Bis wir eins sind

by - Oktober 31, 2018

(© Amazon / MIRA Verlag)

Bis wir eins sind*
von Jodi Ellen Malpas

Bewertung: ★★☆☆☆

Erotica, 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 3. September 2018
Verlag: MIRA Taschenbuch


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den MIRA Verlag.

Inhaltsangabe:
Ein Blick, eine Berührung, ein verzehrendes Feuer. Und er fühlt es auch. In Jacks Armen erlebe ich eine Nacht ohne Hemmungen, ohne Gedanken an den Morgen. Danach allerdings trennen sich unsere Wege. Doch wenig später steht Jack wieder vor mir, und sofort erwachen in mir all die sinnlichen Erinnerungen. Aber dann offenbart er mir etwas Schockierendes: Er ist verboten für mich. Dennoch können wir uns einfach nicht voneinander lösen, egal, wie falsch es ist. Kann es für unsere Liebe eine Zukunft geben? (© Amazon / MIRA Verlag)

Meine Meinung:

Es ist schon eine gefühlte Ewigkeit her, seitdem ich meinen letzten Roman aus dem Erotik-Genre gelesen habe. Damals, als erotische Literatur dank Shades of Grey & Co. gerade einen Boom erlebt hatte, war ich auch sehr angetan von dieser Art von Geschichten und habe nahezu jedes gehypte Buch aus dem erotischen New Adult Bereich verschlungen. Irgendwann bin ich dem Genre aber dann überdrüssig geworden, denn seien wir ehrlich: Im Kern ähneln sich die einzelnen Bücher sehr und die meisten laufen fast immer nach Schema F ab. Ich habe mich irgendwann so genervt, dass ich Abstand von dem Genre gebraucht habe - bis heute. Als ich "Bis wir eins sind" entdeckt habe, hatte ich mal wieder Lust dem Genre eine Chance zu geben.

Leider kann ich meine Rezension nicht spoilerfrei erstellen, da meine Kritikpunkte sich auf Inhalte der Handlung beziehen, die verraten, um was eigentlich geht. Wer das Buch völlig unvoreingenommen beginnen will, sollte an dieser Stelle nun nicht mehr weiterlesen.

-- Achtung ab hier folgen Spoiler --

Das Buch beginnt mit einer Einleitung von der Autorin, in der sie darauf hinweist, dass ihr Buch sehr kontrovers ist und zu gespaltenen Meinungen führen könnte. Diese Ankündigung gepaart mit der ominösen Inhaltsangabe, hat mich sehr neugierig gemacht: Welches Thema hat sich die Autorin ausgedacht, das zu so vielen Diskussionen führen soll? Ich war mir sicher: Wenn sie schon so ein Geheimnis darum macht und immer wieder das Wort "Verboten" benutzt, dann muss es etwas ganz Besonderes und Aussergewöhnliches sein, das man lange Zeit nicht mehr vergessen würde.

Mit dieser Erwartung bin ich in das Buch gestartet. Es dauert auch nicht lange, bis die Protagonistin Annie auf Jack trifft. Die beiden lernen sich beim Weggehen kennen, als Annie bereits eine Menge Alkohol intus hat und sich dann zu einer heissen Nacht mit ihm hinreissen lässt. Die beiden haben, laut Annie, lebensverändernden Sex, der ihr noch tagelange Flashbacks beschert und sie vor Lust erschaudern lassen. (An dieser Stelle habe ich schon zum ersten Mal meine Augen verdreht, denn Sex kann gut sein, aber wie die Autorin das hier beschrieben hat, ist wohl eher Wunschdenken und war in meinen Augen sehr übertrieben dargestellt ;)).
Am nächsten Morgen schleicht sich Annie heimlich davon, im Glauben, dass es sich um einen One Night Stand gehandelt hat und sie Jack nie wieder sehen wird.
Natürlich weiss man als Leser, dass dies nicht der Fall sein wird und mein Gedankenkarussell ist bereits nach dieser ersten Nacht angesprungen: Was konnte aus diesem ONS entstehen, das so verboten ist? Ich hatte zwei Hypothesen: Die Autorin hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die beiden keine Kondome dabei hatten und sie so nicht gegen sexuell übertragbare Krankheiten geschützt waren. Ich dachte deshalb, dass Jack Annie vielleicht (wissentlich oder unwissentlich) mit HIV angesteckt hat und das im weiteren Verlauf zu einem wichtigen Thema werden könnte. Meine andere Hypothese war die, dass die beiden sich zwar nicht kennen, sich später aber herausstellt, dass sie irgendwie miteinander verwandt sind und ihre Liebe deshalb verboten ist. Beides hätte für mich nach der Ankündigung der Autorin Sinn gemacht. Beide Varianten wären sehr kontrovers und würden für jede Menge Diskussionsstoff sorgen.

Neugierig, ob sich meine Überlegungen bewahrheiten würden, habe ich weitergelesen. Wie erwartet, dauerte es nicht lange, bis sich Annie und Jack ein zweites Mal begegnen. Annie schmeisst eine Einweihungsparty in ihrer neuen Wohnung und lädt dazu auch verschiedene Arbeitskollegen ein, die sie durch ihren Beruf als Architektin kennt. Einer der Gäste ist ein Bauleiter eines ihrer neuen Projekte und wie sich zu Annies Überraschung herausstellt, handelt es sich dabei ausgerechnet um Jack. Noch während sie diese Erkenntnis trifft, stellt sich bereits heraus, was Jacks "riesiges ominöses Geheimnis" ist: Er ist verheiratet und bringt seine Frau mit an die Party. Ein Schock für Annie - für mich als Leserin leider überhaupt nicht. Ich sass da und dachte nur: DAS soll das grosse, verbotene Geheimnis sein? Darum macht die Autorin so ein Wirbel? Klar, fremdgehen ist scheisse, aber ich kann Fiktion sehr gut von der Realität trennen, sonst könnte ich wahrscheinlich keine Thriller mehr lesen. Fremdgehen ist allerdings so etwas Alltägliches, dass es mich nicht gerade vom Hocker gerissen hat.
Natürlich muss die Handlung dem englischen Originaltitel "Forbidden" (dt. "Verboten") gerecht werden, so dass klar ist, dass Jack und Annie es nicht bei dieser einen Nacht belassen können und ihre Affäre - obwohl sie "verboten" ist - fortführen.

Dadurch, dass mich diese "Enthüllung" nicht schockieren konnte, hat das Buch schon sehr früh mein Interesse verloren. Trotzdem habe ich mich bemüht, noch weiterzulesen und zu herauszufinden, was die Autorin aus dem Thema Fremdgehen gemacht hat. Und da folgte auch gleich die nächste, grosse Enttäuschung: Natürlich hat Malpas Jacks betrogene Ehefrau als die Böse hingestellt. Sie wird übertrieben psychisch labil dargestellt, mit einer Tendenz zur Alkoholabhängigkeit. Es ist nicht nur so, dass sie Jack schlecht behandelt, sondern auch immer wieder vor allen Leuten eine Szene veranstaltet und damit nicht nur ihn, sondern auch sich selbst blamiert. Das fand ich so klischeehaft und damit hat es sich die Autorin in meinen Augen zu leicht gemacht. Natürlich hat man mit einer Ehefrau, die so übertrieben unsympathisch dargestellt wird, fast kein Mitleid und fiebert mit, dass Jack in Annie hoffentlich eine neue Liebe findet, die ihn besser behandelt. Viel interessanter und kontroverser wäre es aber doch gewesen, wenn Jacks Exfrau gerade NICHT unsympathisch ist und man damit als Leser in ein moralisches Dilemma gerät. So war es aber relativ leicht, sich auf Jack und Annies Seite zu schlagen und auszublenden, dass es sich eigentlich um Fremdgehen handelt, denn es schwang indirekt ein bisschen die Botschaft mit: Jacks Ehefrau ist ein Miststück und hat es nicht anders verdient. Aber Guess What?! Die betrogene Ehefrau als Sündenbock hinzustellen legitimiert Fremdgehen nicht, denn selbst wenn sie psychisch labil ist und Jack wie Scheisse behandelt ist es NICHT ihre Schuld, dass er sie betrügt.

Das Ganze hat mich so genervt, dass ich die Handlung irgendwann nur noch quergelesen habe. Wie erwartet, geht es mit einem ewigen Hin und Her weiter. Jack schafft es nicht, sich von seiner Exfrau zu trennen und hat weiterhin mit Annie (und im späteren Verlauf auch wieder mit seiner Exfrau) Sex. Den Schluss habe ich mir geschenkt und auf Goodreads nachgelesen, wie die Story ausgegangen wäre - und als ich gelesen habe, was für haarsträubende Sachen da noch passieren, war ich froh, dass ich das Buch ungefähr nach der Hälfte abgebrochen habe.

Zum Schreibstil bleibt nicht so viel zu sagen. Das Buch liest sich unabhängig von der Handlung flüssig und die Sexszenen sind in meinen Augen allesamt auf eine 0815 Art geschrieben, wie man sie schon von zahlreichen anderen Büchern aus dem Genre kennt: Jeder Sex ist atemberaubend und beide kommen natürlich gefühlt jedes Mal zusammen zum Orgasmus. ;)

Fazit:

Insgesamt hat mir das Buch leider gar nicht gefallen. Einerseits fand ich, dass die Autorin mit dem Klappentext und ihrer Einleitung Erwartungen schürt, die dann nicht mal halb so schockierend eintreffen, wie angekündigt und andererseits greift sie bei dem von ihr gewählten Thema auf zahlreiche Klischees zurück, die bei mir nur zu einem Augenrollen geführt haben. Trotz all der Kritik vergebe ich dem Buch 2 Sterne, denn Fans des Erotik-Genres werden auch an diesem Buch ihre Freude haben. Es ist nicht so, dass es besonders schlecht wäre, es bietet in meinen Augen einfach nichts Neues und sticht aus der Menge nicht heraus. Wer Bücher mit vielen Sexszenen, einem ewigen Hin und Her und einem Ablauf nach Schema F mag, der ist hier gut bedient. Allen anderen rate ich von dem Buch ab. Ich werde zukünftig wieder einen weiten Bogen um das Genre machen, denn für mich ist erotische Literatur vermutlich einfach nichts (mehr).

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