Stell dir vor, dass ich dich liebe

by - Juli 04, 2017


(© Amazon / Fischer Sauerländer)

Stell dir vor, dass ich dich liebe
von Jennifer Niven

Bewertung: ★★★☆☆

YA Contemporary, 464 Seiten
Erscheinungsdatum: 22. Juni 2017
Verlag: Fischer Sauerländer


Inhalt:
Libby und Jack sind zwei Protagonisten, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Libby - ehemals bekannt als "der fetteste Teenager der USA" - ist neu an der Schule und muss aufgrund ihrer Vergangenheit viel Häme und Spott über sich ergehen lassen. Jack dagegen gehört zu den beliebtsten und coolsten Jungs der Schule, aber vermutlich auch nur, weil keiner sein Geheimnis kennt: Er leidet unter Prosopagnosie - also unter Gesichtsblindheit. Das bedeutet, dass er Menschen keine Gesichter zuordnen kann und selbst seine eigene Familie nicht von fremden Menschen unterscheiden kann. Jack leidet schon seit er sich erinnern kann an dieser Gesichtsblindheit, doch ausgerechnet Libby ist die erste, der er sein Geheimnis anvertraut. Und vermutlich hätte Jack nie gedacht, dass aus einem eher ungünstigen Kennenlernen, Gefühle entstehen können.

Meine Meinung:
Mit Fettleibigkeit, Mobbing und Gesichtsblindheit widmet sich die Autorin drei ernsten Themen, die ich so in dieser Art noch in kaum einem Buch gelesen hatte. Sie geht schonungslos ehrlich mit den Themen um und widerspiegelt sehr realitätsnah, wie sich Mobbing aus der Sicht eines Mobbingopfers anfühlen muss. Es hat mich sehr mitgenommen, welche grausamen Taten Libby von ihren Mitschülern über sich ergehen lassen musste. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, zeigt sie Stärke und geht bewunderswert mutig mit den Schikanen um. Und das ist einer der grossen Pluspunkte, die ich dem Buch zugute halten möchte.
Auf der anderen Seite haben wir Jack, der zum grossen Teil selbst Schuld am Ausmass seines Problems hat, denn statt endlich seine Familie und Freunde über seine Gesichtsblindheit aufzuklären, legt er alles daran, das Geheimnis für sich zu behalten und manövriert sich damit immer wieder in eher ungünstige Situationen. Am liebsten hätte ich ihn mal gepackt und ihm an den Kopf geworfen, dass er doch endlich die Wahrheit sagen soll.

Diese beiden unterschiedlichen Charaktere mit ihren jeweiligen Hintergrundgeschichten aufeinander treffen zu lassen, fand ich eine sehr spannende Idee. Leider blieb es letztendlich bei dieser Idee, denn die Umsetzung hatte etwas wenig Fleisch am Knochen.
Die Autorin klärt den Leser zwar darüber auf, was Prosopagnosie ist und welche Heilungschancen man zu erwarten hat, aber ansonsten bleibt die Geschichte sehr oberflächlich. Das liegt zum einen vermutlich daran, dass sich die Story vor allem auf die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Jack und Libby fokussiert, auf der anderen Seite aber auch an der Erzählweise, die gewählt wurde. Die Kapitel sind allesamt sehr kurz und knapp und wechseln sich ständig zwischen den beiden Hauptcharakteren ab, so dass es schwer ist, eine gewisse Tiefe zu erreichen.

Zuletzt muss ich auch zugeben, dass ich Nivens vorheriges Werk kenne und geliebt hatte, weshalb ich sehr hohe Erwartungen an dieses Buch hatte, die letztendlich leider nicht erfüllt werden konnten. Das Buch hat mich vor allem gegen Ende hin, emotional nicht mehr wirklich mitgenommen und der Schluss war in meinen Augen sehr klischeehaft und fast schon ein wenig kitschig gewählt.

Alles in allem wurde ich aber gut unterhalten und kann das Buch als leichte Lektüre weiterempfehlen. Ich bin aber der Meinung, dass man gerade mit den anfänglich erwähnten Themen viel mehr hätte machen können, als eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen.

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