[Rezension] Underground Railroad

by - Oktober 24, 2020

(© Hörbuch Hamburg)

Underground Railroad*
von Colson Whitehead
Gelesen von Helene Grass

Bewertung: ★★☆☆☆

Historical Fiction, Audiobook 
Spieldauer: 8 Stunden und 52 Minuten
Erscheinungsdatum: 21. August 2017

Verlag: Hörbuch Hamburg

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. Das erste Hörbuch ist gratis.

Inhaltsangabe:
Cora ist nur eine der unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht, doch wie und wohin? Caesar, ein Leidensgenosse, erzählt Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangen sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnen. Jeder Staat, den sie durchqueren, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet hinter der letzten Grenze wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

Meine Meinung:

Dieses Buch lag schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf meinem SuB und wurde mir im Zuge einer Lese-Challenge ausgesucht. Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht mehr wie es ursprünglich auf meiner Leseliste gelandet ist, denn Historical Fiction ist nicht unbedingt ein Genre, das ich oft lese. Nichtsdestotrotz war ich neugierig auf das Buch, da das Thema Rassismus ja leider immer noch brandaktuell ist und seine Ursprünge in der Sklaverei hat, die bei "Underground Railroad" zum Thema gemacht wird. Hinzu kommt, dass das Buch einen Pulitzerpreis gewonnen hat, was bei mir natürlich im Vorfeld dementsprechend hohe Erwartungen ausgelöst hat.

Da mein Lesestapel aktuell sehr gross ist, habe ich mich für die Hörbuchversion entschieden. Sehr bald habe ich aber festgestellt, dass mir der Einstieg ins Buch sehr schwergefallen ist. Der Schreibstil ist sehr nüchtern gehalten und hat dazu geführt, dass ich wirklich Mühe hatte, einen Zugang zu den Charakteren oder der Handlung zu finden. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Cora, wobei die Handlung immer mal wieder Zeitsprünge in die Vergangenheit macht, was es nicht unbedingt leichter gemacht hat, den roten Faden zu finden.
Cora durchlebt im Buch verschiedene schwierige Situationen, bei denen man ja eigentlich erwarten könnte, dass sie einen allein schon aufgrund des erschütternden Themas der Sklaverei emotional mitnehmen würde. Doch der Autor hat es doch tatsächlich geschafft, die Geschichte so distanziert und trocken zu schildern, dass ich mich - so leid es mir jetzt auch tut das zu sagen - schlichtweg gelangweilt habe. Meine Erwartung war nicht, dass er unnötig auf die Tränendrüse hätte drücken müssen, aber hier wurden keinerlei Emotionen rübergebracht. Und auch die Wahl der Sprecherin hat leider nicht dazu beigetragen, dass mich die Handlung mehr hätte fesseln können, denn auch sie liest leider eher gefühllos vor und hat auf mich fast schon desinteressiert gewirkt - das kann aber natürlich auch am Schreibstil des Autors liegen.

Lange Zeit habe ich mich durchgekämpft und gehofft, dass irgendwann ein Wendepunkt kommt, an dem es Klick macht und ich mit Cora und ihren Erlebnissen mitfühlen kann, aber leider blieb das bis zuletzt aus. Ungefähr ab der Hälfte habe ich dann nur noch mit halbem Ohr zugehört, aber ich wollte nicht einen weiteren Abbruch auf meiner Liste verzeichnen, deshalb habe ich versucht fast bis zum Schluss durchzuhalten. Gelohnt hat sich das am Ende leider nicht, denn die Handlung wurde bis zuletzt so distanziert erzählt, wie es auch zu Beginn der Fall gewesen ist. Und ich wundere mich wirklich darüber, dass dieses Buch einen Pulitzerpreis gewonnen hat, denn mich hat es auf ganzer Linie enttäuscht. Den zweiten Stern gab es von mir nur allein aufgrund des Themas des Buches, ansonsten hätte es bloss einen Stern von mir bekommen.

Fazit:

"Underground Railroad" erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die mithilfe eines geheimen Netzwerks versucht aus den Fängen der Sklaverei zu entkommen. Dieses interessante und bewegende Thema, sowie der Umstand, dass das Buch einen Pulitzerpreis gewonnen hat, haben bei mir hohe Erwartungen geschürt, die leider in keinster Weise erfüllt werden konnte. Der Schreibstil des Autors war so distanziert und nüchtern, dass er es doch tatsächlich geschafft hat, dass mich die ganze Handlung und die Charaktere absolut kaltgelassen haben. Es ist ihm zu keinem Zeitpunkt gelungen, irgendwelche Emotionen bei mir zu wecken - und das hat mich sehr enttäuscht zurückgelassen. Aufgrund des wichtigen Themas hat das (Hör-)Buch einen zweiten Stern von mir bekommen, aber eine Empfehlung kann ich dieses Mal leider nicht aussprechen. Da gibt es sicher deutlich bessere Bücher, die sich mit dem Thema Sklaverei befassen.

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4 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,

    ich muss zugeben, dass du mich mit der Inhaltsangabe des Buches sehr schnell neugierig aufs Buch gemacht hast. Rassismus ist nach wie vor ein aktuelles Thema, über das es nicht genug Bücher geben kann.

    Allerdings habe ich ein Problem mit Hörbüchern. Mir fällt es (leider) oft schwer da gedanklich am Ball zu bleiben. Für mich wäre dann also eh nur das Buch in Frage gekommen.

    Du hast nun aber geschrieben, dass die Geschichte doch sehr nüchtern erzählt wird. Wie verhielt es sich in dieser Hinsicht eigentlich mit der Sprecherin? Hat sie lebendig erzählt oder auch eher monoton?

    Ich finde es sehr schade, dass hier nicht mit mehr Höhen und Tiefen gearbeitet wurde. Das Thema bietet so viel Potential ...

    Ich danke dir für diesen Einblick in ein Buch, von dem ich bisher noch gar nichts gelesen habe.

    Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Sonntag und einen schönen Start in die neue Woche :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja

      Dein Problem mit Hörbüchern kenne ich gut, das geht mir leider auch oft so. Ich muss auch oft am nächsten Tag wieder zurückspulen, weil ich zwar weitergehört, aber nicht richtig zugehört habe. :D Ich hatte eigentlich auch eher vor, das Buch zu lesen, aber weil mir momentan dazu die Zeit fehlt, musste ich auf's Hörbuch zurückgreifen.

      Das mit der Sprecherin steht eigentlich schon in der Rezension ;) Da hatte ich erwähnt, dass auch sie leider eine eher monotone, gefühlsarme Erzählweise hat und das natürlich in Kombination mit dem distanzierten Schreibstil nicht gerade förderlich war, um mein Interesse zu wecken.

      Ich wünsche dir auch einen schönen Sonntag! :)

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  2. Hm, das überrascht mich wirklich. Ich habe das Buch im Original gelesen und es ist unglaublich. Für mich ein klares 5-Sterne-Buch. Ich habe die Übersetzung dann meiner Mutter geschenkt und sie mochte es auch sehr. Aber Bücher sind eben Geschmackssache. :)

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    1. Das kann ich verstehen, die Meinungen zum Buch sind sehr durchmischt ausgefallen. Ich dachte ja auch anfangs erst, dass es an mir liegen muss, dass mir das Buch nicht gefällt, aber dann habe ich auf Goodreads einige Rezensionen gelesen, die genau das wiedergegeben haben, was ich auch kritisiert hätte. Es ist wohl tatsächlich Geschmackssache.
      Aber bei Filmen, die einen Oscar gewinnen, geht es mir oft ähnlich, da verstehe ich am Ende auch nicht, warum das Buch einen Preis erhalten hat.
      Vielleicht lag es auch an der Hörbuchversion und ich wäre mit dem Buch besser klargekommen.

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