(© Netgalley / Bastei Lübbe) |
Quicksand: Im Traum kannst du nicht lügen*
von Malin Persson Giolito
Bewertung: ★★★☆☆
Fiction, 465 SeitenErscheinungsdatum: 26. Oktober 2017
Verlag: Bastei Lübbe
*Rezensionsexemplar von Netgalley.
Inhaltsangabe:
Stockholm: Nach einem Blutbad an einem Gymnasium steht die achtzehnjährige Maja vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und der Lehrer Christer. Wie konnte es dazu kommen, dass dieses einstmals so beliebte Mädchen zur meistgehassten Person Schwedens wurde? Und ist sie überhaupt eine Mörderin? (© Netgalley / Bastei Lübbe)
Meine Meinung:
Auf "Quicksand" bin ich nur aufmerksam geworden, weil ich mitbekommen hatte, dass aus dem Buch eine Netflix Serie gemacht wurde. Ich hatte mich vorgängig überhaupt nicht über den Inhalt des Buches informiert und mich völlig voreingenommen auf die Geschichte eingelassen. Und was soll ich sagen? Eine solche ernste Thematik hätte ich ehrlicherweise nicht erwartet und hat mich positiv überrascht. Erst vor kurzem habe ich die Verfilmung von "We need to talk about Kevin" gesehen, die sich ebenfalls mit dem Thema Amoklauf beschäftigt und vor allem die Folgen für die Angehörige(n) hervorhebt. Quicksand versucht einen ähnlichen Zugang und schildert die Gerichtsverhandlung der 18-jährigen Maja Norberg, die an einem Amoklauf in ihrer Schule beteiligt gewesen sein soll. Fokus der Handlung ist dabei nicht der Amoklauf an sich, sondern die Auseinandersetzung mit der Frage nach dem "Warum"? Viele Fragen sind zu Beginn des Buches noch ungeklärt und werden erst nach und nach enthüllt.Die Handlung wird durch zwei Zeitstränge erzählt. Die Gegenwart schildert die Gerichtsverhandlung, durch die man als Leser*in sehr schnell erfährt, was Maja vorgeworfen wird. Der andere Zeitstrang beschäftigt sich mit der Vergangenheit von Maja, insbesondere durch den Zusammenhang mit Sebastian, der der Haupttäter im Amoklauf gewesen sein soll. Besonders die Schilderung von Majas Vergangenheit soll dazu beitragen, zu verstehen, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass ihr Freund Sebastian in der Schule um sich geschossen hat und Maja ihn dabei angeblich sogar unterstützt hat. Da Maja diejenige war, die Sebastian schliesslich erschossen hat, ist ihre Rolle in dem ganzen Amoklauf zu Beginn noch klärungsbedürftig und lässt viel Raum für Spekulationen offen.
Diese Ausgangslage fand ich sehr spannend und ich war sehr neugierig, mehr über die Motive hinter der Tat zu erfahren. Auch die Idee mit den verschiedenen Zeitsträngen fand ich sehr geschickt, um die Spannung aufrecht zu erhalten und den Leser*innen nur häppchenweise Informationen zu liefern, ohne die Schuldfrage vorab zu verraten. Doch so vielversprechend das alles zu Beginn noch war, im Mittelteil hatte das Buch allmählich einen Durchhänger und ich hatte sogar den Eindruck, dass der rote Faden abhandengekommen war. Man erfährt zwar, wie Maja Sebastian kennengelernt hat und dass er sie alles andere als gut behandelt hat, aber trotzdem hat mir bis zuletzt eine Verbindung zur Tat gefehlt. Es war nicht so, als hatte ich zu irgendeinem Zeitpunkt den Eindruck, als würde sich ein Motiv oder der Plan für den Amoklauf abzeichnen und als der Zeitpunkt der Tat schliesslich erreicht wurde, wusste ich nicht mehr als vorher - abgesehen davon, dass Sebastian (wer hätte es gedacht) psychische Probleme hatte und er Maja wie den letzten Dreck behandelt hat. Trotz all dem was er ihr angetan hat, blieb sie an seiner Seite, weil sie den impliziten Druck von aussen gespürt hat, dass sie ihn nicht verlassen und mit seinen Problemen allein lassen dürfe. Dieser Druck war für mich als Leserin aber überhaupt nicht spürbar. Es kommt ab und zu vor, dass sich in solchen dysfunktionalen Beziehungen eine Abhängigkeit des Opfers gegenüber dem Täter entwickelt, aber selbst die war für mich von Seiten von Maja zu keinem Zeitpunkt spürbar. Vielleicht lag das aber insgesamt auch einfach daran, dass der Schreibstil der Autorin wenig Emotionen rübergebracht hat und mir der Tiefgang der Charaktere gefehlt hat. Gerade bei Maja hatte ich das Gefühl, dass sie die ganze Zeit über gesichtslos geblieben ist. Sie hat innerhalb weniger Tage so viel durchgemacht, das doch bestimmt mal irgendeine Emotion hätte auslösen sollen: Ärger, Wut, Trauer, Schock, Angst... Aber davon kam absolut gar nichts bei mir an und die Erzählweise wirkte sehr nüchtern und gefühllos.
Insgesamt wirkte auf mich die Story am Ende nicht rund und teilweise sehr konstruiert. Nicht jedes Verbrechen lässt sich mit einem logischen Motiv erklären, aber hier hat mir die Verbindung der beiden Zeitebenen fast gänzlich gefehlt. Es ging sogar soweit, dass mich die Schilderungen aus Majas Vergangenheit stellenweise fast schon ein wenig gelangweilt haben, da für mich vieles nicht relevant für das eigentliche Thema des Buches war: Den Amoklauf.
2 Kommentare
Hallöchen =)
AntwortenLöschenIch hatte das Buch schon 2017 gelesen und muss sagen, dass ich wesentlich mehr begeistert war als du gerade =).
Der Schreibstil der Autorin hat mir richtig gut gefallen und ich habe einiges aus dem Aufbau der Geschichte für mich mitgenommen. Das Plädoyer am Ende war auch sehr spannend. Maja verliert sich in ihren Rückblicken zwar oft in Details, aber insgesamt hat es mir gut gefallen.
Wirst du denn auch die Serie schcauen?
LG
Anja
Hallo Anja :)
LöschenDas ist schön, wenn du dem Buch etwas mehr abgewinnen konntest, als ich. :) Ja, ich habe vor, die Serie demnächst anzuschauen. Das war auch meine Hauptmotivation, das Buch zu lesen, weil ich solche Vergleiche immer ganz interessant finde. Hast du die Serie schon gesehen? Wie findest du sie (im Vergleich zum Buch)?
Liebe Grüsse
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