hoffnung auf
Heilung. Die lebenslustige Marlene ist entschlossen, ihr Dasein und die
Liebe bis zur Neige auszukosten. Doch sie bittet Helena, ihr als letzten
Freundschaftsdienst einen assistierten Suizid zu Hause zu ermöglichen,
falls der Krebs ihre Lebensqualität in unerträglichem Maße mindern
sollte. Sie hatte dies schmerzlich bei ihrer Zwillingsschwester erlebt,
die wegen einer unheilbaren Nervenerkrankung Sterbehilfe in der Schweiz
suchte, da eine Suizid-Assistenz in Deutschland nach § 217 StGB strafbar
ist. Diese Rechtslage stellt auch Helena vor ein Dilemma. Doch dann
setzt das Bundesverfassungsgericht den Paragrafen außer Kraft...
Meine Meinung:
Eigentlich frage ich fast keine Rezensionsexemplare mehr an, ausser es sind Hörbücher. Aber hier hat mich der Klappentext so neugierig gemacht, dass ich schwach geworden bin. Im Nachhinein war das wohl ein Fehler, denn die Inhaltsgabe hat Erwartungen bei mir geschürt, die das Buch letztendlich nicht erfüllen konnte.
Die Inhaltsgabe verspricht eigentlich eine Geschichte, bei der es um ein ethisches Dilemma gehen soll: Marlene wird an Krebs sterben und bittet ihre beste Freundin Helena, eine Ärztin, darum, ihr Sterbehilfe zu leisten. Etwas, das sie vor eine schwierige Entscheidung stellt, denn einerseits ist (oder war?) assistierte Sterbehilfe in Deutschland verboten und andererseits weiss sie nicht, ob sie in der Lage ist, das Leben ihrer besten Freundin zu beenden.
Nur leider dreht sich das Buch nicht wirklich um dieses Thema. Dreh- und Angelpunkt stellt vielmehr die Freundschaft der beiden "Lenchens" dar, die in aller Ausführlichkeit von ihrem Kennenlernen (in den 1980ern) bis ins Hier und Jetzt der 2020er-Jahre geschildert wird. Dabei trennen sich die Wege der Freundinnen nach ihrem Studium, da Marlene in die USA zieht und ihr Kontakt häufig schriftlich stattfindet. Das alles findet noch Jahre vor Marlenes Erkrankung statt und im Fokus der Briefwechsel stehen alltagsnahe Themen wie die Liebe, Trennungen oder Kinderkriegen.
Das Thema Sterbehilfe taucht erstmals nur am Rande auf, als Marlenes Zwillingsschwester an ALS erkrankt und später auch mit einer Sterbehilfeorganisation aus der Schweiz aus dem Leben tritt, als ihre Krankheit bereits weit fortgeschritten ist.
Marlene selbst erkrankt bereits früh an Krebs, aber erst viele Jahre später erleidet sie ein Rezidiv, das so schnell fortschreitet, dass ihr Krebs nicht mehr heilbar ist und das Thema Sterbehilfe noch einmal in den Vordergrund tritt. Aber nicht so, wie ich erwartet hätte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass hier der zentrale Konflikt entsteht. Stattdessen gibt es ein Abendessen, und danach scheint das Thema erledigt.
Das alles wäre nicht schlimm gewesen, wenn die Inhaltsangabe nicht eine völlig andere Geschichte versprochen hätte. Statt eines Romans, das sich vordergründig um das Thema Sterbehilfe dreht, geht es vielmehr um die Freundschaft zweier Frauen und wie sie ihr Leben leben. Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, warum dieses Buch so falsch vermarktet wurde. Dabei ist die eigentliche Geschichte nicht mal schlecht, aber einfach so ganz anders, als ich erwartet hatte, was dann zu einer grossen Enttäuschung bei mir geführt hat, die verhindert hätte werden können.
Zusätzlich konnte mich der Schreibstil leider auch nicht überzeugen. Die Sätze sind oft kurz und abgehackt, sodass kein richtiger Lesefluss entstanden ist. Es gibt sehr viel direkte Rede und detaillierte Beschreibungen von Nebensächlichkeiten (zum Beispiel, was es zu essen gibt), und mir haben bildhafte Passagen gefehlt. Ausserdem gab es auch zwischen den Kapiteln grosse Zeitsprünge, die mich immer wieder aus der Handlung gerissen haben.
Viele der Dialoge klangen zudem sehr konstruiert und nicht wie aus dem Leben gegriffen. Es wurden so häufig Fachbegriffe verwendet, dass Gespräche zwischen der Protagonistin, die Ärztin ist, oder ihrem Ehemann, der Psychiater ist, wirkten, als fänden sie auf einer Fachkonferenz statt, als zwischen Privatpersonen. Manchmal hatte ich eher das Gefühl, ich würde eine medizinische Krankenakte lesen, statt eines fiktionalen Romans.
Nur leider dreht sich das Buch nicht wirklich um dieses Thema. Dreh- und Angelpunkt stellt vielmehr die Freundschaft der beiden "Lenchens" dar, die in aller Ausführlichkeit von ihrem Kennenlernen (in den 1980ern) bis ins Hier und Jetzt der 2020er-Jahre geschildert wird. Dabei trennen sich die Wege der Freundinnen nach ihrem Studium, da Marlene in die USA zieht und ihr Kontakt häufig schriftlich stattfindet. Das alles findet noch Jahre vor Marlenes Erkrankung statt und im Fokus der Briefwechsel stehen alltagsnahe Themen wie die Liebe, Trennungen oder Kinderkriegen.
Das Thema Sterbehilfe taucht erstmals nur am Rande auf, als Marlenes Zwillingsschwester an ALS erkrankt und später auch mit einer Sterbehilfeorganisation aus der Schweiz aus dem Leben tritt, als ihre Krankheit bereits weit fortgeschritten ist.
Marlene selbst erkrankt bereits früh an Krebs, aber erst viele Jahre später erleidet sie ein Rezidiv, das so schnell fortschreitet, dass ihr Krebs nicht mehr heilbar ist und das Thema Sterbehilfe noch einmal in den Vordergrund tritt. Aber nicht so, wie ich erwartet hätte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass hier der zentrale Konflikt entsteht. Stattdessen gibt es ein Abendessen, und danach scheint das Thema erledigt.
Das alles wäre nicht schlimm gewesen, wenn die Inhaltsangabe nicht eine völlig andere Geschichte versprochen hätte. Statt eines Romans, das sich vordergründig um das Thema Sterbehilfe dreht, geht es vielmehr um die Freundschaft zweier Frauen und wie sie ihr Leben leben. Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, warum dieses Buch so falsch vermarktet wurde. Dabei ist die eigentliche Geschichte nicht mal schlecht, aber einfach so ganz anders, als ich erwartet hatte, was dann zu einer grossen Enttäuschung bei mir geführt hat, die verhindert hätte werden können.
Zusätzlich konnte mich der Schreibstil leider auch nicht überzeugen. Die Sätze sind oft kurz und abgehackt, sodass kein richtiger Lesefluss entstanden ist. Es gibt sehr viel direkte Rede und detaillierte Beschreibungen von Nebensächlichkeiten (zum Beispiel, was es zu essen gibt), und mir haben bildhafte Passagen gefehlt. Ausserdem gab es auch zwischen den Kapiteln grosse Zeitsprünge, die mich immer wieder aus der Handlung gerissen haben.
Viele der Dialoge klangen zudem sehr konstruiert und nicht wie aus dem Leben gegriffen. Es wurden so häufig Fachbegriffe verwendet, dass Gespräche zwischen der Protagonistin, die Ärztin ist, oder ihrem Ehemann, der Psychiater ist, wirkten, als fänden sie auf einer Fachkonferenz statt, als zwischen Privatpersonen. Manchmal hatte ich eher das Gefühl, ich würde eine medizinische Krankenakte lesen, statt eines fiktionalen Romans.
Fazit:
Eine Freundschaftsgeschichte mit Potenzial, die aber anders erzählt wird, als der Klappentext verspricht. Wer das Buch wegen des Themas Sterbehilfe liest, könnte enttäuscht werden. Mich haben vor allem die falsche Erwartungshaltung und der sperrige Stil gestört. Von mir gibt’s dafür nur 2.5 Sterne.
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