Kompass ohne Norden

by - September 05, 2018

(© Amazon / Hanser Verlag)

Kompass ohne Norden*
von Neal Shusterman

Bewertung: ★★☆☆☆

YA Contemporary, 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 20. August 2018
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG 


*Rezensionsexemplar.

Inhaltsangabe:
Caden hält sich für einen normalen Jungen. Doch sein Verstand ist ein krankhafter Lügner, der sich auf fantastische Reisen begibt. Manchmal befindet Caden sich auf dem Weg zum tiefsten Punkt der Erde im Marianengraben, auf einem Schiff, auf dem die Zeit seitlich läuft wie eine Krabbe, verwittert von Millionen Fahrten, die bis in die finstere Vergangenheit zurückreichen. Und in der Realität lässt Cadens Verstand harmlose Dinge wie einen Gartenschlauch zur tödlichen Gefahr werden. Als die Grenze zwischen realer und fantastischer Welt verschwimmt, begreift Caden: In den Tagen der Bibel hätte er vermutlich als Prophet gegolten, doch heute lautet die Diagnose: Schizophrenie.(© Amazon / Hanser Verlag)

Meine Meinung:

Auf dieses Buch bin ich aus den folgenden Gründen aufmerksam geworden: Der Autor, das Cover und die Thematik – und zwar in genau dieser Reihenfolge.
Neal Shusterman hat sich mit seiner „Vollendet“-Reihe und später auch mit „Scythe“ einen Platz in der Riege meiner Lieblingsautoren geschaffen. Das Cover hat mich nicht nur neugierig gemacht, weil es aussergewöhnlich schön und ansprechend gestaltet ist, sondern weil es sich auch sehr von den bisherigen Büchern unterscheidet, die ich bisher von dem Autor gelesen hatte. Der Grund dafür hat sich dann spätestens aus der Inhaltsangabe ergeben: Statt einer weiteren Dystopie, hat sich Shusterman dieses Mal in ein neues Genre gewagt und schreibt über Schizophrenie. Mir wurde erst nach dem Vorwort bewusst, dass sein Sohn an einer psychischen Erkrankung leidet und er dadurch persönliche Erfahrungsberichte im Umgang mit einem Schizophrenen miteinfliessen lässt. Diese drei Komponenten konnten eigentlich nur eines bedeuten: Das Buch muss einfach gut werden.

Voller Neugierde und Tatendrang habe ich das Ebook begonnen, musste aber sehr bald feststellen, dass meine anfängliche Euphorie schnell nachliess. Shusterman hat für dieses Buch einen ganz eigenen Erzähl- und Schreibstil gewählt, der dem Thema vermutlich mehr Authentizität verleihen sollte und den ich leider auch nicht genau in Worte fassen kann. Bei mir hat er leider nur zwei Sachen ausgelöst: Verwirrung und allmähliches Desinteresse.
Das Buch lässt sich in zwei Handlungsstränge einteilen. Die eine handelt von Cadens Realität, in der er durch seine Erkrankung immer wieder an seine Grenzen gerät und die andere spielt in einer Art Fantasiewelt, in der Caden ein Kapitän auf einem Schiff ist. Mit letzterem konnte ich leider überhaupt nichts anfangen, denn mir war nicht ganz klar, worauf Shusterman damit hinaus wollte. Ging es darum, die teilweise wirren Gedankengänge eines Schizophren-Erkrankten mit bildhaften Metaphern zu beschreiben oder verfolgte er damit irgendeinen anderen tieferen Sinn? Ich fand Cadens Fantasiereise als Kapitän einfach nur verwirrend, nichtssagend und dadurch leider auch gähnend langweilig. Irgendwann habe ich diese Kapitel eher übersprungen und mein Fokus auf das reale Erleben gelegt – denn das hätte in meinen Augen durchaus Potential für ein spannendes Buch gehabt. Shusterman gelingt es durch wenige Szenen zu beschreiben, wie der paranoide Verfolgungswahn eines Schizophrenie-Erkrankten aussehen kann. Caden hat nämlich das Gefühl, dass ihn ein Mitschüler umbringen will und wird deshalb in eine Therapie geschickt. Was für uns vermutlich absurd klingt ist für Patienten mit paranoider Schizophrenie leider eine (scheinbare) Realität. Leider hat dieser Umstand allein aber nicht ausgereicht, um mich bei Stange zu halten. Durch die ständigen Unterbrechungen der Kapitäns-Story und dem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil wurde ich immer wieder in meinem Lesefluss gestört. Ich musste mich sogar regelrecht zwingen, weiterzulesen… und als ich bei der Hälfte des Buches angekommen bin, habe ich mich entschieden, der Qual ein Ende zu setzen und das Buch abzubrechen. Vielleicht habe ich mir dadurch die Chance genommen, dass Shusterman am Ende eine Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen aufzeigt, die dem Ganzen etwas mehr Sinn verliehen hätten. Trotzdem hätte selbst das nicht mehr für eine bessere Bewertung meinerseits ausgereicht, denn dafür hat mir einfach der Zugang zu Caden und seiner Geschichte gefehlt.

Fazit:

Die Thematik ‚Schizophrenie‘ wäre interessant und wer sich für einen Schreib- und Erzählstil der etwas anderen Art begeistern kann, dem könnte dieses Buch durchaus gefallen. Meinen Geschmack hat Shusterman damit diesmal aber leider nicht getroffen, deshalb kann ich – so Leid es mir tut – auch nicht mehr als 2 Sterne vergeben. Die abgedroschene Phrase „Es liegt nicht an dir, sondern an mir“ beschreibt meine Bewertung aber abschliessend vermutlich am besten. Wer sich auf ein Buch der besonderen Art einlassen kann, dem kann ich „Kompass ohne Norden“ trotz meiner eher schlechten Bewertung empfehlen. Macht euch in diesem Fall einfach selbst ein Bild davon.

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3 Kommentare

  1. Hey!
    Ich kenne das Buch zwar nicht, aber ich kann gut verstehen, dass du es abgebrochen hast, wenn man sich schon fast quälen muss es weiter zu lesen. Ich breche Bücher dann auch ab, es ist ja sonst kein Lesevergnügen mehr. Für mich wäre das Buch wahrscheinlich auch nichts.

    Übringes, (ein sehr abrupter Themenwechsel :D) ich habe dich getaggt: http://themagnificenceofbooks.blogspot.com/2018/09/lieblingsgenre-tag.html
    Vielleicht hast du ja Lust und Zeit mitzumachen:)

    Liebe Grüße
    Sabrina

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    1. Hey Sabrina

      Vielen Dank für deinen Besuch bei mir. Ich werde gleich mal bei dir vorbeischauen und gucken, ob die Aktion etwas für mich ist :)

      Liebe Grüsse zurück ♥

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  2. Huhu, oh, schade, dass dir das Buch bzw die Erzählweise nicht zusagte. Ich bin ja auch seit seiner Vollendet-Reihe ein großer Fan von Neal Shusterman. Und ich mag Bücher mit solch ernsten (psychologischen) Lebensthemen sehr gern, von daher steht dieses Buch auch schon auf meiner Liste. Ich bin gespannt, wie es mir gefällt;)
    Liebe Grüße, Kathrin

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