[Rezension] Gameshow – Der Preis der Gier
(© FISCHER Sauerländer) |
Der Preis der Gier* (Gameshow #1)
von Franzi Kopka
Bewertung: ★☆☆☆☆
YA Dystopia, 432 SeitenErscheinungsdatum: 29. März 2023
Verlag: FISCHER Sauerländer
*Digitales Rezensionsexemplar von Netgalley. Dank an den Verlag.
Inhaltsangabe:
2126, New London: Als die siebzehnjährige Cass in die niedrigste Klasse der Gesellschaft verstoßen wird, weiß sie, dass es nur einen Weg gibt, dieser Hölle zu entkommen: Sie muss es in die nächste Gameshow schaffen. Wer an der Gameshow teilnimmt, kann ein Ticket nach ganz oben gewinnen – oder bezahlt die Chance mit dem Leben. Cass bekommt unerwartet Hilfe von Jax, dem besten Gamer in der Arena. Die beiden werden Verbündete im großen Spiel um ihr eigenes Leben und gesellschaftlichen Aufstieg. Doch ihr Deal und auch ihre Gefühle füreinander beruhen auf einer Lüge, die alles, was sie sich gemeinsam erkämpft haben, zum Einsturz bringen könnte.
Meine Meinung:
Obwohl Dystopien nach wie vor zu meinen Lieblingsgenres gehören, habe ich schon länger kein Buch mehr in diesem Bereich gelesen, bis mir vor kurzem "Gameshow" empfohlen wurde, für das ich mich ohne Vorwissen (und überhaupt den Klappentext gelesen zu haben) direkt spontan für ein Leseexemplar beworben habe. Und leider war das dieses Mal wohl ein Griff ins Klo...Doch fangen wir zunächst mit dem Positiven an und das ist das absolut atemberaubende Cover, das sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und ein wahrer Blickfang ist. Es sieht wahnsinnig hochwertig aus und hat mich direkt neugierig auf den Inhalt des Buches gemacht.
Und mit dem Stichwort "Inhalt" wären wir auch schon bei den Kritikpunkten, denn der Inhalt konnte mich bedauerlicherweise überhaupt nicht überzeugen. Und das lag in erster Linie daran, dass ich beim Lesen richtiggehend schockiert war, wie dreist die Autorin hier eigentlich wohl die berühmteste Dystopie des letzten Jahrzehnts kopiert hat: Die Hunger Games.
Vielleicht wäre ich weniger überrascht gewesen, wenn ich mir die Inhaltsangabe vor dem Lesen angesehen hätte, aber der Einstieg in Gameshow ist bei mir wirklich sauer aufgestossen, weil ich den Eindruck hatte, ich wäre wieder in Panem gelandet. Und dabei will ich dem Buch nicht mal vorhalten, dass es Ähnlichkeiten mit der berühmten Bestseller-Trilogie gibt, denn es gab in den letzten Jahren einige Bücher aus dem Dystopie-Genre, die sich offensichtlich durch das berühmte Werk haben inspirieren lassen. Aber was hier teilweise 1:1 kopiert wurde, ist an Dreistigkeit wohl nicht zu überbieten: Angefangen bei dem Plot, der wirklich absolut gar keine Innovation aufweist, denn es geht darum, dass unsere jugendliche Protagonistin unfreiwillig als Teilnehmerinnen einer Gameshow teilnehmen muss, bei der es um Leben oder Tod geht. Na, klingelt da was? Dabei hat die Autorin zu allem Übel noch die gleichen Begriffe wie Suzanne Collins verwendet, wie etwa Gameshow vs. Hunger Games oder Die Protagonistin Cass vs. Ka(tni)ss, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die Games spielen natürlich in einer Arena, auf die sich die Spieler:innen vorbereiten können, sich Teams bilden und man mit Sympathiepunkte höhere Wetteinsätze gewinnen kann. Also exakt so, wie die Hunger Games ablaufen. Und natürlich gibt es auch Distrikte - äh Entschuldigung - ich meine natürlich gesellschaftliche Einteilungen nach Farben, denen die jeweiligen Bewohner New Londons angehören.
Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie so ein dreister Abklatsch es geschafft hat, einen Verlag zu finden? Das Buch kann eigentlich fast schon als Plagiat bezeichnet werden, was mich unfassbar enttäuscht - und, wie man der Rezension anmerkt, auch wütend gemacht hat.
Ich habe das Buch auch bloss zu Ende gelesen, weil ich es auf Spotify als Hörbuch gefunden und es so nebenbei hören konnte. Und ich wollte meine Meinung nicht vorschnell bilden und bis zum Ende durchhalten, um meiner Bewertung mehr Gewicht geben zu können.
Bedauerlicherweise hat sich mein Standpunkt mit fortlaufender Geschichte jedoch nicht verbessert, sondern durch die Häufung an Kritikpunkten eher noch verschlechtert.
Abgesehen von der geklauten Idee, konnte nämlich auch das Worldbuilding überhaupt nicht überzeugen. Im Gegensatz zu Panem, habe ich bis zum Schluss nicht begriffen, wie diese Welt in New London genau funktioniert, und die Autorin macht sich auch keine Mühe, irgendwelche Erklärungen zu liefern. Ausserdem hatte ich zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass wir uns im Jahr 2126 befinden, denn die Techniken aus dem Buch haben eher wie aus der aktuellen Gegenwart gewirkt.
Auch die Charaktere konnten mich überhaupt nicht überzeugen, neben unserer langweiligen Protagonistin Katniss - äh sorry - ich meine Cass, die eigentlich gar keinen aktiven Part in der Handlung übernimmt, sondern von allen Nebencharakteren durch die Handlung geführt und in die richtige Richtung gewiesen werden muss, blieben die ganzen Nebencharaktere absolut blass und gesichtslos. Selbst Cass' Insta Love Interest Jax scheint keinerlei Persönlichkeit zu besitzen, ausser, dass er halt ein Love Interest ist. Charaktertiefe, Stärken, Schwächen oder irgendwelche Eigenheiten, die den Personen Wiedererkennungswert geben, sucht man hier vergeblich.
Der Schreibstil ist sehr simpel gehalten und leider bleibt die Story absolut spannungsarm. Im Mittelteil befindet sich unsere Protagonistin Cass sehr lange Zeit im Camp der No Clans und während dieser Zeit passiert eigentlich rein gar nichts, bis dann endlich das langersehnte (Hunger) Game losgeht, das jedoch wenig überraschend hinter den Erwartungen zurückbleibt, und weder Action, noch Spannung bereithält.
Man kann also abschliessend festhalten, dass mich der Inhalt auf ganzer Linie enttäuscht hat.
6 Kommentare
Hallo liebe Mel :)
AntwortenLöschenWie schade, dass dir das Buch so wenig gefallen hat, man kann deine Wut & Enttäuschung förmlich aus deiner Rezension herauslesen. Abdas macht es eben so interessant, dass die Geschmäcker verschieden sind und nicht jede Geschichte den Geschmack aller Leser:innen trifft! Ich bin ebenfalls ein großer Fan von Dystopien und habe mich gut unterhalten gefühlt, wenngleich natürlich auch mir die starken Parallelen zu Panem aufgefallen sind. Trotzdem hat mir "Gameshow" Spaß gemacht und ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe.
Liebe Grüße
Lisa von Prettytigers Bücherregal (Blog & Instagram)
Ja, absolut. Schön, dass dir das Buch besser gefallen hat und du dich trotz Ähnlichkeiten (um es mal milde auszudrücken *hust*) zu Panem auf die Geschichte einlassen konntest. :)
LöschenHallo liebe Mel,
AntwortenLöschenohhh nein! Ich habe so gehofft, dass du Gameshow lieben würdest. Ich habe diesen Auftakt quasi verschlungen und fand ihn auch unglaublich spannend. Die Parallelen zu den Tributen sind mir auch aufgefallen. Aber gerade das hat mir hier eben auch gefallen. Ich habe es so empfunden, dass die Autorin eben doch ihr eigenes Ding daraus gemacht hat.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob wir uns unter meiner Rezension über das Buch unterhalten haben. Es täte mir wirklich Leid, wenn ich dich mit meiner Begeisterung angesteckt und dir das Buch dann eben so gar nicht gefallen hat. Irgendwie haben wir es da momentan aber auch ein wenig mit. Ich denke nur an LifeL1k3 ... :o)
Liebe Grüße
Tanja
Ja, beim Schreiben tat es mir so leid, wenn ich an dich gedacht habe, weil ich wusste, dass du gehofft hast, dass mir die Geschichte gefallen wird. Tatsächlich bin ich auf Empfehlung von dir auf das Buch gestossen, aber es muss dir absolut nicht leidtun, denn bei Empfehlungen für Dystopien bist du bei mir goldrichtig. Du konntest ja nicht wissen, dass mich die Parallelen zu den Hunger Games so wütend macht :D. Das wusste ich vorher auch nicht. haha.
LöschenAber schön, dass dich die Geschichte mehr abholen konnte. Du hast aber keine Rezension zu dem Buch geschrieben oder? Ich hab nach Beendigung auf deinem Blog nach dem Titel gesucht, aber keine Suchergebnisse gefunden, weil ich dir einen Kommentar hinterlassen wollte. :)
Liebe Grüsse
Mel
Huhu Mel,
Löschenfür einen Moment war ich geschockt, als ich gelesen habe, dass du zu dem Buch keinen Rezension auf dem Blog entdeckt hast. Ich dachte schon, ich hätte es verträumt, sie einzustellen. Aber es gibt sie doch :o) https://der-duft-von-buechern-und-kaffee.blogspot.com/2023/04/durchgelesen-gameshow-der-preis-der-gier.html
Es tut mir dennoch sehr Leid. Gerade, wenn ich so begeistert von einem Buch bin, möchte ich natürlich, dass andere dieses Gefühl beim Lesen auch empfinden. Wenn es dann nicht funktioniert und das auch noch auf eine Empfehlung von mir hin ... das ist mir schon unangenehm. Aber die Geschmäcker sind nun mal verschieden. Und jeder empfindet ja beim Lesen auch anders. Hat andere Gedanken, Assoziationen etc.
Ich hoffe, dass der nächste Tipp wieder ein Volltreffer wird :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Huch, das tut mir leid. Ich hab's eben noch einmal über die Suchleiste auf meinem Blog versucht, weil ich schon wieder an meinem Verstand gezweifelt habe, und ich glaube, ich habe den Fehler gemacht, dass ich Game Show mit einem Leerschlag eingegeben habe, statt dass ich es zusammengeschrieben habe. Deshalb wurde mir die Rezension nicht angezeigt. Aber dann schau ich sie mir jetzt gleich sehr gern mal an :) Danke für den Link!
LöschenUnd ja, kann ich verstehen, dass man natürlich bei einem Buch, das man mag, auch möchte, dass andere es auch mögen, gerade wenn man es weiterempfiehlt. Vielleicht klappt es bei der nächsten Empfehlung, dass wir zu einem ähnlicheren Urteil kommen. :)
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