[Rezension] Meine wunderbare Frau

by - März 03, 2020

(© Goldmann Verlag)

Meine wunderbare Frau*
von Samantha Downing

Bewertung: ★★★☆☆

Psychothriller, 464 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. September 2019
Verlag: Goldmann


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Goldmann Verlag.

Inhaltsangabe:
Unsere Geschichte ist wie die von vielen anderen. Ich bin einer wunderbaren Frau begegnet. Wir haben Kinder bekommen und sind in die Vorstadt gezogen. Wir haben uns von unseren größten Träumen und unseren dunkelsten Abgründen erzählt. Und dann ist uns langweilig geworden. Wir sehen aus wie ein ganz normales Paar. Wir sind die netten Nachbarn, zu denen die Kinder zum Spielen kommen und die man gerne zum Essen einlädt. Aber wir haben ein Geheimnis, um unsere Ehe lebendig zu halten. Eine ganz besondere Vorliebe. Eine, die uns die Macht gibt, über Leben und Tod zu entscheiden ... (© Goldmann Verlag)

Meine Meinung:

Auf "Meine wunderbare Frau" bin ich aufgrund der vielen positiven Meinungen und guten Bewertungen auf Goodreads aufmerksam geworden. Das Buch ist ein Debütroman von Samantha Downing und erzählt die Geschichte eines Ehepaars, das ein etwas ungewöhnliches Eheleben führt. Um ihre Ehe aufregend zu halten, haben die beiden Eheleute nämlich irgendwann damit begonnen, Frauenmorde zu verüben - und ihren Spass daran zu finden.
Diese sehr frühe Enthüllung hat bei mir anfänglich eine Mischung aus Schock und faszinierendem Interesse ausgelöst. Man verfolgt die Geschichte durch die Augen des Ehemanns, dessen wahren Namen wir nie erfahren. Er befindet sich gerade auf der Suche nach dem neusten Opfer und gibt sich als einen Mann aus, der Tobias heisst und taub ist. Sobald er sich für eine Frau entschieden hat, plant er sie gemeinsam mit seiner Frau umzubringen. Und da sie ein Opfer von vielen sein soll, hat sich das Ehepaar einen gerissenen Plan überlegt, um einen potenziellen Täter zu kreieren, der die Spur von ihnen wegführt. Sie lassen einen ehemaligen Serienmörder wiederaufleben, der vor Jahrzehnten in derselben Vorstadt gemordet hat, aufgrund eines Formfehlers bei den Ermittlungen jedoch wieder auf freien Fuss gesetzt wurde. Seither ist dieser Serienmörder untergetaucht. Perfekt also, um so zu tun, als wäre der besagte Serienmörder zurückgekehrt und ihm die Schuld an den Morden in die Schuhe zu schieben.
Das Buch handelt allerdings nicht nur von diesen Morden, sondern zeigt auch einen Einblick in das Familienleben des Ehepaares. Die beiden haben zwei Kinder: Rory, einen Sohn im Teenageralter und eine etwas jüngere Tochter, Jenna. Beide Kinder fordern die Aufmerksamkeit ihrer Eltern auf eine ganz eigene Art. Während Rory sich aktuell in einer rebellischen Phase befindet und sich nachts heimlich zu seiner Freundin schleicht, leidet Jenna seit längerem an chronischen Bauchschmerzen. Als die Medien schliesslich verkünden, dass ein bekannter Serienmörder zurückgekehrt ist und einen neuen Mord angekündigt hat, kommt bei Jenna noch eine unsäglich Angst vor diesem Mann hinzu, der dazu führt, dass sie ein Messer mit sich trägt. Die Eltern geraten damit in ein Dilemma, denn einerseits wollen sie, dass es ihrer Tochter besser geht und andererseits sind genau sie der eigentliche Auslöser für die neu aufgekommenen Ängste von Jenna.
Dies alles führt dazu, dass der Ehemann sein Leben zwischen Familie und Morden jonglieren muss. Gleichzeitig hat er noch einige Geheimnisse vor seiner Frau, die er um jeden Preis verheimlichen will und zusätzliche Anstrengung verlangen, damit sie nichts davon erfährt.

Die Idee hinter dem Buch hat mich ein bisschen an "Gone Girl" erinnert, das ebenfalls die Geschichte eines Ehepaares erzählt, die nicht so sind, wie sie zunächst den Anschein machen. Was mir bei diesem Vergleich aber bei "Meine wunderbare Frau" gefehlt hat, waren die Einblicke in die Psyche der beiden Hauptcharaktere, die für mich wichtig gewesen wäre, um ihr Verhalten und ihre Mordlust zu verstehen. Mir hat sich bis zuletzt nicht ganz erschlossen, warum die beiden Spass am Morden finden und inwiefern das wichtig für ihr Eheleben ist. Dass die beiden einfach "nur" Psychopathen sind, reicht mir als mögliche Erklärung nicht, zumal sich das zumindest beim Ehemann beisst, der durchaus in seiner Vaterrolle fähig ist, Empathie zu empfinden. Gleichzeitig fand ich es sehr unglaubwürdig, dass einer der beiden irgendwann die Idee hatte: "Komm, lass uns doch jemanden umbringen" und der andere begeistert zugestimmt und mitgemacht hat? Aber scheinbar ist genau das hier passiert.
Durch diese fehlenden Hintergrundinformationen bleiben die Charaktere bis zuletzt sehr blass. Hier hätte man sicher mehr aus der Idee machen können, was die Handlungen der beiden Ehepartner für mich nachvollziehbarer gemacht hätte. 

Zwei Drittel des Buches befassen sich mit der Planung des neusten Mordes, sowie dem Vertuschungsversuchs des Ehepaares. Doch den beiden läuft ein Fehler und irgendwann droht ihr Lügengebilde zusammenzubrechen. Just als das passiert, wartet die Autorin mit einer überraschenden Wendung auf, dass eines der beiden Ehepartner in ein anderes Licht stellt. Und dieser Plot Twist kam genau zum richtigen Zeitpunkt, denn der Mittelteil des Buches begann mich allmählich zu langweilen, weil irgendwie nichts Nennenswertes passiert war. Der Schlussteil konnte mich dann wieder packen und ich wollte wissen, was für ein Ende sich die Autorin ausgedacht hat, nachdem ihre beiden Protagonisten in eine so prekäre Situation geraten sind. Und was soll ich sagen? Gerade der Schlussteil enthält einfach viele Logikfehler, die das Ende für mich insgesamt unglaubwürdig und konstruiert gemacht haben. Weil ich keine Spoiler verraten will, muss ich hier sehr vage bleiben, aber es gab viele Details, die bei genauerem Hinschauen einfach keinen Sinn ergeben haben. Und das hat mich etwas enttäuscht zurückgelassen.

Was den Schreibstil angeht, so merkt man deutlich, dass es sich um das Erstlingswerk der Autorin handelt. Die Erzählung ist sehr simpel und stellenweise eher oberflächlich gehalten. Dadurch liest sich das Buch sehr schnell, aber insgesamt hat mir dadurch leider auch die Charaktertiefe gefehlt. Hier ist sicher noch Luft nach oben.

Fazit:

"Meine wunderbare Frau" ist das Debüt von Samantha Downing, das Einblick in das Leben eines mordenden Ehepaares gibt. Die Idee erinnert ein bisschen an "Gone Girl", was mir durchaus gefallen hätte, leider hapert's es ein bisschen an der Umsetzung. Neben den vielen Logiklücken hat mir insbesondere der Tiefgang gefehlt, der die Abgründe der menschlichen Psyche unserer Protagonisten genauer beleuchtet hätte. Insgesamt eine gute Idee, deren Umsetzung und vor allem Auflösung am Ende sehr konstruiert und unglaubwürdig gewirkt hat. Für dieses Debüt gibt es von mir 3 Sterne.

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