[Rezension] Die zwei Türme

by - Oktober 09, 2021

(© Der Hörverlag)

Die zwei Türme (Der Herr der Ringe #2)*
von J.R.R. Tolkien
Gelesen von Gert Heidenreich 

Bewertung: ★★★☆☆

High Fantasy, Audiobook 
Spieldauer: 18 Stunden 48 Minuten
Erscheinungsdatum: 13. Juni 2007

Verlag: Der Hörverlag

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. Das erste Hörbuch ist gratis.

Inhaltsangabe:
Der Bund ist zerbrochen und die Wege der Gefährten trennen sich. Nachdem Frodo und Sam, sich alleine auf den Weg zum Schicksalsberg machen, müssen Aragorn, Legolas und Gimli sich auf die Suche nach den beiden Hobbits Merry und Pippin begeben und treffen dort auf einen alten Wegbegleiter ...

Meine Meinung:

Erst vor kurzem habe ich den ersten Band der "Der Herr Ringe" Trilogie als Hörbuch gehört und war dementsprechend erstaunt, als mir hier plötzlich eine andere Erzählerstimme begegnet ist. Leider ist der begnadete Achim Höppner (der den ersten Band zu einem wahren Hörgenuss gemacht hat!) viel zu früh verstorben, sodass die Fortsetzungen von jemand anderem vorgelesen werden mussten. Und das war in diesem Fall Gert Heidenreich. Er musste damit in grosse Fussstapfen treten, und ich bin überzeugt, dass er sein Bestes getan hat, aber mir hat das Zuhören nur noch halb so viel Spass gemacht, wie beim Vorgänger. Heidenreich liest solide, aber auch irgendwie langweilig vor und hatte für mich (im Gegensatz zu Höppner) leider keinerlei Wiedererkennungswert.

Trotz dieser Kritik war es aber nicht die Wahl des Synchronsprechers, die dazu geführt hat, dass ich dem Buch nur drei Sterne vergeben habe, sondern vielmehr der Inhalt, der mich dieses Mal nicht überzeugen konnte. Nachdem sich die Gefährten zu Beginn dieses Buches aus unterschiedlichen Gründen in drei Gruppen trennen, wird die Handlung dementsprechend in diese drei Handlungsstränge unterteilt. Anders als im Film, werden sie allerdings nicht parallel, sondern nacheinander erzählt, was die Story stellenweise ziemlich träge und langatmig gemacht hat.
Der Beginn macht die Suche von Aragorn und Co. nach den entführten Hobbits Merrin und Pippin, die im Wald auf Baumbart treffen. Sosehr ich Baumbart im Film auch liebe, hier zieht sich das Gespräch mit ihm und den restlichen Ents so in die Länge, dass ich mir richtiggehend herbeigesehnt habe, es möge doch endlich etwas passieren.
Und als dieser Teil abgehakt war und sich die übrig gebliebenen Gefährten dann endlich zum König von Rohan aufmachen, hatte ich grosse Hoffnungen in diesen zweiten Handlungsstrang, denn die Schlacht in Helms Klamm war und ist bis heute eine meiner absoluten Lieblingsfilmszenen, die ich damals im Kinosaal vor Spannung fast nicht ausgehalten habe. Im Buch verläuft das Ganze aber überraschend anders, als ich es vom Film gewohnt war - was grundsätzlich nichts Schlechtes sein muss -, aber hier dazu geführt hat, dass die Storyline um Théoden und die angekündigte Schlacht sehr unspektakulär abgelaufen ist, sodass ich mich am Ende enttäuscht gefragt habe: Wie?! Das war es jetzt? Nachdem ich mir gefühlt stundenlang Gespräche zwischen sprechenden Bäumen anhören musste, wird eine eigentlich epische Schlachtszene so schnell und einfach abgehandelt?!
Ironischerweise hat mir der letzte und dritte Handlungsstrang mit Frodo, Sam und Gollum auf ihrer Reise schliesslich am besten gefallen. Ironisch ist es deshalb, weil ich diese Szenen im Film am langweiligsten gefunden habe. Hier war aber auch die meiste Ähnlichkeit zum Film spürbar, was vermutlich auch dazu beigetragen hat, dass mir die Szenen so gut gefallen haben.

Alles in allem muss ich sagen, dass Peter Jackson ein fantastisches Händchen dafür bewiesen hat, aus dieser Buchvorlage einen Film zu kreieren, der an Spannung, Action und dem richtigen Pacing kaum zu übertreffen ist. Besonders die Entscheidung, die Handlungsstränge parallel zu erzählen, hat dem Film gutgetan. Die Buchvorlage dagegen hat mich eher unbeeindruckt zurückgelassen. Tolkien verliert sich meiner Meinung nach zu sehr in Details, was auf Kosten der Spannung und des Erzähltempos geht. Das Hörbuch hat mir deshalb einiges an Geduld abverlangt. Und obwohl es fast 4 Stunden kürzer, als das Hörbuch des ersten Bandes war, hat es sich so angefühlt, als wäre es doppelt so lang als der Vorgänger.

Fazit:

"Die zwei Türme" hat nicht nur einen neuen Hörbuchsprecher bekommen, sondern auch einen neuen Erzählstil, der bei mir nicht punkten konnte. Die Gefährten werden in drei Gruppen getrennt, und die entsprechenden Handlungsstränge werden nacheinander erzählt, was neben dem eher langsamen Erzähltempo, stellenweise dazu geführt hat, dass die Story langgezogen und zäh wirkt. Peter Jacksons Verfilmung gefällt mir dieses Mal tatsächlich um Längen besser, als Tolkiens Buchvorlage, weshalb ich nur 3 Sterne vergeben kann.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    wie bereits erwähnt, liegen die Bücher bei mir schon seeehr weit zurück. Daher kann ich mich auch nur noch grob an Details erinnern. Ich weiß aber noch, dass ich während des zweiten Bandes eine längere Lesepause eingelegt habe. Vermutlich aus den Gründen, die du hier aufführst. Es gab einige langatmige Stellen.

    Das mit dem Sprecher ist wirklich ärgerlich. Ich hatte mal eine Hörbuchfassung vorliegen. Allerdings weiß ich nicht, von wem sie eingesprochen wurde. Ich erinnere mich, dass die Hintergrundmusik alleine schon sehr einschläfernd war und auch die Erzählstimme nicht gerade Elan vermittelt hat.

    Ich bin deiner Meinung: Die Filmemacher haben die Story sehr gut wiedergegeben.

    Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Sonntag.

    Liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Ja, das mit der Lesepause kann ich gut nachvollziehen. Ich musste mich auch zum Weiterhören zwingen. :D

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