[Rezension] Prison Healer - Die Schattenheilerin

by - Juli 02, 2023

(© Loewe)

Die Schattenheilerin* (Prison Healer #1)
von Lynette Noni

Bewertung: ★★★★☆

YA Fantasy, 504 Seiten
Erscheinungsdatum: 09. Februar 2022
Verlag: Loewe


*Digitales Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den Verlag.

Inhaltsangabe:
Seit ihrer Kindheit lebt die siebzehnjährige Kiva in Zalindov, dem brutalsten Gefängnis von Wenderall. Als Heilerin kümmert sie sich um alle Insassen. Doch um die Rebellenkönigin zu retten, muss Kiva nicht nur herausfinden, woran Tilda erkrankt ist, sondern sich auch an ihrer Stelle dem Elementarurteil unterziehen: vier Prüfungen, die Tildas Schuld oder Unschuld beweisen sollen. Besteht Kiva, sind beide frei. Sollte sie scheitern, wird nicht nur die Rebellenkönigin sterben …

Meine Meinung:

Dieses Buch stand schon lange auf meiner Leseliste und ich habe so lange gebraucht, diesen ersten Band zu lesen, dass inzwischen auch die beiden Fortsetzungen der Trilogie auf Deutsch erschienen ist - etwas, das mir jetzt definitiv zugutekommt. Warum das so ist, verrate ich am Ende Rezension.

Im Buch wird die Geschichte der 17-jährigen Kiva erzählt, die vor vielen Jahren gefangen genommen wurde und seither als Heilerin in Zalindov lebt, einem gefährlichen Gefängnis voller Verbrecher:innen.
Eines Tages wird Kivas Leben auf den Kopf gestellt, als die berühmt-berüchtigte Rebellenanführerin Tilda gefangengenommen wird. Aufgrund ihrer Rolle im Rebellenkrieg soll Tilda jedoch nicht als normale Gefangene behandelt werden, sondern muss sich dem Elementarurteil unterziehen, bei dem die Gefangene vier Prüfungen - entsprechend den vier Elementen - bewältigen muss. Das Problem dabei? Kein:e Teilnehmer:in hat diese Prüfungen bisher überlebt. Und da Tilda seit ihrer Gefangennahme kaum ansprechbar ist, scheint ihr Schicksal damit besiegelt zu sein - wenn da nicht Kiva wäre. Denn diese meldet sich kurzerhand freiwillig dafür, die Prüfungen stellvertretend für Tilda anzutreten, wenn auch nicht ganz aus uneigennützigen Gründen.
Da für das Bestehen der Prüfungen jedoch magische Fähigkeiten notwendig sind, die Kiva nicht besitzt, hat sie damit gerade ihr Todesurteil unterschrieben...

Ich habe mich vor dem Lesen ehrlich gesagt gar nicht so sehr mit dem Inhalt des Buches beschäftigt und war erstaunt, wie leicht es mir fiel in die Geschichte und die Gefängniswelt hineinzufinden.
Die Atmosphäre im Gefängnis habe ich als sehr bedrückend empfunden, denn stellenweise haben mich die Abläufe dort sehr an Konzentrationslager aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert, wenn auch dem Genre entsprechend in etwas abgeschwächter Form.
Obwohl die Handlung die ganze Zeit über an ein und demselben Schauplatz spielt, hat die Story ordentlich Tempo und ich war positiv überrascht, dass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, dass sie ihre Längen aufweist. Die Autorin hat einen sehr flüssigen und einnehmenden Schreibstil und es gelingt ihr, die Spannung während des ganzes Plots (mal mehr und mal weniger) aufrechtzuerhalten.
Was ich jedoch als Kritikpunkt ankreiden muss, ist, dass es natürlich das ein oder andere Trope gab, dass für das YA Fantasy typisch ist und mich dementsprechend an andere Bücher aus dem Genre erinnert hat. Ausserdem gab es für meinen Geschmack etwas zu viele Deux Ex Machina Momente, ohne die Kiva nicht einmal die erste Prüfung überlebt hätte, was ich letztendlich als sehr konstruiert und unglaubwürdig und auch ein bisschen als bequem von der Autorin empfunden habe.

Obwohl sich hunderte von Menschen in diesem Gefängnis befinden, fokussiert sich die Autorin in ihrer Erzählung auf eine Handvoll Charaktere, sodass es mir leicht gefallen ist einen Überblick zu gewinnen. Im Vordergrund steht natürlich vor allem Protagonistin Kiva, aus deren Sicht wir die Handlung erzählt bekommen. Sie hat jede Menge gute Seiten, aber so richtig warm bin ich während des Lesens mit ihr nicht geworden, denn ich fand es etwas schade, dass sie in der Handlung immer wieder von anderen Personen im Gefängnis gerettet werden musste und sonst wahrscheinlich keine Sekunde überlebt hätte. Da hätte ich mir eine etwas stärkere, weibliche Hauptfigur gewünscht. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Bei den Nebencharakteren sticht vor allem ihr bester Freund Tipp heraus, der noch ein Kind ist und dadurch einen unglaublichen liebenswerten Sidekick abgibt, der manchmal etwas unbeholfen ist, aber nicht nur bei Kiva, sondern auch bei mir einen ganz starken Beschützerinstinkt ausgelöst hat.
Daneben bleiben noch Jaren zu erwähnen, der zu Beginn des Buches als Neuankömmling ins Gefängnis stösst und bei dem direkt klar ist, dass er als Love Interest dienen soll - was halt typisch YA Fantasy ist. Doch ich muss der Autorin zugutehalten, dass sich die vermeintliche Liebesgeschichte nur zart und unscheinbar im Hintergrund abspielt, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Spannung im Buch spitzt sich mit jeder weiteren Prüfung zu und am Ende wartet ein fulminanter Showdown auf die Charaktere und uns Leser:innen, der eine spektakuläre Flucht zur Folge hat, denn es ist klar, dass nicht die ganze Handlung der Trilogie in diesem einen Gefängnis spielen kann.
Und gerade als ich damit gerechnet hatte, dass alle Geheimnisse aufgedeckt wurden, wartet die Autorin auf der allerletzten Seite plötzlich mit einem überraschenden Plot Twist auf, den ich tatsächlich nie und nimmer vorhergesehen hätte und mich absolut sprachlos und mit offenstehendem Mund zurückgelassen hat. Diese Enthüllung war aber nicht nur überraschend, sondern hat einige meine oben erwähnten Kritikpunkte etwas besser erklärt und dadurch abgemildert. Durch den Plot Twist endet der Reihenauftakt natürlich mit einem fiesen Cliffhanger und genau deshalb kommt es mir nun zugute, dass die Fortsetzungen bereits erschienen ist, denn ich muss einfach wissen, wie Kivas Geschichte nach dieser Enthüllung weitergeht.

Damit hat die Autorin einen absolut gelungenen Abschluss für diesen ersten Band geschaffen. Das war eines der besten Enden, das ich je in einem Young Adult Buch gelesen habe.

Fazit:

"Die Schattenheilerin" ist der Reihenauftakt einer YA Fantasy Trilogie, das in einem Gefängnis voller Verbrecher:innen spielt und damit einen einzigartigen Schauplatz schafft, das das Buch von anderen Büchern aus dem Genre abhebt. Der Plot ist voller guter und böser Charaktere, Magie und beinhaltet einen spannenden Rebellenplot, der mich die ganze Zeit gut unterhalten konnte. Das Ende wartet dann mit einem actiongeladenen Finale auf, bei dem ein Plot Twist enthüllt wird, der einem gar nichts anders übriglässt, als zu Band 2 zu greifen. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte erhält dieser Reihenauftakt 4 Sterne und eine Leseempfehlung von mir.

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9 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,

    ich habe mich so gefreut, dass dir diese Geschichte dir auch so gut gefallen hat, wie es bei mir der Fall war.

    Ich mochte an dieser Geschichte ganz besonders das interessante Setting. Aber auch die Figuren haben mir sehr gefallen. Dass du dein Herz an Tipp verloren hast, kann ich nur zu gut verstehen.

    Ich muss sagen, dass es mir bei diesem Buch sogar sehr gefallen hat, dass Kiva eher verletztlich dahergekommen ist und sich eben nicht so einfach aus jeder Situation selbst befreien konnte. Gerade das hat zu einigen sehr spannenden Szenen geführt, wie ich finde.

    Ich bin sehr gespannt, was du zu den Folgebänden der Reihe sagen wirst. Versprechen kann ich dir, dass es in jedem Band eine neue Nebenfigur gibt, die besonders ins Licht gerückt wird und die man einfach ins Herz schließen muss.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hallo Tanja

      Oh, wie schön, dass du die Reihe auch kennst! Dann teilen wir jetzt doch mal eine ähnliche Meinung und ich fühle mich wegen Gameshow etwas weniger schlecht. :D

      Also Kivas Verletzlichkeit hat mich auch nicht gestört, eher der Umstand, dass ihre Szenen dann oft etwas von "Damsel in the Distress" hatte, auf das ich spätestens seit Bella Swan in Twilight allergisch reagiere. :D Ich fand die Rettungen durch die anderen Person aber meistens sehr konstruiert, auch wenn am Ende dann zum Glück eine Erklärung geliefert wird, die das alles etwas nachvollziehbarer machen. Dennoch war mir das zu viel Deus Ex Machina. Zufälligerweise war gerade immer jemand zur rechten Zeit am rechten Ort. :'D
      Aber das ist Jammern auf hohem Niveau! :)

      Und dein Ausblick auf die Fortsetzungen freuen mich sehr. Ich habe ungefähr einen Viertel des zweiten Bandes gelesen und war schon positiv überrascht, wie viel neue Nebencharaktere auftauchen und dafür sorgen, dass die Geschichte interessant bleibt. Ich habe ja schon eine Vermutung, wen du meinen könntest (ein Charakter hat mich bisher nämlich sehr amüsiert :D), aber mal schauen, ob ich damit richtig liege. :))

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    2. Hallo liebe Mel,
      ich finde es lustig, dass wir beide jetzt scheinbar ein schlechtes Gewissen haben. Ich habe jedenfalls auch eins, da ich dir immer so in vollen Zügen vorschwärme und dann ist die Geschichte für dich doch eine Enttäuschung. Das möchte ich natürlich nicht. Andererseits haben wir durch die unterschiedlichen Ansichten natürlich auch einen guten Stoff für Diskussionen über die jeweiligen Bücher :o)))

      Verletzliche Charaktere mag ich ja irgendwie. Ich verstehe aber gut, dass du diesen Part nicht so gerne magst. Den Kiva-Bella-Vergleich fand ich interessant. Darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen :o)

      In Band 2 hatte ich zwei Lieblingsnebencharaktere. Ich bin gespannt, wie sich das bei dir verhält. Darüber müssen wir dann unbedingt sprechen! Magst du mir schon den Namen des Charakters verrten, der dich amüsiert hat?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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    3. Sorry für meine späte Antwort, ich war jedoch im Urlaub und hatte keine Zeit fürs Internet und fürs Lesen schon gar nicht.

      Durch die Pause sind mir die Charaktere nicht mehr ganz so präsent, aber ich meinte damit Carson :) Welches waren denn deine beiden Lieblingscharaktere?

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  2. Hallo Mel,
    das Buch liegt auch sehr weit oben auf meinem SuB und sollte eigentlich schon längst gelesen sein. Leider bin ich bisher nicht dazu gekommen, habe es aber eigentlich fest für dieses Jahr eingeplant. Dass man dann auch die anderen Bände direkt lesen könnte, empfinde ich auch als Vorteil ;) Dann muss man nicht lange warten, wenn man neugierig ist, wie es weitergeht.
    Ich bin gespannt, ob ich dann ähnliche Kritikpunkte haben werde wie du oder ob es mich nicht so störend wird, dass die Autorin es sich hier und da vielleicht ein wenig leicht macht, aus den Situationen wieder raus zu kommen. Kommt für mich dann immer ganz auf die Stimmung und den Lesefluss an, ob ich das als störend empfinde oder es trotzdem halt einfach reinpasst, auch wenn man es sicher auch anders hätte machen können.
    Danke für deine Einblicke, die mich definitiv noch neugieriger auf das Buch machen :)
    Liebe Grüße,
    Dana

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    1. Ja, ich neige dazu, dass Fortsetzungen bei mir endlos auf dem SuB versauern, wenn ich sie nicht unmittelbar nach dem Vorgänger lese, deshalb habe ich mir als Jahresvorsatz letztes oder vorletztes Jahr vorgenommen, dass ich ab sofort Reihen direkt lesen möchte. Bislang funktioniert das ganz gut. :)

      Ja, man kann natürlich auch gut über die Deus Ex Machina Momente hinwegsehen, das habe ich ja letztendlich auch gemacht und mich an der Geschichte als Ganzes dennoch erfreut. Aber fünf Sterne hätten es deshalb nicht werden können. :D

      Ich bin schon sehr gespannt, wie dir die Reihe gefallen wird!

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    2. Hallo Mel,
      das ist auf jeden Fall ein guter Vorsatz, Reihen dann direkt zügig hintereinander zu lesen. Dann bleibt man dran, ist in der Handlung, die Erinnerungen sind frisch usw. ;) Ich weiß nicht, ob ich mir das wirklich vornehmen möchte, ich schätze nämlich, ich würde mich eh nicht daran halten. :D dafür habe ich auch zu viele angefangene Reihen, die bei mir auf dem SuB darauf warten, dass ich mich mal mit ihnen weiter beschäftige.

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  3. Hallo liebe Mel :)

    Es freut mich sehr, dass dich der erste Band der Trilogie bereits so mitreißen konnte - und natürlich drücke ich die Daumen, dass es dir beim zweiten und dritten Teil dann ganz genauso geht. Mir hat der Reihenauftakt damals auch sehr gut gefallen, besonders das interessante Setting. Ganz ohne typische YA-Tropes kommt das Buch nicht aus, aber dennoch ist die Idee erfrischend und hat mir viele schöne Lesestunden beschert!

    Liebe Grüße
    Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)

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    1. Ja, der zweite hat mir fast genauso gut gefallen, wie der erste. Leider habe ich vor meinem Urlaub keine Zeit mehr für eine ausführliche Rezension gefunden und nur eine Kurzmeinung bei Goodreads verfasst. Und nun ist das Buch zu lange her, als dass ich noch eine detaillierte Rezension verfassen könnte, glaube ich. Inzwischen bin ich am Anfang des dritten Bandes. :)

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