[Rezension] Fröhlich Fasten

by - Juni 13, 2021

(© Argon)

Fröhlich Fasten
von Susanne Fröhlich
Gelesen von Susanne Fröhlich

Bewertung: ★★★☆☆

Nonfiction, Audiobook 
Spieldauer: 3 Stunden und 42 Minuten
Erscheinungsdatum: 03. Januar 2019
Verlag: Argon


Inhaltsangabe:
Jeder will es, kaum einer versteht es und noch weniger schaffen es wirklich. Fasten macht uns jünger, schlanker, gesünder und dynamischer - aber laugt es uns nicht auch aus? Sind wir nicht gereizt, wenn wir eigentlich vor Hunger die Kollegin samt Nachmittagskeks verschlingen wollen? Muss wirklich eine Darmspülung sein? Und wieviel Karottensaft kann man wirklich trinken, bevor man wie der Flamingo ganz rosa wird? Diesen Fragen und vielen mehr geht Susanne Fröhlich auf den Grund und führt ehrlich, kritisch und offen durch ihren Fastenalltag. Ein so kenntnisreiches wie amüsantes Tagebuch für jeden, der sich schon immer gefragt hat: Macht eine Fastenkur mein Leben wirklich besser?

Meine Meinung:

Dieses Hörbuch habe ich zufällig auf Spotify entdeckt, und da ich schon einmal einen anderen Selbstversuch der Autorin in Hörbuchformat zu einer nachhaltigen Lebensweise gelesen hatte, das mir sehr gut gefallen hatte, habe ich hier etwas Ähnliches erwartet.

Der Titel des (Hör-)Buches ist in diesem Fall selbsterklärend: Es geht ums (Heil-)Fasten. Autorin Susanne Fröhlich leidet seit Jahren an Rheuma und hat gelesen, dass Fasten einen positiven Einfluss auf das Rheuma haben soll, sodass sie sich kurzerhand dazu entschieden hat, das Fasten selbst auszuprobieren und eine mehrwöchige Fastenkur zu machen. Und an diesen Erfahrungen lässt sie uns in ihrem Buch teilhaben.

Leider hat mein anfängliches Interesse für das Thema des Hörbuchs sehr bald nachgelassen, denn obwohl die Autorin vorgängig ankündigt, dass es ihr beim Fasten fast ausschliesslich um ihr Rheuma geht (und der Gewichtsverlust - wenn überhaupt - nur ein netter Nebeneffekt ist), dreht sich letztendlich dann doch jedes Kapitel einzig und allein ums Abnehmen. In jedem Kapitel hält die Autorin fest, wie viele Gramm sie zum Vortag verloren hat und freut sich jedes Mal darüber, wenn die Waage wieder eine niedrigere Zahl anzeigt.
Während ich am Anfang noch versucht habe, darüber hinwegzusehen, hat mich dieser Themenfokus immer mehr gestört, denn es wurde deutlich, dass Fröhlich nicht das hält, was sie anfangs verspricht. Von Rheuma ist bis auf ein paar wenige Nebensätze ("und Schmerzen habe ich tatsächlich keine mehr") kaum die Rede, stattdessen freut sich die Autorin, als ihr Gewicht nach all den Jahren endlich mal wieder unter 70 Kilo fällt, denn wie sie selbst anfügt, kann sie sich beim Essen von fester Nahrung normalerweise einfach nicht mehr zurückhalten und - Zitat nach freier Erinnerung - sei sie nun auch zu alt, als dass sie denke, daran jemals noch etwas ändern zu können. Dieser Satz hat mich richtig wütend gemacht, denn ehrlich gesagt, ist das eine Standardaussage von Menschen, die es sich einfach machen wollen und schlichtweg zu faul sind, die Mühe auf sich zu nehmen, längerfristig etwas an ihrem (Ess-)Verhalten zu ändern. Man ist nie zu alt, um etwas zu verändern und festgefahrene Verhaltensmuster kann man auch nicht bis ins hohe Alter verändern - man muss es halt nur wollen. Und es wäre gut gewesen, wenn Fröhlich wenigstens so ehrlich gewesen wäre, zuzugeben, dass sie es nicht will. 

Dadurch, dass es hauptsächlich um Fröhlichs Gewichtsverlust geht und jedes verlorene Gramm erwähnt und gefeiert wird, haben sich die Kapitel mit der Zeit leider auch sehr redundant angehört. Die Autorin gibt zwar kurze Einblicke in das Thema Einläufe (ohne natürlich ins Detail zu gehen) und wie es für sie gewesen ist, während der Fastenzeit mit Freunden und Familie auswärts essen zu gehen, aber insgesamt hat sich doch gezeigt, dass der Inhalt des Buch letztendlich wenig Fleisch am Knochen hatte (haha! Wortspiel.). Die eigentliche Fastenkur endet auch etwa nach zwei Dritteln des Buches und das (vorläufige) Fazit fällt überraschend kurz und knapp aus, ohne wirklich differenziert auf die Erfahrungen einzugehen. Das fand ich für so einen Selbstversuch eher enttäuschend.
Und weil das Buch damit wahrscheinlich zu kurz gewesen wäre, wird am Ende dann noch ein Erfahrungsbericht einer späteren Fastenkur geschildert, die Fröhlich mit einer Gruppe von Menschen an einem Fastenkurort gemacht hat. Viel Neues kam meiner Meinung nach dabei aber nicht mehr dazu, sodass sich dieser Gruppenversuch wie eine künstliche Verlängerung des (Hör-)Buches angefühlt hatte.

Abschliessend muss ich leider sagen, dass mich dieses Buch leider eher enttäuscht zurückgelassen hat, wobei ich die Vermutung hatte, dass es nicht allein an der Autorin lag, sondern vielmehr daran, dass sie wahrscheinlich erst zu spät gemerkt hat, dass das Thema Fasten gar nicht so viel für ein Buch hergibt, wie sie erwartet hätte. Fröhlich selbst war mit ihrem Selbstversuch zufrieden. Ich fand es allerdings etwas fragwürdig, Fasten zur Gewichtsabnahme zu bewerben, denn es ist doch klar, dass man Gewicht verliert, wenn man über Wochen keine feste Nahrung mehr zu sich nimmt. Das bedeutet aber auch, dass man wieder an Gewicht zunimmt, sobald man wieder mit dem Essen beginnt. Und trotzdem war Fröhlich mit ihrem Gewichtsverlust so zufrieden, dass sie am Ende erzählt, dass sie jährlich eine solche Fastenkur durchzieht, um wieder die überschüssigen Kilos loszuwerden, die sie aufgrund ihres scheinbar schwer kontrollierbaren Essverhaltens, nach dem Fasten über Monate hinweg wieder anfuttert. Für mich eine sehr fragwürdige Taktik und ich kann nicht nachvollziehen, warum Fröhlich lieber solche restriktive Massnahmen auf sich nimmt (die hinsichtlich des Gewichts nur kurz- bis maximal mittelfristige Erfolge erzielen), statt ihr Essverhalten längerfristig auf eine gesunde Art und Weise zu verändern.

Fazit:

Die Autorin bewirbt eine Fastenkur im Selbstversuch machen zu wollen, da sie seit Jahren an Rheuma leidet und Fasten dagegen helfen soll. Eine interessante Hypothese, die sie aber sehr schnell aus den Augen verliert. Stattdessen dreht sich das Buch fast einzig und allein nur um ihren Gewichtsverlust und wie viel Gramm sie von Tag zu Tag verloren hat. Leider hält die Autorin damit nicht das, was sie anfänglich verspricht und das Thema Fasten wurde mir letztendlich zu einseitig beleuchtet, gerade weil Fasten eigentlich in erster Linie nicht als Diät beworben wird, sondern aufgrund vieler anderer scheinbarer positiver Effekte, die aber in diesem Buch hier kaum bis gar keine Erwähnung finden. Schade, aber für mich eher ein enttäuschendes Hörbuch, dem ich nur 2.5 Sterne vergeben kann. Es gibt sicher aufschlussreichere Bücher zum Thema Fasten.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    dass die Autorin dann letztlich kaum noch auf das Thema Rheuma, das sie ja Anfangs hervorgehoben hat, eingegangen ist, ist wirklich schade. Ich denke auch, dass viele fasten, um abzunehmen. Ich sehe das aber ähnlich kritisch wie du.

    Über das Jahr schlemmen und dann eine Fastenzeit einzulegen, um mit einem Mal schnell abzunehmen, sehe ich eher kritisch. Momentan mache ich, das muss ich leider zugeben, auch eher weniger Sport. Ich denke optimal ist es, sich auch mal was zu gönnen, aber auch regelmäßig Sport zu machen und sich grundsätzlich aber auch gesund zu ernähren.

    Ich wünsche dir einen schönen und sonnigen Abend.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ja, das war wirklich schade. Ich glaube, mich hätte es weniger gestört, wenn die Autorin von Anfang an klar benannt hätte, dass es um ihre Abnehmerfolge geht, anstatt um die Wirkung auf ihr Rheuma. Aber so wurden dann doch falsche Erwartungen geschürt...
      Für mich wäre Fasten als Diät-Methode auch nichts ;)

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